Hallo Birgit!
Der Staat ist aufgrund der individuellen Religionsfreiheit
dazu verpflichtet, sich religiös neutral zu verhalten und
entsprechend aufzutreten. Dementsprechend müssen auch in
Bayern die Kreuze abgehängt werden, sobald sich ein Schüler
dadurch gestört fühlt.
Das find ich zumindest soweit ok, allerdings stellt sich da
für mich die andere Frage: wie weit ist das nicht nur ein
Lippenbekenntnis? (aber das nur am Rande)
Welches? Die religiöse Neutralität oder das Abhängen des Kreuzes?
Ersteres ist natürlich ganz vollständig wohl nie umzusetzen, aber den Versuch halte ich für sehr richtig und wichtig. Letzteres müsste eigentlich umgesetzt werden, wenn ein Schüler darauf besteht, schließlich beruht das Ganze auf einem Urteil des BVG.
Ich weiss, dass das Kopftuch im Islam zwar nicht überall
verpflichtend getragen werden muss,
für meine Begriffe ist jedoch ein religiös motiviertes
Bekleidungsstück? Ist das richtig? Denn ich war immer der
Meinung, dass es zwar in erster Linie mit der Kultur des
jeweiligen Landes zu tun hat, sonst müßten ja eigentlich
alle islamischen Frauen das Kopftuch tragen.
Egal, die Haltung der Schule versteh ich trotzdem nicht; mit
der Differenzierung von Kreuz und Schmuckstück hast Du sicher
recht, für mich ist es jedoch vom Gefühl her mehr religiös als
ein Kopftuch.
Es muss nicht verpflichtend getragen werden. Vor kurzem hat mir irgendwer die genau Koranstelle genannt. Dort steht, soweit ich weiß, nur, dass sich eine Frau verhüllen sollte, das Kopftuch ist Tradition.
Das es religiös motiviert ist, stimmt meiner Meinung nach, aber es ist, wie gesagt, nicht festgeschrieben.
Wahrscheinlich ist ein Kreuz religiöser als ein Kopftuch, aber es ist, als Schmuckstück, bei weitem nicht so auffällig. Sei mal ganz ehrlich, von wievielen Leuten, die sich in deiner Umgebung aufhalten, weißt du, ob sie ein Kettchen tragen? Und bei wievielen weißt du, was für ein Anhänger dran hängt?
Ich denke wirklich nicht, dass dich ein kleines Kreuz, dass du ja nur bei genauerem Hinkucken erkennen kannst, in irgendwelcher Art religiös beeinflußt.
Was das Kreuz als Wandschmuck betrifft, der muss ja abgehängt werden.
Eines sei noch zu bedenken: Es gibt Millionen von Frauen, die
gezwungen werden, ein Kopftuch zu tragen. Solange das der Fall
ist, ist das Kopftuch ein Symbol der Unterdrückung des freien
Willens.
Wenn es einige freiwillig tragen: Gut. Aber wenn dadurch der
Eindruck entsteht, alle Frauen würden es freiwillig tragen,
findet eine kritische Auseinandersetzung mit dieser
Unterdrückung nicht mehr statt. Die entstprechende Lehrerin
würde also ihren Schülern den Eindruck vermitteln: Alles gar
nicht so schlimm; ich trage es ja auch freiwillig…
Damit hast Du sicher recht, es scheint ein noch mehr zu
differenzierendes Problem zu sein. Aber dass deshalb ihre
Verbeamtung wackelt, versteh ich trotzdem nicht.
Weil ein Beamter keine Politik oder Religion propagandieren darf. In gewisser Weise tut sie das aber damit, nicht unbedingt absichtlich, aber sie tut es. Stell dir mal vor, was passieren würde, wenn ein Lehrer mit einem T-Shirt mit dem Aufdruck „Ich bin stolz ein Deutscher zu sein“ in die Schule kommt, selbst wenn er nur Patriot ist und die rechtsradikalen Parolen gar nicht befürwortet? Gerade als eine an der Öffenlichkeit stehende Person, die ja unsere Kinder unterrichten soll, sollte man sich halt mit solchen Sachen zurückhalten.
und weiter:
Von Deinem Namen her, denk ich, dass Du keine Islami von
Geburt an bist: Warum trägst Du dann das Kopftuch? Und würdest
es Du unter dieser Prämisse wieder abnehmen?
Bitte fühl Dich nicht provoziert, in Österreich ist das kein
Thema, zumindest wurde es bei uns in der Form nicht diskutiert
(und wenn, dann hab ich es nicht mitgekriegt - hab keine
Kinder), mich interessiert sehr die Denkweise dahinter,
vorallem, weil ich mich generell sehr für Frauen in der
Gesellschaft interessiere.
Tut mir leid, falls das so rüber gekommen ist, aber ich für meinen Fall bin katholisch. Ich weiss nur in der Zwischenzeit ein wenig über diesen Kopftuchstreit, weil ich in anderen Foren darüber gelesen und diskutiert habe.
Nina