Schwäb.[?]: "Austeiler"

Hallo zusammen;

in einem im Jahr 1900 im Gebiet des Oberamts Urach verfassten Text beschreibt der Autor die damaligen Sitten und Bräuche. Hier heißt es:

„Beim Taufschmaus giebt es Kuchen, Kaffee u. Käs, welch letzterer mit der Gabel gegessen wird. Verwandte erhalten einen Austeiler, man „trait“ aus vom Taufschmaus.“

Der Begriff „Austeiler“ wie auch die Wendung „trait aus“ (= trägt [hin-]aus?) sind mir nicht geläufig.
Meine Interpretation: Für die Verwandten wurde ein Teil der Kuchen und des Käses eingepackt, sie nahmen ihn (den „Austeil“) mit nach Hause.

Kennt jemand hier in der Runde den Begriff „Austeiler“? Im „Schwäbischen Handwörterbuch“ von H. Fischer / H. Taigel kommt er nicht vor.

Danke für Eure Mühe!

Es grüßt
Renardo

Ich bin ziemlich sicher, daß „trait“ in hochdeutsch(!) „tritt“ heißt (von „treten“).

Das gibt es auch in der Wendung „er trait daneba“ —>danebentreten (im wörtliche Sinne, stolpern)
oder auch „er trait scho wieder daher“ (kommt schon wieder, war doch erst heute vormittag da).

Gruß

Für mich ist diese Interpretation schlüssig. „trait aus“ („trägt aus“) ist mir als „etwas austragen, verteilen“ geläufig und ich verwende das heute noch in dieser Bedeutung. „Austeiler“ kannte ich nicht, aber als Substantiv zum schwäbischen „austeilen“ für schriftdeutsch „verteilen“ passt es.

Hallo Gudrun,

danke für Deinen Beitrag.

Im Schwäbischen ist die Verwendung des Wortes „treten“ meiner Meinung nach eher unüblich.
Man sagt stattdessen „tappen“, „trappen“ oder - wenn es mit kleinen Schritten geschieht - auch „träpplen“.
(Für die Pedale am Fahrrad [in die man hineintritt] habe ich aus meiner Kindheit am Fuß der Schwäbischen Alb noch das Wort „Träppler“ im Ohr.)

Die beiden von Dir genannten Beispiele würde ich daher in „er dappt drnäaba“ bzw. in „jetz kommt der Kerle scho wieder daher(g’)dappt“ umwandeln wollen.

Im „Schwäbischen Handwörterbuch“ von H. Fischer u. H. Taigel (4. verb. u. erg. Aufl. 2012) habe ich unter dem Stichwort „austragen“ die Redewendung "Des trait sich für uns net aus, 'n Knecht zu haltent" (= „Es lohnt sich für uns nicht, einen Knecht zu halten“) gefunden.
Das stützt meine Auffassung, dass „trait“ die 3. Person Präsens zu tragen ist.

Es grüßt
Renardo

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Unvergessen Günther Wölfles Version von „Yesterday“ -

Yesterday -
an maim Fahrrad ischt dr Träppler hee,
drom muaß halt zu Fuaß i geh’ (des Reimes wägen - ganga hätte nicht gepasst)

Schöne Grüße

MM

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schwäbisch je nach Region traiten/trauen = tragen

Hallo,

… siehe auch → Alemannisch

Gruß
Kreszenz