Schimpfwörter

Es ist sehr wichtig zu unterscheiden, ob eine Person ein Rassist ist oder ob ein Begriff, eine Darstellung oder eine Gesellschaft rassistisch ist, da m.E. ein großer Teil der Aufregung über Hinweise zu rassistischem Sprachgebrauch bzw. das krampfhafte Festhalten einiger Personen an rassistischen Begriff daher rührt, dass beides vermischt wird.

Ein Rassist ist jemand, der aktiv die Überzeugung vertritt, dass Menschen mit einer anderen ethnischen Abstammung als der seinen aufgrund unveränderlicher äußerer oder angenommener kultureller Merkmale minderwertig bzw. ihm unterlegen sind.

Nun ist es allerdings so, dass diese Überzeugung lange Zeit gesellschaftlicher Konsens war und keineswegs gänzlich überwunden ist. Viele Begriffe wie beispielsweise das N-Wort sind deshalb nicht neutral, sondern sind untrennbar mit den während deren Entstehungszeit gängigen Vorurteilen und rassistischen Stereotypen verknüpft. Die Krux ist, dass es für Menschen, die in einer rassistischen Gesellschaft und mit diesen rassistischen Begriffen aufgewachsen sind, unheimlich schwer ist, den darin innewohnenden Rassismus zu erkennen und sich bewusst zu machen - eben, weil es die „Normalität“ ist, die sie in ihrer Kindheit geprägt hat, Das gilt auch für Menschen, die sich aktiv darum bemühen, sich nicht rassistisch zu verhalten, und sogar für diejenigen, die selbst von Rassismus betroffen sind - insbesondere dann, wenn sich noch kein nicht rassistisches Vokabular etabliert hat.

Bei vielen, die sich so fürchterlich darüber aufregen, dass Lebensmittel nicht mehr mit rassistischen Begriffen bezeichnet werden oder Kinderbücher entsprechend überarbeitet werden, habe ich den Eindruck, dass da beides zusammenspielt - einerseits eine Abwehr gegen den scheinbaren Vorwurf, ein Rassist zu sein, und andererseits ein Festhalten an liebgewonnenen Kindheitserinnerungen, die durch den Sprachwandel gefährdet scheinen.

Dass die Entwicklung hin zu einer weniger strukturell rassistisch Gesellschaft und einem weniger rassistisch Sprachgebrauch in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich schnell verläuft, heißt nicht, dass man die Dinge nicht beim Namen nennen sollte. Bei Spanien ist zu bedenken, dass die Zeit des Faschismus noch nicht ganz so lange zurückliegt wie in Deutschland und dass es da noch ein riesiges, weitgehend unaufgearbeitetes Paket an Kolonialgeschichte gibt.