Lammert hat die Bundeversammlung für seine politische Feindseligkeit und seinen Chauvinismus missbraucht. Die Bundesversammlung dient der Wahl eines neuen Bundespräsidenten. Lammert dagegen nutze die Aufmerksamkeit, um gegen die USA und ihr demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt zu wettern. Implizit sprach in seinen Worten die Abwertung anderer mit, hier der Amerikaner. Schließlich haben sie Trump nicht ohne Grund gewählt. Ebenfalls schwang das Gefühl von Überlegenheit der Deutschen in seiner Rede mit: Wir Deutschen sind ja so weltoffen und besser als die Amis, die sich nur abschotten.
Schlimm ist, dass er kein Wort zu Merkels verfehlter Politik verlor, sondern sich nur auf Trump bezog. Merkel hat mit ihrer Einladungspolitik ganz Europa geschadet. Doch anders als Trump handelt sie nicht , sondern ruft maximal irgendeine Arbeitsgruppe ein, in der darüber geredet wird, ob man kriminelle Ausländer nicht vielleicht doch zurückschicken könnte. Das hätte Lammert doch stattdessen mal anmerken können.
Im Ergebnis: Statt Selbstkritik und Nachdenklichkeit, die man einem neuen Bundespräsidenten mitgeben müsse, ging es nur gegen andere. Der Applaus war ihm sicher, schließlich gehört es heute regelrecht zum guten Ton, gegen Trump zu sein. Opportunismus erster Güte, eine Schande für einen Bundestagspräsidenten.