Denkpause
Hallo Klaus,
mag sein, dass du deine Frage viel harmloser und unparteiischer gemeint hast, als ich (und evtll. auch andere) gedacht haben.
Die Einbeziehung der Frage nach dem Unterschied von Evolution
von Zucht ist sehr sinnvoll, ich haätte sie bereits in die
Eingangsfrage einbeziehen sollen.
Da sind in der Tat Grenzbereiche, die des Nachdenkens würdig sind. Z.B. Katzen, wo man sich stundenlang streiten kann, ab sie sich angepasst haben oder gezüchtet werden.
Die Zucht orientiert sich einerseits am Willen des Züchters,
andererseits ist dieser nicht eine Einzelperson, sondern, z.
B. im Falle der Entwicklung vom Auerochsen zum Hausrind, sind
über einene Zeitraum von mehreren tausend Jahren viele
einzelne Viehzüchter beteiligt, die sich nicht kennen und
nicht miteinander kommunizieren. Trotzdem wirken sie im Sinne
eines gemeinsamen Zuchtziels, in dessen Dienst sie die Auswahl
der jeweiligen Zuchtbullen stellen (für den Rest bleibt nur
die Kastration und/oder Sclachtung).
Gemeinsames Zuchtziel - nur im Sinne des Menschen - die kastrirten Stiere haben sicher nicht mitgestimmt.
Der Wille/ das Konzept ist also ein Abstraktum, das sich aus
dem Willen vieler Einzelpersonen ergibt, und zwar dadurch,
dass jeder dieselbe Idee von der potenziellen (zukünftigen)
Nützlichkeit von Nutztieren hat.
Der Mensch ist auch ein Abstraktum. Und dient dem Menschen als Unterscheidungskriterium. Artefakte=Kunstgemachte sind Werke des Menschen. Diese Unterscheidung dient uns Menschen, den Tieren ist sie egal. Tauben als Felsenvögel brüten auf Haüsern, ihnen ist der Unterschied egal. Wir unterscheiden zwischen Stadt- und Landtauben, und stellen auch weitere Unterschiede fest.
Hier ergab sich für mich die Parallele zum Willen der Dino-
oder Hirschweibchen, die vielleicht keinen Willen explizit
artikulieren können, die aber einen abstrakten „virtuellen
Willen“ gemeinsam haben, wie ein attraktiver Kerl auszusehen
habe.
In der Tiefe dieses Threads habe ich mich schon dazu geäußert, dass dahinter kein Willen steckt, sondern nur ausselektierte Vorlieben. Lies bitte dort nach, ist schon aufschlussreich.
Von der Wirkung auf die langfristige Entwicklung der Art
(Evolution) hat ein solcher kollektiver Wille der Damen eine
analoge Wirkung wie bei den Züchtern.
Der Wille der Damen existiert einfach nicht, nur ein instiktives Verhalten. Und auch heutzutage ist der Wille von Tierzüchtern deutlich ausgeprägter als der Wille der Frauen bei der Partnerwahl, von der Planung der Nachkommenschaft gar nicht zu reden.
Nein, der Mensch ist gerade dabei, die Schwelle der bewussten Planung der Nachkommenschaft zu ersteigen. Wobei zur Zeit noch die Hormone beiweitem überwiegen. Gesund, intelligent, attaktiv - wonach entscheidet sich der Mensch?
Tiere waren immer nur Opfer/Objekte der Evolution, nicht Gestalter.
Gruß, Zoelomat