Ist der Ruf erst ruiniert…
Hallo,
die Schulen, die ich kenne sind mitnichten schrecklich. Dort ist der esoterische Überbau längst Geschichte, und die Schüler haben von Jahrsiebten und Ätherleibern während ihrer gesamten Schulzeit nichts gehört.
Stattdessen hatten sie die Gelegenheit, sich handwerklich und künstlerisch zu entfalten, ihre Stärken zu entwickeln und - so sie zu den Schwächeren gehörten - die Erfahrung zu machen, dass die dazugehörten, anstatt ausgebootet zu werden.
Zwei Waldorfschulen, die ich kenne, bringen hervorragende Leistungen in den Naturwissenschaften hervor, und in einer anderen Schule haben sich die Schüler der Oberstufe gerade gewünscht, endlich ihren Namen tanzen zu lernen, weil sie es cool fänden, damit anzugeben und wenigstens eines der Klischees bedienen zu können, die landläufig so zu finden sind.
Wer sich „Waldorf“ auf die Fahne schreibt, kommt - so er vom Bund der Waldorfschulen die Berechtigung zum Führen der Marke „Waldorf“ erhalten hat - in den Genuss, als staatlich anerkannte Ersatzschule in freier Trägerschaft zügig an staatliche Zuschüsse zu kommen. Bis einer No-name-Schule das vergönnt ist, ist der Weg weitaus härter und steiniger und nicht wenigen geht vorzeitig das Geld aus. Und obwohl die Schule den Markennamen „Waldorf“ trägt, ist sie in ihren Entscheidungen weitestgehend autonom, was es den Mitgliedern des jeweiligen Vereins ermöglicht, die Schule nach ihren Werten zu gestalten. Viel besser kann man es bei der Gründung einer Privatschule kaum erwischen. Hinter vielen Waldorfschulgründungen steht deswegen eher kühles wirtschaftliches Kalkül als esoterische Vergeistigung .
Der Anteil an Esoterik hält sich dabei nach meiner Beobachtung insgesamt zunehmend mehr in Grenzen. Dafür steigt der Anzahl der Neider, die sich gerne mal verhalten, wie der Fuchs und die Trauben. Da wird auch mit gar schrecklichen „Wahrheiten“ nicht gegeizt und so manche Kuh immer und immer wieder durchs Dorf getrieben, deren Fell schon längst abgezogen wurde. Natürlich mag es sein, dass manche Kinder beispielsweise sehr spät lesen lernen. Die fünf bis acht Beinahe- Analphabeten, die ich jedes Jahr in neuen Klassen entdecke, kommen allerdings alle aus staatlichen Regelschulen, Mittlere Reife inklusive.
An den Waldorfschulen, die ich kenne, geht es in jedem Fall wesentlich menschlicher und lebendiger zu als an den meisten Schulen, die unser staatliches Aussortier-Schulsystem so bietet.
Schöne Grüße,
Jule