welche Wirkung hat das schwedische Gesetz?
Hallo Marion,
Du stimmst mir also zu, dass Prostitution aus obigem Grunde in
jedem Fall etwas anderes ist, als ein anderweitiges
Arbeitsverhältnis ? (Sorry, mir ist etwas unklar, war du
meinst)
nochmal eins nach dem anderen:
Mein Beispiel mit der Sekretärin war in jeder Hinsicht schlecht gewählt. Und darum ist dein Gegenargument absolut einleuchtend und bügelt zurecht mein Argument (Sekretärin als abhängige Dienstleisterin) nieder. Denn du schriebst:
Eine Sekretärin bemüht sich nicht, dem Chef durch ihre Arbeit
die „Illusion“ von irgendwas zu vermitteln, wofür er sie
irrtümlicherweise bezahlt.
Jetzt habe ich außerdem aus deinem Link von Martina Schuster die ersten Zeilen herauskopiert:
Prostitution ist ein hartes Geschäft, bei dem sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt gehandelt werden. Dennoch wünschen sich die meisten Freier für ihr Geld ‚echte Zuneigung und wahre Leidenschaft‘. Die Kunst einer Prostituierten ist es, ihnen diese Illusion zu schaffen. Gleichzeitig darf sie trotz des engen Kundenkontaktes ihre emotionale Unabhängigkeit nicht verlieren, um die Belastung durch die Sexarbeit möglichst gering zu halten.
Als Frau aus dem Einzelhandel kenne ich harte Geschäfte, Dienstleistungen gegen Entgelt, zur Schau gestellte Zuneigung und Illusionen und das Bemühen um emotionelle Unabhängigkeit (Kunde soll nicht merken, wenn sein Mundgeruch stört )) auch. Wenn mir mein Geldgeber billige Massenware in die Hand drückt, weil der Rubel rollen muss, ist es meine Aufgabe über die Qualtität zu schweigen und die Vorteile der Ware anzupreisen, um den kauflustigen Kunden den Eindruck zu vermitteln dass er für sein Geld Angemessenes erhält. Allerdings nehme ich mir die Freiheit bei Nachfragen die Wahrheit zu sagen, und werde deswegen auch nicht geschlagen oder muss nicht um meinen Lohn bangen - aber langfristig um meinen Job.
Ich bin mir sicher, dass es noch einige Berufssparten gibt, in denen Beschäftigte ähnliche Erfahrungen mit dem Verkauf von Illusionen machen wie ich.
Es gibt Männer die gehen zu
Prostituierten und es gibt Männer, für die käme das nie in
Frage, und sei ihre sexueller „Notstand“ noch so groß grade.
Was unterscheidet die einen Männer von den anderen ? Ihr
sozialer Status sicher nicht, das ist klar. Aber was dann ?
Du glaubst also, dass es „den Kunden“ gibt? Mag sein, aber ich befürchte, dass die Typenmerkmale sehr grob sein müssen. Wer Sex kauft, will nichts weiter als Sex für sich in Anspruch nehmen ohne etwas außer Geld geben zu müssen.
Aber du fragst nach, darum habe ich bei dir nochmal genau nachgelesen:
…nämlich eine viel tiefer reichende Fehleinschätzung die sich auch
in anderen Bereichen unserer Gesellschaft widerspiegelt und eine
grundsätzliche Einstellung zu Frauen, bzw. dem von diesen Männern
vermeintlich wahrgenommen Verhältnis zwischen Frauen und Männern
entlarvt und die im Wesentlichen auch in dem Verhältnis und
Verständnis dieser Männer zu ihrer eigenen Sexualität begründet liegt?
Es geht um die Absicht Kunden zurecht (im doppelten Sinne) zu verurteilen, nicht wahr?
Da pickt man einen Bruchteil aus einer entscheidenden Einstellung unserer Gesellschaft heraus, die so viel Energie und Geld für ihr Wohlbefinden ausgibt - was sich halt konsumieren nennt. Dafür werden Resourcen ausgeschöpft und ohne Rücksicht auf Folgen weiterverarbeitet, von den Folgen welcher Art auch immer abgesehen. Es geht beim Konsumieren sehr oft um Grundbedürfnisse.
Deshalb geht es mir gegen den Strich einen von vielen Strängen gesellschaftlicher Fehlentwicklungen herauszuziehen und mit Gewalt zu verbieten, wobei auf der Fahne draufsteht: „Zur Wahrung der Frauenehre“. Diese leidet vielfältig, nicht selten subtiler, und läßt sich mit Sicherheit nicht retten, wenn wir Hurenböcke auf Staatskosten verköstigen. Man könnte sie aber auch zum Kloputzen in Frauenhäuser schicken??? Blöde Idee, wahrscheinlich.
bezahlt den vereinbarten Preis, gelegentlich sehr viel,
hauptsache er hat seinen Spaß!
Das könnte man aber auch über einen Kinderschänder sagen, oder
? Entscheidend dürfte ja hier seine fehlende Empathie für das
Opfer sein und die Illusion, das Opfer mache freiwillig mit.
Der Vergleich mit dem Kinderschänder gefällt mir nicht, weil Kinder uneingeschränkt ahnungslos, arglos und wehrlos sind. Eine erwachsene Frau möchte ich da nicht wie ein Kind sehen, auch wenn sie meistens genauso in unausweichlichen Situationen steckt wie ein Kind.
Da muss man emotionelle Entwicklung (Psyche) und körperlich-geistige Wehrhaftigkeit (Physe) in die Wagschalen werfen, denke ich.
Wie ich bereits weiter oben sagte: Gesetze gegen dererlei gibt
es auch in D. Nur die Durchsetzung ist gelinde gesagt mau.
Warum ist das so ? Ist Kinderstrich wirklich weniger wichtig
als Fallobst aus Nachbars Garten ? Welche Prioritäten in
unserer Gesellschaft offenbaren sich da ?
Kinder sind in unserer Gesellschaft soviel wert, wie man mit ihnen renomieren kann. Das gilt im Großen wie im Kleinen. So langsam geht mir das Interesse für Frühförderung und Supergenies auf den Keks.
Und das gilt auch für Frauen. Superweib - Lind-sei-Dank gibt es einen Namen für einen Frauentyp, wie wir ihn alle lieben sollen.
Brauchen, nutzen, wirken, der Faden zieht sich durch alle Bereiche.
Ich wage mal zu behaupten, dass
es mit der Einstellung von Frauen zu Sexualität zutun hat.
(Frau bezahlt nicht für sowas, Männer sind nicht käuflich
etc.). Wenn es aber eine Einstellungssache ist, dann
müsste es in Laufe der Zeit möglich sein, Einstellungen
diesbezüglich auch bei Männern zu ändern und man hätte die
prostitutionsfreie Gesellschaft. Nur welche Einstellung
sollte sich bei Männern dann ändern ? Das Frauen grundsätzlich
„Waren“ sind ?
Männer nehmen Gegenstände wahr, Frauen Gefühle. Darüber gibt es ja genügend Bücher und Untersuchungsergebnisse zu lesen.
Es geht um Gerechtigkeit. Und ich fände es nicht gerecht aus genetischen Gegebenheiten eine Einstellungssache zu machen.
Da könnte man ja auf die Idee kommen, Frauen Geschlechtsverkehr auf Krankenschein zu verschreiben…ich hoffe, du weißt wie ich es meine.
Wie ich oben schon sagte, wenn du als Käufer etwas kaufst, von
dem du zumindest annehmen musst, dass es sich um Diebesgut
handelt (und bei Prostitution musst du zumindest annehmen,
dass es sich um Zwangsprostitution handelt, insbesondere wenn
die Hure keine Deutsche ist), dann bist du auch mit dran. Geht
das auch gegen dein Rechtsempfinden ?
das ist eine rhetorische Frage, gell ?
Es liegt ein Strafbestand vor, wenn ein Kunde wissentlich an Körperverletzung beteiligt ist (das ist es, wenn eine Hure unter Zwang Geschlechtsverkehr ausübt, nicht wahr)? Und dies zu ermitteln ist wahrscheinlich genauso erfolgsversprechend wie die Entdeckung eines Handels mit Hehlerware.
Um es mal ganz grob zu umfassen: Da gibt es Männer, denen es egal ist, unter welchen Umständen eine Hure unter ihnen liegt, und da gibt es Frauen, den es egal ist unter welchen Umständen sie ihr Geld verdienen. Da per Gesetz eine Einstellungssache herbeizuführen halte ich für nicht möglich. Vielleicht kann man höchstens an der Oberfläche für zwischenmenschliche Sauberkeit sorgen, aber die Prostitution im Untergrund wird zunehmen.
viele Grüße
grilla