Satz im Schweizerdialekt

Grüezi.

Für eine Literaturübersetzung brauche ich eine Version dieses Satzes im Schweizerdialekt:

„Der Kammerdiener vom Herrn X ist da, ganz in Schweiß gebadet, Mann und Pferd!“

Danke im Voraus.

Ich weiß nicht, obs hier im Forum noch Schweizer gibt.
Wenn nicht, ist meine Empfehlung, auf Facebook in die Gruppe ‚Schwiizerdütsch‘ zu gehen, da bekommst eine gute Antwort.
Bedenke bei einer Literaturübersetzung, dass auch das Schwiizerdütsch in sich nicht homogen ist.
Allein der Begriff Kammerdiener dürfte unterschiedliche regionale ‚Übersetzungen‘ erhalten.
Auch dafür gibts gute Gruppen auf FB. Ich bin zB in ‚Bärndütschi Wörter u iri Bedütig‘ :blush:

Servus,

wenn Du für die Übersetzung etwas brauchst, was für alle deutschsprachigen Leser verständlich lesbar ist, halte ich die vielen Schweizer Dialekte (bis hin zum Höchstalemannischen in Kandersteg und Umgebung, wo der Mai Blueschtmanot heißt) für wenig geeignet, sondern eher ein gemäßigtes Alemannisch, das auf die Schweiz hinweist (die meisten deutschen Leser wissen nicht, in welchen Teilen Deutschlands, Österreichs und Frankreichs ebenfalls Alemannisch gesprochen wird), aber dennoch dem Deutschen nahe genug ist, um vom deutschsprachigen Leser flüssig verstanden zu werden.

Dr Bott vum Härre (besser wäre es, hier den genauen Grad zu bezeichnen - vermutlich geht es hier um einen feudalen Rang wie vum Grofa etc.) X isch dô, se schwitzad umadumme, dr Mâ ond s’ Ross! (oder: „Ross ond Rîter“)

So würde man im See-Alemannischen nördlich des Bodensees sagen, wo ich drhuam bin.

Für das Alemannische aus dem Gsibergischen kannst Du Dich an @Peregrin wenden, der sich mittlerweile als Ösi gebärdet, aber in Wirklichkeit auch aus dieser Weltgegend ist, wo man sich unter Stammesbrüdern ganz unabhängig von den lästigen Grenzziehungen der modernen Staaten verträgt und verständigt.

Schöne Grüße

MM

Knapp daneben ist auch vorbei :stuck_out_tongue:

Wie @Aprilfisch richtig schrub, könnte ich mit dem Vorarlberger Alemannisch helfen.

„Dr Dienschtma vum Heer X isch dô, körig am schwitza, dr Ma und s Ross.“

Wobei ‚Dienstmann‘ für ‚Kammerdiener‘ eine eher fahrlässige Übersetzung meinerseits ist. Was Besseres fällt mir aber nicht ein.

LG

Ja, ich hab schon gemerkt, dass da etwas nicht stimmt, aber halt nicht, was…

Wegen dem Dienschtma erinnere ich an Martin Walser, der mal ein Gesätzlein geschrieben hat mit der Empfehlung, deutsche Sätze ins Alemannische zu übertragen, um sie auf ihren substanziellen Gehalt zu überprüfen.

Meines Erachtens gibt es den Dienstmann im Alemannischen nicht, sondern entsprechende Funktionen werden nach dem bezeichnet, was der Jeweilige ganz konkret tut. So bin ich auf den Bott gekommen, aber je nach Zusammenhang gäbe es auch noch den Knäacht, den Schrîber, den Ammann, den Bammert usw.

Je mehr ich das im Geischt ummadumme goh lasse, desto wahrscheinlicher kommt mir für sehr persönliche Dienste wie des Kammerdieners der Schrîber vor. Oder halt, wie schon vorgeschlagen, mit der konkreten Aufgabe in diesem Moment, der Bott.

Schöne Grüße

MM

Danke für die bisherigen Antworten und die damit verbundene Mühe. Es ist nicht so wichtig, dass der Satz absolut stilecht ist, er soll für Leser, die sich im Allgmeinen mit Schweizerdeutsch nicht perfekt auskennen, einfach nur Schweizerisch klingen, und das auf leicht verständliche Weise. Deswegen wäre

Dr Bott vum Härre X isch dô, se schwitzad umadumme, dr Mâ ond s’ Ross!

einen Ticken zu authentisch., was Bott, umadumme und Ma angeht. Ich könnte aber

„Der Bot vom Härre X isch do, er is ganz schwitzad, er und sin Ross!“

draus machen. Ich denke, für den Zweck tut´s das. Im englischen Original heilßt es „here be de groom from de 'Squire B——, all over in a lather, man and horse!“, gesprochen von einem Dialekt sprechenden Schweizerischen Legionär im Dienst eine englischen Adligen. Er kommt zum Glück nur sehr selten zu Wort.

Es handelt sich um Teil 2 des Klassikers „Pamela, or Virtue Rewarded“ (Pamela, oder die belohnte Tugend, 1740) von Samuel Richardson, dessen Übersetzung ich jetzt in Angriff genommen habe. Die Übersetzung des ersten Teils habe ich 2019 veröffentlicht. Ein Kapitel daraus wurde 2020 vom Bayerischen Rundfunk (Bayern 2) zwei Mal im Kulturprogramm vorgetragen.

In diesem ersten Teil spricht der Schweizer (Colbrand) den Satz:

„Ihr chönnt äu glücklich schätza, vom schönnste Edelmaa der Walt gliebt zwärdä!“

Auch damals habe ich mir, wenn ich mich recht entsinne, in diesem Forun dafür Anregung geholt.

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Servus,

Vorsicht! Das hier

funktioniert nicht. „se schwitzad“ = „sie schwitzen“.

Dann lieber die Version, die @Penegrin vorgeschlagen hat: „är ischt ghörig am Schwitza“.

Schöne Grüße

MM

Danke. Die Bayern sagen „schwitzad“ (verschwitzt), deswegen hielt ich das für stilecht. Die andere Version klingt mir etwas zu umständlich (vor allem das „ghörig“), besser was für „ganz verschwitzt“.

Im übrigen spricht der Schweizer im Original Englisch mit Schweizerischem Akzent, also muss es nicht 1 zu 1 authentisch sein.

Servus,

ob es für

ein Wort gibt, das man mit dieser Konstruktion verwenden könnte, weiß ich nicht recht - glaub’ eher nicht. Im Zweifelsfall halt das verschwitzt aus dem Standarddeutschen nehmen und den Klang ein wenig anpassen, etwa värschwitzt.

Schöne Grüße

MM

statt ganz = arg
und dann

aber das hinten mit d geschrieben.

Ansonsten biete ich noch folgenden Senf:

Ein Kammerdiener ist niemals ein Dienstmann.
Der K. ist in Diensten seines Herrn, ergo ein Diener.

Ein Dienstmann ist außerhäusig selbständig (z.B. Kofferträger auf dem Bahnhof, Telegrammbote). Okay beides gab es 1740 noch nicht, aber dafür Kutscher mit eigenem Gespann.

Ein Kammerdiener ist auch kein Schreiber. Der Schreiber ist nur im Bureau (Schreibstu be) tätig und der Kammerdiener nur in den Privatgemächern.

Knecht wäre völlig daneben, denn der arbeitet im Hof (und auf dem Feld), aber nicht im Haus.

Und dem Empfänger ist vermutlich völlig egal, wer ihm was bringt.

„D’r Diena vom Härre …“
würde nördlich des Mains von mehr Menschen verstanden als
„D’r Bot vom Härre …“
behaupte ich mal so.

:wink:

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Jein. Das ist die Bedeutung ab dem 19. Jahrhundert. Ursprünglich war das aber was anderes:
https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemid=D02345

Wenn ich mit aber das englische Original (groom) anschaue, würde aber wohl eher Stallbursche oder Pferdeknecht passen.

Also ich kenne niemanden, der arg verwenden würde. Das klingt für mich eher nach Bairisch. Alternativ zu körig könnte ich aber noch ‚fescht‘ (fest) anbieten. Also ‚fescht am Schwitza‘ oder auch ‚fescht varschwitzt‘.

Um dem Ganzen noch einen schwyzer Touch zu geben, könnte man auch ‚Rössli‘ schreiben :slight_smile:

Es ist in den fränkischen und in den bairischen Dialekten im Prinzip von Köln bis Wien (ungefähr) verbreitet. Südlich davon auch in dem Dialekt der alemannischen Gruppe, der nicht dazu gehören will, dem Schwäbischen. Der Übergang vom Schwäbischen zum Alemannischen ist fließend, ich würde mir nicht zutrauen, eine arg-Grenze in einer Karte einzuzeichnen.

Für Außenstehende recht grob klingend, aber überhaupt nicht so gemeint, gäbe es da auch noch mordsmäßig und saumäßig.

Schöne Grüße

MM

Oder einfach „wie Sau“ :wink:

völlig off topic: Warum tut sie das eigentlich?

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Gsiberg gehörte genau wie Oberschwaben zu Vorderösterreich, im Zug der napoleonischen Neuordnung wurde dieses Bayern und jenes Württemberg zugeschlagen. Den Gsibergern gefiel es begreiflicherweise unter bayrischer Herrschaft nicht gut, deswegen haben sie sich dann wieder nach Österreich einpfarren lassen. Zwischen Gsiberg und Österreich liegt das Montafon, das dafür sorgt, dass sehr wenig Kontakt zwischen dem Wilden Westen und dem Kern Österreichs besteht, weil ein Reisender, der dort durchkommt, froh sein muss, wenn ihm wenigstens das Hemd nicht gestohlen wird. Das letzte Mal, dass Gsiberg für Österreich Bedeutung erlangte, war, als die aus Triest vertriebenen Veteranen der Österreichischen Marine in Bregenz bei der Bodenseeschiffahrt Dienst taten. Das trug erheblich zum Gedeihen der Brennerei von Sebastian Stroh in Klagenfurt bei, weil er dort seinen wichtigsten Absatzmarkt hatte. Aber es ist halt schon ein Teil davon - man merkt das z.B. am Dialekt der Zöllner in Höchst, die bevorzugt im Burgenland rekrutiert werden, um einem Fraternisieren mit ihren Stammesbrüdern vorzubeugen.

Anders als z.B. Schlesier haben es die Alemannen nie verstanden, sich als verfolgte, benachteiligte und von den Stammesbrüdern isolierte Minderheit (bzw. in der CH sogar Mehrheit) zu profilieren, deren Siedlungsgebiet mindestens so sehr von Staatsgrenzen zerrissen wie das der Kurden ist.

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