Hallo,
Die einseitigen Sichtweisen, die Suche nach Schuldigen statt nach Lösungen, sind die zu Problemen führenden Verhaltensweisen. Zudem lassen sich Europäer von fremden Machtinteressen, die nicht deckungsgleich mit europäischen Interessen sein müssen, instrumentalisieren.
Unser Interesse besteht an der gewaltsamen Veränderung von Grenzen in Europa?
Ohne in den Geruch kommen zu wollen, ein „Putinversteher“ zu
sein, verstören mich doch einige Dinge:
- Putins Rede vor dem Bundestag - hat er da gelogen,
getäuscht?
http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/geschich…
Nein, aber bedauerlicherweise gab es seit der Rede Putins anno
2001 sehr unschöne Ereignisse, etwa den Irak-Krieg mit
Beteiligung europäischer Nato-Mitglieder.
Und den Tschetschenienkrieg ohne deren Beteiligung. Also 1:1?
- Liegen Horst Teltschik u.a. falsch, wenn sie sagen, „wenn der Westen damals mehr auf Russland/Putin eingegangen wäre, hätten wir heute deutlich weniger Probleme.“
Mit der Aussage trifft er ins Schwarze. Hier noch ein
Zeit-Interview mit Herrn Teltschik zum Thema:
http://www.zeit.de/2014/51/ukraine-russland-krise-ho…
Teltschik erläutert an Beispielen, wie Sicherheitspartnerschaft durch Geben und Nehmen funktionierte.
Das war konstruktives Handeln, nicht wie aktuell die vorhersehbar erfolglosen Sanktionen, mit denen neue Probleme geschaffen werden, ohne Vorstellung, wie man aus der Ratlosigkeit signalisierenden Nummer wieder herauskommt.
Ja , sieht ratlos aus. Aber sicher besser als hinnehmen und auf die nächste Aktion warten oder gar nach der Art Nehmen und Geben zu reagieren.
Von Zusagen, nach dem Ende der Sowjetunion würde sich die Nato nicht nach Osten ausdehnen, wollte bald nach 1990 keiner mehr etwas wissen.
?? Deutschland war doch schon vom 03.10.1990 an Mitglied der NATO. Da waren die Sowjets bzw. deren Nachfolger noch da. Diese angebliche Zusage einer Nichtausdehnung kann es also nicht gegeben haben.
Die Nato dehnte sich aus und keiner war sich zu schade, zu behaupten, man könne ja gar nichts dafür, war doch Wunsch der Neumitglieder.
War es etwa gar nicht?
So macht man Sicherheitspartnerschaft kaputt. Als die Nato nach Georgien und nach der Ukraine greifen wollte,
Das war so eine Art greifen wie die Annexion der Krim? Wie hatte die NATO danach gegriffen?
musste jeder wissen, dass man damit die Sicherheitsinteressen Russlands speziell auf der Krim direkt berührte.
Inwiefern wird denn Russland dadurch bedroht?
Bis heute ist es einflussreichen Kreisen in den USA offensichtlich vollkommen wurscht, ob Teile Europas destabilisiert werden; sie wollten Waffen in die Verfügungsgewalt eines Mannes geben, der verkündete, das Problem seines Landes werde nicht am Verhandlungstisch, sondern in den Schützengräben entschieden (O-Ton Poroschenkow).
Das war eine Feststellung der Lage. Das ist ungefähr, als würde er behaupten, dass ein teil seines Landes militärisch besetzt und anschließend annektiert worden wäre. Nicht schön, aber ist nunmal so.
Mit der gleichen Figur wurde über Freihandel und Assoziierung mit der EU gesprochen, aber nicht mit Russland. Das sind Dummheiten politischer Dilettanten oder vorsätzlich angerichtete Schäden von Leuten, die das friedliche Zusammenleben in Europa stören wollen.
Die EU hat schon lange mit Russland in dieser Richtung verhandelt und man ist sich schrittweise nähergekommen. Wer es nicht glaubt, mag mal nach dem Partnerschafts- und Assoziationsabkommen (ja heißt wirklich so) dem Konzept des Gemeinsamen Wirtschaftsraums googlen. Das verbietet es allerdings der EU nicht auch mit anderen Ländern zu verhandeln.
Es sind zu viele Idioten am Werk, die das Gedankengut des Kalten Kriegs noch nicht hinter sich gelassen haben, die immer noch in Kategorien von Gut und Böse denken, wo gegenseitiger Nutzen und Weiterentwicklung eines guten nachbarschaftlichen Verhältnisses nicht vorkommen.
Es ist zu befürchten, dass solche Pappnasen auf beiden Seiten sitzen. Keine Ahnung was Russland daran gehindert hat, partnerschaftliche Beziehungen zu Nachbarn wie den baltischen Staaten, der Ukraine oder Georgien aufzubauen. Möglicherweise lag es aber genau an dem Denken in alten Schablonen.
Zum Schluss noch dies: „Putin-Versteher“ wird gerne als blinde Putin-Unterstützung interpretiert.
Ich meine, dass es die Verwender so meinen, ganz egal wie es andere interpretieren.
Liegt aber neben der Sache.
In allen Bereichen, auch bei Verhandlungen über Persönliches oder Geschäftliches, ist eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg, Sichtweisen und Interessen der Gesprächspartner zu kennen und zu verstehen. Kenntnis und Verständnis sind etwas ganz anderes als Billigung.
Ja, das sind eben die Feinheiten der deutschen Sprache. Auch zwischen etwas verstehen und fü etwas Verständnis haben besteht ein Unterschied. Aber Für-Putins-Ansichten-Verständnishaber-und-alle seine-Aussagenglauber-und-sie-auch-dann-noch-Verteidiger-wenn-er-sich-selbst-inzwischen-anders-äußert ist einfach zu sperrig. Machen wir also den Vorschlag, in Zukunft je nach Intention Putin-Billiger und Putin-Ansichtenversteher zu verwenden. Zur Verteidigung möchte ich aber anmerken, dass mit Putin-Versteher immerhin vermieden wurde, von „den Russen“ zu reden und das ganze Volk in Mithaftung zu nehmen.
Grüße