VG
Jochen
Natürlich vs künstlich
Hallo,
so ganz kann ich deiner Argumentation nicht folgen, weil für mich eine gewollte Handlung des Menschen was anderes ist, als ein natürlicher Vorgang. Sonst bräuchten wir ja prinzipiell keine Unterscheidung mehr zwischen künstlich und natürlich.
Die Wassermoleküle suchen sich nicht aus, wo sie hinfließen. Sonst
bestimmt auch niemand, wo ein Molekül hinzuwollen hat.:
Doch. Wasser fließt z.B. normal nicht bergauf. Wenn der Mensch trotzdem will, dann pumpt er es eben hoch.
So Leute kommen dann schnell zu dem Schluß, dass in
jedem Fall ein planender Schöpfer dagewesen sein muß, der all
diese Wassermoleküle so beeinflußt, dass sie diesen Fluß
bilden.
Bei einem natürlichen Fluß braucht man auch keinen Schöpfer, der gräbt sich seinen Weg selbst, und zwar so, wie es ihm der Untergrund vorgibt. Aber das Analogon zu Züchtung sind ja nicht natürliche Gewässer, sondern künstliche Gewässer. Und wenn du dir dieses Bild anschaust, dann ist wohl klar, dass es nicht natürlich enstanden ist, sondern einen „Schöpfer“ hat - in diesem Fall das Bundesverkehrsministerium. Sowas kann nie und nimmer natürlich entstehen.
http://www.wsv.de/Grafiken/ds/wsv/2008-04-08/wsv.jpg
Und genauso gibt es in der Züchtung Sachen, die nie und nimmer natürlich so entstanden wären, eben weil jemand gezielt Merkmale hervorbringt, die in der Natur nie überlebensgeeignet wären. Wie sich das entwickeln soll, ist eben keine natürliche Selektion mehr wie bei Darwin, in der sich die am besten angepassten Lebewesen durchsetzen, sondern in der Züchtung setzt sich das durch, was wir wollen.
Schau dir doch nur mal an, was du z.B. unter Qualzucht alles findest. Das fängt bei Tieren an die Schäden an Gelenken, Wirbelsäulen usw haben, weil uns (bzw manchen) die neue „Haltung“ oder das Aussehen der Tiere dann besser gefällt und endet bei Tieren, die sich nicht mal mehr selbst fortpflanzen können, weil sie so auf Fleisch- und Muskelmasse gezüchtet sind, dass sie nur noch per Kaiserschnitt entbinden können. Eine solche Art hätte sich nie per Evolution gebildet, genauso wenig eben wie obige Kanalbrücke durch natürliche Vorgänge entstanden wäre.
Hallo,
Es ist noch nie beobachtet worden, dass bei durch Menschen
verantwortete Züchtungen tatsächlich neue Arten entstanden
sind.
Was ist mit der Jostabeere (http://de.wikipedia.org/wiki/Jostabeere)? Und was mit den gentechnisch veränderten Pflanzen?
Gruß
loderunner
Hallo,
Es ist noch nie beobachtet worden, dass bei durch Menschen
verantwortete Züchtungen tatsächlich neue Arten entstanden
sind.Was ist mit der Jostabeere
(http://de.wikipedia.org/wiki/Jostabeere)? Und was mit den
gentechnisch veränderten Pflanzen?
Bei der Jostabeere weiß ich nicht, inwiefern die mit Johannisbeere oder Stachelbeere fruchtbare Nachkommen haben kann.
Bei gentechnisch veränderten Pflanzen weiß ich nicht, ob man hier überhaupt von Züchtung sprechen kann. Von einem entfernteren Standpunkt aus kann man aber auch die geplante genteschnische Veränderung als ein Zufallsexperiment auffassen, denn es wird sich auch da erst in den nächsten Milleniums zeigen, welche Veränderungen sich durchsetzen. Insofern…
VG
Jochen
Hallo,
so ganz kann ich deiner Argumentation nicht folgen, weil für
mich eine gewollte Handlung des Menschen was anderes ist, als
ein natürlicher Vorgang. Sonst bräuchten wir ja prinzipiell
keine Unterscheidung mehr zwischen künstlich und natürlich.
Ok, das sehe ich ein. Mein Standpunkt ist halt ein anderer: Der Mensch ist auch nur Teil der Natur. Eine Unterscheidung zwischen künstlich und natürlich ist sinnvoll für uns und für unsere ehtischen Vorstellungen. Aus sicht der Natur ist das aber egal.
Unterstellt man NICHT, dass es einen freien Willen gibt, ist es sogar aus Sicht des Menschen unerheblich, ob eine Leistung durch Menschen oder durch andere Faktoren bewirkt wurde.
Und genauso gibt es in der Züchtung Sachen, die nie und nimmer
natürlich so entstanden wären, eben weil jemand gezielt
Merkmale hervorbringt, die in der Natur nie überlebensgeeignet
wären. Wie sich das entwickeln soll, ist eben keine natürliche
Selektion mehr wie bei Darwin, in der sich die am besten
angepassten Lebewesen durchsetzen, sondern in der Züchtung
setzt sich das durch, was wir wollen.
So ähnlich wie es die Pilze geschafft haben, dass Wälder mit Bäumen wachsen, um ihnen Ideale Lebensbedingungen zu schaffen, hat es das Gras geschafft, den Menschen dazu zu bringen, es zu hegen und zu pflegen und weltweit zu verbreiten (in Form von Weizen usw.). Nicht wir *wollen* Felder mit Weizen, sondern Gras *will* in möglichst großer Zahl möglichst überall leben und gut versorgt sein. Der Mensch wird bezahlt mit Mehl, und besorgt dafür den Rest. Schlaues Gras.
Fleisch- und Muskelmasse gezüchtet sind, dass sie nur noch per
Kaiserschnitt entbinden können. Eine solche Art hätte sich nie
per Evolution gebildet,
Genauso kann man sagen, dass sich nie Koalas entwickelt haben können, denn die fressen nur Eukalyptus, und ohne den ginge das ja alles nicht. Nun, es *ist* aber Eukalyptus da, und so kann es auch Arten geben, die es so nur gibt, *weil* Eukalyptus da ist. Wenn aus irgendwelchen Gründen der Eukalyptus verschwindet, dann tun das auch die Arten, die davon abhängen. Wenn sowas passiert, zeigt sich, dass die hohe Spezialisierung langfristig nicht so toll war. Solange es bleibt wie es ist, genießen die Spezialisten aber Vorteile und eine höhere biologische Fitness (wg. Resourcennutzung, Konkurrenzvermeitung usw).
Das beispiel läßt sich einfach auf alle möglichen spezialisierten Parasiten erweitern.
Also: Es *gibt* Menschen, und die machen was mit der Umwelt. Weil sie halt nunmal da sind und so sind, wie sie sind, können Varianten trotz und gerade wegen Abhängigkeit vom Menschen eine höhere Fitness haben.
genauso wenig eben wie obige
Kanalbrücke durch natürliche Vorgänge entstanden wäre.
Bei den Planungen des Bundesministeriums sind wir auf einer ganz anderen Komplexitätsebene. Trotzdem sind es Gehirne, die diese Arbeit gemacht haben, und die Gehirne funktionieren nach biochemischen Gesetzmäßigkeiten. Die Grundlagen dafür sind genetisch festgelegt, und diese Grundlagen wurden durch Mutationen erzeugt und dann ausgewählt. Das sind allesamt ganz natürliche Vorgänge, nur im Wechselspiel mit der Umwelt und geschichtlichen Entwicklungen nicht mehr überschaubar.
VG
Jochen
Hallo Jochen,
im Prinzip meinst du schon das richtige, trotzdem stimmt es nicht ganz was du schreibst: das ganze ist eine Frage der Definition und unter natürlicher Evolution definiere ich halt Natürliche Evolution.
Das mit den künstlichen Züchtungen ist eben keine natürliche Evolution, nicht, weil es zufällig der Mensch ist, der auswählt, sondern weil er für künstlich angelegte Separationen sorgt, damit die entstandenen Rassen Rassen bleiben.
Es ist noch nie beobachtet worden, dass bei durch Menschen
verantwortete Züchtungen tatsächlich neue Arten entstanden
sind. Das ist natürlich ein Diskussions- und Angriffspunkt von
Kritikern der Evolutionstheorie. Das ist auch gut so, dass das
in der Diskussion bleibt. Ich persönlich halte das aber für
ein sehr schwaches Argument gegen Evolution, weil die
Zeitskala, auf der wir uns hier bewegen, sehr kurz ist. Viele
unserer Haustierrassen würden sich unter normalen Umständen
auch nicht mehr untereinander fortpflanzen (auch wenn es
theoretisch ginge), womit es „Quasispezies“ sind.
Haustierrassen werden wegen der Sonderstellung als Form geführt (forma), jedoch innerhalb der Stammart.
Ein blöder Vergleich ist vielleicht der: Ein Haufen Wasser
fließt einfach in alle Richtungen weg und verteilt sich. Dort,
…
Der Vergleich ist überhaupt nicht blöde, sondern paßt vollkommen.
Gruß
Peter
So ähnlich wie es die Pilze geschafft haben, dass Wälder mit
Bäumen wachsen, um ihnen Ideale Lebensbedingungen zu schaffen,
hat es das Gras geschafft, den Menschen dazu zu bringen, es zu
hegen und zu pflegen und weltweit zu verbreiten (in Form von
Weizen usw.). Nicht wir *wollen* Felder mit Weizen, sondern
Gras *will* in möglichst großer Zahl möglichst überall leben
und gut versorgt sein. Der Mensch wird bezahlt mit Mehl, und
besorgt dafür den Rest. Schlaues Gras.
Da unterstellst du dem Gras ja geradezu kreationistische Züge !!!
Hallo,
Was ist mit der Jostabeere
(http://de.wikipedia.org/wiki/Jostabeere)? Und was mit den
gentechnisch veränderten Pflanzen?
In der Botanik ist das mit den Zuchtrassen ein klein wenig anders als in der Zoologie. Bei den Tieren sind in aller Regel die Rassen aus nur einer Stammart entstanden. Währendhingegen bei den Pflanzen Artbastarde oder gar Gattungsbastarde möglich sind. Dies muß nomenklatorisch dann durch Aufstellung einer neuen Art bzw. gar Gattung begleitet werden.
Gruß
Peter
so ganz kann ich deiner Argumentation nicht folgen, weil für
mich eine gewollte Handlung des Menschen was anderes ist, als
ein natürlicher Vorgang. Sonst bräuchten wir ja prinzipiell
keine Unterscheidung mehr zwischen künstlich und natürlich.Ok, das sehe ich ein. Mein Standpunkt ist halt ein anderer:
Der Mensch ist auch nur Teil der Natur. Eine Unterscheidung
zwischen künstlich und natürlich ist sinnvoll für uns und für
unsere ehtischen Vorstellungen. Aus sicht der Natur ist das
aber egal.
Aus Sicht der Natur ist es sogar egal ob sich überhaupt Leben entwickelt hat. Das Universum wäre auch gut ohne ausgekommen. Aus dieser Sicht heraus wäre es eben auch völlig egal, ob ich jetzt mit ein paar Atombomben rumwerfe - ist ja auch alles natürlich. Aber irgendwie habe ich Zweifel, ob das für den Menschen angemessene Maßstäbe sind.
Ich finde es jedenfalls ziemlich makaber, wenn man z.B irgendeine komische Schweinerasse, die auf schnellst- und größtmögliches Fleischwachstum gezüchtet wurde und eingesperrt auf 2qm ihr ganzes Leben nur mit Schmerzen und Leid verbringen muss, als „gut angepasst“ bezeichnet.
Sicher kann man sagen - was soweit ich dich richtig verstehe, dein Punkt ist - dass das Schwein ja nur lebt, weil es genau diese für uns nützlichen Eigenschaften hat, und es daher angepasst ist. Aber das würde ich dann als „künstliche“ Evolution bezeichnen, genau wie ein Kanal eben zwar ein Gewässer ist, aber eben was ganz anderes als ein Fluß - künstlich eben. Diese Unterscheidung zwischen künstlich/natürlich/ethisch vertretbar/etc, also kurz unsere Moral und Ethik ist ja auch vielleicht ein evolutionstechnischer Vorteil für uns, weil es für einen gemäßigten Umgang mit unserer eigenen immensen Macht sorgt und Hürden aufbaut, die uns z.B. an der (vielleicht ungewollten) Selbstzerstörung hindern.
Aber das ist dann schon eine arg philosophische Diskussion und ich würde daher vorstellen, dass wir die Diskussion darüber wenn dann dort fortsetzen?
Aus Sicht der Natur ist es sogar egal ob sich überhaupt Leben
entwickelt hat. Das Universum wäre auch gut ohne ausgekommen.
Aus dieser Sicht heraus wäre es eben auch völlig egal, ob ich
jetzt mit ein paar Atombomben rumwerfe - ist ja auch alles
natürlich. Aber irgendwie habe ich Zweifel, ob das für den
Menschen angemessene Maßstäbe sind.
Da bin ich ja ganz auf deiner Linie. Wenn ich mich zitieren darf: „Ok, das sehe ich ein. Mein Standpunkt ist halt ein anderer: Der Mensch ist auch nur Teil der Natur. Eine Unterscheidung zwischen künstlich und natürlich ist sinnvoll für uns und für unsere ehtischen Vorstellungen. Aus Sicht der Natur ist das aber egal.“
Um das Konzept von Evolution und Kreationismus (bzw. die Unterschiede) zu verstehen, muss man im wissenschaftlichen Sinne über Evolution sprechen, und dieser Standpunkt ist zunächst nicht antropozentrisch.
Ich finde es jedenfalls ziemlich makaber, wenn man z.B
irgendeine komische Schweinerasse, die auf schnellst- und
größtmögliches Fleischwachstum gezüchtet wurde und eingesperrt
auf 2qm ihr ganzes Leben nur mit Schmerzen und Leid verbringen
muss, als „gut angepasst“ bezeichnet.
Weil du „gut“ im Rahmen unserer ethischen Vorstellungen interpretierst. Das solche „Schweinereien“ aber moralisch verwerflich sind, finde ich natürlich auch. Das hat aber mit dem Thema Evolution nichts zu tun … zumindest nicht direkt; Wo Ethik entsteht hat sie einen Einfluß auf die Umwelt und wirkt so auch wieder als Selektionsfaktor in der Evolution.
Diese Unterscheidung zwischen
künstlich/natürlich/ethisch vertretbar/etc, also kurz unsere
Moral und Ethik ist ja auch vielleicht ein
evolutionstechnischer Vorteil für uns, weil es für einen
gemäßigten Umgang mit unserer eigenen immensen Macht sorgt und
Hürden aufbaut, die uns z.B. an der (vielleicht ungewollten)
Selbstzerstörung hindern.
Genau (s.o.). Oder er hindert uns daran, uns gegen „Mitbewerber“ durchzusetzen, die ähnlich Macht aber weniger Moral haben…
Aber das ist dann schon eine arg philosophische Diskussion und
ich würde daher vorstellen, dass wir die Diskussion darüber
wenn dann dort fortsetzen?
Jep.
VG
Jochen
Hallo,
Bei der Jostabeere weiß ich nicht, inwiefern die mit
Johannisbeere oder Stachelbeere fruchtbare Nachkommen haben
kann.
Wäre das für Dich die Abgrenzung zweier Rassen? Ist dann Deiner Meinung nach ein Esel von der selben Rasse wie ein Pferd? Denn die können ja auch miteinander Nachkommen haben.
Gruß
loderunner
Um das Konzept von Evolution und Kreationismus (bzw. die
Unterschiede) zu verstehen, muss man im wissenschaftlichen
Sinne über Evolution sprechen, und dieser Standpunkt ist
zunächst nicht antropozentrisch.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass man für das Konzept „Kreationismus“ den Unterschied künstliche/natürliche Evolution gar nicht erörtern muss. Kreationismus bedeutet (auch in seinen Nebenformen wie Intelligent Design usw), dass ein Gott die ganze Schöpfung willentlich, lenkend und absichtlich gestaltet hat. Das hat weder was mit natürlicher oder künstlicher Evolution zu tun, die nach bestimmten Naturgesetzen abläuft, sondern Kreationismus funktioniert mit Hokuspokus und einem Zauberer.
Hallo,
Wäre das für Dich die Abgrenzung zweier Rassen? Ist dann
Deiner Meinung nach ein Esel von der selben Rasse wie ein
Pferd? Denn die können ja auch miteinander Nachkommen haben.
Der Begriff „Rasse“ ist überhaupt nicht sauber definiert. In der Biologie sollte man eher von Unterarten sprechen, aber auch dazu gibt es keine objektivierbare Definition (s. zB. http://de.wikipedia.org/wiki/Unterart). Vondaher: Keine Ahnung
VG
Jochen
Hallo,
In der Botanik ist das mit den Zuchtrassen ein klein wenig
anders als in der Zoologie. Bei den Tieren sind in aller Regel
die Rassen aus nur einer Stammart entstanden. Währendhingegen
bei den Pflanzen Artbastarde oder gar Gattungsbastarde möglich
sind. Dies muß nomenklatorisch dann durch Aufstellung einer
neuen Art bzw. gar Gattung begleitet werden.
Also entstehen Rassen dadurch, dass man sie einteilt?
Oder liegt obiger Umstand eher daran, dass die Gene der Tiere höher entwickelt bzw. komplizierter sind, was eine größere Spezialisierung (der Gene) und damit Inkompatibilität mit sich bringt?
Ich glaube auch eigentlich nicht, dass man eine Kokospalme mit einem Kaktus kreuzen kann. Da wird schon eine etwas nähere Verwandtschaft von Nöten sein - genau wie beim Tier. Deshalb kann man auch Kanarienvögel mit einem Girlitz kreuzen - die sind nahe genug miteinander verwandt. Und was da nicht auch was mit den Eis- und Braunbären (http://de.wikipedia.org/wiki/Eisb%C3%A4r#Hybridbildu…)?
Gruß
loderunner
Hallo,
Also entstehen Rassen dadurch, dass man sie einteilt?
Genau!
Und blöderweise ist das mit vielem so. Beim Artbegriff gibt es auch Probleme. Die ersten Biologen haben Arten aufgrund ihrer ähnlichen Äußeren Erscheinung eingeteilt („Gleiches ist, was gleich aussieht“). Später hat man gemerkt, das es durchaus ganz verschiedene „Arten“ gibt, die sich miteinander Fortpflanzen. Dann hat man sich darauf geeinigt, zu sagen: Ok, zu einer Art gehören alle, die sich untereinander fortpflanzen können. So wird in aller Regel eine Art gleich-aussehende Individuen, muss aber nicht so sein. Und egal, welche Änderungen und „Verbesserungen“ man an der Definition macht, die Natur findet immer wieder Beispiele, die irgendwo nicht passen. Und so streiten sich die Biologen weiter… Und über alle dem gibt es dann noch das Problem, genau zu definieren, was „Leben“ eigentlich ist. Auch da sind nicht alle Biologen einig.
Wichtig ist aber die Erkenntnis:
Einteilen tun wir, der Mensch. Wir denken in Kategorien. Das ist in 99,999% der Fälle sehr gut und hilfreich. Ohne das könnten wir keinen Schritt vor den anderen machen. Und doch: Die Natur kennt keine Kategorien. Der ist unsere Einteilungswut vollkommen egal. Zwei Viecher paaren sich oder sie lassen es. Da schert sich die Natur nicht drum, ob wir die beiden Viecher nach irgendwelchen Kriterien in verschiedene Schubladen einsortieren.
Unsere Einteilungen erlauben uns, Gemeinsamkeiten und Regelmäßigkeiten zu erkennen und begrifflich zu behandeln, das ist extrem hilfreich. Aber eine Einteilung hat darüberhinaus keine Entsprechung in der Welt. Und so ist es zwangläufig so, dass es an den „Rändern“ der Einteilung immer Streitfälle gibt.
In der Biologie haben wir es außerdem noch mit sich verändernden Systemen zu tun, die zu allem Überfluss auch noch Phasenwechsel durchmachen und emergente Eigenschaften entwickeln. So können sich -langfristig- die Dinge auch so ändern, dass unsere Einteilungen nicht mehr passen und wir sie verändern oder gar ersetzen müssen (nein, dafür habe ich jetzt kein Beispiel parat).
Oder liegt obiger Umstand eher daran, dass die Gene der Tiere
höher entwickelt bzw. komplizierter sind, was eine größere
Spezialisierung (der Gene) und damit Inkompatibilität mit sich
bringt?
Nein, so ist das wohl nicht. Vom molekularen Standpunkt aus haben Pflanzen das komplexere Genom. Sie müssen meist in der Umwelt klarkommen, wie sie ist, sie können keiner Sonne aus dem Weg gehen und auch nicht aus Schatten flüchten, sie müssen mit dem Wasser im Boden auskommen und können nicht an eine Wasserstelle laufen usw. Das erfordert eine enorme Flexibilität im Stoffwechsel. Außerdem haben sie nicht nur Mitochondrien, sondern auch Plastiden mit dem Plastidengenom, was alles nochmal komplexer macht, als es bei Tieren der Fall ist.
Deshalb
kann man auch Kanarienvögel mit einem Girlitz kreuzen - die
sind nahe genug miteinander verwandt.
Siehste, erst meint man, das sind verschiedene Arten, und dann foppt einen die Natur doch wieder.
VG
Jochen
Hallo Klaus,
du berauscht dich an Dinos, die im: „Schädel eine Art Alphorn integriert hatten“.
Glaubst du, daß der „jemand“ oder der „Willen“ der das nach deiner Meinung so gestaltete, sich jetzt freut weil es dir gefällt?
Wenn deine Meinung stimmen sollte, so griff dieser „Willen“ schon viel früher ein und zwar mit der Schöpfung der Ein- und dann der Vielzeller und da speziell wieder der Chordatiere.
Das war eine ungeheuere Leistung. Mit genannten Chorda- = Darm-Tieren solltest du dich beschäftigen. Von ihnen aus führte es über viele Zwischenstufen u.a. zu den Dinos.
Ab den Chordatieren hätte sich der „Willen“ wieder aufs Ohr legen können, bis er vom trompetenden Dino-Alphorn geweckt worden wäre.
Leider sind die Chordatiere alphornlos und vom Aussehen her halt unspektakuläre Würmer mit einem Darm, so daß sich kein Kreationist mit ihnen abgibt und fragt: Warum hat der „Willen“ nicht gleich die Dinos geschaffen mit dem Ziel, daß sie Klaus Wernicke so gut gefallen?
Komischerweise nahm der „jemand“ den Umweg über eklige Würmer.
Würmer als Kreation, pfui Deibel!
Viele Grüße
watergolf
Hallo nochmal,
Also entstehen Rassen dadurch, dass man sie einteilt?
Nicht nur Arten und Gattungen entstehen dadurch, daß man einteilt, sondern auch Rassen; einfach jedwede Kategorie innerhalb der Systematik.
Jochen hat das ja schon sehr schön und ausführlich erläutert.
Ich möchte noch etwas zu den Rassen anfügen:
Als Rassen werden mindestens zwei verschiedene Begriffe bezeichnet: das eine als Beispiel oder Synonym für geographische Unterarten, das andere für die bekannten Haustierrassen.
Aber bleiben wir bei den Unterarten. Hier gibt es verschiedene Beispiele. Nehmen wir zwei heraus.
Als erstes die Kubaamazone (ein Papagei): ihr werden 5 Unterarten zugerechnet. Je nachdem auf welcher Insel man sich befindet, handelt es sich um eine andere Unterart. Da das Verbreitungsgebiet disjunkt ist, sind die Unterarten hier diskret ausgebildet.
Als zweites die Herings-und Silbermöve: bei ihr hat man rund um den Globus in einem Gürtel verschiedene Unterarten; jeweils am Berührpunkt der Verbreitungsgebiete der Unterarten kommt es zu Vermischungen; erst am Punkt, wo die Enden des Gürtels zusammenstoßen, ist eine Bastardierung nicht mehr gegeben, es handelt sich an dieser Stelle um zwei getrennte Arten, nämlich die Heringsmöve und die Silbermöve.
Ich führe dies so genau aus, um aufzuzeigen, welche verschiedenen Typen alle unter dem Begriff „Unterart“ subsumiert sind. Die Natur ist allemal vielfältiger, als es unsere Begriffe darstellen könnten.
Grüße
Peter
Ist dann
Deiner Meinung nach ein Esel von der selben Rasse wie ein
Pferd? Denn die können ja auch miteinander Nachkommen haben.
Natürlich nicht, es handelt sich hier um verschiedene Arten; in der Natur können diese Kreuzungen keinen weiteren Beitrag zum Genpool liefern.
Gruß
Peter
Hallo,
Ist dann
Deiner Meinung nach ein Esel von der selben Rasse wie ein
Pferd? Denn die können ja auch miteinander Nachkommen haben.Natürlich nicht, es handelt sich hier um verschiedene Arten;
Nach welcher Definition denn dann?
in der Natur können diese Kreuzungen keinen weiteren Beitrag
zum Genpool liefern.
das habe ich nicht verstanden, das müsstest Du mal näher erklären.
Gruß
loderunner
Hallo,
Ist dann
Deiner Meinung nach ein Esel von der selben Rasse wie ein
Pferd? Denn die können ja auch miteinander Nachkommen haben.Natürlich nicht, es handelt sich hier um verschiedene Arten;
Nach welcher Definition denn dann?
Allgemein:
Eine Art ist eine Gruppe natürlicher Populationen, die sich untereinander kreuzen können und von anderen Gruppen reproduktiv isoliert sind (aus http://de.wikipedia.org/wiki/Art_%28Biologie%29)
ABER:
# Pferd und Esel sind zwar kreuzbar (Maultier, Maulesel), haben aber aufgrund einer genetischen Barriere keine fruchtbaren Nachkommen, bilden damit verschiedene Biospezies. (ebenda, wenige Zeilen darunter).
Ein nettes Beispiel für einen Grenzfall, über den man diskutieren kann, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Art_%28Biologie%29#Biol…. Hier stößt unsere Kategorisierung an eine Grenze. Die meisten Biologen betrachten aber Pferd und Esel tatsächlich als zwei Arten (s.o.).
in der Natur können diese Kreuzungen keinen weiteren Beitrag
zum Genpool liefern.das habe ich nicht verstanden, das müsstest Du mal näher
erklären.
Weil die direkten Nachkommen (die Maultiere) unfruchtbar sind, können sie die Gene ihrer Eltern in der Menge aller Gene der Population (der Fortpflanzungsgemeinschaft) nicht erhalten. Irgendwann sterben die Nachkommen, und da die ihrerseis niemals weitere Nachkommen gehabt haben können, sind die Gene der Eltern raus aus dem Spiel. Selbst wenn eine Mutation in einem Elter oder die Kombination von Merkmalen beider Eltern den Maultieren ein „Fitness-Plus“ gewährt hätten (irgendwas, was *eigentlich* den Fortpflanzungserfolg erhöht hätte, zB. höhere Resistenz gegen Krankheiten oder Stress, mehr Attraktivität für die Partnerwahl orde irgendwas), könnten sie nichts damit anfangen, weil sie diese tolle Variation oder Kombination nicht an Kinder weitergeben können.
s.a.
http://de.wikipedia.org/wiki/Genpool
http://de.wikipedia.org/wiki/Population_%28Biologie%29
http://de.wikipedia.org/wiki/Populationsbiologie
und
http://de.wikipedia.org/wiki/Populationsgenetik
VG
Jochen