Sich selbst finden, als komplex traumatisierter Mensch? Wie und geht es überhaupt?

Hi an alle,

ich musste meinen Termin beim Psychiater erstmal etwas sacken lassen…

Er hat mir empfohlen mich auf den Weg zu machen, um mich selbst zu finden. Er hat mir auch eine Wanderung über mehrere Wochen oder Ähnliches empfohlen. (Geht in meiner Situation eh nicht, wegen Tochter usw. )

Was er mir vermitteln wollte, war dass ich so eine Art Extremerfahrung machen soll. In der ich nur auf mich gestellt, mich mit existenziellen Problemen beschäftigen soll und sie löse.

Ich finde das ziemlich absurd…naja.

Dann empfahl er mir eine Psychotherapie um mich selbst zu finden. Was macht mich aus, was mag ich, wo will ich hin?

Er meinte ich lege viel Wert auf mein Äußeres und dass es auch innen viele Sachen gibt.
Und dass ich mich mein Leben lang an andere angepasst habe, um zu überleben und mein Selbst verleugnet hat. Und es stimmt wirklich…

Ich lebe ein Leben in Zerissenheit.

Kann man sich überhaupt selbst finden, wenn das Verleugnen des Ichs schon in der Kindheit begann?

Ich fühle mich wie eine leere Hülle…ohne Inhalt. Ich weiß nicht ob das alles funktioniert und ich habe auch Angst davor.

Ich war mal für einen Tag ich selbst seit Ewigkeiten…ich war eins mit mir und es war einfach unbeschreiblich, doch dann tauchten Flashbacks auf, die meinen ex betrafen und meine Kindheit…und seitdem kam ich nie wieder auf die Beine und zu diesem Gefühl…

Habt ihr Ideen? Kennt Ähnliches? Könnt ihr etwas dazu sagen?

Vielen Dank schonmal,

Lg norma

Das ist vollkommen absurd!
Ich bin mir, ehrlich gesagt, jetzt aber nicht sicher, ob ich dir sowas Unglaubliches glauben will.
Allerdings traue ich manchen Psychiatern das durchaus zu …

Ja, einen anderen aufsuchen.
Ansonsten habe ich dir immer schon (neben nicht statt der Medikation!) Ambulante Psychotherapie empfohlen, auch wenn das kein Zuckerschlecken wird.

Gruß
F.

Sich selbst finden wäre in Deinem Fall das Ziel. Nichts sollte Dich entschuldigen, das Dir hilft auf die Umstände zu verweisen. Denn: Der Weg ist Teil des Ziels. Mit Hingabe und Geduld sich darauf einlassen. Genügsamkeit. Kein völliger Verzicht, es reicht, die Option zu haben, sich möglicher Hilfsmittel zu versichern. Alles ist gut aber weniger ist mehr. Auf diese Weise eigene Souveränität erleben. Sich so auf sich selbst besinnen.

Grüße mki

Hmm, ich danke euch. Psychotherapie werde ich machen… nur dauert es wohl noch.

Ich glaube nicht wirklich daran, dass es klappt, denn ich musste mich schon in der Kindheit selbst verleugnen.

Meine Tochter kommt mir manchmal emotional reifer vor, als ich es bin. Das ist doch nicht normal?!

Lg nj

Hallo,

und für genau solche lange zurückreichenden Probleme

gibt es die „tiefenpsychologische fundierte Psychotherapie“, die zwar auch ihren Hauptbezug im hier und jetzt hat, aber sich sehr wohl um die Aufarbeitung derart lange zurückliegender Ursachen kümmert.

&Tschüß
Wolfgang

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Ich finde, dafür reicht die Zeit nicht und führt in die diametreal entgegengesetzte Richtung, fernab von sich selbst. Das ist übrigens ein allgemeines Phänomen (…). Tiefenpsycholotisch („fundierte“, was soll diese aufgedunsene Wortschwallerei?!?) Psychotherapie deckt nur sekundäre Belange ab. Die Seriösität solcher Therapien ist denkbar fragwürdig und belasten nur das Gesundheitswesen. Die Wahrscheinlichkeit eines Therapieerfolges ist nirgends erwiesen. Ähnlich unseriös wie die Homöopathie. Derartige Therapien sind häufig sehr langatmig und am Ende ist doch jeder nur auf sich selbst gestellt. Besinne Dich endlich auf Dich selbst.

Ja aber wie. Und die Depressionen bleiben…

Es nervt…

Aber gegen meine Ängste komm ich nur alleine an.

Aber was ist mit Traumata, soll ich die auch einfach vergessen?

Vielleicht gibt es noch einen anderen Weg…nur welchen?

Selbsthilfebücher?

Lg norma

Nicht vergessen. Sondern ‚verdrängen‘, auf die Seite schieben, so wie alles andere auch, was Dir den Blick auf dich selbst verstellt. Mach Dich auf den Weg. Schritt für Schritt. Entwerfe einen Tagesplan. Prioritäten erstellen. Immer mit Hingabe und Geduld. Selbsthilfebücher können Anregungen geben.

Grüße mki

Verdrängen…das hab ich mein.ganzes leben gemacht und nun hab ich den Salat, ja aber anders geht es nicht. Erstmal.

Ich guck einfach was die Zeit bringt und ja mit Tagesstruktur fängt es an.

Lg

Genauer bitte :wink:

Das Leben, das Kämpfen gegen diese Krankheit und innere Leere… :wink::confused:

Lg nj

Hallo Norma,

es tut mir leid, falls meine Worte jetzt allzu deutlich werden, aber ich kann meine Klappe nimmer halten…

Du bist krank, schlimm krank. Diese Krankheit hat so wie jede anständige Krankheit auch ihre Ursachen, Deine liegen möglicherweise in der Kindheit und auch in Deiner Partnerschaft. Und Du bist so ernsthaft krank, dass Du ins Krankenhaus gehörst.

Ja, Deine Tochter ist da. Und ja, alle Lösungen sie für diese Zeit unterzubringen sind nicht optimal. Aber da sind Deine Eltern, zu denen sie ein gutes Verhältnis hat und ihr Vater ist auch noch da. Sie ist also für die Zeit Deiner Behandlung nicht „allein“. Natürlich, es wird für sie schlimm, schrecklich und schauderhaft. Und auch für Dich. Aber Du musst das für Euch beide tun! Und zwar je eher je besser.

Dazu eine Geschichte aus meinem Umfeld. Die Maria erkrankte mit Ende 40 an Brustkrebs und das jüngere Töchterchen war grad mal 10. Sie musste operiert werden (bei ihr war das ne größere Sache, die ganze Brust musste amputiert werden) und anschließend zur Reha. Und natürlich musste sie auch lernen, mit ihrem veränderten Körper klar zu kommen.

Das Töchterchen war in dieser Zeit sehr bewusst sehr tapfer und sie haben’s beide prima überstanden :slight_smile: Das könnt Ihr auch schaffen! Denn - mit Verlaub - Deine Krankheit lässt sich nicht mit Spaziergängen, Ratgebern und einem gelegentlichen Gespräch mit einem Fachmenschen in den Griff kriegen. Genauso wie Maria vermutlich längst unter der Erde wäre, hätte sie der Tochter zuliebe auf OP und Reha verzichetet und stattdessen Broccoli und Traubenkerne (oder was halt auch aktuell grad in der Krebstherapie angesagt ist) gefuttert.

Damit will ich nicht sagen, dass Dir Spaziergänge nicht helfen: das tun sie sicher, aber sie werden Dich nicht heilen. Genauso kann Dir sicherlich die Lektüre von Selbsthilfebüchern helfen und auch Broccoli ist angeglich nicht schädlich (außer man wäre allergisch). Aber das ist so wie wenn Du versuchtest mit einem Stohhalm einen Swimmingpool leer zu trinken: nämlich bei aller Bemühung nicht zu schaffen!

Bitte, bitte - sei egoistisch, guck dass DU gesund wirst. Geh in stationäre Behandlung - für Deine Tochter wird gesorgt weden! Ehrenwort!

Darf ich mal -wirklich verblüfft- festhalten, dass du oben in überdeutlichen Worten den Sinn von Psychotherapie zurückweist, um dann hier …

… die ganz typischen „Techniken“ und Ziele von Psychotherapie aufzuführen :open_mouth:

Die Befähigung, das alleine und mit Hilfe von Büchern machen zu können, ist das Ziel einer Psychotherapie, nicht die Alternative zu ihr. Wer es alleine kann, braucht Pth nicht.

Gruß
F.

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Red´nicht drum rum. Gemeint ist mit ‚es‘, ist der Weg.

Grüße mki

Der Sinn einer Psychotherapie als solche liegt auf der Hand. Die Praxis ist aber leider eine ganz andere. Wie´s so bitter schön heißt: Die Wirklichkeit ist in Wirklichkeit ganz anders…

Grüße mki

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Dankeschön, ja du hast Recht.

Wie gesagt ich war ja beim Psychiater und dieser riet mir zu einer ambulanten Psychotherapie, aber so eine zu finden dauert leider…

Ich möchte ja das Jugendamt miteinbeziehen, eventuell haben die noch Lösungsvorschläge.

Stationär…weiß ich nicht, ich habe da schlechte Erfahrungen gemacht.

Ich erhoffe mir durch die Familienhilfe Struktur und Hilfe.

Ich bin auch gerade dabei ein gutes Buch zu dem Thema, Trauma usw. zu lesen. Davon erhoffe ich mir auch viel.

Und wenn, dann trotzdem gar nichts mehr geht, würde ich stationär gehen. Jedoch kann eine Therapie Jahre dauern und das macht mir Angst in Bezug auf mein Kind…

Meine Mutter ist selbst überfordert, der Vater der Tochter ebenso und er wohnt auch 300 km entfernt von hier…

Was ist wenn ich nicht gesund werden kann? Ich kann mich damit abfinden, aber was ist mit meinem Kind?

Danke für deine Worte. Ich lass sie mir nochmal durch den Kopf gehen.

Dein Beispiel, was du nanntest macht Mut. Wobei psychische Sachen, nochmal was ganz anderes sind…

Lg norma

Ich glaube, das ist aber wirklich so. Hast du schon Erfahrungen mit Psychotherapie gemacht? Weil du hier so deutlich darüber schreibst? :wink:

Die Abstände der Therapie sind generell viel zu lang. Was eher helfen würde, wäre ein Therapeut der zu einem nach Hause kommt und sich dann Schritt für Schritt distanziert. Okay, das ist jetzt auf meinen Fall bezogen…

Ich erhoffe mir durch die Familienhilfe mehr Struktur und Sicherheit…Jedoch weiß ich nicht, wie viel Verständnis sie für mich haben und ob sie mich auch ermutigen oder aber verurteilen… davor habe ich Angst… habe ich ja schon 1000 mal geschrieben. :grimacing::grin:

Lg nj

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Das sagst du mal so leicht
Welche persönliche Erfahrung hast du denn mit der Psychotherapie in der „wirklichen Wirklichkeit“?
Ich wette, ich hab mehr :wink:

Gruß
F.

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Alles richtig.
Man muss aber unterscheiden zwischen „Psychotherapie als Inhalt“ und „Psychotherapie, wie sie in einem eklatanten Versorgungsmangelland Deutschland kassenfinanziert angeboten wird“.
Bei mir in Österreich ist dieses Problem so nicht gegeben, dafür ist Pth auch nur u.U. Kassenleistung.

Ich hab z.B. gar kein grundsätzliches Problem, eine Therapie mit Hausbesuchen zu beginnen.
Die Kollegen in Deutschland schon, weil sie es nicht richtig abrechnen können. Dass es dann offiziell auch noch verlogen als „das verschlimmert nur die Symptome“ usw. begründet wird, ist furchtbar.

Da hat der @mki dann natürlich schon recht mit Wirklichkeit und „wirklicher Wirklichkeit“.

Gruß
F.

Die Familienhilfe wird hoffentlich das Kindswohl Deiner Tochter im Auge haben. Ganz, ganz sicher ist, dass die Familienhilfe niemanden verurteilt, gleich welche Person. Würde alles nur noch weiter erschweren und wäre regelrecht anmaßend. Aus der Sicht der Familienhilfe zählt insoweit, was für die Tochter akzeptabel ist. Die Familienhilfe spricht Empfehlungen aus, jedoch nur dann, wenn sie sich durch verschlechternde Entwicklungen, oder familiengerichtlicher Anfrage dazu veranlasst sieht. Um das zu verhindern wird die Familienhilfe beide Elternteile ermuntern, das Kindswohl des Kindes zu beachten. Wunder sind nur soweit zu erwarten, wie sehr sie den Elternteilen gelingen; allein oder zu zweit. Zu überlegen wäre, ob die Eltern die räumliche Distanz zueinander so weit wieder verringern können, dass ein Austausch, vielleicht auch im kooperativen Verständis wieder möglich wird. Ein wichtiger Faktor ist auch die innere Stabilität der Elternteile. Bestehende Defizite müssen aus eigner Kraft heraus ausgefüllt werden (der Weg!). Dabei helfen keine Wunder oder ganz bestimmt kein bloßes hoffen.

Grüße mki