Guten Abend,
Ich bin mir sogar recht sicher, dass es bei uns auch so sein
wird, es sei denn, er hat seine Mutter als Vorbild für die
Brautsuche im Kopf gehabt…
Was willst du denn damit sagen? Ich verstehe es nicht.
Wie alt war euer Sohn damals? Falls noch minderjährig: kam
jemand auf euch als dessen Eltern mit
Zahlungsaufforderungen/Einkommensoffenlegungen zu?
Er war 20, also nicht minderjährig. Aber: auch für einen 14jährigen ist man finanziell nicht in der Weise verantwortlich, wie du denkst.
Wie habt ihr ihm geholfen, ohne ihn zu bevormunden? Hilfe zur
Selbsthilfe mag in Afrika noch ganz einfach sein, aber bei
diesem Thema, in diesem Land mit all seinen deregulierenden
Gesetzen ist das eine ganz andere Hausnummer (niemand kann
gegen seinen Willen zu etwas gezwungen werden, es sei denn zu
Zahlungen, die sonst der Staat leisten müsste!
)
Mit ihm reden, mit ihm Lösungen suchen, und auch seine Lösungen akzeptieren, auch wenn ich manchmal ins Kopfkissen gebissen habe und noch beiße. Und mir immer wieder klarmache: dass es sein Leben ist - was auch immer wieder heißt, sich von seinem Leben zu distanzieren (was nicht heißt, dass wir nicht für ihn da sind und ihn natürlich lieben).
Früher war ich optimistisch und wurde oft enttäuscht. Darum
gehe ich lieber vom worst case aus.
Das ist für mich eine self-fulfilling prophesy. Abgesehen davon, dass ich nicht so leben will, immer das Schlechteste zu erwarten und zu unterstellen.
Trotzdem werden mit einer vor Selbstüberschätzung strotzenden
Leichtsinnigkeit die simpelsten Verhütungsvorschriften/-tipps
ignoriert. Auf Kosten unser aller Zeit, Geld und Nerven.
Ja. Ja. Ja. Und es ist aber passiert und da nützt es absolut überhaupt nichts, weiter darauf herumzureiten. Nach hinten sehen nützt nichts, die Gegebenheiten sind, wie sie sind, nur das Heute zählt.
Kannst du mir denn da nicht ein paar Tipps geben? Sozusagen
aus erster Hand?
Jede Situation ist anders. Ich kann nur den Rat geben, zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist. „Hättest du nur auf mich gehört“ bringt nichts, außer Trotz und schlechter Gefühle.
Hm… Meine Verlobte hat da noch eine 19jährige Tochter, aber
ob er auf die hört ist fraglich.
Es muss jemand sein, der akzeptiert wird. Bereits die Konstellation „kaum ältere Frau/Mädchen“ und „Tochter deiner Verlobten“ lassen mich vermuten, dass es sie nicht sein kann.
Im Grunde wird nur das vorbehaltlos und ungefragt geglaubt,
was seine liebe Mutter sagt. Dumm nur, dass sie einem zwar
zusagt, dies oder jenes umzusetzen (normale Absprachen wie
üblich bei getrennt lebenden Eltern), lässt aber bei der
Umsetzung ansich mitunter sehr zu wünschen übrig.
Und schon wieder übst du dich im Giftspritzen. Deine ehemalige Freundin, was sie ja wohl mal war, ist aber nicht das Thema hier. Es ist ein Sohn und sein Kind und seine Freundin.
Zumal sie
meiner Erfahrung nach auch bei diesem Thema wieder eine
erschreckend entspannte Einstellung einnehmen wird. Und schon
sind sämtliche Versuche meinerseits, ihnen den Ernst der Lage
(machen wir die Augen auf, schön ist was anderes!)
Wie ernst ist „die Lage“ denn? Lebbe geht weiter. Horrorszenarien an die Wand malen, bringt niemanden einen Schritt weiter.
Trotzdem sollen und müssen wir alles in unserer Macht stehende
tun, um sie zu unterstützen?
Auch hier: unterstützen heißt nicht, alles zu machen. Es
heißt nicht, zu übernehmen.
Ja, soweit die Theorie. Nur, wo ist die Grenze, zumal er ja,
wie schon erwähnt, erst den Mund aufmacht, wenns zu spät ist?
Weil er vielleicht weiß, dass er schon im Vorfeld soviel negative Reaktionen von dir zu erwarten hat, dass er alles so lange wie möglich vor sich herschiebt. Weil er seine Vorstellungen, den Eindruck gewinnt man, noch nicht mal in seinem Kopf formulieren kann, bevor sie von dir abgeschossen werden.
(„Wir haben einen Termin beim JA verpasst… Was sollen wir
jetzt machen?“ anstatt „Wir haben dannuanddann einen
Termin…, kommt ihr mit./erinnert ihr uns nochmal…?“)
Tja, dann ist das eben so. Ich frage nach, ob was ansteht. Ich frage auch, ob ich erinnern soll. Und wenn ich gesagt kriege, das sei nicht nötig, dann mache ich es (meistens) auch nicht.
Ja, sicher, erst informieren. So wollen wir es ja machen,
darum schreibe ich ja hier auch schon seit Tagen was die
Finger hergeben, aber leider muss man sich ja hier immer
erstmal für die eigene Meinung rechtfertigen, anstatt einfach
mal eine sachliche Antwort zu bekommen (so wie von dir z.B.)
Meine Antwort ist nicht mehr oder weniger sachlich, als die von anderen. Zugegeben, ich verstehe vielleicht durch unsere Erfahrungen, mehr von dem, was in dir vorgeht, aber du musst dich nicht wundern, dass du mit dem, was du schreibst und vor allen Dingen WIE du über deinen Sohn, seine Freundin im besonderen, junge Mädchen im Allgemeinen, seine Mutter nochmal im ganz Speziellen und über Staat und unsere schreckliche Gesellschaft und Zeiten schreibst, Gegenwind kriegst.
Vielen vielen Dank auf jeden Fall erstmal für deine Tipps!
Wäre echt toll, wenn wir uns da noch etwas detailierter
austauschen könnten die nächste Zeit! Gern auch per Mail.
Schick mir eine PN, wen du magst, dann geb ich dir meine
Mailadresse…
Die Tipps waren allgemeiner Art, nicht praktischer, weil jede Situation anders ist. Außerdem habe ich kein Patenrezept, ich schreibe ja: bei uns ist vieles schiefgelaufen und läuft noch schief, und bei einigem habe ich gelernt, Dinge als „bestmöglich“ zu akzeptieren, die dennoch - für mich - nur annähernd akzeptabel sind.
Wenn du mir schreiben willst, kannst du mir über das kleine Briefsymbol hier eine PN schicken. Ich möchte aber daraufhinweisen, dass ich jetzt erstmal weg bin (und weg vom PC). Einen besseren Rat als: Beratung suchen (wir waren z.B. bei der Diakonie) kann ich sowieso nicht bieten. Die Hilfe dort reicht von Zuspruch, über Aussortieren der möglichen Alternativen und Perspektiven, bis hin zu ganz konkreten Hinweisen, wo es welche Unterstützung gibt - inklusive der Erkenntnis, welche Art von Rat man zu einem gegebenen Zeitpunkt am meisten braucht. Das sind alles Dinge, die ich selbst brauche und kaum jemand anderem geben kann.
Alles Gute.
GWS