Schulangst, Schulverweigerung

Mein Sohn wird mit vier Fünfen die 5. Klasse auf dem Gymn. nicht schaffen und ist bereit auf eine IGS zu wechseln. Das Problem ist, dass er wechselnd wg. Bauch-oder Kopfweh nicht zur Schule will und schon zu viele Fehltage hat. Keine körperlichen Ursachen. Kein Mobbing. Aber ein sensibles Kind. Hab schon versucht, ihn einfach hinzubringen, er steigt dann nicht aus dem Auto aus und ich müßte schon Gewalt anwenden, was ich nicht tue.
Wenn er nicht zur Schule geht, darf er nicht fernsehen usw. und sich nicht verabreden. Am WE ist er meist fit und spielt. Am 25.5. haben wir einen Termin beim Kinder-u. Jugendpsychiater. Wer hat noch Ideen, wie man damit umgehen kann?

Hi Yiyabiba,

Dein Kind wird Gründe dafür haben, warum er die Schule verweigert oder davor Angst hat.

Wenn organische Gründe nicht vorliegen, ist es anzunehmen, dass Bauchschmerzen und Kopfschmerzen psychsomatisch bedingt sind.

Eltern, die ihr Kind als „sensibel“ bezeichnen sind glaube ich überfordert mit den Emotionen ihres Kindes oder/und haben Probleme ihr Kind zu verstehen und können nicht angemessen auf die Gefühle des Kindes eingehen, was aber für eine gesunde Erziehung von eindringlicher Wichtigkeit ist. Deshalb ist es schonmal ein Superschritt zu einem Psychiater zu gehen, der, falls es denn stimmt, dies hoffentlich kann.

Falls das stimmt und du ihm dann auch noch Fernsehverbot erteilst, wird dein Kind wohlmöglich auch denken, dass es verkehrt ist, was es fühlt. Du drängst damit das Kind förmlich in eine psychische Störung hinein.

Du sagst dem Kind doch förmlich: Es ist nicht Ok Angst zu haben. Dafür wirst du bestraft. Wie würdest du dich als Kind fühlen, wenn du für deine Gefühle bestraft wirst?

Hallo,
wenn dein Junge mit vier Fünfen dasteht, hat er eine lange und bittere Leidenszeit hinter sich. Er hat Misserfolge eingefahren, wenn andere über gute Noten gejubelt haben. Er hat Hoffnungen aufgeben müssen bei fast jeder Rückgabe einer Klassenarbeit. Das nagt am Selbstwertgefühl selbst bei hartgesottenen Erwahchsenen, und er ist doch noch ein Kind!
Nimm ihm den Leistungsdruck, sag ihm, dass es dein Fehler war, ihn auf ein Gymnasium zu schicken und nicht sein Fehler, deine Erwartungen nicht zu erfüllen. Und sag ihm, dass er auf der neuen Schule noch mal ganz neu anfangen darf, ohne Altlasten.
Er soll einfach das restliche Schuljahr irgendwie hinter sich kriegen, in der Sicherheit, dass es anschließend auf ein neues Konto geht. Wenn es gar nicht geht, wird der Psychiater ihn auch krankschreiben.
Viel Glück!
Gruß Orchidee

Hallo,

Du hast ja schon sehr gute Antworten bekommen.
Was mir noch einfällt: so viele Fünfen landen nicht aus heiterem Himmel nach der Notenkonferenz auf dem Zeugnis - davor lagen viel Unterricht, Übungen, Tests, Klassenarbeiten, es gab Halbjahreszeugnisse und mit Sicherheit auch Elternsprechtage - warum ist diese Situation so spät erkannt worden? Oder wenn ihr davon wusstet, was wurde unternommen, um den Druck raus zu nehmen (Nachhilfe oder zu Hause gemeinsam den unverstandenen Stoff wiederholen)?

Viele Grüße

Übers Ziel hinaus
Hallo,

Falls das stimmt und du ihm dann auch noch Fernsehverbot erteilst, wird dein Kind wohlmöglich auch denken, dass es verkehrt ist, was es fühlt. Du drängst damit das Kind förmlich :in eine psychische Störung hinein.

Das halte ich doch für eine sehr gewagte Aussage. Das Kind erhält sehr wohl die Botschaft, dass seine Angst ernst genommen wird: Es darf zuhause bleiben. Ob das der richtige Weg ist, ist die Frage, aber hier sicher nicht zu klären.

Dass an diesen „schulfreien“ Tagen kein Unterhaltungsprogramm stattfindet, halte ich für ein absolut richtiges Signal. Es soll sich nicht lohnen, der Schule fernzubleiben, denn je angenehmer das Meiden gemacht wird, desto schwieriger wird es werden, Schule wieder auszuhalten.

Schöne Grüße
Jule

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Hey Jule

Das Kind erhält sehr wohl die Botschaft, dass seine Angst ernst genommen wird.

Auch wenn das Kind zu Hause bleiben darf bedeutet das nicht gleichzeitig, dass die Angst des Kindes ernstgenommen wird. Ernstgenommen wird die Angst des Kindes erst dann, wenn der Erwachsene sich liebevoll um die Angst des Kindes kümmert. Darüber wurde aber nichts ausgesagt. Wir wissen es also nicht, ob das Kind ernst genommen wird oder nicht.

Dass an diesen „schulfreien“ Tagen kein Unterhaltungsprogramm stattfindet, halte ich für ein absolut richtiges Signal. Es soll sich nicht lohnen, der Schule fernzubleiben, denn je angenehmer das Meiden gemacht wird, desto schwieriger wird es werden, Schule wieder auszuhalten.

Wenn das Kind psychich belastest ist, was es anscheinend ist, was denkst denn du, was da ein Kind braucht? Welche Bedürfnisse mag das Kind bezüglich seiner Angst haben? Das genau ist es, was das Kind braucht. Und diese Frage kann man nur beantworten, wenn man das Kind kennt und sich liebevoll in das Kind einfühlen kann.

Das Kind braucht nicht das, was wir Erwachsene denken würden, was die Kinder bräuchten. Es ist wie mit einer Pflanze. Es geht nicht darum, was der Mensch denkt, was die Pflanze braucht, sondern darum die Bedürfnisse der Pflanzen zu kennen. Nur so kann die Pflanze wachsen und gedeihen im andernfalle kann die Pflanze sogar absterben.

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Da geht mir der Hut hoch!
Moin,
da wird von Integration und Inklusion geschrieben, aber eine IGS wird immer noch als die Idioten-Gesamtschule betrachtet - für diejenigen, die den Selektionsstress am Gymnasium nicht aushalten.
Das ist zwar keine Antwort auf Deine Frage, aber ich muss meine Meinung loswerden.

Ich war Lehrer an einer IGS.
Pit

Danke für alle Antworten bis jetzt! Sie zeigen ganz genau das Problem, das ich habe, denn jedes Kind braucht natürlich liebevolle Zuwendung und einfühlsames Verständnis und das bekommen auch meine beiden Kinder. Aber es ist doch immer eine Gradwanderung, denn sie müssen auch gefordert werden. Das Zuviel/Zuwenig und die Mittel einzuschätzen ist das Schwere. Und manchmal findet man nur etwas heraus durch Ausprobieren, z.B.: was passiert, wenn ich ihn hinbringe, er nicht mehr fernsehen darf usw.? Denn er sagt ja auch nicht, Mama, ich hab Versagensängste, im Gegenteil, er sagt, er würde lieber zur Schule gehen. Man kann ihn aber auch nicht losschicken mit der Versicherung, dass er zurückkommen darf, wenn’s nicht geht, denn das mag er dort nicht sagen. Der Lehrer sagt, es sei wichtig, dass das Kind im Rhythmus bleibt. Ich finde es auch wichtig, dass er zum Sport geht und seine Freunde trifft. Aber ratet mal, was passiert, wenn Kinder mitkriegen, dass er solche Dinge darf, aber nicht zur Schule muss…
Er will übrigens auch zu diesem Psychiater nicht, aber das muss irgendwie gehen. - Ich hatte gehofft, es meldet sich jemand, der so etwas aus eigener Erfahrung kennt …

Hey Yiyabiba,

Ich bin jetzt gleich erstmal draussen spazieren. Aber ich habe Erfahrung damit. Ich war/bin so ein Kind. Ich hatte 240 Fehlstunden auf dem Gymnasium in der 5. Klasse, wenn ich mich recht erinnere. Der Grund bei mir war zuviel Stress.

Hast du irgendeine konkrete Frage, bei der du denkst, dass ich dir darauf eine konkrete Antwort geben kann?

Hallo,

Ernstgenommen wird die Angst des Kindes erst dann, wenn der Erwachsene sich liebevoll um die Angst des Kindes kümmert

Professionelle Hilfe und ein Schulwechsel sind in Aussicht. Da lässt sich schlussfolgern, dass die Eltern sich sehr wohl mit der Angst ihres Kindes auseinandergesetzt haben.

Wenn das Kind psychich belastest ist, was es anscheinend ist, was denkst denn du, was da ein Kind braucht

Ganz sicher kein Entertainmentprogramm.

Welche Bedürfnisse mag das Kind bezüglich seiner Angst haben? Das genau ist es, was das Kind braucht.

Dem widerspreche ich. Die Bedürfnisse des Kindes sind nicht zwingend identisch mit dem, was ihm gut tut. Und je jünger ein Kind ist, desto weniger Erfahrung hat es in Bezug auf die Tragweite und die Möglichkeiten, die eine Situation bietet.

Hier einfach dem kindlichen Bedürfnis nachzugehen, das - weil es es nicht besser weiß - häufig den Weg des geringsten Widerstands gehen wird, ist weder verantwortungsbewusst noch sinnvoll.

Das Kind braucht nicht das, was wir Erwachsene denken würden, was die Kinder bräuchten.

Würdest du ein Kind entscheiden lassen, was es braucht oder nicht braucht, gäbe es zumindest in unserem Land kaum ein Kind in der Schule. Seinen Bedürfnissen folgend würde es vermutlich nahtlos vom Spielen ins Chillen übergehen.

Kinder in ihren Sorgen und Nöten ernst nehmen, ist eine wichtige Sache. Führung ersetzt es nicht.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo

Würdest du ein Kind entscheiden lassen, was es braucht oder nicht braucht, gäbe es zumindest in unserem Land kaum ein Kind in der Schule. Seinen Bedürfnissen folgend würde es vermutlich nahtlos vom Spielen ins Chillen übergehen.

Chillen ist das Bedürfnis von Schulgeschädigten.
Ich glaube nicht, dass (die übliche) Schule das ist, was (die meisten) Kinder brauchen.
http://derstandard.at/1334368981969/Hirnforscher-Sch…
Ich finde, die meisten Leute, die mal in die Schule gegangen sind, können das so ungefähr bestätigen, was der Hirnforscher da sagt.

Viele Grüße

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Das hab ich ihm natürlich alles gesagt. Er wollte übrigens selbst unbedingt auf’s Gym., wie sein Bruder.

Hm. Ich möchte auf seiner Seite sein, weil er schon Stress genug hat, aber ihm auch die Leistung abverlangen, die er bringen kann, sprich, in die Schule gehen und wenigstens immer neu ausprobieren, ob es geht. Ich habe Sorge, dass sich diese Verweigerungshaltung festsetzt, denn wer weiß, ob in der neuen Schule alles prima ist. Ich möchte nicht zu streng sein und nicht zu nachgiebig. Ich möchte nicht, dass er so isoliert ist. Die Frage ist z.B., ist es richtig, zu sagen, wenn Du spielen willst, geh auch zur Schule, um ihn dazu zu bewegen, sich dadurch zu kämpfen oder ist es einfach blöd, weil man einem Kind mit einer offensichtlichen Krankheit schließlich auch nicht verbieten würde, seine Freunde zu sehen? Und sagt man ihm damit nicht tatsächlich, ich glaub Dir nicht, Du täuschst das nur vor, weil Du Dir keine Mühe geben willst?
Was hat Dir am meisten geholfen und hattest Du auch Angst und wenn ja, wie bewußt war Dir das? Übrigens hat er auch zeitgleich Neurodermitis entwickelt. Heute nachmittag beim Arzt wurde ein Blutdruck von 160/100 festgestellt.

Hey Jule,

Professionelle Hilfe und ein Schulwechsel sind in Aussicht. Da lässt sich schlussfolgern, dass die Eltern sich sehr wohl mit der Angst ihres Kindes auseinandergesetzt haben.

Na schön, beziehen wir das ganze mal auf mich.

Bei mir der gleiche Fall. Meine Eltern haben sich allerdings einen Scheiss um meine Angst gekümmert. Schulwechsel und zum Psychologen gehen schließt nicht ein, dass sich ein Elternteil um die Angst seines Kindes kümmert. Das ist einfach falsch. Die haben mich auf die andere Schule geschickt und zum Psychiater, weil sie keine Ahnung hatten, wie sie liebevoll auf meine Angst eingehen konnten. Auch durch den Psychiater haben sie aber nichts gelernt. Sie haben bis heute noch nichtmal irgendeine Ahnung davon, warum ich Angst hatte. Sie wollten mit meiner Angst gar nichts zu tun haben. Andere sollten sich darum kümmern. Nur ja nicht meine Eltern. Wie du siehst haben sich meine Eltern mit meiner Angst nicht wirklich auseinandergesetzt.

Ganz sicher kein Entertainmentprogramm.

Woher willst du das wissen? Wie kannst du eine Aussage tätigen in der du sagst, dass du ganz genau weisst, was das Kind braucht? Hier ist dann auch direkt das Problem: Du ignorierst die Bedürfnisse des Kindes und stülpst dem Kind deine eigenen auf. Das wäre so, als würdest du der Pflanze sagen: Du brauchst so und so viel Licht, so und so viel Wasser…und die Pflanze geht kaputt daran.

Würdest du ein Kind entscheiden lassen, was es braucht oder nicht braucht, gäbe es zumindest in unserem Land kaum ein Kind in der Schule. Seinen Bedürfnissen folgend würde es vermutlich nahtlos vom Spielen ins Chillen übergehen.

Du unterstellst dem Kind, dass es das Bedürfnis nach Chillen hätte, wenn es sich in seinem Verhalten zeigt. Vielleicht steckt da aber ein ganz anderes Bedürfnis hinter. Vielleicht steckt dort das Bedürfnis der Entspannung hinter? Vielleicht hat überhaupt gar kein Kind ein Bedürfnis nach Chillen, sondern das Bedürfnis ist ein ganz anderes? Studien hierzu wären doch vielleicht nichtmal schlecht.

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Hi Yiyabiba,

Also ich spreche jetzt nur von mir. Bei deinem Kind kann das anders sein.
Bei mir war es so:

Je mehr ich gedrängt wurde zum Gymnasium zu gehen bzw. je mehr das probiert wurde, umso mehr Druck verspürte ich und umso größer wurde meine Angst. Da ich regelmäßig dazu gedrängt wurde entwickelte ich immer mehr Angst vor der Schule bis ich mich logischerweise immer mehr dagegen gewehrt habe zur Schule zu gehen.

ist es richtig, zu sagen, wenn Du spielen willst, geh auch zur Schule, um ihn dazu zu bewegen, sich dadurch zu kämpfen oder ist es einfach blöd, weil man einem Kind mit einer offensichtlichen Krankheit schließlich auch nicht verbieten würde, seine Freunde zu sehen?

Die Frage ist ist doch, warum hat dein Sohn Angst zur Schule zu gehen? Er ist anscheinend nicht in der Lage mit dieser Angst umzugehen. Könnte er dies würde er vermutlich auch zur Schule gehen. Er hat also ein Problem im Umgang mit seinen Gefühlen. Jetzt wäre die Frage, ob du deinem Kind das alleine zutrauen würdest, ob er, wenn er denn in der Schule ist, lernen kann mit dieser Angst umzugehen, oder ob er wohl einer liebevollen Begleitung bedarf, der ihm Hilft mit dieser Angst umzugehen? Nur das würde deinem Kind doch wirklich bei der Angst helfen, meinst du nicht?

Wenn ich es richtig verstanden habe: Wenn du dem Kind vermittelst, dass du ihm nicht vertraust, wird er dir ja vermutlich auch nicht offenbaren können, warum er Angst hat. Dein Kind wird vielleicht denken oder fühlen, dass du verständnislos bist und sich dir gegenüber dann auch nicht öffnen können. Damit wäre das Kind dann ziemlich alleine mit seiner Angst. Und die Grundlage dafür, dass er den Umgang mit seiner Angst erlernen könnte, wäre damit vermutlich dann auch erloschen.

Was hat Dir am meisten geholfen und hattest Du auch Angst und wenn ja, wie bewußt war Dir das?

Am Anfang hat mir die einjährige Psychotherapie geholfen. Meine Eltern und meine Großeltern waren aber niemals eine Unterstützung für mich. Sie konnten das alles nicht verstehen. Hätten sie mich verstehen können, wäre alles viel einfacher gewesen. Verständnis. Geduld. Liebevoller Umgang. All das bekam ich nicht von meinen Eltern. Genau das hätte mir am meisten gebracht. Bewusst war mir diese Angst sehr. Es war sogar lebensbedrohlich für mich. Es war aber nicht nur die Angst. Es war auch Wut und Trauer. Ein ganzes Gemisch negativer Emotionen.

Ich hoffe dir hilft das ein wenig.

Moin,

siehst du das Problem in erster Linie in deinem Sohn begründet (er ist krank, braucht einen Psychologen usw.) oder in der Situation begründet (in einer anderen Situation mit angemessener Forderung statt Überforderung im Schatten seines großen Bruders wäre er vielleicht ein ganz normales, fröhliches Schulkind gewesen) ?

Gruß
M.

Hallo,

persönliche Betroffenheit ist selten ein guter Ratgeber, wenn es um andere Menschen geht. Das macht letzten Endes auch professionelle Helfer so wertvoll.

Du wirfst anderen vor, nicht auf die Bedürfnisse des Kindes zu schauen. Gleichzeitig stülpst du ihm deine eigenen über. Und damit nicht genug: Du unterstellst den Eltern, die Bedürfnisse ihres Kindes nicht zu sehen, weil du selbst diese schmerzhafte Erfahrung gemacht hast.

Und was das Fernsehen betrifft: Wie auch andere schon festgestellt haben, ist es wichtig, dass das Kind in einem gewissen Rhythmus bleibt. Es entwickelt sich nämlich schnell ein Teufelskreis aus unterschiedlichen Meidemotivationen. Selbstverständlich ist es angenehmer, dem Stress aus dem Weg zu gehen und es sich zuhause nett zu machen. Die Schwelle, sich irgendwann wieder der Schule zu stellen, wird dadurch aber eher höher als niedriger.

Es ist ein wenig wie mit dem Essen aus Frust: Man hat ein Problem und isst, weil es einem vordergründig gut tut. Dabei nimmt man zu. Und selbst wenn man das Problem gelöst hat, ist man nun möglicherweise dick. Das schafft neue Probleme, die man - weil bereits erprobt - wieder mit Essen zu kompensieren geneigt ist.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo,

da die Lösung des aktuellen Problems im derzeitigen Schulsystem erfolgen muss, nutzt es wenig, über dieses zu klagen. Dass es nicht ideal ist, steht dabei außer Frage.

Schöne Grüße
Jule

Hey Jule,

Persönliche Betroffenheit ist dann ein guter Ratgeber, wenn man in sich die Fehlenden Eigenschaften der Erzieher in sich hat entwickeln können, nämlich: Liebe zu sich selbst.

Du wirfst anderen vor, nicht auf die Bedürfnisse des Kindes zu schauen. Gleichzeitig stülpst du ihm deine eigenen über. Und damit nicht genug: Du unterstellst den Eltern, die Bedürfnisse ihres Kindes nicht zu sehen, weil du selbst diese schmerzhafte Erfahrung gemacht hast.

Wenn ich denn überhaupt ein Bedürfnis irgendwem überstülpe dann ist es mein Bedürfnis an die Erwachsenen zu appellieren, um auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zu schauen. Dies tue ich weil ich weiß, dass dem Kind damit am besten geholfen ist. Ich erkenne hier keine Projektion meinerseits.

Es ist aber jedoch auch zusätzlich etwas ganz anderes ob ich einem Erwachsenen mein Bedürfnis überzustülpen versuche oder ob ich es einem Kind überstülpe. Ein Erwachsener kann sich dagegen wehren. Es tut aber auch nichts großartig zur Tatsache denn, wenn der Erwachsene sich nicht um die Bedürfnisse des Kindes schert hat das fatale Folgen für das Kind.

Und was das Fernsehen betrifft: Wie auch andere schon festgestellt haben, ist es wichtig, dass das Kind in einem gewissen Rhythmus bleibt. Es entwickelt sich nämlich schnell ein Teufelskreis aus unterschiedlichen Meidemotivationen. Selbstverständlich ist es angenehmer, dem Stress aus dem Weg zu gehen und es sich zuhause nett zu machen. Die Schwelle, sich irgendwann wieder der Schule zu stellen, wird dadurch aber eher höher als niedriger.

Siehst du, hier passiert es meines Erachtens schon wieder. Du reduzierst das Kind ja quasi auf ein einziges Bedürfnis. Denkst du nicht, dass irgendwo im Kind noch andere Bedürfnisse bestehen, wie z.B. lernen mit dem Stress umgehen zu können? Ein allgemeines Bedürfnis zur Entfaltung seiner eigenen Persönlichkeit?

Es ist ein wenig wie mit dem Essen aus Frust: Man hat ein Problem und isst, weil es einem vordergründig gut tut. Dabei nimmt man zu. Und selbst wenn man das Problem gelöst hat, ist man nun möglicherweise dick. Das schafft neue Probleme, die man - weil bereits erprobt - wieder mit Essen zu kompensieren geneigt ist.

Ich sehe das aus meiner Sicht so: Eben weil das Bedürfnis nicht erkannt wurde und nicht gestillt wurde, nur genau deshalb kommt es zum Frustfressen. Eben genau deshalb, weil ein Bedürfnis des Menschen unterdrückt wird, versucht er es unbewusst durch andere Mittel wie z.B. Fressorgien zu kompensieren. Die Aufgabe wäre hier zu schauen, welches Bedürfnis eigentlich hinter den Fressattacken steht und welches Bedürfis frustriert wurde. Hinter den Fressattacken könnte z.B. stehen, dass man als Kind nicht die richtige Nahrung bekommen hat, sprich: Nicht genug Liebe erfahren hat. Es würde hier als um das Bedürfnis der Liebe gehen. Wenn der Mensch es dann lernt sich dieses Bedürfnis selbst zu stillen, sprich: Sich selbst zu Lieben, wird er diese Fressucht denke ich nicht mehr brauchen. Sie fällt ab wie ein fauler Apfel.

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Hallo,

Siehst du, hier passiert es meines Erachtens schon wieder. Du reduzierst das Kind ja quasi auf ein einziges Bedürfnis.

ich reduziere mitnichten. Ich halte es lediglich für eine richtige Entscheidung, Schulverweigerung nicht mit Fernsehen zu belohnen. Die Reduzierung nimmst du vor, indem du dich an Einzelheiten festbeißt.

Dass hier ursächliche Probleme geklärt werden müssen, steht doch völlig außer Frage. Ich halte dabei den Weg über den Psychologen für goldrichtig.

Sich selbst zu Lieben, wird er diese Fressucht denke ich nicht mehr brauchen. Sie fällt ab wie ein fauler Apfel.

Mal abgesehen davon, dass du schon wieder deine eigene Phantasien über die Ursachen der Fresssucht (die im übrigen nur ein Bild war) entwickelst, hast du das Beispiel nicht verstanden. Es geht nicht um Ursachen und Therapien, sondern lediglich darum, dass man sich durch Fehlverhalten neue Probleme schafft, die man dann ebenfalls bewältigen muss. Davon, sich selbst zu lieben, wird man z.B. nicht automatisch wieder schlank.

Vielleicht gelingt es dir, das Ganze mal weniger betroffen zu betrachten, dann fällt es dir möglicherweise leichter, die gesamte Intention einer Antwort zu verstehen und nicht nur auf Reizwörter zu reagieren.

Schöne Grüße
Jule

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