Grüß Gott allerseits!
Schicksal ist eine Anweisung an das Leben, welche von einer
höheren, mit unserem Verstand nicht mehr erfassbaren (da
gestaltlosen) Macht ausgeht.
Was wäre diese Macht und ist sich diese Macht bewußt über das
Leid, was es dem Einzelnen zufügt? Macht es dieser Macht
Spass, anderen Leid zuzufügen? Ich denke eher, daß diese
sogenannte Macht keine Kenntnis von dem Leid hier hat.
Ich will im Folgenden auf diese Frage ein wenig eingehen, aber auch andere Themen ansprechen, die ich für wichtig erachte.
Das Leid, mit denen die Menschen in ihrem Leben konfrontiert werden, ist ja nicht aufgrund der Willkür eines höheren Wesens oder Gottes entstanden, das über den Menschen steht, sondern eher als Konsequenz einer bestimmten Haltung der Menschen der Wirklichkeit gegenüber zu verstehen. Das ist ein sehr großes Thema und man könnte es sehr genau aufschlüsseln und darlegen, was eigentlich auch sinnvoll wäre, weil die Menschen heutzutage von der Ordnung der Welt nichts (mehr) wissen. Mit Ordnung meine ich natürlich nicht die Ordnung der realen Welt, also nicht die Ausübung der Form der Erscheinung in der konkreten Erscheinungswelt nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten, sondern natürlich meine ich damit eine sinnstiftende Ordnung, eine Ordnung, die sich im Schicksalsverlauf der Menschen zeigt, der wiederum nur gestalthaft im Bewusstsein aufnehmbar ist bzw. nur als Bild oder Bildfolge denkbar ist. Um das nochmals zu verdeutlichen: Man frägt sich oft: „Warum ist der oder jener plötzlich sehr schwer krank geworden?“ oder „Warum wurde ausgerechnet ich von einem Hund gebissen, als ich im Walde herumspazierte und eine Frau ihren Köter nicht mehr bändigen konnte?“ Naja, die Antwort: „Weil ich ausgerechnet zu dieser Zeit spazieren ging“ scheint mir doch recht einfältig zu sein. Vor allem deshalb, weil meine Erfahrung es mir anders zeigt. Wie sonst könnte ich im Horoskop des Betroffenen sehen, dass er am besagten Tag mit einer agressiven, verletzenden Energie konfrontiert wird, die ihn körperlich beeinträchtigt? Das geht schon eher in die Richtung „Ordnung der Welt“, auch wenn das jetzt nur ein banales Beispiel aus dem Alltag war.
Aber, um so was begreifen zu können, darf man nicht in kollektiven Vorstellungen verstrickt sein. Das ist nämlich gar nicht gut, wenn man frei denken will. Hab ich ja erst wieder gesehen, wie es mit der Freiheit des Denkens hier in diesem Forum bestellt ist. Daran ist sicherlich auch die Informationsgesellschaft schuld. Wenn ich das mal an einem Beispiel erläutern darf: Warum antworten z. B. beinahe alle Menschen auf die Frage „Was war die größte nukleare Katastrophe der Menschheitsgeschichte?“ mit „April 1986 in Tschernobyl“ und keiner mit „Herbst 1957 in Tscheljabinsk“, obwohl das eine 30-mal so schlimme Katastrophe war wie die von Tschernobyl? Das liegt eben daran, dass die Leute lieber etwas nachplappern, als selber zu denken. Und wenn ich über „Schicksal“ in einem Buch der heutigen Zeit lese, dass Schicksal weitgehend als Folge von Entscheidungsprozessen der jeweiligen Person gesehen werden soll, da dies mit dem freien Willen korrespondiert, dann rührt sich mein Empfinden und sagt mir sehr deutlich, dass dieser Satz bzw. dieser Gedanke in diesem Buch nicht durch echtes Nachsinnen und anschließendes Begreifen seitens des Autors zustande gekommen ist, sondern durch Übertragung von Vorstellungen bzw. Informationen (die Vorstellungen, mit denen sich die Neuzeit über Wasser hält).
Naja, ich bin jetzt wieder ein bißchen vom Thema abgedriftet. Deine Frage ist jedenfalls nicht leicht zu beantworten. Wenn du die tieferen Zusammenhänge des Lebens verstehen willst, dann musst du erst einmal aus den Denkschablonen aussteigen, die die Sicht auf die Wirklichkeit der Dinge verhindern. Dass das auch wieder ein schwerer Schritt ist, sieht man daran, dass die wenigsten bereit sind, den Rahmen ihres Denkens, nämlich den der „dialektischen Erörterung“ von Pro und Contra, zu verlassen. Das wird einem schon in der Schule beigebracht, diese Art des Denkens.
Das sieht dann ungefähr so aus, wenn ich das mal an einem Beispiel erläutern darf:
THEMA: „Was spricht für bzw. gegen das Klonen von Menschen“.
PRO: Man kann Mangelware wie beispielsweise hochintelligente Menschen klonen, die später die Forschung vorantreiben.
CONTRA: Beim Klonvorgang könnten sich unbeabsichtigte Probleme einschleichen, außerdem Technik noch nicht ausgereift, Forschung kostet zu viel Geld, die Kirche macht Probleme,…
SYNTHESE: Man sollte nur klonen, wenn man vorsichtig dabei ist und darauf achtet, dass Nutzen für Staat und Gesellschaft entsteht.
Und wer jetzt nicht zugibt, dass man das nicht Denken nennen kann und die dialektische Analyse der größte Schwachsinn ist den es gibt, der steckt eben noch im kollektiven System drin mit einer gewissen Fremdübertragung. Das PRO- und CONTRA-Denken ist kein Denken, es ist lediglich der Vorgang des Abrufens von Vorstellungen (die natürlich vorher schon bestanden haben). „Denken“ besagt aber eigentlich das Auftauchen von Gestalten im Geiste und das verbinden derselben, sodass dann eine neue Einsicht in die Wirklichkeit der Dinge entsteht.
Jedenfalls, du hast gefragt: „Macht es dieser Macht Spass, anderen Leid zuzufügen?“ Das ist schon falsch gedacht, weil diese Macht keinen „Spass“ haben kann, weil sie außersubjektiv ist und nicht fähig ist, zu empfinden. Also „Spass“ und „Trauer“ und sowas gibt es nicht für diese geistige Macht, da sie ganz und gar frei ist von Gefühlen und Empfindungen. Gott wird zwar auch in der Bibel anthropomorphistisch dargestellt, aber das nur, um die Reaktion dieses „Wesens“ auf bestimmte menschliche Verhaltensweisen aufzuzeigen; es handelt sich damit um eine Art Spiegelung. Das ist natürlich nur deshalb so erklärbar, weil der Mensch ein Abbild von Gott ist und er mittels seines Empfindens mit dem Ursprung der Wirklichkeit der Dinge verbunden ist. Wir nabeln sozusagen direkt ans Paradies an, an den ersten Schöpfungstag.
Vielleicht vertiefe ich das Thema irgendwann einmal später…
Aber ich will dir noch einen Geheimtipp geben. Wenn du Antwort auf existentielle Fragen und Antwort auf Fragen über Gott suchst, dann kaufe dir das Buch von Franz Kronbeck mit dem Titel „Das verratene Wort. Von den Quellen des Seins und der Geschichte ihrer Verschüttung“. In diesem Buch ist jedes Wort Wahrheit und ich finde es schön, dass sich dieser Herr Kronbeck (studierter Theologe und Philosoph, der übrigens auch Schüler von Herrn Wolfgang Döbereiner war) einem Thema widmet, das in unserer heutigen Zeit so wahnsinnig wichtig ist und eigentlich auch für jeden Menschen von Bedeutung sein müsste, sofern er wissen will, woher er kommt und wer Gott wirklich ist. Dieses Buch geht so weit zurück an die Ursprünge des „Wortes“, dass damit auch der Grund für die Entstehung der Religionen dargelegt wird. Und es zeigt auf, was in unserer heutigen modernen Informations-Gesellschaft und dank der Aufklärung an Wahrheit verloren gegangen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Herbert Braunschläger