Hallo brenna,
und dann jeder fest eine Sprache mit dem Kind. Alles andere verwirrt
ich weiß, dass sich dieses Märchen hartnäckig hält (wurde in diesem Thread ja auch von mehreren Autoren erwähnt), aber diese Behauptung stimmt einfach nicht, und das ist in Fachkreisen längst bekannt. Dass es „längst“ ist, weiß ich deswegen, weil vor über 10 Jahren meine Nichte als Vorschulkind in logopädischer Behandlung war und damals genau das vom Logopäden gesagt worden ist. Das kindliche Gehirn ist viel flexibler als man denkt, und selbst bei der Alternationsstrategie (keine feste Trennung der beiden Sprachen) lernen Kinder, beide Sprache zu unterscheiden.
Auf Anraten des Logopäden haben sich die Eltern meiner Nichte damals gegen das Prinzip von Ronjat („eine Person - eine Sprache“) entschieden. Heute spricht meine Nichte beide Sprachen, kann in beiden Sprachen lesen und schreiben. Und das, obwohl sie sprachlich alles andere als begabt ist. Deutsch würde ich eher als ihre Muttersprache bezeichnen, da dort naturgemäß ihr Wortschatz durch Schule, Bücher und Freunde größer ist.
Bei ihrer jüngeren Schwester sind die Bedingungen sogar „erschwerter“, da die Mädels untereinander fast immer Deutsch reden, mit den Eltern zu Hause meistens in der Zweitsprache kommunizieren, die Eltern manchmal (je nach Thema) aber auch ins Deutsche abdriften. Es wird auch nicht mehr darauf bestanden, dass die Kinder zu Hause kein Deutsch verwenden. Es gibt also nicht mal annähernd verlässliche Sprachtrennungsregeln jeglicher Art. Dennoch kann auch die jüngere Schwester beide Sprachen gut trennen und beide Sprachen gleich gut und ohne sie zu vermischen sprechen, wenn es notwendig ist (z.B. die Zweitsprache im Umgang mit nicht-deutschsprachigen Kindern, mit Verwandten und während der Urlaube im Heimatland der Eltern).
Es gibt 5-6 verschiedene Modelle des Erwerbs des Bilingualismus, und das Prinzip von Ronjat ist nur eines davon. Dass dieses Prinzip zu einem besseren Ergebnis als die anderen Modelle führt, konnte nicht nachgewiesen werden (siehe z.B. „Bilingualismus in der multikulturellen Gesellschaft: Sprachentwicklung und Zweitspracherwerb in Zeiten der Globalisierung“ von Derya Ayaz Özbag, oder die Erläuterungen der Modelle unter http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/99062.html und http://www.sprachenlernen24-blog.de/zweisprachigkeit…)
Fazit: Man muss sich nicht an dogmatische Regeln halten, damit Kinder bilingual aufwachsen. Je nach Kind muss man bei dem einen konsequenter sein als bei dem anderen (z.B. einfordern, dass das Kind in bestimmten Situationen die Zweitsprache verwendet), aber im Großen und Ganzen gibt es kein Richtig und Falsch. Allerdings macht bilinguale Erziehung nur dann Sinn, wenn für die Zweitsprache ein Muttersprachler im engen Umkreis (Elternteil, enges Familienmitglied, Kindermädchen o.Ä.) verfügbar ist.
Grüße
Anja