Sentinelesen

Nein, kann man nicht.
Deine These ist in dieser starken Form komplett absurd.

Unbestritten lässt sich über Generationen auch in oralen Kulturen die Quintessenz solcher Ereignisse weitertragen: Wir - kamen Fremde - drei weg - drei zurück - viele tot oder so in dieser Art. Die werden aber unweigerlich bei jedem Neuerzählen (und es muss sehr oft erzählt werden, damit es bewahrt bleiben kann) ein Stück verändert.

Und vor allem kommen auch andere Geschichten dazu, die vielleicht so ähnlich lauten:
Wir - kamen Fremde - Esskugeln da - lecker usw.

Diese einzelnen Geschichte werden ja immer im Gesamtgeflecht bewahrt, so dass sie sich ergänzen und überkreuzen. Von daher ist anzunehmen, dass sie trotz weniger Kontakte ein komplexeres Fremdenbild haben als einfach nur „Fremder=Gefahr“. Das ist auch deshalb anzunehmen, weil sie offenbar auf manche Kontaktaufnahmen durch Fremde nicht (sofort) aggressiv reagiert haben.

Dass in oralen Kulturen der Wissenstock generell nicht bewahrt werden kann, hat ja niemand behauptet. Es geht darum, WIE er bewahrt wird. @KamikazeKatze könnte uns das gewiss wunderbar erklären.

Gruß
F.

Dann wäre jedenfalls die „Sympathielage“ hier in Deutschland anders.
Ob sie den überhaupt auch getötet hätten, ist nicht zu sagen.

Aus der Sicht des Missionars passt der Vergleich.
Ob ich auf North Sentinel Island wegen Betretens oder in Singapur wegen Drogenhandels getötet werden, ist für den Betroffenen ziemlich einerlei. Für die Angehörigen mag es dagegen bereits ein Unterschied sein.

Aus anderen Sichtweise passt der Vergleich m.E. nicht, weil nicht klar ist, ob man die Sentinelesen sinnvoll als Staat verstehen kann, denen man eigene Gesetze und das Nicht-Unterliegen unter das Gewaltmonopol eines (anderen) Staates zubilligen kann.
(M.E. kann man die Sentinelesen nicht sinnvoll als „Staat“ verstehen, u.a. weil sie selbst gar nicht wissen, was ein „Staat“ ist, weil sie nicht ins internationale Staatensystem eingefügt sind, usw.)

Dann wäre vielleicht der Vergleich zu einer Sekte sinnvoller: 100 Menschen kaufen einen Wald und verschanzen sich drin. Besucher töten sie an der Grenze. Zurecht käme keiner auf die Idee, einen Vergleich „mit einem Land, in dem es die Todesstrafe gibt“ zu ziehen.

Der Sekten-Vergleich passt natürlich auch nicht.
Irgendwie passt gar kein Vergleich.
Darum ist der Thread auch so lang geworden :wink:

Gruß
F.

1 Like

Ich habe mich nun noch gedanklich mehr mit dem Thema beschäftigt und neige dazu, das Geschehen quasi als Unfall einzuordnen.
Irgendwie tragisch, eine Verkettung mehrerer Umstände und eine Warnung für andere, in Zukunft vorsichtiger zu sein.

Bufo

Und das ist genau das, was wesentlich ist und vollkommen ausreichen, um das Verhalten zu erklären.

Die Zeugen Jehovas bringen keine Krankheiten mit, gegen die sich Dein Immunsystem nicht wehren kann. Sie zwingen Dir keinen Glauben auf, der die Gesellschaft, in der Du lebst, zerstört. Beispiel:

bei einem Stamm gibt es Polygamie. Die Missionare zwingen die missionierten Männer, sich bis auf eine Frau von allen anderen zutrennen. Diesen Frauen wird von heute auf morgen die Existenzgrundlage entzogen. Die Frauen sehen keinen anderen Ausweg, als sich zu prostituieren. So bringen Missionare die Prostitution in die Welt.

Über die anderen Segnungen der Zivilisation und die kapitalistische Ausbeutung, die oft zur Verelendung, wenn nicht gar zur Vernichtung der autochtonen Gesellschaft führt, haben wir dabei noch nicht geredet.

Der Missionar ist eindeutig der Schuldige.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider