Hallo,
fallen Euch auch oft Artikel bei WWW auf, deren Deutsch arg zu wünschen übrig läßt?
Und das nicht nur von Menschen mit Migrationshintergrund (was an einer guten Schule eigentlich auch kein Grund sein sollte).
Müsst Ihr auch immer mit den Kinder üben für diese und jene Klassenarbeit, Mathe und die Fragestellung bei Hausaufgaben erklären?
Natürlich erst ab der 3. Klasse.
In der 1. und 2. Klasse werden das kleine Einmal Eins und das Alphabet teils so langsam erläutert und so quälend per Hausaufgaben geübt, dass es bald nur noch nervt und langweilt.
Ab der 3. gehts dann ganz anders ab, ab der 5. nochmal schneller, teils auch mit zuwenig Hausaufgaben, so dass man vor Klassenarbeiten als Elterteil dasteht und dem Kind z.B. Bruchrechnen in einer Woche komplett beibringen muß - weil die Lehrer mangels Hausaufgaben und/oder deren Korntrolle garnicht mehr merken, wenn ein Kind nicht mitkommt.
Wie sollen Kinder mit Migrationshintergrund in so einer Atmosphäre Deutsch lernen? Da können die Eltern logischerweise nicht helfen. Und die Lehrer sind vor allem immer eins: überfordert.
Sorry, aber ich war auf einer Dorfgrundschule, manche Kinder sprachen zur Einschulung nur Plattdeutsch, manche kannten wie ich etwas Deutsch vom Fernsehen, andere waren in Quasideutsch (Beispiel: gib mich mal die Kumme) erzogen.
Wir hatten 2 Klassenräume, darin vier Klassen und einen Lehrer für alle, etwa 50 Kinder.
Ich habe trotzdem in der Kreisstadt Abi gemacht und erfolgreich studiert, alle haben mindestens einigermaßen Deutsch gelernt (O.K., jene, die mit Nur-Platt an die Schule kamen und nie das Bücherlesen angefangen haben, hatten auch nach der Schule noch gewisse Ausdrucksprobleme im Deutschen, aber das waren absolute Einzelfälle und das lag wohl auch an der folgenden Hauptschule).
Meine Eltern mußten mir so gut wie nie bei den Hausaufgaben helfen, die wurden in der Schule erklärt und da wir auch dort schon Übungsaufgaben machten, half man sich halt gegenseitig. Für Klassenarbeiten mußte man nicht üben, man hatte alles schon im Unterricht gemacht und geübt.
Aber: die Hausaufgaben wurden jeden Tag kontrolliert, wenn man zuviele Fehler hatte, mußte man es nochmal machen und wenn man was nicht verstanden hatte wurde es erklärt. Unser Lehrer wirkte nie überfordert, hatte ja auch nur 4 Stunden Unterricht pro Tag, 2 Stunden nur mit der 3. und 4. Klasse, 2 Stunden mit 1. und 2. Klasse, während derer er die Älteren nur zwischendurch betreute.
- und 2. Klasse begannen erst zur 3. Stunde, hatten also nur 2 Stunden Unterricht am Tag. Ein angenehmes Pensum für das Alter. Und offenbar genug.
Angesichts dessen komme ich mit den heutigen Diskussionen zur Schule in Berlin nicht mehr mit. Meine Erfahrungen mit der hiesigen Grundschule sind mäßig, in jeder Hinsicht (unsinnige Lernvorlagen wie z.B. Konfetti, zuwenig oder zuviel Hausaufgaben - selten ausgeglichen), keine Hausaufgabenkontrolle, keine Übersicht der Lehrer, welcher Schüler was kann und was nicht, etc.
Sobald es vier oder fünf problematischere Schüler in einer Klasse gibt, klappt vieles nicht mehr - was bei knapp 30 Schülern natürlich leicht der Fall ist.
Die Klassenlehrerin meiner Tochter hat mir direkt gesagt, dass sie oft garnicht mitkriegt, ob meine Tochter da ist oder nicht - ein Armutseingeständniss, dessen sie sich offenbar garnicht bewußt war.
Unser Dorfschullehrer hätte sich eines solchen Eingeständnisses zumindest noch arg geschämt.
Sind die Lehrer heute so unfähig? Liegts an der Klassengröße? Sind zuviele untaugliche Lernkonzepte auf dem Markt? Mangelts an Absprachen unter den Lehrern? etc.
Jetzt wird wieder herumgedoktert - Sekundarschule macht alles besser. Schnell ins Leben gerufen, schnell umgesetzt und verm. mit viel Nachbesserei behaftet. Nach überlegtem Handeln und Ansetzen am Problem sieht das nicht aus.
Das mußte ich mal loswerden.
Gruß, Hovke