HmmH!
Als erstes würde es mich interessieren ob du dich schon jemals
in einem wirklichen Krisengebiet aufgehalten hast.
Ja, das kommt bei meinem Beruf vor.
- hoffe ich für dich, dass deine Vorgesetzten diesen Text
nicht lesen, weil sie dich ansonsten wahrscheinlich sofort
feuern müssten.
Im Gegenteil, ich möchte dich jetzt nicht mit Fakten des Befehlsrechts langweilen, aber grundsätzlich sei gesagt, dass deutsche Soldaten dazu erzogen und ausgebildet werden Befehle zu hinterfragen und kritisch zu prüfen, bevor sie ausgeführt werden! „Kadavergehorsam“ gibt es in der Bundeswehr nicht!
Zudem hat nicht nur jeder deutsche Soldat das Recht Befehle ohne dienstlichen Zweck zu verweigern, nein er hat sogar die Pflicht dazu, wenn der Befehl offensichtlich strafbaren Handlungen dient oder einen schweren Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht darstellt. In meinen Augen (Jahre danach) war beides der Fall! Und ich gehe fest davon aus, dass ein Kontingentführer, der rund um die Uhr eine genaues Lagebild hat genau hätte wissen können, was mit den Leuten passieren kann.
Abgesehen davon kann sich die Lage in der man als Truppenführer lebt jede Sekunde ändern, gegebene Befehle können nicht immer so flexibel sein, dieser Lageentwicklung zu entsprechen, dementsprechend ist man als militärischer Führer VOR ORT selbst gefragt, auch wenn die eigenen Vorgesetzten 1000km entfernt in der warmen Operationszentrale auf Grund fehlender Informationen oder mangelhafter Lagebeurteilung zu anderen Schlüssen kommen!
Als letztes kommt noch dazu, dass ich auch als Soldat meinem Gewissen und den Menschenrechten verpflichtet bin und das bedeutet, das ich entsprechend handele, auch wenn ich mich selber dafür in Gefahr bringe!
Zum Thema Soldat und Gewissen gibt es ja mittlerweile auch ein sehr populäres Urteil.
Ich weiss nicht welchen Sinn du darin siehst
dich und deine Kameraden für eine Sache zu opfern die du 1.)
nicht einmal überblicken und 2. nicht gewinnen kannst.
Warum opfern? In Gefahr bringen, sicherlich - sind ja auch Soldaten und da gehört Lebensgefahr zum Berufsrisiko. Aber sicherlich stelle ich nicht mein Leben über das Leben Tausender unschuldiger Zivilisten, die (nach der Meinung von irgendwelchen Wahnsinnigen) ungünstiger Weise die falsche Religion und Nationalität haben! Nein, wenn es mein Auftrag ist zu schützen, dann habe ich das im Zweifelsfall auch unter Einsatz meines Lebens zu tun, genau das ist der Sinn und Zweck des Soldatenberufes und genau das war auch der Sinn der UN-Mission damals!
Ich schicke doch keine Soldaten, wenn die sich dann im Zweifelsfall jeder Gefahr aus dem Weg gehen sollen.
Was das „überblicken“ angeht. Du kannst davon ausgehen, dass der UN-Befehlshaber sehr genau über die Lage informiert war und jede einzelne Truppenbewegung kannte.
Ganz ernsthaft: eine direkte Konfrontation mit den Blauhelmen hätten sich die damaligen „Kriegsherren“ niemals erlauben können! Und ja, im Zweifelsfall hätte ich sicherlich hoch gepokert, aber vielleicht Tausenden das Leben gerettet und das Risiko ist es wohl allemal wert.
Andreas