Schon wieder Amoklauf

Krawehl! Krawehl!

Sieben Jahre war Ruhe im Amok-Blätter- und Mikrofonwald.
Sieben Jahre lang hat kaum jemanden interessiert, ob Horrorvideos, Killerspiele, privater Waffenbesitz, Leistungsdruck, Gruppenzwang, soziale Ungerechtigkeit, Unterschichtenfernsehen, Mobbing, sensationsheischende Medienberichterstattung, schwarze Pullover und Schubladendenken (neben geschätzten zwölftausend anderen Kleinigkeiten) jemanden in eine Tat treiben könnten, wie wir sie in dieser Woche erleben mussten. Nun hat wieder jemand zugeschlagen.
Und genau wie vor sieben Jahren hört man allenthalben die Frage: „Wie konnte denn das bloß passieren?“
Und genau wie vor sieben Jahren kommen wieder 2000 Experten aus ihren Löchern und kennen die Ursache. Die EINE Ursache. Und haben eine Patentlösung, wie man in Zukunft solcherlei Dramen verhindern kann.
Für die nächsten 6 Wochen wird wieder alles in blinden Aktionismus verfallen, man wird das ein oder andere Gesetz verschärfen (nicht zu stark, man muss ja an die Wähler und Lobbyisten denken), man wird an den Stellschrauben der Gesellschaft herumspielen, zwei bis drei Gedenkgottesdienste, Herr Kerner und Herr Jauch werden mit Experten gemeinschaftlich betroffen in diverse Kameras salbadern und dann wird wieder Ruhe einkehren.
Bis zum 20. Dezember, denn dann wird die Zeit der großen TV-Jahresrückblicke anbrechen, die Experten rülpsen nochmal ihre Patentlösung (die natürlich von der Politik nur mangelhaft bis gar nicht umgesetzt wurde) in den Äther, 99,9% der Killerspiel-Spieler spielen immer noch ihre (vielleicht nicht mehr ganz so legalen) Killerspiele und 99,9% der Horrorvideo-Zuschauer schauen immer noch ihre (vielleicht nicht mehr ganz so legalen) Horrorvideos ohne ans Amoklaufen zu denken, die Stahlschrank-Industrie freut sich über den gestiegenen Absatz von Waffenschränken, die jetzt wahrscheinlich 2 Schlösser haben müssen (Vielleicht kann man dafür ja ein paar Opel-Arbeiter umschulen) und die Zeitung mit den 4 großen Buchstaben freut sich, mit was für schön fiesen Sprüchen der Dieter B. aus T. an der A261 doch wieder die Kandidaten aus seiner Talentshow verabschiedet hat. In der Tagesschau sehen wir wieder die Massaker, welche die Rebellenarmee in Knurpslquorg verübt hat und alles ärgert sich über gestiegene Ölpreise, geszunkene Einkommen und Hundekacke in der Fußgängerzone.
Und dann wird wieder Ruhe einkehren im Amok-Blätter- und Mikrofonwald…

Krawehl! Krawehl!

KB

*****
ich kann leidr noch keine vergeben.

Ich danke Dir
für Deine offenen Worte.

Bleib auf dem guten Weg, den Du offensichtlich eingeschlagen hast.

Schöne Grüße
kernig

Extradicker Stern! (owt)
*

Hallo,

Horrorvideos, Killerspiele, privater Waffenbesitz,
Leistungsdruck, Gruppenzwang, soziale Ungerechtigkeit,
Unterschichtenfernsehen, Mobbing, sensationsheischende
Medienberichterstattung, schwarze Pullover und
Schubladendenken

Schön zusammengestellt. Eines hast Du noch vergessen,
welches hier relevant sein könnte:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1237895

 ...
 Rats were tested for changes in shock-induced fighting 
<u>following treatment with antidepressants</u> of both the 
 dibenzazepine and monoamine oxidase inhibitor classes 
 of drug. Rats were retested for shock-induced fighting 
 3, 4, and 5 days after initial injections of imipramine 
 (10 mg/kg IP bid), or saline. All three dibenzazepine 
 groups showed <u>increased levels of shock-induced fighting</u>
 ...

evtl.: http://www.leben-mit-depressionen.ch/wbb/index.php?p…

Grüße

CMБ

Krawumm,

[Blabla]

nachdem wir jetzt nicht ganz unrichtig die Situation wortreich beschrieben haben: Wie bringts uns weiter?

Es ist immer einfach, über eine optimierungsfähige Situation zu polemisieren, wenn man nicht den geringsten Anspruch hat, auch nur irgendeinen zielführenden Ansatz zur Veränderung zu liefern.
Viel Lärm um nichts würde ich sagen und ein paar virtuelle Sternchen der üblichen Claqueure mehr. Gute Güte …

Jürgen

Es ist immer einfach, über eine optimierungsfähige Situation
zu polemisieren, wenn man nicht den geringsten Anspruch hat,
auch nur irgendeinen zielführenden Ansatz zur Veränderung zu
liefern.
Viel Lärm um nichts würde ich sagen und ein paar virtuelle
Sternchen der üblichen Claqueure mehr. Gute Güte …

Bevor du andere angreifst und selber polemisierst solltest du viellecih mal lesen was ich, als evtl. lösung, in einem anderen posting geschrieben habe:

Wir haben hier in Deutschland eines der strengsten Waffengesetze Europas.
Die härte / strenge eines WaffG hat nichts mit mißbrauch von Waffen und verhinderung dieses zu tun.Wenn Überhaupt solten die Kontrollen verstärkt werden.
Ich habe seit numehr über 10 Jahre Waffen zu Hause (brauche sie beruflich) und wurde noch nie !!! kontrolliert. Weder wie ich sie aufbewahre noch ob andere auch zugriff darauf haben.

Hier gehört eine strenge kontrolle her, dies wird auch jeder Waffenbesitzer verstehen.

Nur um mal die vorgehensweise in unserer Stadt zu erklären.
Wenn ich eine WBK beantrage muß ich den Kaufbeleg !! und ein Foto des Tresors vorweisen. Keiner kommt und kontrolliert ob überhaupt dieses Teil vorhanden ist oder nicht.

So vielelicht läßt du nun anderen auch ihre meinung zu diesem Thema.
Nur die vorgefertigte Meinung der Presse /Politiker usw. nachplappern kann jeder.

RS99

die übliche Claque

Also ich hab da mindestens 15 Ansätze rausgelesen, worüber es sich lohnt genauer nachzudenken.
Die „optimierungsfähige“ Sitation ist halt schon ein bißchen komplexer, als das, was uns im allgemeinen als schnelle Lösung verkauft wird.

S-J

Wozu Expertenrunden?
Hallo Madmaxx,

Ich habe etwas längeres dazu geschrieben.
http://www.mattis-haase.de/2009/03/11/die-folgen-der…

Dein Text macht für mich erfühlbar, wonach die sogenannten Expertenrunden suchen und doch nicht finden und meiner Ansicht nach auch nicht finden können: die Antwort auf die Frage nach den warum.

Ich glaube nämlich, daß man diese Frage nur emotional erfassen kann und nicht rational erklären.

Mach’ Dein Ding!
HylTox

Hallo,

Hier gehört eine strenge kontrolle her, dies wird auch jeder
Waffenbesitzer verstehen.

Da sich aber der Tresor meistens im eigenen Heim befindet, muss die Kontrolle vorher angekündigt werden und das ist es egal, ob der Tresor an 364 Tagen offen steht und nur bei der Kontrolle abgeschlossen wird.

Bei den vielen Waffenbesitzern und Angehörigen der Schützenvereine ist es wesentlich günstiger, die Waffen dort zu verschließen und die Vereine zu kontrollieren.

Hallo,

Da sich aber der Tresor meistens im eigenen Heim befindet,
muss die Kontrolle vorher angekündigt werden und das ist es
egal, ob der Tresor an 364 Tagen offen steht und nur bei der
Kontrolle abgeschlossen wird.

wer sagt dass die Kontrolle vorher angekündigt werden muß???

Bei den vielen Waffenbesitzern und Angehörigen der
Schützenvereine ist es wesentlich günstiger, die Waffen dort
zu verschließen und die Vereine zu kontrollieren.

Und wer bewacht diese Waffen? Soll jetzt jeder Schützenverein einen Sicherheitsdienst beschäftigen??
Was ist wenn eingebrochen wird?
Dann sind im schlimmsten Falle gleich ein paar hundert Waffen weg.

Gruß RS 99

Hallo,

wer sagt dass die Kontrolle vorher angekündigt werden muß???

Dann sollte wohl die Kontrolle mit einem richterlichen Durchsuchungsbefehl verbunden werden. Du weißt schon: eigene vier Wände.

Und wer bewacht diese Waffen? Soll jetzt jeder Schützenverein
einen Sicherheitsdienst beschäftigen??

Wie werden denn Banken bewacht? Nach dem Motto: will nicht, geht also nicht, ist nicht. Geschossen wird im Schützenverein und da soll und muss die Waffe bleiben. Und wenn es ein Sicherheitsdienst sein muss, dann ist es eben so. Immerhin spielen hier nicht kleine Jungs mit Murmeln, sondern große mit Tötungsinstrumenten.

Wie kommt denn die Waffe nach Hause? Durch einen Sicherheitsdienst oder auf dem Beifahrersitz von Papi? Was wäre, wenn das Auto aufgebrochen wird?

Menschheit auf Bäumen
Hallo

Für angebracht halte ich aber die Frage, ob ein „normaler Bürger“ wirklich Waffen im Haus haben muss.

Du meinst: … haben dürfen muss. Oder?

Das „System“ ist unsere Gesellschaft. Wir müssen Normen vorleben und auch einfordern von den anderen, vor allem von den Kindern. Wir müssen Verantwortung für unser Handeln übernehmen und dies auch einfordern. Es muss jemandem auffallen, wenn ein Jugendlicher derart unter Druck steht, bevor es zu spät ist.

Ich meine, das oder wenigstens ein großes Problem besteht in der Vereinzelung der Menschen. Jeder sitzt einzeln vor seinem PC, und man weiß nichts voneinander. Überall geht es um Leistung, d. h. um Erledigung großer Massen in sehr geringer Zeit. D. h. man schaut natürlich nicht so genau. Man prüft nicht jedes einzeln, sondern riskiert eher mal, dass auch einiges falsch läuft. Da kommt es nicht drauf an, das wird dann weggeworfen. - Menschen werden ebenso behandelt. Alles, was nicht große Massen betrifft, ist nur Bagatelle, unwichtig.

Ich finde es da relativ folgerichtig, dass es immer wieder Schüler gibt, die kein Gefühl dafür haben, was ein Menschenleben ist. Vielleicht waren sie selber auch nie so wichtig.

Wäre die Menschheit doch bloß auf den Bäumen geblieben…

Na dann, nix wie rauf.

Das geht leider nicht mehr, so viele Bäume gibt es nicht mehr.

Viele Grüße
Simsy