Seelenwanderung/Metempsychose/Paligenese im Christentum

Hallo ,

ich interessiere mich für Stellen / Zeiten im Christentum die Seelenwanderung lehrten. Bzw wie das Christentum die Lehre von der Seelenwanderung Inkarnation aufgenommen hat .
Bisher bin ich nur bei Schopenhauer fündig geworden der bezogen auf die Erbsünde hier eine quasi mittelbare lehre der Seelenwanderung .

Metempsychose

Viele Grüße

Dem Christentum ist nichts von einer Seelenwanderung bekannt. Im Buddismus wird das wohl so gelehrt, demnach kann man auch als Tier wiederkommen.

In Matthäus 11, 14 spricht Jesus von Johannes, dem Täufer und sagt:
„Und wenn ihr es gelten lassen wollt: Ja, er ist Elija, der wiederkommen soll“.
Man könnte meinen, dass hier von einer Reinkarnation gesprochen wird.
Aber es ist nicht so.
Elija ist keines irdischen Todes gestorben sondern ist mit einem feurigen Wagen in den Himmel gefahren. Zweites Buch der Könige, Kapitel 2,11.
Offenbar ist es notwendig, dass jeder Mensch einmal sterben muss, also auch Elija im Körper des Johannes.

und wie erklärst du dir die Ebsünde dann ? Zudem war das Christentum im Dialog mit griechischen philosophen und hat sich mit diesem auseinandergesetz und diese lehrten die Seelenwanderung.

Es geht nich um eine Stelle in der Bibel sondern wie das Christentum in Auseinandersetzung mit der Lehre der Seelenwanderung war. Leider wird heutezutage immer noch versucht das Christentum vom Buddhismus stark abzugrenzen und es kommt nicht zu einem bereichenden Dialog. Schopenhauer war da in der hins
ich orgineller und hat die Gemeinsamkeiten gesucht mit seiner Lehre die Bejahung und Verneinung des Willens zum Leben.

Ich mein glaubst du ernsthaft das man aus nichts gemacht ist und dann zum ewigen leben erweckt wird ?

Hallo,

Vorstellungen von Wiedergeburt (in jeglicher Form: Reinkarnation, Palingenese) und Seelenwanderung (Metempsychose), wie sie sich zur Zeit des frühen Christentums in dessen religiöser Umwelt fand (Pythagoreische Schule, Mittel- und Neoplatonismus) hat es in der Geschichte der christlichen Theologie nicht gegeben. In den Ende des 2. Jhdts. zusammengefassten und im 3. Jhdt. kanoniserten (Athanasius) Texten des sog. Neuen Testamentes findet sich keine Andeutung.

In Strömungen ab Mitte des 2. Jhdts, wie z.B. die neuplatonisch beeinflußte valentinische Gnosis (in Ägypten, später Rom) und im Manichäismus (Sassanidenreich, Persien; ein Synkretismus aus parthischem Zoroastrismus, nachexilischem Judentum, Christentum und Buddhismus) gab es sehr wohl Varianten, gegen die aber die streng an den kanonischen Texten orientierte christliche Theologie (Alexandria, Antiochia, Konstantrinopel, Jerusalem, Rom) sehr ausführlich Gegenposition einnahm.

Die von Seiten theologiegeschichtlich unbeleckter Esoterik manchmal herangezogenen Aussagen im Johannesevangelium
Joh. 3.3-8
„… wenn jemand nicht von neuem geboren wird …“
(… ἐὰν μή τις γεννηθῇ ἄνωθεν …)
„… wenn jemand nicht aus dem Geist geboren wird …“
(… ἐὰν μή τις γεννηθῇ ἐξ πνεύματος …)
haben einen völlig anderen Kontext. Ebenso natürlich die schon sehr frühe Lehre von der leiblichen Wiederauferstehung (anastasis, resurrectio), die mit „Wiedergeburt“ nichts zu tun hat.

Gruß
Metapher

keineswegs! Und warum das nicht so ist, hat hier im Brett vor allem @Tychiades seit Jahren immer wieder umfangreich erklärt.

Schönen Gruß
Metapher

ach is ja interessant… Also wurde die lehre von der Seelenwanderung anfangs nicht abgelehnt sonder schlichtweg nicht gelehrt. Was dazu wohl jesus sagen würde

Es wäre nützlich, wenn du deutlicher sagen könntest, was du damit meinst.

Was ist daran …

… noch unverständlich?

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Ich glaube nicht, ich weiß.
Michelangelo hat in dem berühmten Bild in der Sixtina angedeutet, dass der Mensch von Gott etwas empfängt, das überirdisch ist. Das ist beweisbar, denn kein Tier hat einen Kult, nur der Mensch.
Kult bedeutet, der Mensch hat eine Gottesvorstellung. Egal, ob der Mensch Christ oder Buddhist ist oder sonst eine Religion hat. Sogar der Atheist hat das.
Diese Fähigkeit ist das Einzige, das beim Tod übrigbleibt, denn sie ist überirdisch und begleitet die Seele hinüber in das Reich Gottes.

soweit ich dich verstanden hab war im wirk kreis jesu noch keine Lehre der Seelenwanderung verbreitet wie ich dachte sondern erst wie du sagst im 2 jahundert. Wenn ich dich richtig verstanden habe , gab es gar kein Dialog von Jesus Anhänger/Christen und Vertretern der Seelenwanderungslehre zu wirkzeiten Jesus.
Schlichtweg wurde Sie somit auch nicht explizit abgelehnt .
Deswegen wäre es interessant was Jesus zur Seelenwanderung gesagt hätte.
Erst später haben die Leute das gemacht was Sie auch heute noch machen und zwar an den Texten der Bibel geistig kleben ohne irgendetwas zu hinterfragen…

Danke für die Anmerkung. Da in diesem Thread offtopic beschränke ich mich hier auf den Hinweis, dass die Kerndoktrin des Buddhismus (die so von allen buddhistischen Richtungen gelehrt wird) das sog. anatman ist. Das heisst, das Verwerfen jeglichen personalen Wesenskernes, explizit des upanischadischen atman, des jiva der Jaina und des sattva der Samkya und damit implizit auch das christliche Konzept ‚Seele‘. Logischerweise kann diesem Paradigma entsprechend dann auch nichts durch die Existenzen wandern (also keine Metempsychose stattfinden) bzw. reinkarnieren (wörtlich ‚wieder Fleisch werden‘). Mit Vorbehalten ließe sich allenfalls eine Nähe zu Schopenhauers Palingenese-Begriff (der allerdings sehr speziell ist) herstellen. Schopenhauers Palingenesie ist eine Individuation des (selbstredend nicht individuellen oder personalen) ‚Willens zum Leben‘. Mit Seelenwanderung / Metempsychose / Reinkarnation hat dieser Palingenese-Bergiff nichts zu tun - allenfalls insofern, als ersteres ein mythisches Surrogat des letzteren ist, eine individualisierende Verfälschung, die als moralisches Regulativ des Handelns fungiert.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Genau. Wie Du schreibst, hat man sich damit (genauer: mit dem Neuplatonismus und dadurch inspirierten gnostischen Ideen) und - was in diesem Zusammenhang erheblicher ist - mit dem Manichäimus auseinandergesetzt und gerade in dieser Frage dagegen abgegrenzt. So deutlich, dass man selbst die Lehre einer Präexistenz der Seele (d.h. Inkarnation, nicht Re-inkarnation, v.a. Origenes) als häretisch verurteilte und verwarf.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Nix.

Sie kommt bei ihm ganz schlicht nicht vor.

okay danke für deine Ausführung . Aber was ich nicht ganz verstehe ist die Lehre eines Gottes funken im Menschen der eine Verbindung zu Gott herstellt und somit ein teil der Seele ganz und gar unterschiedlich von Ihr ist sprich Gott. Dieser Gottes funken führt zur Erlösung durch Glaube. Insofern die Existenz auch auf etwas zurückgeht was Gott ist und nicht Seele. Dadurch auch das Christentum lehrt das es keine unabhängige Exsitenz von Gott gibt.Also keine inhärente Existenz hat wie es der Buddhismus nennt. Im Christentum wird auch angestrebt das der Eigenwille aufgegeben wird , der Eigenwille ist aber gerade die Existenz der Individuen insofern hier auch eine Parallele zum Buddhismus.
Oder hab ich jetzt komplett was falsch verstanden ?

Nebenbei find ich auch interessant das zb.

(in dem Regelwerk des Hl Benedikt gelehrt wird das man sich vor Augen halten soll ein plötzlicher Tod kann jederzeit eintretten. Was eine Grundlegende Meditationsmethode des Buddhismus ist zu)

Das ist - entschuldige - Kappes. Ein „bereichernder Dialog“ wird durchaus geführt und die Voraussetzung eines solchen sind klare Positionen, „Abgrenzungen“. Und vor allem das Respektieren solcher Abgrenzungen. „Bereichernd“ ist ein solcher Dialog, wenn man unter dieser Voraussetzung zu gemeinsamen Positionen findet und diese gemeinsam vertritt. Selbstredend geht es dabei nicht um einen synkretistischen religiösen Einheitsbrei - damit ist niemandem gedient - sondern um ethische Fragen, um gemeinsame Standpunkte hinsichtlich sozialer und politischer Fragen. Anders gesagt: um Orthopraxie (‚rechtes Handeln‘) und nicht um Orthodoxie (‚rechte Lehre‘). Wie sich immer wieder zeigt, gibt es kaum Probleme, hinsichtlich Orthopraxie gemeinsame Positionen zu finden und zu formulieren, wenn man weise darauf verzichtet, dem Dialogpartner in Fragen der Orthodoxie hineinreden zu wollen. So funktioniert interreligiöser Dialog.

Freundliche Grüße,
Ralf

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wenn Du ein bissele mehr „an der Bibel kleben“ würdest, könntest Du in Röm 5, 12-17 nachlesen, dass sich die übrigens erst recht spät im Christentum aufgetretene Vorstellung von der „Erbsünde“ keineswegs darauf bezieht, dass die einzelnen Nachkommen irgendeines Individuums weiterhin im Tagebuch eingetragen bleiben, weil dieses Individuum zu viele unentschuldigte Fehltage hatte, den Lehrer körperlich angegriffen hat, mit Straßenschuhen die Turnhale betreten hat, auf dem Pausenhof geraucht hat oder was es sonst in Deiner Welt für „Sünden“ geben mag.

Der spätmittelalterliche Begriff des ‚peccatum originale‘ setzt keineswegs Seelenwanderung voraus.

Schöne Grüße

MM

kannst du vielleicht ein paar Ergebnisse dieses Dialogs nennen. Würd mich mal interessieren!

Nimm es mir nicht übel - aber wenn ich in diesem Zusammenhang den Begriff „Inhärenz“ höre oder lese, stellen sich mir immer die Nackenhaare. Und zwar weil die Wenigsten, die diesen Begriff in den Mund nehmen, wissen was Inhärenz im Kontext abendländischer Philosophie (z.B. bei Kant) bedeutet und noch weniger, was es im Kontext buddhistischer Philosophie bedeutet.

Zur Erläuterung: die (insbesondere) mahayanisch-buddhistische Position, die das Seinsmerkmal (lakṣaṇa) ‚anatman‘ als ‚leer von einem inhärenten Sein‘ definierte, entstand vermutlich als explizite Gegenposition zur hinduistischen Vaiśeṣika-Philosophie, die sechs Kategorien (padārtha) des Seins definierte: dravya (Substanz, Materie), guna (Akzidens, Eigenschaft), karma (Handeln), sāmanya (Allgemeinheit), visesa (Unterschiedenheit) und samavāya. Dieses ‚samavāya‘ ist es nun, das gewöhnlich in deutschen Übersetzungen mit ‚Inhärenz‘ wiedergegeben wird. Es steht (etwas allgemeiner als in der abendländischen Philosophie) für Relationen zwischen einem Über- und einem Untergeordneten - also z.B. für die Relation zwischen dem Ganzen und seinen Teilen, zwischen Substanz und Akzidens, zwischen Generellem und Speziellem. Der Buddhismus wiederum verwirft solche hierarchischen Relationen, insbesondere als Bezüge auf etwas Transzendentes.

Eben. Und genau das ist eine inhärente Existenz im o.g. Sinn.

Freundliche Grüße,
Ralf

Sorry - aber da hat dir jemand ganz offensichtlich Quatsch erzählt.