Wer ein Christ ist …
Praktisch das halbe NT dreht sich darum. Ein Konfliktpunkt mit der Priesterschaft war ja genau dies.
Deine Aussage war aber:
dass nur Gott entscheidet , wer ein Christ ist und wer nicht.
Und das findet sich nirgendwo im NT. Denn Christ-Sein ist die Bezeichnung für ein Bekenntnis. Und genau das, das Bekenntnis, steht allein in der Kompetenz des Menschen. Am deutlichesten formuliert in Joh. 1.12
„Welche ihn aber aufnahmen, denen gab er die Vollmacht…“
Das ist aber nicht dasselbe wie die eschatologische Konsequenz dieses Bekenntnisses, die unterschiedlich ausgedrückt wird als „zum Vater kommen“ oder „das Reich Gottes sehen“ oder „ewiges Leben“. Das steht, laut NT, natürlich nicht in der Kompetenz des Einzelnen, aber es ist eine Verheißung (1. Joh. 2.22-25: epaggelia, Vor-Botschaft, Ankündigung), die mit dem Bekennen assoziiert wird. Und diese Assoziation drückt sich vorzuglich natürlich in deinem Zitat aus:
„Niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Das ist das Spezifische der christl. Religion.
Das Bekennen selbst impliziert dann natürlich wiederum einiges, das als „Auftrag“ (entole) bezeichnet wird. Es impliziert eine interne, genauer inner-psychische, Haltung: 1. Joh. 3.19-20 (für mich einer der großartigsten Ausdrücke des ganzen NT), und eine externe, interaktive, die sich eindeutig im „liebt einander!“ darstellt: 1. Joh. 3.21-24.
Und für dieses beides gilt selbstverständlich das, was du sagst:
Also kein Priester (und auch sonst niemand) kann entscheiden, dass jemand ein „echter“ Christ ist.
Diese Entscheidung aber, alias: dieses Bekennnis und seine Implikationen, liegt im Verständnis des NT nicht bei dem Gott, sondern beim einzelnen Menschen.
Ob aber die eine oder andere Bekenntisvariante, vorbehaltlich der o.g. Minimalbedingung, zur christlichen Religion zählen sollen oder nicht, ist davon unberührt. Das ist lediglich eine lexikalische Frage und eine der jeweiligen Kirchenpolitik.
Gruß
Metapher