Spaß und Spass

Muss man, glaub ich, nicht so eng sehen.
Die Assoziation, die sich in dem reizenden Begriff „Marmorbusen“
manifestiert, kommt ja vielfach auch anderswo zum Ausdruck:
http://www.deutsche-liebeslyrik.de/xeich11.htm

(bin mir darüberhinaus gewiss, dass kaum einer unter einem Marmorbusen
die Bezeichnung für eine Einbuchtung verstehen will, wie im Ausgangsposting
moniert - doch viel eher für Ausbuchtungen, sozusagen :wink:

Gruß, Michl

Hallo Michael,

hierzu

(Weil wir hier im Sprachbrett sind: „konvexe Wölbung“ ist eine
Tautologie, „konkave Wölbung“ ein Oxymoron).

hab ich, um weitere Hochseilakrobatik meinerseits (und das damit verbundene Risiko von Abstürzen) zu vermeiden, noch einmal Herrn Wahrig befragt. Der sagt:

’wöl.ben 1 e t w a s ~ in der Art eines Gewölbes, in einem Bogen spannen; die Decke des Durchgangs soll leicht gewölbt werden (…) s i c h ~ sich in einem Bogen spannen, sich gerundet (über etwas) erheben, sich krümmen; sich nach vorn, nach oben ~; eine Brücke wölbt sich über einen Fluss; ein strahlend blauer Himmel wölbte sich über dem Land

Ich sehe:

  • Gewölbe: (vom Betrachter aus) konkav, (vom Dachstuhl aus) konvex
  • Brücke: (vom Fluss aus) konkav, (vom Darüberschreitenden aus) konvex
  • Himmel: (vom Erdenwurm aus) konkav, (vom Kosmonauten aus) konvex - falls man die Grenze der Erdatmosphäre als „Himmel“ auffassen will, meines Wissens gibt die Optik Anlass dazu, aber ich kann mich täuschen.

Und für Spaß noch ein Beitrag von M.C. Escher zu der Frage der Unterscheidung konkav/konvex:

http://reisserbilder.at/index.asp?aid=2177

Sey gegrüszt!

MM

Du irrst. Ein weiterer Blick in den Pfeiffer belegt, dass „Meerbusen“ eine Lehnübersetzung von lat. sinus maritimus ist. Und „sinus“ bezeichnet ja bekanntlich etwas hügelförmiges und war bei den Römern eben auch die Bezeichnung für den Busen.

Gruß,

  • André

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Oh, noch was interessantes: Ein Meer busen bezeichnet eigentlich schon vom Wort her eine runde Ausbeulung des Meeres. Würde es eine Einbuchtung bezeichnen, dann hieße es doch \ *Strand busen (wenn denn Busen wirklich „Einbuchtung“ hieße, was es aber nicht tut).

Gruß,

  • André

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo!

hab ich, um weitere Hochseilakrobatik meinerseits (und das
damit verbundene Risiko von Abstürzen) zu vermeiden, noch
einmal Herrn Wahrig befragt. Der sagt:

’wöl.ben 1 e t w a s ~ in der
Art eines Gewölbes, in einem Bogen spannen
; …

Für das Verb „wölben“ gebe ich Dir ja (vielleicht) recht, aber das Substantiv „Wölbung“ bezeichnet nach meinem Sprachgefühl immer etwas Konvexes. Da ich kein Wörterbuch zur Hand habe, hier die Synonyme für „Wölbung“, die der Thesaurus von Word anbietet:

Bauch, Geschwulst, Knoten, Kuppel, Kuppe, Rundung, Vorsprung, Wulst, Höcker, Schwellung, Schwiele, Ausbuchtung, Ausbauchung, Bogen, Grat, Ausschweifung, Buchtung, Unebenheit.

Von diesen 18 Begriffen steht einer für konkav (Buchtung), 3 sind neutral (Kuppel, Rundung, Unebenheit) und 14 sind konvex. Ich finde, das spricht eine eindeutige Sprache. Und zu Deinen architektonischen Beispielen: Jedes Gewölbe, jeder Bogen stemmt sich konvex gegen die Schwerkraft. Konstruktionen, die der Schwerkraft konkav begegnen, werden niemals als Gewölbe oder dergleichen bezeichnet (Dach des Münchener Olympiastadions).

Und: Man unterscheidet Hohlspiegel (konkav) und Wölbspiegel (konvex).

Michael

Servus Michael,

alldieweil wir an dieser Stelle, wenn ichs richtig sehe, beiderseits beim Sprachgefühl angelangt sind, welches kein geeignetes Kriterium ist, brauchen wir, finde ich, einen Schiedsrichter: Ich komme bei der Frage „Gewölbe“ unmittelbar auf Gaudís hängende Modelle, mit denen er die Statik für Gewölbe experimentell im „Downunder“ probiert hat - aber das führt in Randgebiete und ab vom Thema.

Ex contrario würden wir eventuell mit der Ausbuchtung noch ein Stück weiter kommen, mit der Einwölbung (die primär die Fertigstellung eines Gewölbes bedeutet) eher nicht - ausschließlich aufrechthalten will ich meine Meinung nicht, aber gänzlich überzeugt hat mich die Deinige auch nicht: Wenn Du den MS-Word-Thesaurus als ausschließliche Basis herannähmest, würde ich mich natürlich nach Kräften bemühen, diese Basis zu erschüttern, z.B. als erstes mit der Funktion „Start“ beginnen, die ich jedesmal gebrauche, wenn ich meinen PC stoppen will, und daraus die Frage ableiten, ob ausgerechnet MS ein Hort der deutschen Sprache sein möchte - aber gegen diese Basis als eine unter anderen, was sicherlich ein angemessener Platz für sie ist, ist Artillerieeinsatz nicht angemessen.

Ich will den casus also vorläufig in die Runde geben und schauen, ob sich vielleicht noch jemand interessiert und vorwagt?

Schöne Grüße

MM

Ja, das sehe ich auch so.

Eine Eloge an einen sich prächtig einwölbenden Marmorbusen gehört wohl in die Abteilung Dada. Fotografiert durch Man Ray, etwa in Schwarz/Weiß-Umkehr…

In diesem Sinne werd ich jetzt mal schauen, wie prächtig sich meine Zucchetti mir nach dem Regen entgegenwölben werden, respektive welche Einbuchtungen die Schnecken an diesen angebracht haben.

Schöne Grüße

MM

etwas hügelförmiges??
´n abend zusammen,

Und „sinus“ bezeichnet ja bekanntlich etwas
hügelförmiges und war bei den Römern eben auch die :Bezeichnung für den Busen.

auch wenn ich kein Wörterbuch zur Hand habe:
ich meine mich zu erinnern, daß mein alter Lateinlehrer uns erzählt hatte, daß sinus die Einbuchtung zwischen den weiblichen Erhebungen bedeute - und somit das Gegenteil vom „Hügelförmigen“

mfg
ED

´n abend zusammen,

Und „sinus“ bezeichnet ja bekanntlich etwas
hügelförmiges und war bei den Römern eben auch die :Bezeichnung für den Busen.

auch wenn ich kein Wörterbuch zur Hand habe:
ich meine mich zu erinnern, daß mein alter Lateinlehrer uns
erzählt hatte, daß sinus die Einbuchtung zwischen den
weiblichen Erhebungen bedeute - und somit das Gegenteil vom
„Hügelförmigen“

Hm, ich hab mal nachgeguckt. Sinus hat ja wirklich zig Bedeutungen:
Krümmung, Biegung, Bogen; Schwellung des Segels, Segel; Windung der Schlange; Meerbusen, Bucht, das um den Meerbusen herumliegende Land; Landvorsprung, -zunge, Halbinsel; Kessel, Schlund der Erde; kesselförmige Vertiefung; Falte eines Kleides, Bausch der Toga = Tasche; faltiges Gewand; Busen, Brust , Arme, Schoß; zärtliche Liebe, Vertrauen, Obhut; Innerstes eines Gegenstandes, Herz; Gewalt, Macht.

Ich glaube, das hilft nicht viel, da sich ebensoviele konkave wie konvexe Bedeutungen ergeben. Das lateinische Wort scheint ursprünglich eben nur eine Wölbung zu bezeichnen, egal ob nach innen oder außen.

Gruß,

  • André

Servus Martin,
danksche fir Deine Informationen zur allemanischen
Variante von „Gschpass“. Wia da Hannes scho
gschriebm hot is Gschpass leider z’nei firs
Mittelhochdeitsche. Auf jeden Foi sigt ma,
daß „Gschpoaß“ a net mehra boarisch wia
„Gschpass“ is :wink:
Pfiat De,
Roland

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Moin, H.,

Vielleicht ein Hörfehler?

„A (weng a) Gschpoaß muaß sei(n“, hör ich immer wieder.

Wo?

ist halt eine Diphthongierung, die man hinnehmen muss, weil
sie vorkommt.

Wo? Und wer spricht so?

Auch ich höre manchmal Ähnliches, allerdings nur von ein paar Burschen, die sich besonders griabig geben wollen. Da geht dann manch nachträglich erfundene „Lautverschiebung“ kräftig in die Hose. Frag doch mal, ob sie wissen, warum der Schoaß neben dem Scheiß existiert.

Gruß Ralf

Servus Martin,

Busen 1 (…), 2 (…) 3 (fig.; geh.) das Innere des
Menschen, Gesinnung
; „einen Wunsch im Busen hegen“

Der Ausdruck in diesem Zusammenhang wird allerdings bereits
von Wilhelm Busch ironisierend verwendet („Bei diesem ruft
dies Ungemach / kein Dankgefühl im Busen wach“, zitiert aus
der Erinnerung, wahrscheinlich aus Buschs „Kuno Klecksel“ -
ohne Gewähr).

auch Schiller textete 1797
"Doch dem war kaum das Wort entfahren,
Möcht er’s im Busen gern bewahren;
"
(Die Kraniche des Ibykus)
http://www.literaturwelt.com/werke/schiller/kraniche…

Gruss Harald

Danke!
Hi,

ich hatte nicht mit so vielen Reaktionen gerechnet, vielen Dank, es sind wirklich interessante Aspekte dabei. Ich wünsche euch noch einen schönen „Restsonntag“.

Gruß Volker

Hallo Susi,

sagt mal, nach der allerneuesten Rechtschreibung darf man ja
jetzt als Österreicher auch Spass schreiben,

Nein. Darf man nicht.

wegen dem kurzen a.

wegen des kurzen a

Wenn man es richtig ausspricht, ist das a lang.

Duden behauptet knallhart, dass dazu der Genitiv Spasses
und der Plural Spässe gehören.

Sicher, so das a kurz gesprochen wird, was angeblich in nördlicheren Gefilden der Fall sein soll :wink:)
Ich hingegen bevorzuge die Schreib- und Sprechweise Spaß, des Spaßes, bzw. Späße.
Spaßohne! Weil: Da hört sich jeder Spaß auf!

Gruß aus Wien
Barney

Hallo Barney,

doch, das darf der Österreicher jetzt. Ich zitiere Duden 24.Auflage:

Spaß , österr. auch Spass, der; -es, Späße (österr. auch Spässe); Spaß (österr. auch Spass) machen
[mit Strich unter dem a von Spaß für langen Vokal und Punkt bei Spass für kurzen]

Ich hege den Verdacht, dass da Rolands Gschpass oder österreichische Spassettln irgendwie mitgemischt haben. Eindeutig meint Duden jedoch, dass Österreicher ein kurzes a sprechen, nicht Norddeutsche. Im Übrigen ist das nicht auf dem Mist der Dudenredaktion gewachsen, sondern steht schon so im offiziellen Wörterverzeichnis des Rechtschreibrates.

Findet sich hier also kein Österreicher, der Spass mit kurzem a sagt? Die Genitiv- und Pluralangaben zu Spass finde ich nach wie vor höchst suspekt, auch wenn schon Dudenredakteure in Lampertheim waren, Martin.

Viele Grüße
Susi

@Barney: In einem entspannten Rahmen wie diesem halte ich es durchaus für vertretbar, einer Präposition wie wegen den umgangssprachlichen Dativ folgen zu lassen.

Servus noch einmal,

Findet sich hier also kein Österreicher, der Spass mit kurzem
a sagt?

Doch: Ein Vorderösterreicher, ich. Interessanterweise nicht als Bestandteil des angestammten Dialektes - das Wort ist, wie schon angezogen, sowohl im Südschwäbischen als auch im Alemannischen unbekannt.

Es gibt reihenweise Wörter, die im Süddeutschen Raum mit kurzen und im Norddeutschen mit langen Vokalen gesprochen werden, „gibt“ ist übrigens auch eines davon. Spass, Makler und Liter fallen mir spontan noch ein, ohne daß ich eine Regelmäßigkeit dazu benennen könnte.

Dieses ist aus der Sicht des niederdeutschen Sprachraumes umso auffälliger, als der Unterschied zwischen kurzen und langen Vokalen im Oberdeutschen stärker ausgeprägt ist als im Niederdeutschen (der König beider Sizilien war halt auch ein Schwob), so daß die ungewohnt kurzen Vokale noch ungewohnter klingen.

Aber jetzt sag mir doch bloß noch einmal, was Du gegen eine ganz regelmäßig gebildete deutsche Deklination hast?

Da Du auch die vorgeschlagene ans Latein angelehnte offenbar nicht magst: Wie möchtest Du das nomen delicti denn deklinieren?

Schöne Grüße

MM

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Hallo Susi,

doch, das darf der Österreicher jetzt. Ich zitiere Duden
24.Auflage:

Oioioi, was der Duden da von sich gibt, halte ich schlicht und ergreifend für FALSCH.
Wär nicht der erste Fehler, übrigens …
Ich hab in Ö noch niemanden kennengelernt, der Spaß mit kurzem a gesagt hätte.

Ich hege den Verdacht, dass da Rolands Gschpass oder
österreichische Spassettln irgendwie mitgemischt haben.

Ich würde auch Gschpaß, ja sogar Gschpaaß, schreiben.
Bei Spassettln oder auch Gschpassettln ist das anders, da ist die Betonung ja auch nicht auf dem a.

Eindeutig meint Duden jedoch, dass Österreicher ein kurzes a
sprechen,

Falsch.

nicht Norddeutsche.

Dazu sag ich nichts.

Im Übrigen ist das nicht auf dem

Mist der Dudenredaktion gewachsen, sondern steht schon so im
offiziellen Wörterverzeichnis des Rechtschreibrates.

Ist das der, der für die ganze Schlechtschreibreform verantwortlich ist??? Dann wird ja einiges klar …

Findet sich hier also kein Österreicher, der Spass mit kurzem
a sagt?

Nein.

Die Genitiv- und Pluralangaben zu Spass finde ich nach

wie vor höchst suspekt, auch wenn schon Dudenredakteure in
Lampertheim waren, Martin.

Ich glaube, hier ist zu unterscheiden:

  1. Spaß haben. Das würde ich auch nicht deklinieren. Obwohl man natürlich sagen könnte, man freute sich des Spaßes, den man hatte :wink:)
  2. Spaß machen. Späße machen. Da seh ich kein Problem.
    und wer’s just mit -ss- haben will, mache es analog.

@Barney: In einem entspannten Rahmen wie diesem halte ich es
durchaus für vertretbar, einer Präposition wie wegen den
umgangssprachlichen Dativ folgen zu lassen.

*lächel*
Da geht der Purist mit mir durch. Und ich liebe den Genetiv.
Du weißt schon: da gibt’s den Verein „Rettet dem Dativ“, und außerdem den Verein „Pflegt des Genetivs“ :wink:))

Gruß aus Wien
Barney

Hi!

Als mir Spaß als das zweite Wort genannt wurde, das nach der Reform in D und Ö unterschiedlich geschrieben wird (das erste ist bekanntlich Ruß), dachte ich, es sei in dem Fall umgekehrt und Spass die nordisch Variante.

Jetzt habe ich nachgeschaut, es steht tatsächlich schon im Uralt-ÖW aus den Siebzigern Spasses und Spässe als erste, Spaßes und Späße in Klammer als zweite Variante der Deklination.

Im realen Leben scheine ich aber in ähnlichen Kreisen wie Du zu verkehren, also in solchen, die Spaß mit sehr langem A sprechen.

alien

Grüß Dich Ralf,
Du hast zwar nicht mich gefragt aber vielleicht kann
ich trotzdem weiterhelfen.

„Gschpoaß“ kommt auf jeden Fall in Österreich (Oberösterreich),
Raum Salzburg und Teilen vom Bayerischen Wald vor. Das sind aber
sicher nicht die einzigen Verbreitungsgebiete.

Die meisten Leute verwenden die Aussprache „Gschpoaß“
nicht um als besonders gemütliche Urbayern zu gelten und kennen
durchaus die unterschiedliche Bedeutung von Schoaß
und Scheiß(dreck). Das trifft zumindest auf die Leute
zu die ich kenne.

Grüße,
Roland

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

1 Like

Da geht der Purist mit mir durch. Und ich liebe den Genetiv.
Du weißt schon: da gibt’s den Verein „Rettet dem Dativ“, und
außerdem den Verein „Pflegt des Genetivs“ :wink:))

Ich werde einen Verein gründen mit dem Titel: „Führt der Ergativ ein!“ :wink:

Gruß,

  • André