Hi!
nein, vermutlich ist es ein Schreibfehler, und muss
„studieren“ heißen:
„bei der Verteilung von Bildungschancen gibt es eine
soziale Polarisierung. 83 von 100 Akademiker-Kindern
studierenden, aber nur 23 von 100 Kindern aus
Familien ohne akademische Tradition.“
83% der Akademiker-Kinder
und
23% der Nicht-Akademiker-Kinder
da kann nichts addiert werden, weil ja jeweils 83& von 100%
und 23% von 100% …
Ich als Akademiker-Kind und Akademiker lese eben genau…
Ich als Nicht-Akademiker-Kind und Akademiker lese eben genau
und achte dazu auch noch auf den Sinn des Gelesenen … *gg*
(war nur ein Witz)
Aber, aber, ich, äh, habe doch auch auf den Sinn geachtet. Ich habe ihn sogar elementarmathematisch überprüft…
http://www.home.uni-osnabrueck.de/kgilgen/lv-lit/bil…
Ich habe ein Problem mit dem Umkehrschluß im letzten Satz des
Absatzes.
Die Chancen sind für alle gleich. Nur nutzen viele es eben
nicht.
Das liegt m.E. eben nicht an unserem „undurchlässigen
Kastensystem“, sondern an der sehr häufig mangelnden
Motivation von Eltern und Kindern, an der eigenen Situation
etwas zu ändern.
Dafür kann niemand etwas, außer die Betroffenen selbst.
Wie gesagt, der Begriff „Studienchancen“ ist hier fehl am
Platze.
Die Chance hat hierzulande jeder, denn wir haben weder
Schulgeld noch Studiengebühren in nennenswerter Höhe.
Somit müsste es „Studienwille“ heissen.
Ja und Nein;
- es gibt Studien, die z.B. die Notenvergabe untersucht
haben, und feststellen, dass die Lehrer einen
strukturellen (also über den jeweiligen subjektiven
hinausgehenden) Bias drin haben, also Schülern mit „höherer“
sozialer Herkunft für objektiv gleiche Leitungen (in der
Studie durch Anonymisierung kontrolliert) bessere Noten geben
als Schülern mit „niedrigerer“ Herkunft;
Es gibt Studien, die belegen, dass die Polkappen nicht abschmelzen.
das gleiche gilt übrigens auch für Nicht-Migranten gegenüber
Migranten und für Mädels gegenüber Jungs;
letzteres dringt desöfteren in die Presse vor und ist deshalb
leichter verlinkbar, ersteres musst Du mir einfach mal
glauben:
Ich kann natürlich nur für meine eigene Schulzeit sprechen und da gab es ab und an eine leichte Bevorzugung der Mädchen durch weibliche Lehrkräfte.
Eine Benachteiligung von Migranten oder sozial schwachen Schülern konnte ich nicht erkennen.
Ist aber natürlich nur meine persönliche Erfahrung.
"selbst bei gleichen Leistungen würden Mädchen besser
benotet als Jungen, stellte der Bildungsforscher fest.
Offenbar würden Mädchen für ihr Wohlverhalten oder ihre
Angepasstheit mit besseren Noten belohnt. Bos kritisierte
außerdem die Auswahl der Literatur im Deutschunterricht:
„Vielleicht werden zu viele Texte gelesen, die nicht den
Interessen von zehnjährigen Jungen entsprechen.“
http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,383709,00…
Außer „Death of a salesman“ und die Liedtexte von diesem kiffenden 70er Franzosen interessierte mich kaum ein Buch, das in der Schule gelsen worden ist. War doch alles sehr linkslastig bei uns.
(neben der Lehrer-Benachteiligung wurde in dem Text auch noch
der Inhalt des Unterrichts als eine weitere Quelle
systematischer Benachteiligung bestimmter Gruppen
angesprochen, der nichts mit dem „Willen“ zu tun hat.)
Noch deutlicher ist dieser Effekt übrigens meiner Erinnerung
nach bei den Empfehlungen für den Besuch weiterführender
Schulen in einigen Bundesländern, wo ganz deutlich die
Herkunft der Eltern ein sehr großes Gewicht hat.
Ich finde das interessant.
Wie findet ein Lehrer das eigentlich heraus?
„Fast die Hälfte aller deutschen Grundschüler erhält nach
der vierten Klasse eine falsche Schulempfehlung. Viel zu oft
wird nach sozialer Herkunft statt nach Leistung entschieden.
Dies geht aus dem Grundschulvergleich der Bundesländer hervor,
der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.“
Allein das Thema „Schulempfehlung“ ist schon ein völlig falscher Ansatz.
Wie will man einen 10-11-Jähringen dahingehend bewerten, ob er geeignet ist, eine Akademische Ausbildung zu verfolgen?
http://www.stern.de/wirtschaft/arbeit-karriere/?id=5…
Aber auch für die Versetzung gibt es solche Daten, wenn man
googelt.
Das alles hat mit dem „Willen“ und auch mit der „Mentalität
der Eltern“ erst mal gar nichts zu tun.
Einverstanden.
Dennoch sind das lediglich Nuancen.
Generell kann jeder eine Hochschulreife erlangen und studieren.
Vielleicht nicht Medizin oder ähnliche NC-Fächer. Das habe ich aber aus freien Stücken auch nicht getan.
Die Chance hat hierzulande jeder, denn wir haben weder
Schulgeld noch Studiengebühren in nennenswerter Höhe.
Somit müsste es „Studienwille“ heissen.
- Auch das finde ich nicht ganz korrekt, denn so Dinge wie
Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfeunterricht, etc. haben
durchaus eine sehr „nennenswerte Höhe“, was das Geld
anbelangt;
und gerade die Nachhilfeförderung nimmt heute immer mehr zu
…
Es gibt auch vernünftige Schulen in Deutschland, wo die Schüler so etwas nicht benötigen.
Ferner würde ich persönlich lieber in nachhilfe für mein Kind investieren, als in Zigaretten, Alk und Alufelgen.
Hier ist bei den meisten noch ordentlich Potential vorhanden, man darf nicht vergessen, dass Deutschland nicht nur aus Hartz 4 Empfängern besteht.
Und auch beim Studieren sind nicht die Studiengebühren das
Entscheidende, sondern die Lebenshaltungskosten;
wer wenig dazuverdienen muss, hat sicher weit bessere Chancen
als der, der die ganzen zulässigen 20 Wochenstunden arbeiten
muss;
Das ist Unsinn. Meine Eltern haben Geld und ich habe mein Studium weitestgehend selbst finanziert.
Wenn mal eine Prüfung schief ging, hatte dies höchstens mit ungenügender Vorbereitung zu tun, nicht aber mit einer zu hohen Arbeitsbelastung bzgl. der Erwirtschaftung der Lebenshaltungskosten.
abgesehen davon werden sich viele aus ärmeren Verhältnissen
(selbst wenn sie es bis zum Abi gebracht haben) die Qual gar
nicht erst antun, zu arbeiten und zu studieren.
Das ist dann wiederum deren Problem und deren freie Entscheidung.
Das hat also auch nicht nur mit dem „Willen“ zu tun,
auch wenn es stimmt, dass jeder, der unbedingt will, es
irgendwie schon schafft, wenn er seinen Lebensstandard auf
BaföG-Niveau einschränkt; dennoch bleibt dies eine Hürde, die
ganz klar entlang der sozialen Herkunft verläuft, und darum
geht das Thema hier ja.
Natürlich hat der Student aus reichem Elternhaus manchmal mehr Geld zur Verfügung, als derjenige aus einfacheren Verhältnissen.
Eine „Hürde“ ist das m.E. jedoch nicht. Es gibt Bafög und die Möglichkeit, zu arbeiten.
Studiengebühren sind vernachlässigbar.
Was will man denn noch??
- Wir schreiben hier in der Rubrik „Sozialwissenschaften“,
und die Sozialwissenschaften bleiben nie beim „freien Willen“
stehen, sondern ihnen geht es um die Ursachen dieses
„Willens“;
wenn also z.B die Wahrscheinlichkeit, dass ein Beamtenkind
studieren wird um ein Vielfaches höher ist als die, dass ein
Arbeiterkind studieren wird, dann hat das nicht
individuelle Gründe, sondern soziale und
politische Gründe:
über die sozialen Gründe haben wir bereits gesprochen.
Wo liegen die politischen?
die bestehenden sozio-ökonomischen und Milieu-Unterschiede
werden vom Unterrichtsinhalt (ganz plattes Beispiel: warum in
Musik klassische Musik unterrichten, und nicht HipHop, worin
sich auch der Arbeitersohn auskennt und interessiert?),
Ich hatte als Schüler von Klassik keine Ahnung. Mein Vater jedoch hört viel Klassik.
Und?
Man ist in der Schule, um eine vernünftige Allgemeinbildung zu erhalten und nicht, um die privaten Interessen bestimmter Gruppen zu befördern.
von
den nicht vorhandenen Förderungsstrukturen (kostenloser
Nachhilfeunterricht, Ganztagsschulen, etc.),
In Bayern kommt das.
Ferner hältm niemand die Eltern davon ab, so etwas zu organisieren. Was geht den Staat die private Komponente der Kinderaufzucht an?
vor allem aber
vom frühen Selektionsalter des deutschen Bildungssystems (nach
der vierten Klassen entscheiden grundsätzlich die Eltern, da
hat das Kind noch wenig „Eigenwillen“)
Einverstanden, hier sehe ich auch ein Problem. Lösbar z.B. durch Orientierungsstufen.
sowie den wenig
geförderten Möglichkeiten des zweiten Bildungswegs (die diesen
„Eigenwillen“ unterstützen würden) aufgegriffen und damit
verstärkt;
Was wäre hier D.E. an zusätzl. Förderung sinnvoll?
Ergebnis sind eben die bekannten Zahlen, die in diesem Fred so
rumgeistern;
anders gesagt: das Bildungssystem vergrößert
systematisch die bestehenden Unterschiede der Herkunft,
die selbst gar nicht so groß wären, denn das das Kind lernen
soll, Erfolg haben soll und möglichst viel verdienen soll ist
(noch?) Grundkonsens quer über alle Schichten.
Ich finde eben aus den genannten Gründen nicht, dass das System undurchlässig ist, sondern dass die Leute, Eltern wie Kinder, sich eben auch selbst um die Zukunft kümmern müssen.
Das ist gebildeteren leuten evtl. in Deutschland eher bewusst. Das liegt aber an der staatlichen Vollkaskoversorgung.
In den USA z.B. ist es „Konsens“, dass nur eine gute Ausbildung zum sozialen Aufstieg führen kann. Und wenn diese im College-Sport stattfindet.
Dafür sparen alle Schichten einen großen Teil des Familieneinkommens.
Der Deutsche muss alles vorgekaut bekommen und wenn das Kind dann 30 ist und niy gelernt hat, außer Saufen auf Malle, dann ist auch wieder der Staat schuld.
Diese fatal(istisch)e Grundhaltung lässt sich m.E. nur aufbrechen, wenn der Staat dem Bürger wieder mehr Freiheit, Rechte und Pflichten zugesteht.
Dann muss er wieder selbst denken und merkt evtl., dass Globalisierung nicht nur billuige koreanische Autos bedeutet, sondern eben auch höhere Ansprüche an die Ausbildung von Arbeitnehmern.
Zu all dem kommt bei Kindern schwächerer sozialer Herkunft
natürlich vor allem auch der „Wille“, möglichst frühzeitig
eigenes Geld zu verdienen, um sich das leisten zu können, was
anderen durchs Taschengeld möglich ist, etcpp.
Das kann man auch während der Ausbildung gut machen.
Mir ging es gut als Schüler und Student. Ich ahbe eben viel gearbeitet.Und deutlich mehr verdient, als ein Lehrling oder junger Geselle.
Kein Problem.
Kurzum: das mit dem „Willen“ stimmt schon, aber wenn man
genauer hinschaut, dann erkennt man auf der Ebene der
Gründe dieses Willens halt wieder viele
sozio-ökonomische Ursachen, so dass sich mit dem „Willen“
selbst zumindest soziologisch nicht viel erklären lässt (im
politischen Diskurs hat natürlich der „Wille“ einen viel
größeren Stellenwert als im wissenschaftlichen Diskurs, wo er
halt immer auf seine Ursachen hin befragt wird).
Ohne Dir zu Nahe treten zu wollen: es interessiert eigentlich niemanden, woher der nötige Wille kommt. Man braucht ihn halt. Irgendwelche sozailswissenschaftlichen Analysen, weshalb das System ja sooo ungerecht ist und somit kaum ein Arbeiterkind in D eine Chance hat, finde ich eigentlich langweilig. Viel interessanter finde ich, mit den zahlreichen Gegenbeispielen in meinem Bekanntenkreis über Motivation und Erfolg zu sprechen…
Grüße,
Mathias