Schule=Konkurrenz

Hallo!

Meine Tochter ist nun in der 4.Klasse und seit dem Schuljahr verändert sich das Verhalten der Kinder wirklch auffällig!

Kinder, die wirklich sehr gut sind- werden plötzlich zu Aussenseitern…- obwohl das Kind sich in seiner Art nicht verändert hat und auch nicht besser wurde als die Jahre vorher!

Die Kinder sind 10 Jahre alt- und es ist schon eindeutig, wie sie von den Eltern beeinflusst werden!
Da hört man von üben tagtäglich…eine Stunde mal sicher…- es wird über andere Kinder schlecht geredet- gute Ergebnisse werden mit einem verächtlichen Blick quittiert…

Ich- stehe dabei und bin da wirklich sehr negativ irritiert!!

Ich kann ja verstehen, daß man für sein Kind sein Bestes will- will ich doch auch!
Aber kann man nicht bei sich bleiben und die anderen ihre Leistung so stehen lassen??

Abstrus finde ich, daß Kinder, die besser sind- dann runtergemacht werden…es nicht gegönnt wird!

So ist doch das ganze Leben!
Es wird immer Menschen geben, die besser sind als man selber…und wenn man für sich das tut, was man kann- dann ist der eigene Erfolg doch ganz unabhängig von den anderen…oder eben auch Misserfolg!

Mich stösst das alles ab…und ich finde es wirklich „abgefahren“, daß die Kinder, die sonst frei und ungezwungen aufeinander zugingen nun anfangen zu differenzieren…

Meine Tochter läuft im Mittel mit…Noten sind durchschnittlich…- dafür kann sie sich gut ausdrücken-- und da durfte ich mir nun auch anhören, daß die, die reden können…ja auch nicht so gut wären…das Schriftliche wäre DAS!

Ist doch Ansichtssache und letztlich liegt es an der Bewertung des Lehrers,wie er das einordnet!

Und wenn sich dann eine Mutter darüber aufregt, deren Tochter verbal weniger gut ist als meine (dennoch wirklich nicht schlecht)- dafür aber sonst nur 1er heimbringt…- frag ich mich schon, WAS eigentlich mit den „Müttern“ los ist…!!

Wie denkt denn Ihr darüber…??

kitty

Hallo,

was du beschreibst, ist der ganz normale Wahnsinn einer vierten Klasse im deutschen Schulsystem. Jetzt muss sich nämlich die Spreu vom Weizen trennen, es entscheidet sich, wer auf eine weiterführende Schule darf und wer in der Restschule bleiben muss.

Eltern kämpfen mit harten Bandagen, und viele machen vor niemandem halt. Nicht vor Lehrern, anderen Eltern und auch nicht vor deren Kindern. Zur Not werden Anwälte bemüht, um Kindern schulische Aufstiegschancen zu erstreiten.

Es fällt mir dabei schwer, den Schwarzen Peter den Eltern zuzuschieben - auch wenn man sich als Lehrerin manchmal wünschen würde, dass sie Argumenten gegenüber zugänglicher wären. Manchen Kindern könnte das Frust und Versagensgefühle ersparen. Trotzdem verstehe ich den Wunsch der Eltern nach der bestmöglichen Laufbahn für ihr Kind.

Vielleicht kommen wir irgendwann auch bei uns in den Genuss eines Schulsystems, das Chancen schafft, statt sie zu verbauen. Bis dahin müssen wir mit dem leben, das wir haben.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Kitty!

Ich kann Dich beruhigen: wenn Deine Tochter mündlich gut ist und sich gut ausdrücken kann, hat sie es auf der weiterführenden Schule sehr viel einfacher. Das Mündliche zählt dort auch in der Regel mehr als das schriftliche (60%). Also bleib locker und mach Dir nicht so viele Gedanken. Jule hat vollkommen Recht: das ist der übliche Wahnsinn der 4. Klasse. Der vergeht auch wieder, spätestens wenn die Empfehlungen raus sind, wirds etwas besser.

LG INge2

Gesellschaft = wir alle
Hallo!

Mein Sohn geht auch in die 4.Klasse. Der Druck ist enorm, Kinder und Eltern drehen (je nach Temperament) ziemlich am Rad.

Vereinzelt kann ich Deine Beobachtung bestätigen. Bei uns der Klasse gibt es derzeit massive andere Probleme (von 17 Kindern schaffen vielleicht 2 den Übertritt an ein Gymnasium).

Die Kinder sind 10 Jahre alt- und es ist schon eindeutig, wie
sie von den Eltern beeinflusst werden!

Auch wir haben Eltern, die sich die Noten aller Kinder, die sie aus ihren Kindern rausfragen, anscheinend notieren und Buch darüber führen. Und bei passender oder unpassender Gelegenheit verkünden, wer aus der Klasse welche Noten hat. Wir haben angefangen (in Absprache mit mehreren Eltern), die entsprechende Person schlicht anzulügen. Fragt sie nach Noten, ist unsere Antwort immer: 1 oder 2, alles super, alles problemlos. Die arme Frau wird sicher bald verzweifeln und es geschieht ihr Recht. (Das Kind tut mir allerdings leid)

Da hört man von üben tagtäglich…eine Stunde mal sicher…-

Die Hälfte unserer Klasse geht zur Nachilfe oder ähnlichen Angeboten.

es wird über andere Kinder schlecht geredet- gute Ergebnisse
werden mit einem verächtlichen Blick quittiert…

Das hab ich bisher noch nicht beobachtet, aber die Stimmung bei uns ist eine andere, wir sind eher Leidensgenossen, Opfer der Lehrkraft unserer Kinder.

Aber kann man nicht bei sich bleiben und die anderen ihre
Leistung so stehen lassen??

Mein Rat: Tu genau dies. Halte Dich fern von Tratschweibern (und -männern, wobei ich jetzt mal behaupte, dass Letztere seltener sind). Zieh Dein Ding mit deinem Kind durch, motiviere es so, wie Du es für richtig hältst. Suche Dir Verbündete, die der Konkurrenzkampf auch nervt.

So ist doch das ganze Leben!
Es wird immer Menschen geben, die besser sind als man
selber…und wenn man für sich das tut, was man kann- dann
ist der eigene Erfolg doch ganz unabhängig von den
anderen…oder eben auch Misserfolg!

Hm, hier komme ich zu meiner Überschrift. Die Gesellschaft, auf die wir so oft schimpfen, das sind schlussendlich wir. Wir haben es in der Hand, Normen und Verhalten zu ändern, vor allem wenn wir Kinder erziehen. Bringe Deinem Kind bei, was Du hier schreibst. Und schon ist die Welt ein Stück besser.

Und wenn sich dann eine Mutter darüber aufregt, deren Tochter
verbal weniger gut ist als meine (dennoch wirklich nicht
schlecht)- dafür aber sonst nur 1er heimbringt…- frag ich
mich schon, WAS eigentlich mit den „Müttern“ los ist…!!

Das:
http://www.sueddeutsche.de/leben/678/410451/text/
ist mit den Müttern los. Lässt sich gut auch auf die Schulzeit übertagen.

Also, allein, dass Du einordnen kannst, welche Tochter sich nun besser ausdrücken kann und wer welche Noten mit nach Hause bringt, zeigt, dass Du mittendrin hängst im Konkurrenzkampf. Du machst im Grunde mit.

Mach Dich frei davon, spar Dir die Nerven, frage die anderen Mütter ab und an, was sie die Leistungen deines Kindes angingen, gehe derartigen Gesprächen aus dem Weg. Suche Dir vernünftige Eltern (vereinzelt soll es sie geben, hab ich mal gehört :wink: ) um Dich auszutauschen.

Ruhe bewahren!
Grüße
kernig

Hi,

ich stimme dir zu, bis auf

Vielleicht kommen wir irgendwann auch bei uns in den Genuss eines Schulsystems, das Chancen schafft, statt sie zu verbauen. Bis dahin müssen wir mit dem leben, das wir haben.

Ich hoffe (vermutlich vergebens) dass wir unseres noch lange behalten werden, denn es ist um einiges besser als sein Ruf.
Wir können gerne streiten, ob wir nun nach der 4. oder nach der 6. aufteilen sollten - aber die aufteilung ist durchaus richtig und gut. Ich komme aus einem Schulsystem (DDR), in dem nicht geteilt wurde, also bis zur 10. Klasse alle die gleiche Schule, dann teilte es sich in Abitur und Berufsaussbildung. Die Langeweile, die man hat, wenn man als späterer 1,7-Abiturient mit Leuten in einer Klasse sitzt, die selbst auf der Hauptschule durchfallen würden…
Und das hiesige Schulsystem ist sehr durchlässig: man kann jederzeit in jede Richtung wechseln. NAtürlich ist die höhere Klasse schwerer - aber wenn man es nicht schafft, wieso strebt man dann Berufe an, die diese höhere Ausbildung brauchen? Diese Berufe sind doch auch schwerer.
Auch nach dem Schulabschluss kann man einen höheren nachholen, ohne Verlust an Zeit sogar. Ich unterrichte auf dem zweiten Bildungsweg, zu und Kommen Realschüler mit und ohne Berufsausbildung und Hauptschüler mit Berufsausbildung und holen das Abitur nach. Ich vermute, es wird Dich übnerraschen, zu hören, dass wir nicht die besten Schüler ihrer Jahrgänge bekommen, sondern mehrheitlich die, die auf dem Zeugnis viele Dreier und Vierer haben - die mit den richtig guten Zeugnissen bekommen eine Ausbildung nach Wunsch. Auch unsere besten Schüler sind nach dem Fachabitur weg, weil sie ihren Traumstudiengang bekommen - ein unverhältnismäßig großer Teil derer, die das allgemeine Abitur bzw die fachgebundene Hochschulreife anstreben, sind Leute mit sehr schwachen Noten.
Willst du wirklich ein Schulsystem, in dem jeder das Abitur hat? Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man mit seinem Abitur mit der gleichen Wahrscheinlichkeit wie jetzt Straßenkehrer wird. Dafür hängt der Zugang zur Uni von einer einzigen Prüfung ab, statt wie jetzt von mindestens einem Schuljahr (dem letzten, wenn man das Abi nachholt, da werden nämlich die Ergebnisse aus dem Vorjahr nicht mitgeschleppt)

die Franzi

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Das ist wirklich eine eigene Diskussion wert
Hallo!

Wir können gerne streiten, ob wir nun nach der 4. oder nach
der 6. aufteilen sollten - aber die aufteilung ist durchaus
richtig und gut.

Da geb ich Dir grundlegend Recht. Wobei ich für eine Aufteilung nach der 6. oder 7. Klasse plädieren würde.

Und das hiesige Schulsystem ist sehr durchlässig: man kann
jederzeit in jede Richtung wechseln.

Es wird als durchlässig angepriesen, theoretisch ist es das auch. Praktisch wechseln nur sehr wenige Schüler von „unten nach oben“. Mal sehen, es gab hier ja neue Regelungen, vielleicht wird es etwas besser.

Der 2. Bildungsweg bleibt natürlich, auch da hast Du recht. Und wer das bayrische G8 nicht mag, kann über die Realschule (6Jahre), zwei Fremdsprachen und 3 Jahre FOS die allgemeine Hochschulreife erlangen.

Willst du wirklich ein Schulsystem, in dem jeder das Abitur
hat?

Nein, aber ein Schulsystem, in dem jeder die gleichen Chancen hat, egal aus welcher sozialen Schicht und aus welchem Bundesland und egal welchen Lehrer. Dann sollte es eine zentrale Prüfung geben für den Übertritt und in allen Bundesländern die selbe Abiturprüfung. Wer sich in der Grundschule Nachhilfe leisten kann, wird hier z.T. zum Gymnasiumsübertritt gedrillt, fragwürdig.

Meine Hauptkritik möchte ich zum Übertrittsverfahren in Bayern in der 4. Klasse äußern: Das ist schlicht eine Katastrophe. Wieviel Schuld das System, die Lehrer, die Eltern trifft, das kann man sicher unterschiedlich sehen. Aber wenn ich sehe, welcher enorme Druck auf den Kindern lastet, kann die derzeitige Methode einfach nicht gut sein.

Grüße
kernig

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Hallo Franzi,

für mich stellt sich weniger die Frage nach Trennung oder gemeinsamer Beschulung, wenn ich an einer Veränderung des Bildungssytems denke. Wir sollten eher unsere Formalien überdenken. Heißt: Letzten Endes sollte die Festellung, was jemand kann über der formalen Bezeichnung seines Abschlusses stehen.

Das könnte zur Folge haben, dass viele Berufsziele auf sehr unterschiedlichen Wegen erreicht werden können. Es würde dann keine Rolle mehr spielen, wo jemand gestartet ist (und ob er damit möglicherweise irgendwann eine falsche Entscheidung getroffen hat), sondern es ginge darum, welches Ziel er erreicht hat.

Echte Durchlässigkeit müsste in meinen Augen eine Menge mehr an Möglichkeiten eröffnen, zwischen beruflichen und akademischen Ausbildungen zu wechseln - und zwar in beide Richtungen. Wenn man davon ausgeht, dass Bildung ein lebenslanger Prozess ist, muss man auch Wege dafür eröffnen. Das bedeutet, dass ein großes Spektrum an Qualifizierungsmöglichkeiten geschaffen werden muss, die es Menschen zu verschiedenen Zeiten ihres Lebens ermöglicht, mehr an Bildung zu erwerben.

Willst du wirklich ein Schulsystem, in dem jeder das Abitur hat?

Nein. Aber ich möchte eines, in dem jemand mit einer hervorragenden beruflichen Ausbildung bei der Jagd nach dem besten Job vergleichbare Chancen haben kann, diesen zu bekommen, anstatt daran zu scheitern, dass ihm der Stempel „Abitur“ fehlt.

Schöne Grüße,
Jule

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das ist m.e. erst in letzter zeit so extrem geworden, weil jeder sein kind aufs gymnasium haben will, zu meiner zeit gab es da nie probleme

Hallo!

Dass das Schulsystem eine eigene Diskussion wert ist, ist nur allzu wahr! Meine Tochter macht in einem halben Jahr Abi und hat schlaflose Nächte, weil ihr Jahrgang der letzte mit Leistungskursen ist. Was mit denjenigen ist, die das Abi nicht schaffen, können Lehrer, Oberstufenleiter, Schulleiter usw. nicht beantworten. Wiederholer kann es in der Profiloberstufe aus dem Jahrgang eigentlich nicht geben, sie müssten dann theoretisch mindestens 2 Jahre zurückgehen.

Aber man muss sich keine Gedanken machen, die Profiloberstufe ist schon fast wieder gekippt und wird in ein paar Jahren wohl wieder rückgängig gemacht - vielleicht wenn meine Jüngste das Abi macht…

LG Inge2

Na,

zu deiner Zeit brauchte man für einen dusseligen Industriekaufmann auch kein Abitur.

*kopfschüttelt über diesen Blödsinn*

lg
Kate

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Hi,

Praktisch wechseln nur sehr wenige Schüler von „unten nach oben“.

weil es zu schwer ist? „Zu schwer“ bedeutet, dass der nächsthöhere Schulzweig schneller arbeitet, und früher neue / andere Fächer einführt, auch weil die SChüler schneller lernen. Sollen wir jetzt alle so langsam wie die Hauptschule machen? (alle so schnell machen wie das Gymnasium?) Beides ist wohl, aus jeweils anderen Gründen, aus der Diskussion.
Meine Meinung ist, wenn ich den höheren Abschluss will, muss ich auch die dafür nötige Arbeit leisten. Mir persönlich ist es egal, wann - jeder entwickelt sich anders. Wenn sich jemand mit 11-12 lieber mit der Pubertät beschäftigt (das ist anstrengend genug, ist ernst gemeint und keine Boshaftigkeit) und in der REalschule bleiben / dahin zurücktreten muss, und später einen Entwicklungsschub hat und Fähigkeiten entwickelt, dann soll er ans Gymnasium zurück / über den zweiten Bildungsweg. DAfür ist es da.
Chancengleichheit: zuerst zu den Lehrern. DA auch wir Lehrer Menschen sind, wird man es nicht schaffen, dass die immer alles richtig machen, auch nicht mit Zentralabitur - dann werden eben die Vorschriften des Zentralabiturs falsch ausgelegt. Soziale Chancengleichheit. Ich höre da „sich Nachhilfe leisten können“. Wer mit Hilfe von intensivster Nachhilfe gedrillt werden muss, um aufs Gymnasium zu kommen, kommt da nicht weit und scheitert spätestens beim Studium - so viel verschwendete Zeit und so viel verschwendetes Geld. Dito für die, die am Gymnasium intensive Nachhilfe brauchen. „Soziale chancengleichheit“ bedeutet auch das Argument „Gymnasium is nich, geh geld verdienen, ich kann dich nicht ewig finanzieren“. Das ist das schwerer zu lösende Problem. Hier würden sicher höhere BaFöG-Sätze helfen, aber auch ein wenig mehr Mut der Eltern - das eine Jahr mehr, dass die Realschule braucht, wird ja drin sein, oder? Ich steh immer noch auf dem Standpunkt: Nicht jeder braucht das Abitur. Ein guter REalschulabschluss bringt einem eine Ausbildungsstelle. Was soll den der Staat machen, wenn Eltern sagen „Mach die Schule so schnell wie möglich fertig, abschluss ist egal, geh arbeiten. Ich will dich nicht finanzieren.“ Sowas gibt es auch - da hilft kein Bafög, außer, es ist so hoch, dass sich ein junger mensch komplett selbst unterhalten kann, inkl. eigener Unterkunft. Und das ist scheißteuer.
Mein Wunsch als unverbesserliche Optimistin wäre, dass die Menschen mehr begreifen, dass ich mit einem guten Realschulabschluss unter Umständen eher einen Ausbildungsplatz bekomme als mit einem schlechten Abitur (ich habe, selbst mit einem Abi von 1,7, keine Banklehre bekommen - die kriegten die mit den Beziehungen, Vitamin B, Verwandte im Bankwesen. Stell dir das mal vor mit jemandem, der sein Abi mit Ach und Krach geschafft hat… nur als kleine Randepisode). DAs, was auf dem Ausbildungsmarkt geschieht, ist inflation: weil alle ihr heil beim Abi suchen, bleiben nach und nach nur die wirklich dummen (pardon) an der Hauptschule. So wird die Befürchtung der Eltern erst durch ihr Verhalten wahr: Weil sie ihre Kinder zu den höheren Abschlüssen schicken, sind die Leute mit den niedrigeren Abschlüssen tatsächlich weniger brauchbar im Schnitt, und die Unternehmen schauen, dass sie Leute mit höheren Abschlüssen bekommen. Ein Teufelskreis. Da nun aber Leute mit weniger Fähigkeiten bei Realschulen und Gymnasien ankommen, sinkt dort das Niveau: hohe Zahlen von Durchfallern verkaufen sich extrem schlecht. (Falls hier jemand zwischen den Zeilen liest, dass ich wohl glaube, dass nicht jeder einen Realschulabschluss oder ein Abitur schafft - das stimmt absolut.)

Der Druck wird immer auf den Kindern lasten, sie vergleichen sich schon selbst untereinander, sie werden immer, egal in welchem Schulsystem, etwas schaffen müssen, und werden sehen, dass Leute vor ihnen an der Hürde scheitern. Das wird sich nicht ändern. Ändern kann man aber den Umgang damit. (Ja, ich weiß, ich bin unverbesserlich…)

die Franzi

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Hi,

Letzten Endes sollte die Festellung, was jemand kann über der formalen Bezeichnung seines Abschlusses stehen.

Wie soll das bitte geschehen? Wir sollen jemandem glauben, das er etwas kann, einfach, weil er es behauptet? Bestell dir mal in den USA einen Handwerker …

Aber ich möchte eines, in dem jemand mit einer hervorragenden beruflichen Ausbildung bei der Jagd nach dem besten Job vergleichbare Chancen haben kann, diesen zu bekommen, anstatt daran zu scheitern, dass ihm der Stempel „Abitur“ fehlt.

Hab ich kernig unten einiges dazu geschrieben,inkl. Beispiel aus eigener Erfahrung (… dass das Abi eben manchmal nicht genug ist)
Ansonsten, … möchtest Du, dass ein Maurer, der seine Ausbildung mit 1,0 und höcchstem Lob gemacht hat, eine Baufirma leitet und Aufträge einholen, Finanzierungen aufstellen, Personal einstellen soll? oder versteh ich da was falsch…

Das könnte zur Folge haben, dass viele Berufsziele auf sehr unterschiedlichen Wegen erreicht werden können.

Du kannst nach einem Studium eine Berufsausbildung beginnen. du kannst nach dem Hauptschulabschluss einen Beruf lernen, dann dein Fachabi machen und Ingenieur werden. Du kannst deine Schulausbildung abbrechen und monate- oder jahrelang couchsurfen, dann die REalschule nachholen, Beruf lernen. Du kannst Realschule machen, Fremdsprachenkorrespondentin lernen, und dann ungelernt im Einzelhandel arbeiten … undundund. (ok, das letzte Beispiel ist sehr albern)
Nur eins musst du tun: Du musst die Leistungen bringen, die an der entsprechenden Stelle von dir verlangt werden. Ich erwarte von den Putzfrauen bei uns in der schule, dass sie ihren Job richtig und sorgfältig machen, genauso, wie ich das von meinem Arzt erwarte. Ich möchte an keinerStele, an der ich jemand anderes Dienste in anspruch nehme, einem Menschen gegenüberstehen, der dfen Job aus mitleid hat, oder damit er nicht auf der Straße steht, oder damit er eine Quote erfüllt. Er soll ihn können.

die Franzi

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Hi,

der zweite Stern bei dem Artikel von dir ist von mir.

Die Gesellschaft, auf die wir so oft schimpfen, das sind schlussendlich wir. Wir haben es in der Hand, Normen und Verhalten zu ändern, vor allem wenn wir Kinder erziehen. Bringe Deinem Kind bei, was Du hier schreibst. Und schon ist die Welt ein Stück besser.

DAmit stimme ich besonders überein, aber auch sonst nichts auszusetzen.

die Franzi

???

Hallo Franzi,

Ansonsten, … möchtest Du, dass ein Maurer, der seine Ausbildung mit 1,0 und höcchstem Lob gemacht hat, eine Baufirma leitet und Aufträge einholen, Finanzierungen aufstellen, Personal einstellen soll?

Nein. Ich möchte, dass er die Chance bekommt, sich entsprechend qualifizieren zu können, auch ohne die klassische Zugangsvoraussetzung zu erfüllen. Wenn er dazu ein Studium braucht, dann sollten z.B. sein Meistertitel und seine Berufserfahrung ihm ebenso Zugang gewähren können, wie einem 18-jährigen Schüler sein Abi.

Nur eins musst du tun: Du musst die Leistungen bringen, die an der entsprechenden Stelle von dir verlangt werden.

Da gehe ich mit dir absolut konform.

Ich erwarte…dass sie ihren Job richtig und sorgfältig machen…Er soll ihn können.

Genau. Aber der Weg dahin sollte noch eine Menge mehr an Querverbindungen und Seitenwegen eröffnen als es bisher der Fall ist. Das würde letzten Endes vielleicht auch dazu führen, dass eine Entscheidung in der vierten Klasse nicht zu einer Lebensentscheidung hochstilisiert werden muss.

Schöne Grüße,
Jule

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Hi,

in Bayern (ich kann immer nur für Bayern sprechen) wird es bald so sein, dass man mit dem Meister an der FH studieren kann. Wir freuen uns alle drauf - die einen idealistisch (Politiker und Handwerksmeister), die anderen mit zugegebenermaßen etwas Häme - Lehrer. Warum? Nun, weil bei uns an der FOS BOS die Hauptschüler die höchste Abbrecher-, Probezeitnichtbesteh- bzw. Prüfungsdurchfallquote haben. Gemessen jeweils an der Zahl an Hauptschülern, die angefangen haben. Trotz Fürderunterricht in den Profilfächern, und obwohl sie sehr fleißig sind, und obwohl unsere Schule noch mehr Schule ist als eine FH: Sie haben bei uns zum ersten Mal Physik (oder VWL, oder Pädagogik / Psychologie, je nach Fachrichtung), Chemie und zum ersten Mal Mathe jenseits der Grundrechenarten. Das ist der Killer. In wie vielen dieser Fächer braucht ein Handwerksmester Grundlagen, wenn er Ingenieur werden will?
Ich sehe die Einführung Der Zulassung von Handwerksmeistern zum Studium trotzdem recht entspannt: Es bringt Politikern Wählerstimmen, es beruhigt das Volk, und wird schnell in der Versenkung verschwinden, weil die Zielgruppe fix merken wird, dass man nicht mal so eben schnell ein Studium (und sei es „nur“ FH) durchziehen kann. Man braucht ein bisschen Vorbereitung, und sei es nur das kurze Jahr an der FOS BOS (2 inklusive vorklasse)

die Franzi

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Hallo Franzi,

Ich komme aus einem Schulsystem (DDR), in dem
nicht geteilt wurde, also bis zur 10. Klasse alle die gleiche
Schule, dann teilte es sich in Abitur und Berufsaussbildung.

Der Witz ist, dass es diese Sortierung der Schüler nach der 4ten oder 6ten Klasse weltweit nur in Deutschland, Österreich, Schweiz, Luxemburg und Nordirland gibt.

In vergleichenden Tests hat dieses Prinzip seine Überlegenheit nicht beweisen können. Das Einzige was es in Deutschland bringt ist eine höhere Abhängigkeit des Schulerfolgs von der sozialen Herkunft, als in allen anderen Industrieländern.

Willst du wirklich ein Schulsystem, in dem jeder das Abitur
hat?

Es ist irgendwie fairer, als Kinder schon im zarten Alter von 10/11 zu selektieren.

Gruß
Carlos

P.S. Früher glaubte ich auch an das mehrgliedrige Schulsystem. Da ich aber kein profiteur des Systems bin, fiel mir das Umdenken leichter.

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Abend!

Menschen mehr begreifen, dass ich mit einem guten
Realschulabschluss unter Umständen eher einen Ausbildungsplatz
bekomme als mit einem schlechten Abitur

Die begreifen das nicht, weil es nicht stimmt. Als einfacher
Datenverabbeitungskaufmann, Industriekaufmann, etc. gibt es schon
lange die minimal Vorraussetzung Abitur.

ich habe, selbst mit einem Abi von 1,7, keine Banklehre bekommen -
die kriegten die mit den Beziehungen, Vitamin B, Verwandte im
Bankwesen. Stell dir das mal vor mit jemandem, der sein Abi mit Ach
und Krach geschafft hat…

Siehst du! Die Note ist wohl doch nicht allein entscheident.

Hast du auch nur mal eine Sekunde daran gedacht, dass du einfach
nicht geeignet warst in den Augen des Personalers?
Sowas locker auf Vitamin B schieben ist halt soo einfach. Man kann
halt nichts dafür, die bösen Anderen …

Gruß
Stefan

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Hallo!

Es ist irgendwie fairer, als Kinder schon im zarten Alter von
10/11 zu selektieren.

So sehe ich das auch!
Wenn ich mir ansehe, daß die Kinder sich noch lieber mit Lego oder Playmobil befassen als auch nur annährend den Sinn für Leistung zu erfassen- dann kann es so wenig passen!

Mal abgesehen von Kindern, die dann echt Überflieger sind und ohne zu lernen sehr gut durch die Schule kommen, kommt es dann auf die Eltern an- was sie in die Kinder reinbringen (denn tatsächlich muss heutzutage sehr viel von den Eltern erbracht werden- nicht wie zu meiner Zeit, als maximal Vokabeln abgefragt wurden)…und auf das Kind selber- inwieweit es noch spielerisch ist, denn ein verspieltes Kind wird sich mit so einem Druck auch schwerer tun…- Eltern können im Extremfall nur mit viel Druck dagegen ankommen…

Und wenn man mit „Spass am Lernen“ kommt…dann wirds schwer, wenn der Nachmittag dann nur mit Hausaufgaben und Übungen voll ist…-- da verliert man als Mutter genauso die Lust…

kitty

Kitty

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Hi,

Praktisch wechseln nur sehr wenige Schüler von „unten nach oben“.

weil es zu schwer ist? „Zu schwer“ bedeutet, dass der
nächsthöhere Schulzweig schneller arbeitet, und früher neue /
andere Fächer einführt, auch weil die SChüler schneller
lernen.

Das ist ja auch alles richtig. Nur wenn es, wie Du sagst, einige Schüler gibt, bei denen etwas später „der Knoten platzt“, dann sollten die „Aufsteigerzahlen“ in meinen Augen etwas höher sein.

Chancengleichheit: zuerst zu den Lehrern. DA auch wir Lehrer
Menschen sind, wird man es nicht schaffen, dass die immer
alles richtig machen, auch nicht mit Zentralabitur - dann
werden eben die Vorschriften des Zentralabiturs falsch
ausgelegt.

Hm, das muss man vor dem Hintergrund sehen, den ich gerade erlebe: Im Schnitt schaffen in Bayern über 45% der 4.Klässler den Übertritt ins Gymnasium. Bei unserem Lehrer waren es das letzte Mal 2 von 26, in unserer Klasse 1 oder 2 von 17. Ich glaube kaum, dass dieser Lehrer immer die dümmsten Kinder der Schule abbekommt. Auch habe ich nichts dagegen, die Latte fürs Gymnasium hoch zu legen. Aber dann bitte für alle gleich hoch. Ich schrieb dazu schon an anderer Stelle.

Es geht mir nicht darum, dass mein Kind unbedingt aufs Gymnasium geht, aber ich möchte dem Urteil der Schule/des Lehrers gern vertrauen können. Aktuell kann ich das nicht ansatzweise. Der hier mögliche „Probeunterricht“ ist keine echte Alternative zu einer umfassenden Beurteilung der Leistungen der 4.Klasse (extreme Prüfungssituation, auf 3 Tage beschränkt).

Die Verschiebung der Wertigkeit der Schularten ist ein echtes Problem. Es wurde ja erkannt und man versucht, da dran zu drehen. Aber wenn bei der Vorstellung der einzelnen Hauptschulen immer wieder betont wird, wie eng man mit der ARGE zusammenarbeite, dann gruselt es mich schon ein wenig…

weil alle ihr heil
beim Abi suchen,

Da ich selber Abi und Studium absolviert habe und trotzdem auf dem Abstellgleis landete, ist mir diese Illusion genommen.

Ändern kann man aber den Umgang damit. (Ja, ich
weiß, ich bin unverbesserlich…)

Also, dazu noch was persönliches. Als ich bezüglich Übertritt noch in der Theorie lebte, habe ich mir fest vorgenommen, den Stress nicht mitzumachen. Nun, da es soweit ist, sieht die Sache ganz anders aus. Theorie und Praxis gehen - gerade bei eigenen Kindern - manchmal weit auseinander. Auch bei anderen Themen habe ich das schon feststellen müssen. :smile:

Grüße
kernig

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