Hi,
Praktisch wechseln nur sehr wenige Schüler von „unten nach oben“.
weil es zu schwer ist? „Zu schwer“ bedeutet, dass der nächsthöhere Schulzweig schneller arbeitet, und früher neue / andere Fächer einführt, auch weil die SChüler schneller lernen. Sollen wir jetzt alle so langsam wie die Hauptschule machen? (alle so schnell machen wie das Gymnasium?) Beides ist wohl, aus jeweils anderen Gründen, aus der Diskussion.
Meine Meinung ist, wenn ich den höheren Abschluss will, muss ich auch die dafür nötige Arbeit leisten. Mir persönlich ist es egal, wann - jeder entwickelt sich anders. Wenn sich jemand mit 11-12 lieber mit der Pubertät beschäftigt (das ist anstrengend genug, ist ernst gemeint und keine Boshaftigkeit) und in der REalschule bleiben / dahin zurücktreten muss, und später einen Entwicklungsschub hat und Fähigkeiten entwickelt, dann soll er ans Gymnasium zurück / über den zweiten Bildungsweg. DAfür ist es da.
Chancengleichheit: zuerst zu den Lehrern. DA auch wir Lehrer Menschen sind, wird man es nicht schaffen, dass die immer alles richtig machen, auch nicht mit Zentralabitur - dann werden eben die Vorschriften des Zentralabiturs falsch ausgelegt. Soziale Chancengleichheit. Ich höre da „sich Nachhilfe leisten können“. Wer mit Hilfe von intensivster Nachhilfe gedrillt werden muss, um aufs Gymnasium zu kommen, kommt da nicht weit und scheitert spätestens beim Studium - so viel verschwendete Zeit und so viel verschwendetes Geld. Dito für die, die am Gymnasium intensive Nachhilfe brauchen. „Soziale chancengleichheit“ bedeutet auch das Argument „Gymnasium is nich, geh geld verdienen, ich kann dich nicht ewig finanzieren“. Das ist das schwerer zu lösende Problem. Hier würden sicher höhere BaFöG-Sätze helfen, aber auch ein wenig mehr Mut der Eltern - das eine Jahr mehr, dass die Realschule braucht, wird ja drin sein, oder? Ich steh immer noch auf dem Standpunkt: Nicht jeder braucht das Abitur. Ein guter REalschulabschluss bringt einem eine Ausbildungsstelle. Was soll den der Staat machen, wenn Eltern sagen „Mach die Schule so schnell wie möglich fertig, abschluss ist egal, geh arbeiten. Ich will dich nicht finanzieren.“ Sowas gibt es auch - da hilft kein Bafög, außer, es ist so hoch, dass sich ein junger mensch komplett selbst unterhalten kann, inkl. eigener Unterkunft. Und das ist scheißteuer.
Mein Wunsch als unverbesserliche Optimistin wäre, dass die Menschen mehr begreifen, dass ich mit einem guten Realschulabschluss unter Umständen eher einen Ausbildungsplatz bekomme als mit einem schlechten Abitur (ich habe, selbst mit einem Abi von 1,7, keine Banklehre bekommen - die kriegten die mit den Beziehungen, Vitamin B, Verwandte im Bankwesen. Stell dir das mal vor mit jemandem, der sein Abi mit Ach und Krach geschafft hat… nur als kleine Randepisode). DAs, was auf dem Ausbildungsmarkt geschieht, ist inflation: weil alle ihr heil beim Abi suchen, bleiben nach und nach nur die wirklich dummen (pardon) an der Hauptschule. So wird die Befürchtung der Eltern erst durch ihr Verhalten wahr: Weil sie ihre Kinder zu den höheren Abschlüssen schicken, sind die Leute mit den niedrigeren Abschlüssen tatsächlich weniger brauchbar im Schnitt, und die Unternehmen schauen, dass sie Leute mit höheren Abschlüssen bekommen. Ein Teufelskreis. Da nun aber Leute mit weniger Fähigkeiten bei Realschulen und Gymnasien ankommen, sinkt dort das Niveau: hohe Zahlen von Durchfallern verkaufen sich extrem schlecht. (Falls hier jemand zwischen den Zeilen liest, dass ich wohl glaube, dass nicht jeder einen Realschulabschluss oder ein Abitur schafft - das stimmt absolut.)
Der Druck wird immer auf den Kindern lasten, sie vergleichen sich schon selbst untereinander, sie werden immer, egal in welchem Schulsystem, etwas schaffen müssen, und werden sehen, dass Leute vor ihnen an der Hürde scheitern. Das wird sich nicht ändern. Ändern kann man aber den Umgang damit. (Ja, ich weiß, ich bin unverbesserlich…)
die Franzi