Unter anderem die Entfernung des als sexistisch gebranntmarkten Spruches an der Berliner Häuserwand offenbart, was in der Welt wohl im Gange ist.
Ich frage mal, ob das neorigide scheinfromme Menschenbild aus den USA zu uns überschwappend im Sinne einer bigotten schöpfungsbefreiten und vom Profit gelenkten Gesellschaft dafür Verantwortung trägt, dass die Künstler nicht mehr in einer Parallelgesellschaft quasi straffrei sich völlig danebenbenehmen können, um kreativ zu sein und Kunst zu schaffen. Das an sich ist ja nicht wirklich verwerflich, die Entrüstung macht ja Sinn. Es ufert aber aus.
Begründet wird das neudeutsche Künstlerbashing (oder Ausgrenzen oder Diskreditieren oder Mobben) eben jetzt mit Sexismus Vorwürfen.
Und wie bei der #metoo Bewegung entgleist, was teils durchaus Sinn macht, dass sexistische Übergriffe verfolgt werden und jetzt nicht (mehr) toleriert werden. Die Amis können es auch jetzt wieder am Besten.
Nicht etwa unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen, sondern wie z.B. im Fall Woody Allen frei nach der Devise „shoot first, ask then“ wird er hier beispielhaft genannt erst mal als übergriffiger kinderschänderischer Sexist gebrandmarkt und erhält kaum eine Chance, oder? Aussortiert für einen Vorwurf, der im Zusammenhang mit der geschiedenen Ehe und einer rachsüchtigen Ex-Frau gesehen durchaus möglicherweise an den Haaren herbei gezogen und nur konstruiert ist. Nur wenn da was dran wäre, wäre es in diesem Fall tatsächlich angebracht, böse zu werden. Sonst eben nicht.
Wird er dazu denn gehört, nicht nur gefragt, sondern genauso ernst genommen gehört?
Der Künstler (ja, der, denn die Hetzjagd gilt äußerst sexistisch fast ausschließlich Männern) wird als Person verunglimpft und seine Kunst nicht nur als nicht mehr PC gestempelt, sondern gemieden, verbannt, nicht mehr gezeigt und so weiter. Das ist der Tod der Kunst. Leider auch vieler Werke, die schon einmal anerkannt waren. Und künstlerisch wertvoll sind.
Wohlgemerkt, viele Vorwürfe sind gerechtfertigt, viele Übergriffe werden zu Recht gebranntmarkt.
Aber von einer Gesellschaft (oder Gesellschaften), deren immer individuellere Mitglieder immer egozentrierter, spontaner, exzentrischer, kreativer sind oder sein wollen, wird Kunst aussortiert (von wem genau eigentlich?), zerstört oder ausgegrenzt und entwertet.
Die Neue Kunst muss also konform, brav, unprovokativ, angepasst und gefällig sein, geht das? Widerspricht doch dem klassischen Kunstbegriff, oder? Und will man/frau diese Kunst?
Grübelnde Grüße,
ynot