Hioo Pen,
Jeglicher ermittelbarer Transport ? Auch wenn es
Flüchtlingsströme über die Grenze gibt ? Wie willst du denn
ein Chaos wie beispielsweise an der pakistanisch/afghanischen
Grenze verhindern, wenn Iran und Irak sich einig sind ?
Pen, falls eines nicht klar ist: wir sprechen von Krieg. Verantwortung übernehmen und vernachlässigen dabei beide Seiten.
Wie umgekehrt auch.
Kaum.
Und was genau meinst du mit „alles andere“ ?
Ich dachte, Du wolltest kein Planspiel. Damit meine ich alles, was mir in der ersten Kriegsphase als für Bodentruppen gefährlich auffällt. Außerdem meine ich damit, daß weitgehende Zerschlagen von Luftkriegs-, Kommando- und Logistikstrukturen des Gegners.
Eine völlige Entwaffnung dürfte dir bei einer Bevölkerung, die
eindeutig gar nicht zur Zusammenarbeit mit den USA
bereit ist, nicht gelingen. Bei allen anderen Ländern, in
denen bislang mit etwas europäisch/amerikanischer Unterstüzung
Regierungen gestürzt wurden, waren wenigstens Teile der
Bevölkerung oder wichtige Teile des Staates (z.B. die Armee)
hinter einem neuen Regime.
Im Irak ist der größte Bevölkerungsanteil nicht sehr vom Regime überzeugt. Zum Jubeln gezwungen sein, bedeutet nicht, euphorisch zu sein. Die Leute, die in der Menge nicht mitjubeln, fallen auf.
Falls du ein relativ aktuelles Gegenbeispiel brauchst: Die
Russen haben es über Jahre nicht geschafft, eine ihnen genehme
Regierung in Afghanistan zu etablieren, die mehr als grad mal
ein paar Ruinenhaufen in und um Kabul herum regierte.
Die Russen? Ich glaube, Du meinst wohl eher das Sowjetregime.
Ich sag ja, militärisch mag das Problem kurzfristig zu lösen
sein. Aber was kommt danach ? Die Amis mögen zwar eine
Stecknadel in Bagdad aufspüren können, aber politisch haben
sie doch keinen Plan, was sie denn machen wollen, wenn Hussein
gestürzt ist.
Woher weißt Du so genau um die amerikanischen Planungen? Du bist ja richtig zu beneiden )
Ein Brite drückte es mal so aus: Die Amis können
zwar eine Menge im Nahen Osten sehen und hören, aber sie haben
kaum kompetente Leute, die mit dem, was sie hören und sehen
auch tatsächlich was anfangen können.
Da stimme ich Dir zu. Das hat sich im Falle des 11.09.01 in tragischster Weise dargestellt.
Von den diplomatischen
Unfähigkeiten der Amis will ich gar nicht erst reden.
Hmm…ja…okay. Stimmt.
Ich rede nicht von Krieg, ich rede von danach, wenn der
„große“ Krieg angeblich gewonnen ist und der Guerillakrieg
beginnt (was relativ schnell der Fall sein düfte).
Ein Guerillakrieg bedarf immer des gnadenlosen Rückhaltes in großen Teilen der Bevölkerung. Wie groß wird der Anteil derer in der irakischen Bevölkerung sein, die die Guerilla-Krieger des Hussein-Regimes nach dessen Sturz unterstützen werden?
Und ich
denke auch ein paar Amis dürften hektische Flecken bekommen,
wenn im Irak dann Hungersnöte und Seuchen ausbrechen, z.B.
weil es kein intaktes Regierungssystem mehr gibt.
Ich könnte mir ein Interim vorstellen, bis sich dort eine zivil-demokratische Staatsform konstituiert hat. Es gibt ja bereits Planungen, die in diese Richtung gehen. Im Übrigen von Exil-irakischen Militaers, die gegenwärtig in die Beratungen einbezogen werden, um danach ggf. Teil einer demokratischen Interimsregierung zu werden, bis es zu ersten demokratischen Wahlen kommen kann.
Die Saudis haben soweit ich weiss vor kurzem ihre
Investitionen in den USA stark zurückgeschraubt. Die letzten,
die ein amerikafreundliches Regime im Irak brauchen können,
sind die Saudis. Der Gründe dürften eigentlich auf der Hand
liegen.
Die Saudis sind die größten Verbündeten der USA am Golf. Wenn es Rückschraubungen saudischer Investitionen in den USA gab, wovon ich nichts weiß, könnte ich mir allerdings eher vorstellen, daß dies etwas mit den Geschehnissen nach dem 11.09. zutun hatte. Glaube bitte nicht, Du könntest einen Araber mit politisch-religiösen Begründungen dazu bewegen, sich ein gutes Geschäft entgehen zu lassen. Für Araber steht das Geschäft an erster Stelle. Wo sie ein Geschäft vermuten, dort unterscheiden sie nicht zwischen Freund und Feind. Kenner der Region werden es Dir sicher bestätigen können.
Nicht die Ölvorkommen sind das Problem, sondern der Transport.
Wie will Russland denn in kürzester Zeit große Mengen an Öl
ungefährdet in die USA schaffen, wenn im Nahen Osten Krieg ist?
Ich glaube, Rußland würde seine Lieferungen zu schützen wissen. Ich bin aber auch der Überzeugungen, mal gehört zu haben, daß die USA ihr Öl weitgehendst aus der mexikanischen Golfregion und Südamerika beziehen. An vielen Stellen in den USA fördern sie auch selbst. Ich weiß gar nicht, wieviel Öl aus dem Persischen Golf in den USA verbraucht wird. Es ist nicht viel.
Hast du den Verlauf der Börse um den 11.9. letzten Jahres
herum beobachtet ?
Ja. Beiläufig. Ich hätte nicht gedacht, daß sie sich derart schnell erholt.
Der Irak ist aber kein Selbstbedienungsladen, auch wenn eine
amerikafreundliche Regierung dort implementiert wird.
Ölförderanlagen und Transportwege zu sabotieren dürfte nicht
allzu schwierig sein.
Sie zu schützen auch nicht. Kostet zwar 'n bisken…aber es geht.
Erinnerst du dich noch an die brennenden
Ölfelder von Kuweit ? Glaubst du wirklich, die Irakis schauen
gemütlich zu, wie die Amis denen das Öl klauen?
Glaubst Du, diesmal werden die Ölfelder wieder brennen? Die Dinger läßt man von Fallschirmjägern oder Kommandos besetzen und damit hat’s sich. Dann brennt da nichts.
Zudem dürfte
die Lage wohl umgekehrt sein. In diesem Krieg zerstört nicht
der Irak etwas im Ausland sondern umgekehrt. Also wer muss
dann Reparationszahlungen leisten?
Wieso sollte denn dann Deutschland im Ersten Weltkrieg Reparationen an die USA zahlen? Haben wir in den USA auch was zerstört? Wirtschaftlicher Gesamtschaden wird beglichen.
Nein, aber man kann mit ziemlicher Sicherheit schon so einiges
prognostizieren, zumal man Szenarien aus der Vergangenheit
hat, auf die man zurückgreifen kann, und relativ viele
Informationen.
Sagt man nicht so schön: Lebe und Lerne?
Na den Kriterienkatalog für „gefestigte Gesellschaften“ am
Golf würde ich mir gerne mal anschauen *ggg*.
Na, dann schaue Dir mal die Linkleiste des Boards an. Dort wirst Du fündig.
Allerdings das erst seit dem Verbrechen. Vorher hättest du sie
vermutlich auch deiner angeblich so westlich orientierten
Obeschicht zugerechnet.
Sicher. Verbrecher erkennt man erst am Verbrechen. Aber auch nicht jeder, der in Braunau am Inn geboren wurde, wird irgendwann zu Diktator, wenn Du verstehst, was ich meine.
Willst du damit sagen, dass du dem islamischen
Funtamentalismus in arabischen Ländern die gleiche Bedeutung
zumisst, wie ein paar Alt-ehemals-nichtganz-SEDlern im
Budestag ? Verharmlost du hier nicht etwas ?
Nein. Ich verharmlose nichts. Religiöser und politischer Extremismus taucht in großem Maße dort auf, wo Armut und soziale Unzufriedenheit vorherrschend ist. Beides ist in den Staaten auf der Arabischen Halbinsel nicht oder selten der Fall. Dieser Fanatismus taucht nochmal hier und da im Jemen auf und ganz vereinzelt mal in Saudi-Arabien. Die Arabischen Wirtschaftsriesen der Region leiden unter diesem Problem kaum. Das ist übrigens sehr im Interesse der dort herrschenden. Ich persönlich mache mir wegen etwaig fundamentalistischer Umstürze in jenen Staaten keine Gedanken.
Gruß
Bark