Hallo,
Ich weiß ja nicht wie dir es so geht, aber ich bin noch nicht
senil und kann mich sehr gut daran erinnern. Außerdem solltest
du dich vielleicht mal mit Lehrern unterhalten, die länger als
5 Jahre im Betrieb sind, und dir erklären lassen, wie sich das
Verhalten der Kinder in dem Zeitraum geändert hat.
Die kindliche Wahrnehmung ist eine andere als bei einem Erwachsenen. Du erinnerst Dich auch an einem Raum, der riesig war - betrittst Du ihn heute, wirkt er ganz anders. Genauso trifft es auch Dein eigenes Verhalten.
Dies widerspricht leider völlig dem, was du weiter unten
schreibst:
Ich weiss nicht was Du meinst.
Es ist vornehmlich die Aufgabe der Schule, Kindern ihr
entsprechendes Rüstzeug beizubringen, und zwar UNABHÄNGIG vom
Elternhaus. Wenn die Schule dort versagt, ist sie keine gute
Schule. Hier beshreibst du genau das, wofür das deutsche
Schulsystem zum Beispiel im PISA-Vergleich immer bemängelt
wird. Du wirst es vielleicht glauben, aber es ist durchaus
möglich, auch Kinder fürs Lesen zu begeistern, bei denen zu
Hause kein Buch sondern nur der Fernseher steht, und genau so
ist es möglich, Kindern das Lesen zu vermiesen, so dass sie zu
Hause nur vor der Glotze rumhängen, obwohl die Eltern sich
redlich mühen.
Das ist aber eher unwahrscheinlich. Die soziale Schicht „vererbt“ sich gern (leider). Das was Du behauptest widerspricht jede aktuelle Untersuchung zu diesem Thema. Ich wohne in Berlin. Ein Drittel der Berliner Kinder werden von einem alleinerziehendem Elternteil großgezogen, noch mehr Kinder leben von Harz IV. Du sprichst mit deinen Zeilen jede Vorbildfunktion der Eltern ab. Ein Kind, das kein Geld hat, dessen Eltern nicht arbeiten gehen und sich auch nicht um die Bildung ihrer Kinder kümmern, werden nur in Ausnahmefällen später die Uni beenden. Die Unabhängigkeit der Schulbildung vom Elternhaus ist ein Traumkonstrukt (etwas was nicht nie vorkommt, sondern eher selten). Wenn die Eltern ihr Kind nicht im Lernen unterstützen, wird es nicht weier kommen als notwendig - es sei denn es ist selbst hochmotiviert zu lernen und zu üben.
Die Deutsche Sprache wird aber nicht so geschrieben, wie sie
gehört und gesprochen wird!!!
Doch, das wird sie. Was aber vielleicht für Menschen, deren
Muttersprache nicht deutsch ist oder die einen starken Dialekt
sprechen nicht so ersichtlich ist.
Die Probleme liegen z.B. im ie, ü/y, Groß- und Kleinschreibung, v/f, sch/ch/ge/s, ks/x, ai/ei…
Vielleicht entspricht es nicht deiner Vorstellung von
Realität. Aber verrat mir doch mal ein Wort aus den
Beispielsätzen, dass man deiner Meinung nich intuitiv nach
Gehör korrekt schreiben kann?
Ich glaube, Du bist zu abgeklärt um das zu verstehen. Wir haben eben nicht nur smarte hochdeutschsprechende Schüler - komm’ mal zu uns nach Kreuzberg und besuche mal eine Deutschstunde.
Im Übrigen machen wir nach der Grundschulzeit auch nichts
anderes. Nicht jedes Wort der deutschen Sprache wurde in der
Grundschulzeit schon einmal „gelernt“. Trotzdem wird es häufig
richtig geschrieben, wenn die Leute gelernt haben, auf ihr
Gehör zu vertrauen und sich zu merken, was sie LESEN.
LESEN ist der Springende Punkt - durch das Lesen lernt man wie man schreibt - das gilt für einen Erstklässler genauso wie für einen Autor.
Oder legst du ernsthaft seit du 10 bist Tabellen mit jedem
neuen Wort an, das dir begegnet, um die korrekte Schreibweise
auswendig zu lernen? Sicher nicht. Genau das macht man aber
beim Erlernen einer Fremdsprache, weil dieses „Nach Gehör
schreiben“ bei vielen Framdsprachen nicht mehr passt (z.B.
Englisch). Und das ist auch der Grund, warum viele eigentlich
intelligente Schüler Probleme mit einer Fremdsprache haben,
weil sie da nämlich tatsächlich LERNEN müssen, wie ein Wort
geschrieben wird, und das ist für sie neu, denn Deutsch lesen
und schreiben zu lernen, war für sie tatsächlich ein
Kinderspiel (sofern sie keinen Höhrfehler haben).
Was auch ein Grund dafür ist, dass die Schüler viel zu spät mit einer Fremdsprache beginnen - bei uns ist Englisch ab 1. Klasse und das hatte ich als Kind auch - das ging sowas von Problemlos.
Dass Kinder, die zweisprachig erzogen werden oder aus einem
Elternhaus kommen, wo irgend ein Dialekt gesprochen wird, es
hier schwerer haben, ist klar. Hier ist dann das Problem, dass
man eigentlich davon ausgeht, dass Kinder, wenn sie
eingeschult werden, die deutsche Sprache beherrschen. Aber
auch hier passiert ja in Kindergärten mittlerweile einiges.
Ich kenne Schulen, wo die Kinder mit einer Sprache großgezogen wurden - und es ist nicht Deutsch. Die Kinder kommen in die Schule und können NIX. Das Schulamt darf auch einen 7-Jährigen nicht zurückstellen, weil er kein Deutsch kann. Ich betone: es ist NICHT die Minderheit. Das ist ein Problem, das man nicht ausblenden kann oder darf.
Ich selbst bin in die vierte Klasse einer deutschen Grundschule gekommen und konnte KEIN WORT DEUTSCH. Ich hatte als einziges Mädchen eine Gymnasialempfehlung - da kann ich leicht daher kommen und sagen, dass es doch geht. Ich bin mir aber durchaus bewusst, dass ich ein Ausnahme darstelle und noch nicht einmal weiss warum. Im Gegenteil, dieses „jeder kann wenn er nur will“ trifft eben nicht immer zu. Viele Kinder haben sehr schlechte Voraussetzungen die Schule gut zu absolvieren - das liegt z.T. an dem Hin und Her der Schulreformen, die sowohl die Lehrer als auch die Schüler ausbaden müssen (die Lehrer mit Stress, die Schüler mit Stress und mit schlechten Noten) und das Elternhaus.
Viele Grüße