Beispiele
Hallöchen,
Nunja, Deine Interpretation ist schon sehr extrem. Natürlich richtig aber mit der Aussage dass man eher zahlenorientiert ist sagt man ja nicht, dass man nur den totalenTunnelblick hat sondern bei Entscheidungen eher auf Zahlen zurückgreift.
Das Problem bei abstrakten Beispielen ist, dass sie eben diesen Interpretationsspielraum zulassen. Am Besten kommst Du rüber mit einer realen Geschichte, aus welcher jeder sehen kann, was Du „sub-optimal“ gemacht hast und warum dies eine Charaktereigenschaft und nicht eine situationsbedingte Handlung war.
Ganz klar! ich bin auch Fan von pragmatischen Lösungen. Aber ich hasse nichts mehr als meinen Vorgesetzten der mir paar Brocken hinschmeisst und sagst „mach mal was draus“.
Im Gegenzug gibt es aber auch Vorgesetzte, die gar nicht mehr Zeit haben. Mancher Chef sitzt 50+ Stunden in irgendwelchen Brechreiz-Meetings und kann sich nicht zusätzlich 2 Stunden pro Woche um jeden seiner 30 Mitarbeiter kümmern.
Der ist froh, wenn er Leute um sich hat, denen er einen Satz vor die Füße werfen kann, die dann sofort wissen, was zu tun ist.
Wenn die Aufgabenstellung nicht klar ist kann nix gutes bei rauskommen.
Die Frage, ob Chef nicht von Dir erwartet, dass Du Dir Möglichkeiten aufbaust, dies selbst zu klären.
Ich hatte mal mit einem Vorgesetzten zu tun, der mir monatelang genau gar keine Aufgabe gegeben hat, sondern von mir sogar erwartet hat, dass ich auch das selbst tue. Irgendwann kam dann mal eine weitergeleitete Mail von einem Kunden so von wegen „Hier funktioniert was anders als ich das dachte“ und ein einziger Kommentar „Kümmere Dich darum“. Mehr habe ich in einem Jahr nicht von ihm gehört.
Als ich gegangen bin hat er nur gesagt „Wenn ich was sage, ist das Kritik. Ich war immer hochzufrieden“.
Auch sowas gibt’s.
Und wenn man die Wahl hat: Deadline nicht einhalten oder qualitativ minderwertiges Ergebnis abgeben würde sich wohl der Großteil für die Terminüberschreitung aussprechen.
Kenne Dein Gegenüber. Im Umgang mit Kunden wird dieses Verhalten Dein Genick brechen. Wenn der Kunde nichts sieht, ist das Minimum eine üble Eskalation, aber der Regelfall eine Kündigung/Nichterteilung des Auftrags.
Genau da liegt der Hund begragben: „unwichtige Fragen“
Um die geht es hier nicht. Es geht eben um Informationen die mit der Qualität des Ergebnisses zusammenhängen.
Doch. Es geht darum, was eine „unwichtige Frage“ ist.
Wenn Du es mit einem strategischen Manager zu tun hat, der sich hauptsächlich mit Fragen beschäftigt „Wo kommt der nächste Kunde her“ oder „Wie überlebt das Unternehmen nächstes Jahr“, dann sind Fragen, ob Du für die Realisierung der GUI nun ein Webframework oder eine Desktop-Application entwickelst oder gar keine GUI bauen sollst - komplett unwichtig. Obwohl Du das in dem Moment etwas anders siehst.
Wenn der MA unwichtiges fragt dann würde ich über eine Entlassung nachdenken.
Da muss man differenzierter sein. Das Problem ist: Was für X wichtig ist, ist für Y möglicherweise unwichtig. Aber ich bemühe mich, mir gar nicht erst Leute ins Team zu holen, die mich nicht verstehen können oder wollen. Wieder: Kenne Dein Gegenüber.
Wenn der MA allerdings erstmal Dinge erfragen muss um arbeiten zu können würde ich mir die Frage stellen ob nicht am Informationsniveau irgendwo was nicht stimmt.
Wenn der MA stets erst beim Chef fragen muss, stimmt tatsächlich was nicht. Aber wenn alle MA mit ihren Kollegen schon klar kommen, nur einer muss immer beim Chef nachfragen …
Was wäre denn für Dich eine „gute“ Schwäche mit der Du gut leben könntest bei Deinem zukünftigen Mitarbeiter. Nicht falsch verstehen. Deine konträre Sicht auf die Beispiele ist sehr positiv und regt zur Diskussion an. Ich kann mir einfach nur nicht vorstellen was Dir passen würde.
Das Schwierige ist, dass man beim Aufbau eines Teams normalerweise darauf achtet, dass diverse, dennoch kompatible Persönlichkeiten darin enthalten sind.
Ich will nicht 20 Ja-Sager - aber auch nicht 20 Leute, die um jeden Preis ihre eigene Meinung durchsetzen müssen. Ich brauche nicht nur kreative Leute, sondern auch Arbeitsbienchen, die mit Fleißarbeit glücklich sind.
Und so weiter.
Wenn ich in meinem Team gerade einen Mangel an irgend einer Charaktereigenschaft sehe, welche die Arbeitswelt bereichert, dann suche ich gezielt danach und bin dabei gerne bereit, Schwächen in Kauf zu nehmen, welche durch Andere reichlich abgedeckt sind. Denn schließlich arbeiten wir alle im Team.
Eine Schwäche, mit der ich z.B. gut leben kann: Fehlende Strukturierung der eigenen Arbeit, wenn man in der Lage ist, sich in vorgegebenen Strukturen zu bewegen. Denn diese Strukturen kann ich liefern.
Oder die Unfähigkeit, die eigenen Kräfte richtig einschätzen zu können, wenn man stets alles gibt und sich Kollegen erhofft, die schon als Bremse agieren und einen so vor Burnout schützen. Denn auf dieses menschliche Miteinander baue ich ohnehin.
Wenn ich Qualitätler suche, mag ich gerne Leute, die spitzfindig sind: und zwar so spitzfindig, dass „Normalos“ an die Decke gehen würden.
Bei Entwicklern liebe ich „kreative Chaoten“: Leute die komplett unfähig sind, ihren Arbeitsplatz aufzuräumen, weil da tausend Aufzeichnungen und Skizzen rumfliegen - aber trotz allem genialen Code liefern.
Bei Analysten suche ich gerne Querdenker, die lieber mal einen unkonventionellen Weg gehen als immer nur das selbe Muster abzuarbeiten (denn wenn das Ergebnis vorhersebar ist, brauche ich keine Analyse).
Prinzipiell mag ich es gerne, wenn Leute mit ineffizienten Prozessen und Strukturen auf Kriegspfad gehen, solange sie dabei nicht nur lamentieren, sondern eigenverantwortlich neue Wege beschreiten. Das bedeutet: die eigenen Kompetenzen bewußt überschreiten, um effektiver arbeiten zu können. Stichwort: „Regeln sind zum Brechen da“
Ich selbst habe jede Menge üble Eigenschaften, die zwar auch bei meinen Mitarbeitern erwünscht sind, aber nicht überhand nehmen dürfen:
- Mildes ADS: ich verliere das Interesse an Themen, sobald die Lösung für mich klar ist. Für den Rest habe ich Kollegen.
- Geltungsbedürfnis: Ich muss nicht immer Recht haben, aber das Recht auf Äußerung meiner Meinung.
- Aufmüpfigkeit: Ich kritisiere regelmäßig auch mal meinen Chef. Natürlich im kleinen Kreis und niemals um zu verletzen.
- Unkontrollierbarkeit: Niemand hat das Recht, zu bestimmen, wann und wie ich arbeite. Jeder hat das Recht, meine Leistung und Ergebnisse zu bewerten.
- Altruismus: Ich bin jederzeit bereit, Anderen zu helfen, auch zu meinem eigenen Nachteil. Wenn ich nicht gebremst würde, ginge ich daran kaputt.
- Familie: Meine Familie hat einen hohen Stellenwert. Wenn ich in eine „Entweder-oder“ Situation gezwungen werde: Schade für die Arbeit. Also lieber nicht provozieren.
Gruß,
Michael