Deine Frust-Postings in Bezug auf die Familie haben hier ja eine lange Tradition. Ich will mich hier nicht auf eine Seite stellen, da ich die andere gar nicht kenne, aber gar so einseitig, wie Du deine familiäre Situation darstellst, ist eine Sache selten.
Von ewigem „rumgammeln“ halte ich auch so gar nichts, habe das selbst nicht gemacht, und habe dies auch oft genug bei anderen kritisiert. Ich weiß auch, dass dies recht schnell gefährlich werden kann, weil sich solche Strukturen gerne verfestigen, und es mit jedem weiteren Tag schwerer wird, wieder zurück in ein geregeltes Leben zu kommen. Insoweit habe ich absolutes Verständnis dafür, dass Du hier Frust schiebst, hinter dem sicherlich auch berechtigte Sorgen stecken.
Nur bleiben wir bitte mal bei den Fakten: Wenn Sohnemann sein Abi geschafft hat, dann ist das ja schon mal ein deutliches Statement, dass er durchaus leistungsbereit, -willig und -fähig ist, Dinge, die Du hier oft genug in Abrede gestellt hast. Und wenn Du bislang auch deinem Sohn gegenüber immer so aufgetreten bist, dann trägst Du sicherlich auch eine Mitverantwortung dafür, dass dieser sich aktuell nicht viel zutraut, Angst vor Versagen hat, … Alles Dinge, die eine Entscheidung, ein Studium nicht anzutreten, befördern können.
Wenn dieses Abi dieses Jahr stattgefunden hat, dann reden wir hier angesichts zwischenzeitlicher Reise und (egal in welchem Umfang) hierzu Geld verdienen, von einigen wenigen Monaten. Das ist noch keine Ewigkeit, und sollte man auch nicht überbewerten!
Ich kann verstehen, dass Du finanziell durch das nicht aufgenommene Studium jetzt Sorgen hast. Und sicherlich tut es weh, wenn es da einen Vater gibt, der da nunmehr für den Sohn „interessanter“ wird, weil der die Welt offenbar etwas rosiger sieht und dem Sohn mehr Verständnis entgegenbringt, nachdem Du bislang die Last getragen hast.
Aber Du schreibst so gar nichts dazu, ob es deinerseits auch nur irgendwelche Überlegungen/Anstrengungen gegeben hat, hinter die Motive zu kommen, die zu der Nichtaufnahme geführt haben, und welche konkreten Maßnahmen Du unternommen hast, deinen Sohn in dieser Situation anzunehmen, und gemeinsam zu Alternativen zu kommen. Bei allem Verständnis für deinen Frust, und dafür, dass Du deinen Sohn selbstverständlich auf fordern sollst, hier durchaus auch Druck aufbauen musst: Ohne Verständnis und Liebe kann das alles nur in einer Katastrophe enden!
Seit ich mich an Postings von Dir erinnern kann, stellst Du Familie ausschließlich als Belastung dar, und ich denke, dass Du auch ganz viele Dinge, die in deinem eigenen Leben im Rahmen deiner eigenen Verantwortung für Dich selbst schief gelaufen sind, auf die Familienmitglieder projizierst. Da scheint der Bruch mit dem Sohn jetzt ein verlockender Befreiungsschlag.
Das ist einerseits nachvollziehbar, andererseits aber bitte auch mal mittel- und langfristig in Bezug auf die damit einhergehenden Konsequenzen zu überdenken! Du magst damit heute ein Detailproblem deines Lebens lösen, und hoffen dass sich dadurch dein Leben grundsätzlich verbessert. Der Kater könnte früher kommen, als Du es jetzt erahnen magst. Die grundsätzliche Verbesserung dessen, für das Du selbst Verantwortung in deinem Leben trägst, wird hierdurch nicht eintreten. Dafür wirst Du deinen Sohn ggf. dauerhaft verlieren.
Versuche mal über die Einschaltung neutraler Dritter herauszufinden, was die Gründe deines Sohnes waren, das Studium nicht aufzunehmen, und was dieser sich jetzt ggf. statt dessen vorstellen kann. Vielleicht täte ihm ein Jahr zur Orientierung gut. Sei es work-and-travel, sei es Bundesfreiwilligendienst, FSJ/FÖJ, Au-Pair, … es gibt jede Menge Möglichkeiten sich auszuprobieren, Interessen zu überprüfen und zu vertiefen, lernen eigene Verantwortung zu übernehmen, erwachsen zu werden, …