Sprache der Luxemburger - gepunktetes e ?

Hallo,

gerade sind wir von ein paar Tagen in Luxemburg zurückgekehrt.
Dort habe ich erfahren, dass es ein eigenes Luxemburg-Deutsch gibt, das auch als Schriftsprache existiert.
Dabei kommt auch der Buchstabe e mit zwei Punkten darüber vor. Was hat das zu bedeuten? Wie spricht man diesen aus?
Mir war bisher nur bekannt, dass man im Deutschen ein e mit zwei Punkten darüber verwendet, wenn das e mit einem anderen Vokal zusammentrifft und beide getrennt gesprochen werden sollen, wie z. B bei dem Namen Noemi.

Aber bei luxemburgischen Texten habe ich dieses gepunktete e auch von zwei Konsonanten eingeschlossen entdeckt.

Vielleicht kann das jemand erklären. Danke !

Gruß
Martin

Hi Martin!!!

Mit dem im Deutschen bei ausgeliehenen Wörtern existierenden Trema (wie in Noëmi) hat das Lëtzebuergesche ë in der Tat nichts zu tun. Es ist ein ganz normaler Umlaut, wie im Deutschen ä, ö, ü, und wird so zwischen e und ö ausgesprochen. (Quelle:

http://members.aol.com/minoritas/vergflr.htm

Hier findest Du auch folgenden Text :

Das Lëtzebuergesche gehört als westfränkischer Dialekt zum Mitteldeutschen, hat aber aufgrund der (nicht nur räumlichen) Nähe zu Frankreich viele Elemente aus dem Französischen aufgenommen. Das (berechtigte) Gefühl der Bedrohung durch preußische Truppen im letzten Jahrhundert, sowie durch Reichswehr und Wehrmacht in jüngerer Zeit, vor allem aber der Naziterror und der Versuch Hitlers Luxemburg dem Reich einzugliedern und die Luxemburger zu „germanisieren“, haben dem Dialekt, der ja eine Möglichkeit zur Abgrenzung bot, einen enormen Prestigegewinn verschafft.

Am 24. Februar 1984 schließlich hat das Lëtzebuergesche etwas geschafft, wovon im bairischen Sprachraum nur die wenigsten zu träumen wagen: es wurde neben Französisch und Deutsch zur Nationalsprache des Großherzogtums Luxemburg. Damit dies überhaupt möglich war, mußte natürlich auch die Möglichkeit zur Schreibung des Luxemburgischen vorhanden sein: Bereits am 10. Oktober 1975 war die im Luxemburger Wörterbuch zugrundegelegte Rechtschreibung, die sogenannte Dictionnaire-Schreifweis, durch einen Regierungserlaß zur amtlichen Orthographie des Lëtzebuergeschen erklärt worden.

Ich glaube nämlich, daß Dich so ziemlich jeder Luxemburger lynchen wird, wenn Du seine Sprache als „Deutsch“ bezeichnest!

Zur Verwendung der drei Nationalsprachen habe ich folgenden Link gefunden:

http://ourworld.compuserve.com/homepages/hotel_clara…

Außerdem, zum Thema „Dialekt oder nicht“

http://www.zompist.com/lang9.html#12

und

In Luxemburg, there are three official languages: the local language, Lëtzebuergesch, which is akin to West Central German dialects, French, and standard German. Other than all German dialects including Schwyzerdütsch, Lëtzebuergesch has a well-defined orthography and it is taught in school. So there is no question that Lëtzebuergesch is a language in its own right, and not a German dialect.

Quelle:

http://www.lrz-muenchen.de/~hr/tmp/dt-faq.html

Da wirst Du geholfen!

ciao,
erik

Moiën Martin! (das benutzen die Luxemburger zu jeder Tageszeit)
Erik hat Dir ja schon in etwa erklärt, wie das ë – die Luxemburger nennen es übrigens „e trema“ – ausgesprochen wird. Wenn Du zur Sprache oder zur luxemburgischen Mehrsprachigkeit im Allgemeinen noch ein paar Infos haben willst, kann ich Dir Auszüge aus meiner Facharbeit [aus dem Französischen] übersetzen und schicken, die sich genau um dieses Thema dreht. Ich wage mich zu rühmen, daß sie inhaltlich besser und aktueller ist als Eriks Links (auf die ich bei meinen Recherchen auch gestoßen bin).

Gruß,
Stefan

Hi Stefan,

mich würde deine Arbeit irre interessieren und mich über eine Zumailung freuen !
Die Sprache gefällt mir sehr gut, ich kann sie via Satellit ( RTL Letzebuerg und Tango TV ) allabendlich hören, sie ähnelt in Aussprache ja auch dem benachbarten Saarländischen.

Viele Grüße
HM

Hi, Stefan,

Wenn Du zur Sprache oder zur luxemburgischen Mehrsprachigkeit
im Allgemeinen noch ein paar Infos haben willst, kann ich Dir
Auszüge aus meiner Facharbeit [aus dem Französischen]
übersetzen und schicken,

Kannst du mir das auch schicken? Ich interessiere mich auch dafür. Kann auch gerne auf Französisch sein.

Danke schon mal im Voraus, die Elbin

Hallo Stefan,

danke für Deine Infos. ja, die Arbeit würde mich interessieren.
Aber nur wegen mir musst Du sie nicht übersetzen, das möchte ich Dir nicht zumuten.
Oder ist sie schon übersetzt? Dann würde ich mich über ein Mail freuen.

Lieben Gruß
Martin

Hallo Erik,

danke für Deine Hinweise.
ich hatte auch zunächst überlegt, meinen Artiklel bei „Fremdsprachen“ einzustellen, mich aber dann doch für die „Dialekte“ entschieden.
Werde Deine Warnung ernst nehmen und niemals einem Luxemburger von meiner Mutmaßung, Lëtzebuergesch für einen Dialekt zu halten, erzählen … :smile:)

Lieben Gruß
Martin

Moiën auch !

ist dieses Moie:n mit dem niederdeutschen „Moin!“ verwandt ? In dem Fall bedeutete es ja nicht „morgen“, wie schon oft hier nachzulesen war.

Vielen dank nochmals für die Zusendung Deiner Arbeit !!!

Gruß

HM

Hallo HM!
Ich weiß nicht, ob „Moien“ (nach neuer Rechtschreibung übrigens ohne Trema, hab ich festgestellt) mit „Moin“ verwandt ist. Zudem ist etymologische Arbeit beim Luxemburgischen, denk ich, schwierig, da es seit weniger als zweihundert Jahren in geschriebener Form und noch viel kürzer mit geregelter Schreibweise existiert.
Ich kann Dir mal ein paar Begriffe geben, die eventuell bei der Beantwortung Deiner Frage behilflich sein könnten:

Guten Tag (bonjour):
   Moien
der Morgen (la matinée):
   Moien, Mueren
morgens:
   moies
morgen (demain):
   muer, mar

Ansonsten können wir weiter über die Frage diskutieren.

Gruß,
Stefan

Wenn „Moien“ tatsächlich nur Guten Morgen heisst, dann höchstens um viele Ecken. Wir hatten hier letztens die Diskussion über „Moin“: Es soll tatsächlich von einem „Moien“ kommen, allerdings steht dieses wohl für „guten“ und deshalb sagt man halt rund um die Uhr „Moin“ - „guten (Tag, Morgen, Abend)“

Gruß,

Doc.