Hallo,
was will man da machen? Wenn sich jemand unbedingt zum Außenseiter machen will, muss man ihn wohl lassen. Vielfach stecken hinter so einem Verhalten Unsicherheit oder sogar Minderwertigkeitskomplexe.
Bei einem früheren Arbeitgeber war das Du eigentlich sehr üblich (allerdings nicht „vorgeschrieben“). Daher immer etwas eigenartig, wenn man an ein Mail u.a. an die drei Geschäftsführer schreiben musste, von denen man mit einem nicht auf Du war. Als ich dann mal auf die vermittelnde Art diesen bei einer jovialen, launigen Mail gewagt hatte mit Vor- und Nachnamen anzuschreiben und gleich deutlich Worte zurück bekam, wusste ich wo ich dran war. Der Guteste hatte immer Schwierigkeiten mit Leuten, die ein Studium zu Ende gebracht hatten, und nutzte jede Gelegenheit zur Abgrenzung seiner Position. Da ich ihm zugeordnet werden sollte verließ ich das Unternehmen (kurz darauf er auch, ich arbeite heute wieder freiberuflich dort).
Meine Frau wurde durch Wahl zur Cheffin von 750 Leuten, von denen sie diverse aus Schulzeiten und über die Arbeit in Kirche und Politik kannte. Ihre Sekretärin hat sie früher in einer Jugendgruppe betreut, und natürlich ist es beim Du geblieben. Einige andere im Hause haben es ebenso gesehen oder ganz offen nachgefragt, wie sie es z.B. bei Anwesenheit Dritter in formellen Gesprächen halten sollen (natürlich bleibt es beim Du, auch wenn einige offizielle Gäste hin und wieder schon etwas irritiert sind). Einige Wenige haben sich trotz Ansprache per Du auf das Sie zurück gezogen. OK, ist ihr gutes Recht und muss akzeptiert werden, ist aber schon merkwürdig, gerade weil so viele andere stolz darauf sind mit ihrer Cheffin per Du zu sein (und zwar nicht weil man sich gegenseitig anbiedert, sondern weil dies die natürliche Konsequenz aus langjähriger Bekanntschaft/Freundschaft ist).
Gruß vom Wiz
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