Hallo Claudia,
Die Aufregung meiner Bekannten kann ich verstehen. Als Frau
bei der Polizei zu arbeiten, bedeutet im Vorfeld von Kollegen
ernst genommen zu werden. Laut ihren Erzählungen gibt es immer
noch genügend Männer unter ihren Kollegen, die grundsätzlich
Frauen nicht gerne in ihrem Team haben - sie sehen Frauen
unter anderen Aspekten als das eines toughes Teammitglieds,
was meiner Bekannten durch den Pinup-Kalender deutlicht
gemacht worden ist.
Interpretiertst du da nicht ein bischen viel in einen Kalender hinein?
Dass es nach wie vor vorbohrte Kollegen gibt, die keine Frauen im Team haben wollen, ist bedauerlich. Das man aber deshalb einen Kalender aufhängt, halte ich für sehr weit hergeholt.
Nur so am Rande: Und ist es wirklich tough nicht über so einem Kindergarten zu stehen?
Egal wie sie über Männer für sich denkt, sie würde das nicht
in ihrem Berufsalltag zur Schau tragen, weil das die
Zusammenarbeit erschweren würde - klar, außerdem sitzt sie ja
am kürzeren Hebel.
Wäre sie ein Mann in einem reinen Männerteam, und Plattheiten
über das weibliche Geschlecht wären dort Gang und Gäbe, ohne
dass sich einer daran stört, dann gibt es nichts dagegen zu
meckern.
Aha… also ist Ihre Einstellung zu Männern schon ein Problem?
Dumme Sprüche gegenüber „betroffenen“ sind allerdings nicht i.O… Völlig egal ob Mann, Frau, Ausländer, Landstreicher oder welche Gruppe auch immer.
Es geht nicht gegen den Kalender, sondern um den Respekt der
„Andersartigen“ - mir fällt jetzt nichts passenderes ein.
Ausländerwitze und Sprüche über Bimbos sind doch auch daneben,
wenn der Kollegenkreis aus einigen farbigen Kollegen besteht.
Es kommt auch auf das Maß an. Ich hatte einen farbigen
Kollegen, der kannte herrliche Ausländerwitze - das ist dann
etwas anderes.
Außerdem, sie ist nicht besonders empfindlich, wenn typische
Männersprüche geschwungen werden. Dann wäre sie in diesem
Beruf fehl am Platz.
Es geht um´s Prinzip und um ein gewisses Maß an Respekt.
Stimme dir voll zu… bis auf das Wörtchen „Respekt“. hier geht es nicht um Respekt sondern um Toleranz. Respekt muss man sich verdienen.
Wenn ich überlege, wie gerade wir Frauen untereinander über
das andere Geschlecht so herziehen und uns lustig machen, dann
frage ich mich manchmal ernsthaft, wer hier eigentlich der
Sexistischere ist.
Da gebe ich Dir recht. Und manchmal denke ich auch, dass
Männer untereinander eine sehr abfällige Art haben, aber aus
Stolz oder Scham, sich durch Gekränktsein bloß zu stellen,
einfach schlucken.
Ich hab da eher die Erfahrung gemacht, wer auteilen kann, muss auch einstecken können. Hält ein Großteil meiner jüngeren weiblichen Kolleginnen genauso. Und mit denen kommt man super aus. (Die Frauenquote bei meinem Arbeitgeber liegt jemseits der 50%)
Ich hatte mal einen Kollegen, der sich in eine sehr junge
Kollegin verliebt hat (20 Jahre Altersunterschied). Es war für
ihn furchtbar, von ihr abgewiesen, von den Kollegen verspottet
zu werden (kriegst überhaupt einen noch hoch…?).
Ich frage mich, warum es immer diese Tiefschläge sein müssen.
So eine Art Funktionsknopf, der Macht über den anderen
verleiht?
So was ist daneben. Weil es ein gezielter Angriff ist und v.a. weil es wohl nicht mit einem einmaligen Spruch vorbei ist.
…aber noch mal: Was hat der Kalender damit zu tun?
Was Deine Tochter betrifft, so ist das auch eigentlich normal.
Früher oder später merken die lieben Kleinen eben, dass sie
anders sind, als die anderen kleinen Jungs oder Mädchen. Das
ist auch wichtig, spätestens, wenn es mit Riesenschritten auf
die Pubertät zugeht. Hier würde ich Unsicherheit nicht mit
Sexismus verwechseln. Schlimmstenfalls, wenn wieder mal so
eine in der Tat saudumme Frage à la Haste schon mal mit dem
und dem… kommt, sollte sie breit grinsen und etwas sagen wie
Na klar, andauernd und mindestens zehn Mal täglich. Wer sich
nicht ärgern lässt, wird sich auch durchsetzen. Das ist dann
wohl letztendlich die Quintessenz.
Meine Tochter kommt so allmählich in die Pupertät. Und ehe es
man sich als Elternteil versieht, häufen sich die
Aufklärungsgespräche immer mehr, es werden immer mehr
Detailfragen gestellt, hinter der ich auch Verunsicherung der
Tochter zu verspüren bekomme. Ich erzähle nicht mehr als sie
mich fragt.
Das Thema ist also Neuland für sie. So schnell schüttelt sich
bei diesem Thema kein Selbstbewußtsein aus dem Ärmel.
Vielleicht werden unsere Kinder falsch aufgeklärt, Psychosülze
aus Schweden aus dem Kinderbuch der Mama stehen im grassen
Widerspruch zu den gehörten und im Fernsehen gesehenen
Kinderalltag.
In diesem Fall sehe ich in der Toleranz eine Form von
Resignation.
Halte ich für weit hergeholt. Jeder Jugendliche ist irgenwann zu diesem Thema verunsichert!
Immer schön auf dem Niveau des Anderen bleiben, so lange es
nicht wirklich weh tut. (Spiegel vorhalten!)
Das setzt voraus, dass man genug Selbstbewußtsein hat und
einen Stellenwert genießt, wo der vorgehaltene Spiegel auch
seine Wirkung zeigt. Es gibt Chefs, die mit Wonne ihre
Schäfchen mit sexistischen Sprüchen aufgeheitern. Die Damen
lachen wohlwollend, und der Chef sicherte sich so eine
Hierachie zu, weil er seine mangelnde Kompetenz ausgleichen
will. Wehe eine Kollegin wäre gekränkt gewesen. Das ist eine
Symbiose, die man ertragen können muß.
Ergo: die welt ist ungerecht.
Aber ist der Chef wirklich so inkompetent? Wäre er dann Chef geworden? Vielleicht ist er einfach nur ein unsensibles Ars…h!
Aber im deswegen Inkompetenz zu unterstellen ist doch genauso sexistisch zurückgeschossen!
Deutlich werden lassen, dass es kränkt?
Niemals!
mein Lieblingsspruch: Sag niemals nie ))
Wer nie was sagt wenn einem was gegen den Strich geht, hat auch verloren.
Das Leben ist doch viel zu vielfarbig, als dass man (frau) es
in Prinzipien stecken sollte. Oder?
Und wenn manche Prinzipien eine verbesserte Lebensqualität
bedeuten können…?
Gehn Sie nicht an der Realität vorbei?
Gruß Ivo