Hallo Grußloser!
Von hundert gemeldeten Ufos lassen sich 99 eindeutig als
Wolken, Spiegelungen usw. bezeichnen, ebenso ist es mit
paranormalen Erscheinungen. Das verführt manche dazu,
Statistik zu betreiben und zu behaupten, im hundersten Fall
müsse das auch so sein. Das ist natürlich Unsinn.
Wenn es so wäre, dann wäre es Unsinn, das stimmt. Aber Statistik funktioniert völlig anders:
Nehmen wir mal die Wünschelrutengänger, die von sich behaupten, dass sie es erkennen können, wenn z. B. in einem verschlossenen Eimer ein metallischer Gegenstand liegt. Nimmt man fünf solche Eimer und legt nur in einen Gegenstand, dann liegt die Trefferwahrscheinlichkeit bei 20%. Nun lässt man den Wünschelrutengänger eine Anzahl N Versuche unternehmen und er kommt auf eine Trefferquote von 21%. Nun rechnet man aus, wie groß die Wahrscheinlichkeit dafür ist, dass er bei N Versuchen einfach durch puren Zufall auf ≥21% Treffer kommt.
Irgendwann hat man einmal willkürlich festgelegt, dass ein Ergebnis dann als signifikant gilt, wenn es zu einer geringeren Wahrscheinlichkeit als 5% durch puren Zufall entstehen kann.
Das heißt: Von den getesteten Wünschelrutengängern wird jeder Zwanzigste durch puren Zufall ein „signifikantes“ Ergebnis erzielen. Wenn man nun feststellt, dass von allen getesteten Personen nicht mehr als 5% ein signifikantes Ergebnis erreichen, dann ist damit gezeigt, dass Wünschelrutengänger (die von sich selbst behaupten, dass sie was könnnen!) nicht besser sind als der Zufall.
Wenn Du diese Sache verstanden hast und noch einmal mit Deiner Milchmädchen-Statistik vergleichst, wirst Du schon feststellen, dass da eine andere Qualität drinsteckt.
Nun könntest Du einwenden, dass es ja vielleicht unter den Wünschelrutengängern 95% Scharlatane gibt und 5% Könner. Fein. Dann wiederholen wir den Test einfach mit den 5% Könnern. Nun die große Preisfrage: Wie hoch wird die Könnerquote unter den Könnern sein? Ich behaupte: Wieder genau 5%.
Am Ende wirst Du einen Wünschelrutengänger finden, der in allen bisherigen Tests bestanden hat und ihn uns als den einzig wahren Wünschelgänger präsentieren. Nur: Beim nächsten Test wird er wieder nur mit einer 5%-Wahrscheinlichkeit bestehen.
Es gehört
zur Natur des Paranormalen, dass es schwerer zu fassen ist als
das Normale,
Signifikanz ist kein Maß für die Größe eines Effekts, sondern für die „Unwahrscheinlichkeit“. Gäbe es einen Effekt (und wäre er noch so klein) der sich vom statistischen Rauschen abheben würde, dann müsste man ihn auch mit statistischen Methoden nachweisen können. Kann man das nicht, dann ist er auch nicht der Rede wert.
und auch dass sich noch mehr Spinner darum
versammeln als um die Wissenschaft.
Das glaube ich sofort. Deswegen habe ich weiter oben ja einen zweistufigen Test vorgeschlagen, bei dem im zweiten Durchlauf nur noch diejenigen eingeladen werden, die im ersten Test signifikante Ergebnisse hatten.
Wenn ich mich
als Wissenschaftler mit dem Paranormalen befassen wollte,
würde ich nicht bei den 99 Wolken oder Zauberkünstlern suchen,
sondern beim Ungeklärten. Wozu sich lange aufhalten bei den
Antizauberkünstlern? Es gibt so viel Schlimmeres.
Das verstehe ich nicht.
Michael
PS: In meinem Posting ist der Begriff Wünschelrutengänger beliebig gegen Hellseher, Telepath, Medium, Astrologe, Kartenleser, … usw. auszutauschen.