Hallo an alle!
Ich hätte gern mal eure Meinung gewusst zu einem Thema, was mir schon länger Kopfzerbrechen bereitet, über das ich aber scheinbar auch nicht genug weiß, als dass ich mich konkret damit befassen kann.
Meine Frage richtet sich vor allem an Grundschullehrer und Eltern von Grundschulkindern, in deren Bundesland das entsprechende Konzept praktiziert wird und die sich mit dem Thema auskennen.
Zur Vorgeschichte: Ich bin Deutschlehrerin an einem Gymnasium, und mir fällt immer wieder auf, mit welcher fehlerhaften Rechtschreibung die Kids in der 5. Klasse zu uns kommen. Fakt ist, dass Rechtschreibung und Grammatik zu einem nicht unerheblichen Prozentsatz in unsere Noten mit einfließen (müssen), so dass die Kinder durchaus Nachteile deswegen haben. Wir versuchen zwar, die häufigsten Fehler (bzw. deren Vermeidung) einzuüben, die Kinder tun sich aber sehr schwer damit.
Ich habe nun in meinen Klassen mal ein wenig nachgeforscht, und es macht den Anschein, als haben besonders diejenigen Schüler erhebliche Probleme mit der Rechtschreibung und Zeichensetzung (und damit meine ich nicht mal Kommata, sondern auch Satzabschlusszeichen), die in der Schule „Schreiben nach Gehör“ oder „Lesen durch Schreiben“ gelernt haben. Leider kann ich beides bisher nicht so ganz auseinanderhalten. Kinder, die an Schulen unterrichtet wurden, an denen von Anfang an regelgerecht geschrieben wurde, haben wesentlich weniger bis gar keine Probleme mit Rechtschreibung.
Ich weiß, dass diese Beobachtungen nicht unbedingt statistisch relevant sein müssen, geben mir jedoch natürlich zu denken. Daher ein paar Fragen meinerseits:
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Ich meine verstanden zu haben, dass die Lese-Rechtschreib-Konzepte, von denen ich sprach, die Kinder motivieren sollen, frei und mit Freude zu schreiben und zu lesen, ohne direkt auf die Finger beklopft zu bekommen. Doch wie funktioniert es in der Praxis, den Kindern nach ersten Schreib-und Leselernerfahrungen (die ja zum (großen?) Teil noch fehlerhaft sind) die regelgerechte Schreibweise beizubringen?
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Wie geht man dabei mit dem lerntheoretischen Grundsatz der assoziative Hemmung („Umlernen ist schwerer als Neulernen“) um?
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Überwiegen die Vorteile hier wirklich die Nachteile? Ich erlebe in meiner Unterrichtspraxis eher, dass diejenigen mit guter Rechtschreibung und flüssigem Lesevermögen sich wesentlich lieber mit eigenen und fremden Texten auseinandersetzen und es für diejenigen mit Problemen eher frustrierend ist. Welche weiteren Vorteile soll das Lese-Rechtschreib-Konzept der Grundschule eigentlich haben? Ich kenne ja bisher nur den Motivationsvorteil.
Ein Dank an euch im Voraus.
Gruß
Dine