Spaß und Spass

Ihr Lieben,

sagt mal, nach der allerneuesten Rechtschreibung darf man ja jetzt als Österreicher auch Spass schreiben, wegen dem kurzen a. Duden behauptet knallhart, dass dazu der Genitiv Spasses und der Plural Spässe gehören.
Das kann ja wohl nicht sein. Die Mannheimer sind in solchen Fragen vielleicht auch *hüstel* nicht die allerzuverlässigsten Experten.
Ich nehme ja eher an, dass es einen Genitiv gar nicht gibt und der Plural Spass, Gspass oder meinetwegen auch Spassetln ist. Was sagen denn da die Experten?

Viele Grüße
Susi

sagt mal, nach der allerneuesten Rechtschreibung darf man ja
jetzt als Österreicher auch Spass schreiben, wegen dem kurzen
a. Duden behauptet knallhart, dass dazu der Genitiv Spasses
und der Plural Spässe gehören.
Das kann ja wohl nicht sein.

Hallo Susi,
was die Experten sagen, weiß ich nicht,
aber für die bairisch Sprechende und hochdeutsch schreiben Müssende hört sich der Spaß/Spass hier auf. Denn da sagt man „Gschpoaß“ mit eindeutig langem Doppelvokal und erwartet als hochdeutsche Schreibweise das -ß nach langem -a-, weil man auch auf Hochdeutsch Spaß mit langem -a- spricht und Spaßes und Späße ebenso.
Mit dem Adjektiv „gschpoassi“/„spaßig“ verhält es sich genauso.
Aber in Oberbayern hört man auch „Gschpass“ und „gschpassi(g)“, und da wüsste ich gern, ob man das auch für korrekt zu halten hat oder ob das schon das Boutikenbairische ist.
Ich denke, in Österreich stört man sich (allgemein?) genauso am Spass mit dem kurzem -a- und dem -ss. Noch wo?
Schöne Grüße!
H.

Öha
Hi Hannes,

Denn da sagt man
„Gschpoaß“ mit eindeutig langem Doppelvokal

die Aussprache muss aber sehr begrenzt sein - ich bin in Bayern schon viel herumgekommen, habe aber „Gschpoaß“ noch nie gehört, wäre nicht mal auf die Idee gekommen, das das Spaß heißen könnte. Vielleicht ein Hörfehler? Nur zur Information: Das Bayerische „oa“ entspricht einem hochdeutschen „ei“.

Aber in Oberbayern hört man auch „Gschpass“ und
„gschpassi(g)“, und da wüsste ich gern, ob man das auch für
korrekt zu halten hat oder ob das schon das Boutikenbairische
ist.

Da empfehle ich zur Gehörschulung die Herren Weiß Ferdl, Karl Valentin, Georg Rückert und August Junker. Was Boutiquenbayrisch sein soll, weiß ich nicht, ich kenne nur das Owaschuiboarisch. Schlimm genug.

Gruß Ralf

Servus Susi,

falls Dir die deutsche Deklination tatsächlich nicht zusagt (und ich darf Dir versichern: Es gibt Germanisten in der Duden-Redaktion, die sogar schon in Lampertheim waren!), schlage ich mit Orientierung am Lateinischen folgende Alternative vor, die Dir vielleicht eher mundet, und vom Deutschen ausgehend grade noch verstanden wird:

Nom. - das ist aber ein Spass
Gen. - das Wesen dieses Spassis bleibt mir verborgen
Dat. - diesem Spassi will ich mich nicht entziehen
Akk. - das macht uns allen großen Spassem

Nom. Pl. - diese Spasses gehen ein bissel an den Rand des Erlaubten
Gen. Pl.: - ob dieser Spassium lachet mir das Herz im Busen
Dat. Pl.: - diesen Spassibus will ich grad noch einen draufsetzen
Akk. Pl.: - allein, der Profoss wird alle solchen Spasses aufs Unerbittlichste ahnden

Wie wärs damit?

Schöne Grüße

MM

off topic
Hallo Martin,

Gen. Pl.: - ob dieser Spassium lachet mir das Herz im Busen

ich würde gerne wissen wie das Herz im Busen lachen kann; der Busen ist die „Einbuchtung“ zwischen den weiblichen Brüsten, wenn wir es auf Menschen beziehen, wo soll da das Herz sein???
Quelle, Bio-Unterricht ca. 1970, ich meine aber auch im Standardlexikon Wikipedia ähnliches gelesen zu haben, habe aber jetzt nicht nachgeschaut.

Ein schönes WE

Gruß Volker

Servus Volker,

im XX. Jahrhundert gabs eine Zeit vor Wikipedia, wo man z.B. im „Wahrig“, ich besitze Wahrigs Kompaktwörterbuch der Dt. Sprache in der Ausgabe 2002, lesen konnte:

Busen 1 (…), 2 (…) 3 (fig.; geh.) das Innere des Menschen, Gesinnung; „einen Wunsch im Busen hegen“

Der Ausdruck in diesem Zusammenhang wird allerdings bereits von Wilhelm Busch ironisierend verwendet („Bei diesem ruft dies Ungemach / kein Dankgefühl im Busen wach“, zitiert aus der Erinnerung, wahrscheinlich aus Buschs „Kuno Klecksel“ - ohne Gewähr).

Schöne Grüße

MM

Busen ist die „Einbuchtung“ zwischen den weiblichen Brüsten,
Quelle, Bio-Unterricht ca. 1970

Der BH aka Busenhalter hat aber auch 1970 schon so geheißen,
was hätte der denn damals halten sollen, eine Einbuchtung?
Glaub ich nicht
Gruß, Michl

Griaß Enk,
jo i kenn „Gschpoaß“ scho a aba
im minschner Raum sogt ma „Gschpass“.
Wo ma überoi „Gschpoaß“ sogt woaß i net
aba „Gschpass“ is a richtig.
Des „oa“ is im Mittelhochdeitschn a „ei“
gwen. Es kannt scho sei daß dsejbn
Gespaiß ghoaßn hot und daraus „Gschpoaß“
worn is.
Interessant war ietz de allemannische Variante
von „Gschpoaß“. Wia sogt ma dazua im Allgäu
oda in da Schweiz?
Pfiat Gott,
Roland

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Servus Michl,

der heißt ausgeschrieben aber Büstenhalter - noch so ein schönes Wort. Also eher eine contradictio in adiectu, falls überhaupt.

Schöne Grüße

MM

Servus,

hier wirz interessant: Weil bis einigermaßen weit östlich im Westallgäu bloß „der Fez“ bekannt ist, der ungefähr der bajuwarischen Gaudi entspricht. Das Spässle taucht dann nördlich der Alb auf, aber es hat bereits ein Gschmäckle von assimiliertem Deutsch.

Über den Grenzverlauf kann ich nichts Gscheitz sagen, aber der täte mich interessieren.

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin,

ich habe den Wahrig nicht griffbereit, aber ich wollte nur auf die falsche Benutzung hinweisen, auch wenn sie sich allgemein durchgesetzt hat.

Mit Bedeutungs-Änderungen muss man wohl leben können.

Ich will auch nicht einen „Sprachenrat“ einführen, der neue Begriffe krampfhaft in die deutsche Sprache übersetzt.

In Island, Frankreich werden ja ausländische Begriffe versucht in die Landessprache zu transferieren.

Es ist eigentlich das gleiche Problem wie: Kosten - Unkosten, hm, in beiden Fällen ist das gleiche gemeint.

Also, ein schönes WE

Gruß Volker

Servus Volker,

bitt umb Vergebung für die Krümelpickerey, aber von dieser lebt die Beschäftigung mit der Sprache:

Mir scheint der Busen in der citirten figürlichen Bedeutung keine neue (und auch keine in die Irre gehende) Entwicklung zu sein, im Gegenteil ein Begriff, der grob geschätzt von etwa 1750 bis 1850 im Schwange war und wie angedeutet bereits bei Wilhelm Busch ein wenig altbacken-aufgeblasen klang.

Einen Sinn täte das geben, wenn die gemeinte Buchtung nicht ausschließlich oder auch nicht so sehr die konkave Wölbung in der Gegend des Brustbeins wäre, sondern die konvexe des Brustkorbes insgesamt und bei weiblichen Wesen selbstverständlich auch des dort aufs Erfreulichste aufgelagerten Bindegewebes.

Dieses von einem Süddanubier, der allerlei konvexe Wölbungen in der ihn ursprünglich umgebenden glazialen Landschaft beobachten konnte - das ist jetzt kein Fez, ich meine, daß sowohl der Bussen selber als auch Ortsnamen wie Busenberg das gleiche mehr oder weniger sanfte Gehügel meinen, das dem romantischen Dichter den Busen schwellen lässt, und das körperlich zu den angenehmeren Qualitäten derer Weibsleute zählt.

Schöne Grüße

MM

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Hallo, Martin,

ich meine, daß
sowohl der Bussen selber als auch Ortsnamen wie Busenberg das
gleiche mehr oder weniger sanfte Gehügel meinen,

…und dabei sekundiert Dir Grimm:

…denn, wie brust brechung, drückt busen biegung, wölbung aus, gleich den derselben wurzel entsprieszenden biege, beuge und bucht…

Es darf wohl auch davon ausgegangen werden, dass sich diese frühen Busengrapscher nicht an „Einbuchtungen“ delektierten :wink: :

_welch frau ir gern lest in den busen tasten.

wan so die puben sie (die mädchen) benaschen
und oben sich des pusems fleiszen,
darmit sie in die hemd zureiszen.

mit dem ich ir zum pusen maust,
so spricht sie zu mir mit eim raschen,
‚ein dreck, was hastu da zu naschen?
du dapst, als habestu sein recht‘.

der nach lakeien art sich artig zu bezeigen
ihr in den busen greift._

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Gruß
Kreszenz

1 Like

…und auch der Pfeiffer schreibt, es käme vom Indo-Europäischen *b(h)(e)u-, was „aufblasen, schwellen“ heißt.

Ich denke, hier lag entweder das „alte Bio-Buch“ falsch, oder aber der Pfeil war deswegen in des Brustkorbs Mitte gezeichnet, damit man nicht darauf kommt, eine Einzelerhebung sei gemeint.

Gruß,

  • André

Morgen, Martin

der heißt ausgeschrieben aber Büstenhalter -

ja, aber nur im Deutschbrett :smile: Mundartlich heißt der (in Ö) nur Busenhalter
„Büste“ assoziert man wiederum eher mit bildender Kunst als mit weiblicher Anatomie

Gruß, Michl

Hat denn noch niemand daran erinnert, dass das
Wort «Meerbusen» sehr wohl belegt, dass eben die
Einbuchtung (hier in den Verlauf des Strandes)
gemeint ist, und nicht die Erhebung?

Rolf

Wow!
Hallo Martin, das hast du aber schööön gesagt –
aufs Erfreulichste!

Rolf

Guten Morgen, Ralf!

ich bin in
Bayern schon viel herumgekommen,

Zugestanden!

habe aber „Gschpoaß“ noch nie
gehört,

Gut möglich!

wäre nicht mal auf die Idee gekommen, das

Damit ist wenig bewiesen.

Vielleicht ein Hörfehler?

„A (weng a) Gschpoaß muaß sei(n“, hör ich immer wieder.

Nur zur Information:
Das Bayerische „oa“ entspricht einem hochdeutschen „ei“.

Das gilt dort, wo ein althochdeutsches -ei- vorhanden ist. Z. B.:
ahd. reisa - nhd. Reise, bair. Roas;
meistar - Meister - Moaster
Das ist der Grund, warum wir Altbayern uns bei der Mittelhochdeutsch-Klausur so leicht tun.

Nur zur Information:

Das Wort wie „Spaß“ geht auf das italienische „spasso“ zurück, das ich im Althochdeutsch-Wörterbuch nicht finde, und der Grimm sagt, zu „SPASZ“: „im deutschen scheint das wort in der ersten hälfte des 17. jahrh. aufgekommen zu sein“.
Das heißt: Der Laut [oa] hat hier gar nichts mit dem ahd. -ei- zu tun, weil es jünger ist als die Lautverschiebungen; sondern ist halt eine Diphthongierung, die man hinnehmen muss, weil sie vorkommt.
Schöne Grüße!
H.

Servus,

siehste, das ist wieder eine bedeutende Bereicherung. An dieser Stelle hätt ich nie Austriazismen vermutet.

Aber dieses:

„Büste“ assoziert man wiederum eher mit bildender Kunst als
mit weiblicher Anatomie

bleibt mir dennoch rätselhaft - glaubte ich doch, das Prinzip der Obsession durchdränge mehr oder weniger das gesamte österreichische Kunstschaffen wenigstens seit 1890, so daß kein eigentlicher Unterschied zwischen bildender Kunst und weiblicher Anatomie erkennbar sein könnte. Es sei denn in Gestalt einer Unterscheidung zwischen den eher anatomisch, den eher pathologisch und den eher forensisch orientierten Künstlern…

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin!

bitt umb Vergebung für die Krümelpickerey, aber von dieser
lebt die Beschäftigung mit der Sprache:

Dann wollen wir mal die Sprache hoch leben lassen, und in Deinem Posting ein bisschen nach Krümeln picken :wink:

Einen Sinn täte das geben, wenn die gemeinte Buchtung nicht
ausschließlich oder auch nicht so sehr die konkave Wölbung

Wenn man von einer „konkaven Wölbung“ spricht, dann sollte man auch nicht so pingelig sein, wenn unsere Vorfahren ein und dasselbe Wort für Wölbung und Höhlung verwendeten.

(Weil wir hier im Sprachbrett sind: „konvexe Wölbung“ ist eine Tautologie, „konkave Wölbung“ ein Oxymoron).

Michael