Hallo Zusammen,
ich habe ein Problem damit, meinen Opa zu besuchen.
Er ist im Heim und kann sein Bett nicht mehr verlassen. Sein Herz ist schwach, seine Muskeln schwinden und er hat trotz der stärksten Morphiumpflaster noch Schmerzen. Er kann eben noch einen Arm und seinen Kopf bewegen und ist manchmal zu schwach zum Sprechen. Dieser Zustand ist schon seit mehreren Jahren so, wobei er zu Anfang wenigstens noch in den Rollstuhl gehievt werden konnte, um eine Runde im Garten zu drehen. Geistig lässt er auch schwer nach, weiß manchmal nicht, wo er ist oder erkennt Verwandte, die ihn nicht oft besuchen erst auf den zweiten Blick.
Er ist dem Tod schon mehrmals von der Schippe gesprungen. Ehrlich gesagt, hätte er schon längst gehen müssen - ich glaube, er ist wegen meiner Oma noch hier. Aber das ist doch kein Leben!
Meine Oma besucht ihn jeden Tag für einige Stunden, und wenn sie sich nur in sein Zimmer setzt und liest. Wenn sie nach Hause geht, versucht mein Opa die Arme auszustrecken und bittet sie, ihn mitzunehmen. Für meine Oma ist das das Schlimmste.
Wenn ich bei ihm war, breche ich stets in Tränen aus. Es ist für mich unerträglich, ihn so hilflos zu sehen. Ich fühle mich verpflichtet und man erwartet von mir, ihn zu besuchen. Ich würde mir auch selbst vorwerfen, wenn ich ihn länger nicht besucht hätte und er dann gehen würde, ohne dass ich ihn nochmal besucht habe. Mich nimmt es aber jedesmal so mit, dass ich den Rest des Tages nur noch weine und schluchze. Es belastet mich einfach schrecklich und ich möchte die Situation vermeiden und umgehen.
Ich weiß auch nicht, was ich mit meinem Opa reden könnte - ich würde auch nicht verstehen, was er sagt, weil er so schwach ist. Es macht keinen Sinn, ihm etwas zu Lesen mitzubringen, weil er nichts festhalten kann und alles so klein geschrieben ist. Um Hörbücher zu hören, hört er zu schlecht und das interessiert ihn auch nicht. Wenn ich da bin, bin ich nur damit beschäftigt, den Kloß runter zu schlucken, den ich im Hals habe. Er guckt den ganzen Tag nur Fernsehen (mit Kopfhörern, weil er sonst den ganzen Flur beschallen würde).
Wie kann ich mit der Situation besser umgehen?
Für eure Anregungen dankbar grüßt
Sabine