Hallo Harald,
zumindest Adam kommt im Lukasevangelium vor:
"der war ein Sohn des Enos, der war ein Sohn Seths, der war
ein Sohn Adams, der war Gottes. " (Lk.3,38)
Ob es ihn jetzt gegeben hat oder nicht, ist eine andere
Diskussion.
Aber wenn es ihn nicht gegeben hat, wer ist dann der Vater von
Seth?
Und wie verhält es sich dann mit Jesu Abstammung?
Da kommen wir schnell zu der Frage, ob Jesus wirklich gelebt
hat.
Und was bleibt dann vom Christentum?
Ja, die Abstammung habe ich hier nicht erwähnt. Stimmt. Ich habe sie früher einmal in einem anderen Beitrag nebenbei erwähnt (als ein Teil neben dem Betlehemitischen Kindermord, der schon am Anfang des NT (Mt) als „fraglich“ erscheint). Es ging hier eigentlich um den von Jesus hergestellten Zusammenhang. Da das von mir nicht ausdrücklich hier erwähnt wurde, hast Du Recht. Ich halte von der Abstammungsherleitung nicht viel, aber das ist ein anderes Thema (es geht um die Gründe, warum dieser Stammbaum von den Verfassern hergeleitet wurde). Lukas hat im Gegensatz zu Mt den Stammbaum bis auf Gott zurückgeführt. Und da war nach Gott Adam. Es ist ja bekannt, was die Evolutionslehre dazu sagt. Ich möchte es dabei bewenden lassen (wie ich geschrieben hatte, auch im NT gibt es Ungereimtheiten). Jesus geht aber darauf nicht ein und nimmt nicht auf diesen Stammbaum Bezug.
Paulus schreibt aber von Adam:
"Denn Adam ist am ersten gemacht, darnach Eva. Und Adam ward
nicht verführt; das Weib aber ward verführt und hat die
Übertretung eingeführt. " (1.Tim.2,13-14)
Und darauf gründet die Theorie der Erbsünde.
Ja, deshalb habe ich ja von den „Evangelien“ (nicht vom NT) gesprochen. Kürzlich habe ich ausführlich zu diesem Thema hier etwas geschrieben. Ich weiß, dass die Erbsünde immer noch Dogma der christlichen Kirche ist, aber ich habe auch auf die Widersprüche und die Quellen namhafter Christen/Theologen verwiesen, die hier schon weiter sind (wenn Du diese Beiträge lesen willst und die links, dann lasse es mich wissen). Die Evolutionstheorie ist von den christlichen Kirchen anerkannt (und damit macht die Adam und Eva Story SO keinen Sinn mehr!).
Also Adam und Eva gab es nach der Evolutionstheorie nicht, darauf beziehen sich (bis auf diese Stammbaumherleitung) auch die Evangelien nicht (und Jesus schon gar nicht). Die Erbsünde ist Unsinn (Schau mal in die Dogmenliteratur, wie nach Anerkennung der Evolutionstheorie durch die Ökumene die Verfasser an der Begründung zur Aufrechterhaltung der Erbsünde herumrudern - schlimm). Die wesentlichen christlichen Kirchenvertreter erkennen an, dass nicht alles im NT wörtlich genommen werden kann (und akzeptieren eben auch die Evolutionstheorie). Freilich gibt es heftige Diskussionen darüber, was denn dann wie zu verstehen ist oder schlicht falsch ist. Einige namhafte Theologen haben sie bereits begraben (der eine mehr, der andere weniger).
Es ging also um Unterschied von AT und NT und inwiefern sie
voneinander abhängen.
Wenn man die Genesis ausblendet, versteht man den Paulus-Text
gar nicht.
siehe oben.
Naja, das ist ein spannender Punkt, denn wie gesagt, die
Herausstellung der Nächstenliebe ist m.E. so (in ihrer
Deutlichkeit) neu gewesen.
Ich muss Dich enttäuschen. Jesus hat die Passage mit der
Nächstenliebe nicht neu erfunden, sondern aus Mose zitiert.
Lieber Harald, das ist mir bekannt. Darüber haben Elimelech und ich uns schon öfter hier unterhalten. Nicht umsonst schreibe ich (und zum Glück nicht nur ich sondern ein paar wenige andere hier auch) hier zum x-ten mal, dass es um das Gesamtwerk Jesu geht (Leben, Reden, Gebote, Gleichnisse, Taten, Sterben). Zeige mir was Vergleichbares (nicht einen Satz im AT - das ist Eulen nach Athen tragen). Sorry, wenn ich hier deutlich werde, aber ich habe es hier wie kein anderes Thema von mir immer wieder deutlich gemacht.
Die Nächstenliebe ist aber gar nicht das Besondere am
Christentum (die haben Juden und Moslems auch in ihren
Schriften).
Neu hingegen (und m.E. einzigartig) ist die Stelle: "Ich aber
sage euch: Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut
wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch
beleidigen und verfolgen, " (Matth.5,44)
Harald, mal abgesehen vom wortwörtlichen Text der Antithesen (ich habe auf die Zweifel der Ökumene daran in diesem Beitrag mehrfach hingewiesen und auf EKK Luz verweisen) widersprichst Du Dir gerade auf wunderbare Weise. Einerseits sagst Du, die Nächstenliebe sei nicht das Besondere des Christentums, andererseits schreibst Du was neu ist. Merkst Du was? Siehe unten…
Wie oft habe ich hier auf den barmherzigen Samaritaner verwiesen. Was hat Jesus dazu warum gesagt? Und es ging eben darum, wer mein Nächster ist???
Mein Nächster ist eben nicht nur mein Bruder, mein Stammesangehöriger (Staatsbürger oder mein Bruder des auserwählten Volkes!), mein Nachbar, der KEINE ansteckende Krankheit hat (Aussätzige), mein Nächster ist der, der mir unmittelbar begegnet und Hilfe braucht (auch wenn ich auf dem Weg zu den Gebeten sein sollte!).
Und es geht auch über die Gastfreundschaft hinaus. Das israelische Volk war als vertriebenes Volk auf Gastfreundschaft angewiesen (Ägypter). Daher war es Pflicht sie auch zu gewähren. Zu diesem Thema könnte man sehr sehr viel schreiben. Ich empfehle mal folgende Lektüren dazu
http://www.amazon.de/Die-Brunnen-W%C3%BCste-Beduinen…
http://www.amazon.de/Korsika-Reisehandbuch-Marcus-X-…
In Brunnen der Wüste wird es u.a. beschrieben und im Korsikaführer zur Geschichte von Fozzano auch, welch hohes Gut die Gastfreundschaft vom mediterranen bis zum südarabischen Raum hatte. Wer durch die Wüste geht und Hilfe braucht, genießt Gastrecht, selbst wenn der arme Gastgeber daran fast selbst zugrunde geht und der Gast ein Feind ist.
So hat die südkorsische Colomba Bartoli aus Fozzano den sie besuchenden Sohn des mit ihr verfeindeten Bürgermeisters erst erschossen, nachdem er ihr Haus wieder verlassen hatte, da die Gastfreundschaft ihr „heilig“ war.
Warum schreibe ich das? Weil Gastfreundschaft, wie in Lev 19,34 beschrieben auch dem stärksten Feind zu gewähren war und „während“ der Gastfreundschaft galt Liebe den Nähsten wie Dich selbst.
Nächstenliebe geht deutlich darüber hinaus.
Selbstverständlich gab es auch Juden/Rabbis, die darüber (Nächster ist der des selben Stammes/Volkes und der Gast) hinaus gingen mit ihren Interpretationen von Nächstenliebe. Es gab eben unterschiedliche Interpretationen.
Es ging, so habe ich es geschrieben in diesem Beitrag um das Gesamtwerk Jesu, das die Nächstenliebe wie keiner vor ihm in den Mittelpunkt seines Lebens und Sterbens stellte und in seiner Lehre - wie VIKTOR ganz richtig schrieb - von Balast befreite.
Nächstenliebe ist unteilbar. Du kannst nicht schreiben, Nächstenliebe ist nicht die Erfindung Jesu, aber neu ist, liebt Eure Feinde. Nächstenliebe ist nicht teilbar. Ich habe auch schon mehrfach erwähnt, wie ich „Nächstenliebe“ definiere, denn selbstverständlich ist die Feindesliebe ein hoher Anspruch. Aber auch Dein Feind kann Dein Nächster sein. Insofern ist die Nächstenliebe ohne Feindesliebe unvollständig. Was das nun im Detail in kritischen Situationen heißt, ist natürlich DIE große schwierige Frage. Tatsache ist jedenfalls, dass der Nächste JEDER sein kann, sonst ist Nächstenliebe inkonsequent.
Abschließend Harald erlaube mir meine Verwunderung zum Ausdruck zu bringen. Du erkennst aus tausenden von Worten im NT das EINMAL vorhandene Wort „Adam“ - kompliment (vielleicht wars auch der PC - egal), aber die Bedeutung der Nächstenliebe im NT und ihre Komplettierung erkennst Du nicht, sondern schreibst „Die Nächstenliebe ist gar nicht das Besondere am Christentum“.
Das wundert mich wirklich.
Schönen Gruß von
ikarusfly (und aufrichtigen Dank für den Hinweis auf Lk 3,38)