Hallo Klaus,
danke für Deine nachdenkliche Antwort
Mit der Zeit habe ich beim Diskutieren in Foren festgestellt, dass beschriebene Ereignisse und Gegebenheiten sehr oft den Eindruck von schwarz-weiss-Ansichten vermitteln, mehr als in der Realität von den Beteiligten empfunden wurde. So mag der Eindruck von Intoleranz, Mangel an Realitätssinn und Verbissenheit entstehen.
Die Bekannte saß mit uns 5 Leutchen am Tisch, es war Abend, wir tranken Wein, und erzählten von den kleinen und großen Sorgen in unseren Berufen. Die Polizisten ist noch nicht lange in ihrem Geschäft gewesen, viele Eindrücke waren neu, so dass ihr für vieles die Routine fehlte. Nun erzählte sie, dass sie im Büro mit einem Männerüberschuß ihrer Arbeit nachgehen wollte, und die Herren hingen am 1.Jan. ihren Kalender auf. So fragte sie uns, wie wir an ihrer Stelle reagieren würden.
Nun kann man darüber spekulieren, ob es Absicht der Männer war, oder Gewohnheit, solche Kalender aufzuhängen, und sie erwarteten die Toleranz der neuen jungen Kollegin, oder wollten sie testen. Sie ist bemüht gewesen, sich richtig zuverhalten, hat in vielen Situationen schon gemerkt, dass ihre männlichen Kollegen sie „ausprobieren“ wollten.
Ich habe mich im nachhinein gefragt, warum die Kollegen das machen, ist das denn nötig, haben sie das nötig? Warum wird von einem Außenseiter immer erwartet sich richtig zu verhalten, damit er die Ehre der Integration erfahren darf. Warum gibt sich die Gruppe nicht Mühe, damit sich die Neue wohlfühlt.
Na klar, wer tolerant ist, macht es sich und anderen leichter, weil mit Abwehr Verbissenheit und Gegenwehr entsteht, und somit Krampf und Kampf, bei wem auch immer.
Wieviel Toleranz ist nötig, damit frau nicht doch auf die hingehaltene Schiene der routinierten Dulderin gerät, und doch im Stillen gekränkt, und nach außen mit einem Lächeln, so tut als wäre das für sie peanuts, gute Voraussetzung der Selbstdemotivation.
Ne, es geht mir jetzt wieder so. Je mehr ich hier formuliere, desto schwieriger wird es die richtigen Worte zu finden.
Ich bin davon überzeugt, dass es immer noch Verhalten von Abwertung unter den Geschlechtern gibt (auch Frauen gegen Männer!). Es ist wohl jedem seine Sache, wie empfindlich er darauf reagiert und entsprechend agiert, weshalb wohl auch dafür niemand erlebte Geschichten thematisieren wollte. Das ist wahrscheinlich bei den meisten Schnee von gestern, und nicht der Rede wert.
Eines möchte ich noch ergänzen:
Das verbreiteste Problem unter den Geschlechtern scheint die gegenseitige Erwartungshaltung mit all den dazugehörigen Vorurteilen zu sein. Wenn eine mehrheitliche Gruppe eines Geschlechts starr an diesen Vorurteilen festhält, und man/frau sich unerwartet anders verhält, und sogar noch selbst Erwartungen an die anderen an den Tag legt, dann entsteht wahrscheinlich sexistisches Verhalten der Stärkeren. Nun ist es die Sache der Außenseiter sich zu behaupten, wie auch immer, mit mehr oder weniger Erfolg. Auf jeden Fall sind das immer Einzelkämpfe, ohne dass sich Gleichgesinnte um Solidarität untereinander bemühen.
Dabei bin ich erstaunt, wenn als Ergänzung zu Verhaltensratschlägen für Benachteiligte kommt: mache alles mögliche, aber drücke dem Ganzen nur nicht den Stempel Sexismus auf.
Darüber werde ich noch ein wenig nachdenken.
viele Grüße
Claudia