Guten Abend,
Ich bin mir sogar recht sicher, dass es bei uns auch so sein
wird, es sei denn, er hat seine Mutter als Vorbild für die
Brautsuche im Kopf gehabt…
Was willst du denn damit sagen? Ich verstehe es nicht.
Ödipus-Komplex! Man sucht sich den Partner fürs Leben, der dem entsprechenden Elternteil (Freundin - Mutter, Freund - Vater) am ähnlichsten kommt.
Wie alt war euer Sohn damals? Falls noch minderjährig: kam
jemand auf euch als dessen Eltern mit
Zahlungsaufforderungen/Einkommensoffenlegungen zu?
Er war 20, also nicht minderjährig. Aber: auch für einen
14jährigen ist man finanziell nicht in der Weise
verantwortlich, wie du denkst.
Rechtlich vielleicht nicht, aber moralisch leider trotzdem. Darum bin ich ehrlich gesagt sehr erfreut, einen signifikanten Entwicklungssprung in den letzten Tgen bei meinem Sohn erkennen zu dürfen, was die eigene Planung seiner beruflichen (und somit finanziellen) Zukunft angeht.
Wie habt ihr ihm geholfen, ohne ihn zu bevormunden? Hilfe zur
Selbsthilfe mag in Afrika noch ganz einfach sein, aber bei
diesem Thema, in diesem Land mit all seinen deregulierenden
Gesetzen ist das eine ganz andere Hausnummer (niemand kann
gegen seinen Willen zu etwas gezwungen werden, es sei denn zu
Zahlungen, die sonst der Staat leisten müsste!
)
Mit ihm reden, mit ihm Lösungen suchen, und auch seine
Lösungen akzeptieren, auch wenn ich manchmal ins Kopfkissen
gebissen habe und noch beiße. Und mir immer wieder klarmache:
dass es sein Leben ist - was auch immer wieder heißt, sich von
seinem Leben zu distanzieren (was nicht heißt, dass wir nicht
für ihn da sind und ihn natürlich lieben).
Er wollte und will das Kind selber nicht. Er wurde nicht gefragt, ob er es haben will, wird nicht gefragt, ob es zur Welt kommen soll, aber zahlen darf er!
Mit 15 drfen sie nichtmal Bier trinken, erst mit 18 wählen und Führeschein machen, aber entscheiden, ob sie ein Kind zur Welt bringen „wollen“, das dürfen sie ganz allein entscheiden???
Welcher Autist hat denn das entscheiden, bitte?
Früher war ich optimistisch und wurde oft enttäuscht. Darum
gehe ich lieber vom worst case aus.
Das ist für mich eine self-fulfilling prophesy. Abgesehen
davon, dass ich nicht so leben will, immer das Schlechteste zu
erwarten und zu unterstellen.
Wenn sich stets erfüllt hätte, was ich befürchtete, dann wäre ich doch nie genötigt gewesen, meine Einstellung derart zu ändern, da sich ja dann auch positive Erwartungen erfüllt hätten!
Haben sie aber nicht! Negatives trat stets ein, positives dagegen so gut wie nie…
Darum spiele ich auch nicht Lotto…! 
Trotzdem werden mit einer vor Selbstüberschätzung strotzenden
Leichtsinnigkeit die simpelsten Verhütungsvorschriften/-tipps
ignoriert. Auf Kosten unser aller Zeit, Geld und Nerven.
Ja. Ja. Ja. Und es ist aber passiert und da nützt es absolut
überhaupt nichts, weiter darauf herumzureiten. Nach hinten
sehen nützt nichts, die Gegebenheiten sind, wie sie sind, nur
das Heute zählt.
Wäre das Mädchen meine Tochter, würde ich sie mit gepackter Tasche vor dem Jugendamt absetzen, zumal sie ja selbst gesagt hat, dass sie notfalls auch in ein Mutter-Kind-Heim gehen würde, wenn sie alle wegen der Abtreibung „volllabern“… Würde mich brennend interessieren, wie weit sie ohne jegliche familiäre Unterstützung gehen würde!
(Zurück holen kann man sie ja immer noch…)
Kannst du mir denn da nicht ein paar Tipps geben? Sozusagen
aus erster Hand?
Jede Situation ist anders. Ich kann nur den Rat geben, zu
akzeptieren, was nicht zu ändern ist. „Hättest du nur auf mich
gehört“ bringt nichts, außer Trotz und schlechter Gefühle.
Im Gegenteil: mittlerweile weiß er es ganz gut, dass man es jahrelang nur gut gemeint hat, nur sein bestes wollte, sich gewünscht hätte, dass er es selbst mal besser hat als wir.
Ich hoffe nur, dass irgend jemand (nach oben guck) noch einen Weg hat, dass dieses Kind ohne eine wirkliche Zukunft nicht zur Welt kommt! Enkel hin oder her - ich hätte lieber ein Enkelkind, um dessen Zukunft ich mir keine Sorgen machen müsste, weil ich weiß, dass die Mutter finanziell und geistig dieser Situation gewachsen ist.
So derart kindisch, wie sie sich beim Familienrat gezeigt hat, muss man befürchten, dass sie dem Kind in der erstbesten Stresssituation etwas antut… Andererseits…
Hm… Meine Verlobte hat da noch eine 19jährige Tochter, aber
ob er auf die hört ist fraglich.
Es muss jemand sein, der akzeptiert wird. Bereits die
Konstellation „kaum ältere Frau/Mädchen“ und „Tochter deiner
Verlobten“ lassen mich vermuten, dass es sie nicht sein kann.
Ob der Wrkenntnis, von seiner Freundin ein Ei gelegt bekommen zu haben, ist er mittlerweile derart geläutert, dass er - zumindest im Moment - für jeden Rat dankbar ist, egal von wem er kommt. Einige Personen ausgenommen natürlich…
Im Grunde wird nur das vorbehaltlos und ungefragt geglaubt,
was seine liebe Mutter sagt.
Mittlerweile offenbar nicht mehr ganz so vorbehaltlos… Hoffen wir, dass es so bleibt!
Dumm nur, dass sie einem zwar
zusagt, dies oder jenes umzusetzen (normale Absprachen wie
üblich bei getrennt lebenden Eltern), lässt aber bei der
Umsetzung ansich mitunter sehr zu wünschen übrig.
Und schon wieder übst du dich im Giftspritzen.
Ich verstehe nicht, warum das Nennen der Wahrheit immer mit Giftspritzen verwechselt wird?
Selbst meine Verlobte sagte sich damals, dass ich ja so reden „müsste“, schließlich sei sie ja meine Ex usw. Sie nahm sich vor, sich selbst ein Bild von ihr zu machen. Nach dem ersten Treffen, bei dem es u.a. um die Absprache eines Umgangstermins ging, erkannte sie (mit eigenen Augen!), dass ich noch relativ objektiv von ihr erzählt hatte!
Deine
ehemalige Freundin, was sie ja wohl mal war, ist aber nicht
das Thema hier. Es ist ein Sohn und sein Kind und seine
Freundin.
Zumal sie
meiner Erfahrung nach auch bei diesem Thema wieder eine
erschreckend entspannte Einstellung einnehmen wird. Und schon
sind sämtliche Versuche meinerseits, ihnen den Ernst der Lage
(machen wir die Augen auf, schön ist was anderes!)
Wie ernst ist „die Lage“ denn? Lebbe geht weiter.
Horrorszenarien an die Wand malen, bringt niemanden einen
Schritt weiter.
Nun ja… Vor seiner Vaterschaft wollte er 4,5 Jahre FA zum Chemielaboranten machen, danach arbeiten und sein Leben genießen. Jetzt muss er, um berufsrelevante Voraussetzungen zu schaffen, erst recht das FA machen, und hofft, im Anschluss für 12 Jahre zur BW zu gehen, dort zu studieren und eine Offizierslaufbahn einzuschlagen, um seinem Kind eine einigermaßen finanzielle Sicherheit zu geben!
Und das Ganze vollkommen unabhängig davon, ob seine jetzige Freundin bei ihm bleibt oder aller Wahrscheinlichkeit in absehbarer Zeit den Flitz kriegt, alles hinschmeißt und ihre Jugend nachholt. Du weißt was ich meine…
Trotzdem sollen und müssen wir alles in unserer Macht stehende
tun, um sie zu unterstützen?
Auch hier: unterstützen heißt nicht, alles zu machen. Es
heißt nicht, zu übernehmen.
Ja, soweit die Theorie. Nur, wo ist die Grenze, zumal er ja,
wie schon erwähnt, erst den Mund aufmacht, wenns zu spät ist?
Weil er vielleicht weiß, dass er schon im Vorfeld soviel
negative Reaktionen von dir zu erwarten hat, dass er alles so
lange wie möglich vor sich herschiebt. Weil er seine
Vorstellungen, den Eindruck gewinnt man, noch nicht mal in
seinem Kopf formulieren kann, bevor sie von dir abgeschossen
werden.
Wenn ein Dreijähriger im Begriff ist, im Batmankostüm aus dem Fenster zu klettern, greift man doch auch ein, weil man weiß, dass es nicht funktionieren kann!
Warum wird einem denn der Versuch bei fast erwachsenen Kindern nur immer so negativ ausgelegt? Auch in diesem Alter gibt es, wie man sieht, noch genügend Situationen, die von den Jungerwachsenen gefährlich blauäugig eingeschätzt werden!
Da heißt es dann, es ist sein Leben, aber trotzdem ist man als Eltern nach wie vor dafür zuständig, die Konsequenzen zu tragen, schon allein, wenn man die Allwissenden nur bei deren Bewältigung unterstützt und aich so weit wie möglich zurück hält.
(„Wir haben einen Termin beim JA verpasst… Was sollen wir
jetzt machen?“ anstatt „Wir haben dannuanddann einen
Termin…, kommt ihr mit./erinnert ihr uns nochmal…?“)
Tja, dann ist das eben so. Ich frage nach, ob was ansteht.
Ich frage auch, ob ich erinnern soll. Und wenn ich gesagt
kriege, das sei nicht nötig, dann mache ich es (meistens) auch
nicht.
Ich frage mich in letzter Zeit immer öfter, wo in unserer Gesellschaft die Ursachen für die maßlose und schon fast gefährliche Selbstüberschätzung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten der Heranwachsenden liegen? Warum glauben alle (auch wir selbst damals!), dass die eigene Familie einem nur deshalb Ratschläge entgegen den eigenen Absichten gibt, weil sie einem dieses oder jenes nicht gönnen?
Dass Eltern i.d.R. nur Wiederholungen eigener Fehler vermeiden wollen und dem Kind somit einen leichteren Start ins Leben ermöglichen wollen als sie selbst hatten, erkennen sie paradoxerweise erst dann, wenn sie selber Eltern sind und Verantwortung für den eigenen Nachwuchs übernehmen müssen…
Da kann man sich doch nur noch in den Allerwertesten beißen, oder? Die Erkenntnis, dass man es einfacher gehabt hätte, wenn man ab und zu mal auf die Eltern gehört hätte ist kaum verdaut, da muss man hilflos zusehen, wie die eigenen Kinder die selben Fehler machen!
Ja, sicher, erst informieren. So wollen wir es ja machen,
darum schreibe ich ja hier auch schon seit Tagen was die
Finger hergeben, aber leider muss man sich ja hier immer
erstmal für die eigene Meinung rechtfertigen, anstatt einfach
mal eine sachliche Antwort zu bekommen (so wie von dir z.B.)
Meine Antwort ist nicht mehr oder weniger sachlich, als die
von anderen. Zugegeben, ich verstehe vielleicht durch unsere
Erfahrungen, mehr von dem, was in dir vorgeht, aber du musst
dich nicht wundern, dass du mit dem, was du schreibst und vor
allen Dingen WIE du über deinen Sohn, seine Freundin im
besonderen, junge Mädchen im Allgemeinen, seine Mutter nochmal
im ganz Speziellen und über Staat und unsere schreckliche
Gesellschaft und Zeiten schreibst, Gegenwind kriegst.
Der Gegenwind kommt aber paradoxerweise genau von denen, die gar nicht alle Zusammenhänge und Erfahrungen kennen, kennen können!
Anstatt erstmal zuzuhören oder nachzuhaken, wie ich den zu dieser zugegeben sehr extremen Einstellung komme, wird beurteilt, geurteilt und verurteilt, dass einem regelrecht schlecht wird!
Du gibst zwar zu verstehen, dass dich meine Einstellung irritiert, was auch vollkommen in Ordnung ist. Aber trotz deines „Vorteils“, dank ähnlicher Erlebnisse/Erfahrungen um Einiges besser zu verstehen, was in mir vorgeht und was mich letzten Endes zu meiner Einstellung bewegt und bewogen hat, urteilst du nicht einfach, sondern argumentierst sachlich.
Vielen vielen Dank auf jeden Fall erstmal für deine Tipps!
Wäre echt toll, wenn wir uns da noch etwas detailierter
austauschen könnten die nächste Zeit! Gern auch per Mail.
Schick mir eine PN, wen du magst, dann geb ich dir meine
Mailadresse…
Die Tipps waren allgemeiner Art, nicht praktischer, weil jede
Situation anders ist. Außerdem habe ich kein Patenrezept, ich
schreibe ja: bei uns ist vieles schiefgelaufen und läuft noch
schief, und bei einigem habe ich gelernt, Dinge als
„bestmöglich“ zu akzeptieren, die dennoch - für mich - nur
annähernd akzeptabel sind.
Wenn du mir schreiben willst, kannst du mir über das kleine
Briefsymbol hier eine PN schicken. Ich möchte aber
daraufhinweisen, dass ich jetzt erstmal weg bin (und weg vom
PC). Einen besseren Rat als: Beratung suchen (wir waren z.B.
bei der Diakonie) kann ich sowieso nicht bieten. Die Hilfe
dort reicht von Zuspruch, über Aussortieren der möglichen
Alternativen und Perspektiven, bis hin zu ganz konkreten
Hinweisen, wo es welche Unterstützung gibt - inklusive der
Erkenntnis, welche Art von Rat man zu einem gegebenen
Zeitpunkt am meisten braucht. Das sind alles Dinge, die ich
selbst brauche und kaum jemand anderem geben kann.
Hm. Ich komme sicher in Kürze auf dein Angebot zurück. Werde heute erstmal einen Beratungstermin machen. Gestern war die Dame nicht im Haus, hoffe sie hat kurzfristig Zeit…
Liebe Grüße, Marcel
Alles Gute.
GWS