Und was genau meinst du mit „alles andere“ ?
Ich dachte, Du wolltest kein Planspiel. Damit meine ich alles,
was mir in der ersten Kriegsphase als für Bodentruppen
gefährlich auffällt. Außerdem meine ich damit, daß weitgehende
Zerschlagen von Luftkriegs-, Kommando- und Logistikstrukturen
des Gegners.
Und? Ist das wichtig?
Es geht immerhin um die Absetzung einer Regierung. Das geht nur, wenn man Hussein bekommt. Dann muss man aber doch irgendwann in die Stadt (oder wo er sich aufhält) und ihn da rausholen.
Im Irak ist der größte Bevölkerungsanteil nicht sehr vom
Regime überzeugt.
Ach? Hast Du eine repräsentative Umfrage durchgeführt? Es geht auch kaum noch um „Irak“. Im Norden war es tatsächlich immer so, teilweise auch im Süden. Nur Saddam sitzt in der Mitte und dort hat er seine Basis in der Bevölkerung. Oder doch nicht? Für eine Quelle, die Deine Behauptung belegt, wäre ich dankbar.
Ein Brite drückte es mal so aus: Die Amis können
zwar eine Menge im Nahen Osten sehen und hören, aber sie haben
kaum kompetente Leute, die mit dem, was sie hören und sehen
auch tatsächlich was anfangen können.Da stimme ich Dir zu. Das hat sich im Falle des 11.09.01 in
tragischster Weise dargestellt.
Ach? Und das gibt Dir nicht zu denken? Wieso sind die Amis plötzlich Deiner Meinung nach viel kompetenter.
Ich rede nicht von Krieg, ich rede von danach, wenn der
„große“ Krieg angeblich gewonnen ist und der Guerillakrieg
beginnt (was relativ schnell der Fall sein düfte).Ein Guerillakrieg bedarf immer des gnadenlosen
Rückhaltes in großen Teilen der Bevölkerung. Wie groß wird der
Anteil derer in der irakischen Bevölkerung sein, die die
Guerilla-Krieger des Hussein-Regimes nach dessen Sturz
unterstützen werden?
„Nach dessen Sturz“: dafür müssen die Amis ihn erst einmal haben. Das heißt, wohl in die Städte erobert haben. Bis dahin gibt es dann den Rückhalt. Oder auch nicht. Die Quelle für diese Einschätzung von mir ist oben ja schon angefragt.
Und ich
denke auch ein paar Amis dürften hektische Flecken bekommen,
wenn im Irak dann Hungersnöte und Seuchen ausbrechen, z.B.
weil es kein intaktes Regierungssystem mehr gibt.Ich könnte mir ein Interim vorstellen, bis sich dort eine
zivil-demokratische Staatsform konstituiert hat. Es gibt ja
bereits Planungen, die in diese Richtung gehen.
Gibt es. Leider sind sich die unterschiedlichen Gruppen nicht gerade sehr einig. Und die Kurden im Irak sind erst vor kurzem damit aufgefallen, dass sie Giftgastests an Hunden für Bin Laden durchgeführt haben. Sind das jetzt die Freunde des Westen?
Die Saudis sind die größten Verbündeten der USA am Golf.
Jedenfalls solange die Saudis nicht von einem Volksaufstand weggepustet worden sind. Natürlich können die Amis das verhindern (GIs stehen ja schon in Saudi-Arabien). Aber die Vorstellung, dass GIs in Saudi-Arabien auf Saudis schiessen, um Fahd zu schützen, ist nun doch reichlich bizarr.
Für Araber steht
das Geschäft an erster Stelle.
Wie für jeden Juden. Wie für jeden Christen (jedenfalls in den USA). Oder was?
Nicht die Ölvorkommen sind das Problem, sondern der Transport.
Wie will Russland denn in kürzester Zeit große Mengen an Öl
ungefährdet in die USA schaffen, wenn im Nahen Osten Krieg ist?Ich glaube, Rußland würde seine Lieferungen zu schützen
wissen. Ich bin aber auch der Überzeugungen, mal gehört zu
haben, daß die USA ihr Öl weitgehendst aus der mexikanischen
Golfregion und Südamerika beziehen. An vielen Stellen in den
USA fördern sie auch selbst. Ich weiß gar nicht, wieviel Öl
aus dem Persischen Golf in den USA verbraucht wird. Es ist
nicht viel.
Immerhin 30% der US-Ölimporte sind aus Nordafrika und Persischer Golf. Im übrigen ist der Weltrohölmarkt ziemlich liberalisiert. Wenn der Preis für OPEC-Rohöl steigt, werden die Mexikaner, Südamerikaner und Russen kaum so blöd sein, ihr Rohöl zum alten Preis abzugeben (oder die Amis müssen auf die Länder so einen Druck machen, dass es einem Einmarsch fast gleich kommt). Schließlich warum soll Mexiko dann sein Rohöl nicht nach Europa zu einem höheren Preis (aber unter dem OPEC-Preis) sondern in die USA zum alten Preis verkaufen?
Und selbst wenn den USA dies mit Druck gelingen sollte: wie reagiert die EU wohl, wenn die USA Irak bombardiert, einen Ölpreisschock (aufgrund eine OPEC-Ölembargos) (mit)auslöst und sich dann nur selbst rettet, indem sie sich des (aufgrund US-Drucks) noch billige Mexiko-,Südamerika- und Russlandöls besorgt. Und die EU darf dann das teure OPEC-Öl kaufen.
Übrigens Quizfrage: sind eigentlich nur Nahostölländer Mitglied der OPEC?
Hast du den Verlauf der Börse um den 11.9. letzten Jahres
herum beobachtet ?Ja. Beiläufig. Ich hätte nicht gedacht, daß sie sich derart
schnell erholt.
Ok, da warst Du pessimistischer. Jetzt glaubst Du aber bei einem Irak-Krieg nicht an eine (negative) Auswirkung auf den Börsen. Warum jetzt so optimistisch?
Zudem dürfte
die Lage wohl umgekehrt sein. In diesem Krieg zerstört nicht
der Irak etwas im Ausland sondern umgekehrt. Also wer muss
dann Reparationszahlungen leisten?Wieso sollte denn dann Deutschland im Ersten Weltkrieg
Reparationen an die USA zahlen? Haben wir in den USA auch was
zerstört? Wirtschaftlicher Gesamtschaden wird beglichen.
Klingt gut. Hat aber ein Problem: wenn wir durch Krieg Irak eine andere Regierung installieren, müssen wir dafür sorgen, dass diese positiv beim Volk ankommt. Eine Regierung, die erst Milliarden Reperationszahlungen zu leisten hat, dürfte nicht gerade Begeisterungsstürme auslösen. Ein (milliardenschwerer) Wiederaufbau (wie jetzt in Afghanistan versprochen, wenn auch nicht wirklich durchgeführt) wäre da schon notwendig.
Na den Kriterienkatalog für „gefestigte Gesellschaften“ am
Golf würde ich mir gerne mal anschauen *ggg*.Na, dann schaue Dir mal die Linkleiste des Boards an. Dort
wirst Du fündig.
Vielleicht gibst Du einfach eine vernünftige Antwort. Du scheinst sie ja zu kennen. Also nenn einfach die Staaten statt auszuweichen.
Willst du damit sagen, dass du dem islamischen
Funtamentalismus in arabischen Ländern die gleiche Bedeutung
zumisst, wie ein paar Alt-ehemals-nichtganz-SEDlern im
Budestag ? Verharmlost du hier nicht etwas ?Nein. Ich verharmlose nichts. Religiöser und politischer
Extremismus taucht in großem Maße dort auf, wo Armut und
soziale Unzufriedenheit vorherrschend ist. Beides ist in den
Staaten auf der Arabischen Halbinsel nicht oder selten der
Fall.
Aber in Arabien. Dass die Führer (Nazis, Stalinistin, islamische Fundamentalisten) nicht unbedingt selbst zur Unterschicht gehört haben sondern auf das Elend dieser Unterschicht nur reagiert haben (es sich zu Nutze gemacht haben - je nach politischem Standort), ist nichts neues. Nur ohne dieses Elend hätte es keine Nazis, Stalinisten, islamische Fundamentalisten gegeben.
Dieser Fanatismus taucht nochmal hier und da im Jemen
auf und ganz vereinzelt mal in Saudi-Arabien. Die Arabischen
Wirtschaftsriesen der Region leiden unter diesem Problem kaum.
Welche arabischen Wirtschaftsriesen? Kuwait, Oman?
Das ist übrigens sehr im Interesse der dort herrschenden. Ich
persönlich mache mir wegen etwaig fundamentalistischer
Umstürze in jenen Staaten keine Gedanken.
Weil Du Dir darüber keine Gedanken machst, sind diese Umstürze ausgeschlossen?