MecFleih
Die Sache mit den Juden- und Baskengenen tauchte erst in einem
Interview auf …
bei Beckmann wurde das Zitat mit dem ‚Judengen‘ aus dem Buch eingeblendet. Was das allerdings mit dem Thema des Buches zu tun hat, warum Sarrazin das in sein Buch gebracht hat, habe ich immer noch nicht verstanden.
Der öffentliche Diskurs wurde sehr lange primär von Sarrazins
Einlassungen zur Eugenik bestimmt und insbesondere die
Schlagworte „Juden“ und „Gene“ gehen in Deutschland absolut
gar nicht - daher der Skandal.
Das ist richtig, das weiß auch Herr Sarrazin. Das weiß er schon lang. Daß er das trotzdem in das Buch geschrieben hat, kann also nur bedeuten, daß er sich und das Buch in einer bestimmten Ecke angesiedelt sehen wollte. Daß das nicht die Position der SPD ist und sich die SPD davon nur distanzieren kann hat er auch gewusst. Überrascht kann er durch die Reaktion also nicht gewesen sein, die war wohl beabsichtigt.
Im Buch geht es aber hauptsächlich um die Verdummung der
Bevölkerung - wenn es stimmt, dass Intelligenz zu einem
gewissen Anteil vererbunsbedingt ist und vor allem
bildungsferne Schichten Nachwuchs bekommen.
Das scheint der erste Trugschluss zu sein. Natürlich wird alles was den Menschen ausmacht über Vererbung von Generation zu Generation weitergegeben, also auch die Intelligenz, aber so individuell daß ein Doktorenehepaar zwangsläufig intelligente Kinder bekommt und ein Arbeiterehepaar zwangsläufig weniger intelligente Kinder bekommt, ist das wohl falsch.
Sarrazin belegt seine Aussagen mit vielen Zahlen.
Die wohl rund zur Hälfte falsch oder veraltet sind.
Man kann seine Statistiken bestreiten wenn man eigene
vorzuweisen hat, man kann andere Schlüsse aus den Zahlen
ziehen. Aber wenn die - an sich erstmal schlüssige -
Argumentation ignoriert wird, die daraus mögliche Diskussion
nicht geführt wird, sondern sich fast nur mit den späteren
ungeschickten Aussagen in Interviews abgearbeitet wird, ist
das schon etwas schräg.
So ist es aber nicht.
Für die SPD geht es darum, ob sie Rassisten in ihren Reihen haben möchte. Da spielt der Rest des Buches keine wesentliche Rolle.
Sarrazin hat sich in Details als Rassist geoutet und der Parteivorstand möchte mit solchen Thesen nicht in Verbindung gebracht werden.
Sarrazin hat nichts zurückgenommen, er hat seine wirren Thesen
sogar noch einmal bekräftigt.
Er hat bei Beckmann gesagt, dass seine Aussagen zur
Genetik/Eugenik dumm waren und er das so nicht aufrecht halten
kann und will.
Er wurde bei Bekmann gefragt, ob er denn wirklich der Meinung wäre, daß Muslime arabischer Herkunft erblich bedingt weniger Intelligent sind. Darauf hat er mit einem schlichten Ja geantwortet.
Um Juden ging es Sarrazin ja nicht, das war nur ein ‚Beleg‘
-) für Vererbung. Die Rassentheorie der Nazis zu
modernisieren war allerdings tatsächlich mehr als nur
ungeschickt. Sarrazin geht es um ‚Muslime arabischer Herkunft‘
und deren vererbte Dummheit als Ursache für mangelnde
Integration.
Aber was man differenzieren muss: er sagt keineswegs, dass
alle Muslime arabischer Herkunft dumm wären (dann wäre es
tatsächlich rassistisch).
Doch das hat er bei Beckmann behauptet.
Er sagt sinngemäß, dass Intelligenz
zu einem hohen Prozentsatz vererbbar sei. Seinerzeit wurden
keine Intellektuellen, sondern Arbeiter ins Land geholt, d. h.
die Intelligenz der Einwanderergruppe lag tendentiell unter
dem Durchschnitt.
Und da kommt das Missverständnis zum tragen.
Das bedeutet offensichtlich nicht, daß die intelligenz der zweiten Generation erblich bedingt durchschnittlich so intelligent ist wie die erste.
Aufgrund kultureller Ursachen haben diese
Einwanderer dann die vorhandenen Bildungsangebote nicht
genutzt und somit - im Gegensatz zu anderen Einwanderergruppen
- nicht die Chance ergriffen durch Bildung und Integration
gesellschaftlich aufzusteigen.
Auch falsch. Über die mangelnde Integration und deren Ursachen können wir an anderer Stelle gern diskutieren, mit Vererbung hat es aber wohl nichts zu tun.
Das richtet sich also keineswegs gegen grundsätzlich dumme
Muslime, sondern beschreibt nur, warum dort kulurell bedingt
ein besonders hoher Prozentsatz an bildungsfernen Menschen,
die auch nach 3 Generationen nicht integriert sind, vorhanden
ist.
Nein, das beschreibt nicht das ‚Warum‘. Das beschreibt die Vorstellung von Herrn Sarrazin, warum es mangelnde Integratioon gibt, das muss deshalb aber noch lange nicht die tatsächliche Ursache sien.
Indem sich nun vor allem schlecht integrierte, bildungsferne
Schichten vermehren, Deutsche aber eben auch nicht integrierte
Muslime, steigt die Gesamtintelligenz nicht und Deutschland
schaffe sich sozusagen ab.
Und auch dieser Schluss ist falsch. Genau so funktioniert Vererbung eben nicht, sagen die Wissenschaftler.
Das ist seine These - und die kann man nun teilen oder nicht
teilen, aber immerhin hantiert Sarrazin mit Statistiken
Die Fakten wurden von den Leuten, die mit dem Thema befasst sind überprüft und als überwiegend falsch bezeichnet.
und stellt nicht einfach unbewiesene Thesen in den Raum.
Doch, genau das tut er.
Und er
ist logisch schlüssig, es sind keine logischen Brüche, die er
aneinander reiht um irgendein gewolltes rassistisches Weltbild
zusammenzuschustern.
Von falschen Voraussetzungen ausgehend, ist der rest dann durchaus in sich Schlüssig. Aber die Grundannahmen sind falsch.
Die Diskussion, auch bei Beckmann, geht um diesen Rassismus,
nicht darum ob in dem Buch auch etwas richtiges stehen könnte.
Dann verlagert man den ganzen Diskurs aber auf die
ungeschickten, falschen und längst revidierten Aussagen,
Bei Beckmann hat Sarrazin nichts revidiert, sondern seine falschen Ansichten noch einmal bekräftigt. Ich habe die Sendung aufmerksam verfolgt.
die mit dem Buch nichts zu tun haben. So einfach kann man es sich
aber nicht machen, denn einfach nur die Passagen zu
extrahieren, mit denen man ihn vermeintlich mundtot machen
kann anstatt auch die womöglich richtigen Ansätze zu
beleuchten, ist etwas sehr einfach.
Zumindest in der SPD geht es keineswegs darum, sarrazin Mundtot zu machen. Es geht in der SPD darum, ob die Partei hinter den Aussagen steht, oder sich davon distanziert.
Die öffentliche Reaktion zeigte ja auch sehr deutlich, dass
Presse und Politik damit voll auf dem Holzweg waren. Die Leute
konzentrierten sich auf das, was ihrer Meinung nach richtig
ist und nicht das, was man Sarrazin hernach in den Mund legen
wollte.
Das Buch an sich ist nicht Thema der Diskussion.
Nicht seitens der Politik und der Medien. Im gemeinen Volk
aber sehr wohl, und schnell ging es dann ja auch genau um
diese Ignoranz: Man drängt den Autor in eine
rechtspopulistische Ecke,
Das hat er offensichtlich bewusst selbst getan.
Sachlich hat das ‚Jundegen‘ mit dem Thema ‚Integration‘ nichts zu tun. Das zu erwähnen kann nur in der Absicht geschehen sein, daß sarrazin sich in die rechtspopulistische Ecke stellen wollte.
ungeschickterweise verhaspelt er
sich da auch mit ein paar saudummen Aussagen, und schon meinte
man seinen eigentlichen Ansatz ignorieren zu können. Nur ist
diese Art des Mundtot-Machens, jemanden mit unbequemen
Aussagen los werden zu wollen, gescheitert.
Ich kann nicht erkennen, wo Sarrazin mundtot gemacht werden sollte. Sinngemäß meinten alle, Herr sarrazin dürfe meinen und Schreiben was er möchte, aber bitte nicht so, daß andere damit in Verbindung gebracht werden.
Ich finde es völlig legitim, daß sich die Bundesregierung und die SPD von den Thesen distanzieren.
Inzwischen reden ja auch die anfänglichen Kritiker von den
Integrationsproblemen. So ganz falsch kann das Grundthema also
nicht gewesen sein.
Daß es Integrationsprobleme gibt, ist unbestritten. Uneinigkeit besteht bei der Ursache. Das führt dann zwangsläufig zu anderen Versuchen, das Problem zu lösen.
Gruß Rainer