Sprachfehler: B=P, D=T, W=F

Hallo,

viele Menschen haben offensichtlich Probleme einige weiche Konsonanten wie B oder D korrekt auszusprechen. Das klingt dann gerne mal so:

„Punteskanzlerin Ankela Merkel hat pei Perlin mit tem rekierenten Pürkermeister Fofereit ten lange keplanten Pau tes Kroßflukhafens PPI eröffnet.“

Wie nennt man diesen Sprachfehler und warum ist er so weit verpreitet?

Danke!

Werft ihn zu Poden!

Wie nennt man diesen Sprachfehler und warum ist er so weit
verpreitet?

Schwanzus Longus: http://www.youtube.com/watch?v=fWpANSpqtEk

Gruß

Stefan

Hallo,

ich kenne hier aus dem urkölllsssccchhhen Raum nur den Sch-Sprachfehler. Will das Urgestein Hochdeutch chprechen, vermeidet es jedes ch und sagt chtatt dessen ch. Denn der Kölner an sich kann dialektbedingt nicht zwichen ch und ch unterscheiden und sagt daher IMMER sssccchhh, wenn man ihn läßt.

Könnte es sein, dass die anderen „Sprachfehler“ auch auf Dialekten beruhen, die es den armen Menschen fast unmöglich machen, Hochdeutch … ähm … Hochdeutsch zu sprechen?

LG Barbara

Hallo,
Dafür kann es mehrere Erklärungen geben. Die eine ist: Hyperkorrektur einer Dialektaussprache. Du weißt sicher, dass einige Dialekte nicht so klar wie im Standarddeutschen zwischen PTK (stimmlose Plosive) und BDG (stimmhafte Plosive) unterscheiden. Das ist fürs Sächsische bekannt, aber auch fürs Schwäbische und für einige andere Dialekte. Uns Sachsen sagt man nach, wir würden statt „Park, Tafel, Katze“ eben „Barg, Dafl, Gadse“ sagen, was aber stark übertrieben ist. Tatsächlich spricht man hier diese Laute einfach nur ohne Aspiration (also ohne die Behauchung) danach aus. Okay… naja… trotzdem wissen auch viele Sachsen davon und versuchen daher, korrekt zu sprechen. Zum Teil übergeneralisieren sie dann und sprechen Laute hart aus, die gar nicht hart (also stimmlos) ausgesprochen werden sollten. Dadurch kann aus „Berg“ auch plötzlich mal „Perg“ werden. Aber eigentlich ist das höchst selten.

Es gibt noch einen anderen Prozess, dessen Namen ich aber nicht kenne. Aber hier in Sachsen und auch bei anderen Dialekten ist er fast alltäglich. Wir sprechen zwar vieles „weich“ aus, allerdings werden BDG vor den Lauten R und L zu PTK. Das ist sehr deutlich hörbar. Statt „Es sind drei grad draußen“ heißt es bei uns dann: „'S sinn trei krad trausn“, „blau“ sprechen wir als „plau“ aus, „grau“ als „krau“ und „Drachen“ als „Trachng“. Das liegt wiederum an der sächsischen Phonologie und ist kein Aussprachefehler… außer natürlich, wenn wir uns bemühen Hochdeutsch zu sprechen. :wink:
Das würde aber keine Aussprachen wie „Punteskanzlerin“ erklären.

Und eine dritte Möglichkeit. Hier muss ich exakter die Phonetik erklären:
Das Deutsche unterscheidet also zwischen stimmhaften /b d ɡ/ und stimmlosen Lauten /p t k/, welche jeweils auch als lenis und fortis bezeichnet werden, also „schwach“ und „stark“. In der Umgangssprache heißen die auch „weich“ und „hart“. Die genaue Aussprache dieser Laute variiert zwischen den Dialekten und auch zwischen den Sprachen, die diese Laute haben.
/p t k/ werden im Deutschen mit einem Lufthauch danach ausgesprochen (aspiriert): [pʰ tʰ kʰ], das merkst du, wenn du mal ganz nah an eine Kerze gehst und „Kerze“ sagst. Oder einfach nur „K“ — sie geht vor Schreck aus. Im Französischen sind diese Laute nicht behaucht. Die „weichen“ Konsonanten werden dagegen normalerweise stimmhaft gesprochen, also wirklich [b d ɡ].
Aaaaaber… gerade letztere werden in den allermeisten Dialekten nicht so stimmhaft gesprochen, wie es möglich wäre. Zum Teil werden sie fast ein bisschen stimmlos, das schreibt sich dann [b̥ d̥ ɡ̊]. Damit ähneln sie sehr stark den stimmlosen Lauten, sind aber nicht behaucht, also [p t k].
Das ist eigentlich sehr üblich und fällt auch nicht weiter auf, aber die Aussprache dieser beiden Gruppen als [pʰ tʰ kʰ] vs. [p t k] ist nicht ungewöhnlich. Wenn man jetzt selbst diese weichen Laute immer noch sehr stimmhaft spricht und das gewohnt ist und nun einen Sprecher hört, bei dem sie etwas stimmloser sind, könnte man darauf kommen, diese mit den stimmlosen zu vergleichen, auch wenn diese immer noch behaucht sind. Ich glaube, gerade in Bayern werden /b d ɡ/ häufig als [p t k] gesprochen und auch fürs Sächsische dürfte da zutreffen. Bei uns kommt noch erschwerend hinzu, dass wir unsere stimmlosen/harten (Lenis-)Konsonanten kaum behauchen.

Ich hoffe, ich habe nicht eher mehr Verwirrung gestiftet…

  • André

großartig
hehe, das hätte ich fast auch genommen

Kein Sprachfehler
Moin,

das ist Dialekt, wie er in der Palz gesprochen wird: „Frollein, darf isch ßie bekleiden?“ Erkannt? Genau - Helmut K.

Gruß Ralf

Servus,

das ist völlig verkehrt. Keine der vielen Spielarten des Pälzischen kennt harte Konsonanten.

Das stimmlose S im Anlaut haben beiläufig alle oberdeutschen Dialekte einschließlich des Deinigen gemein.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hi Barbara,

ja, teilweise - André hatte das bereits erklärt: Überkompensierung bei oberdeutschen Dialekten, die selbst keine oder nur wenige hart ausgesprochenen Konsonanten kennen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo,

Es gibt noch einen anderen Prozess, dessen Namen ich aber nicht kenne. Aber hier in Sachsen und auch bei anderen :smiley:ialekten ist er fast alltäglich. Wir sprechen zwar vieles „weich“ aus, allerdings werden BDG vor den Lauten R und L zu :stuck_out_tongue:TK. Das ist sehr deutlich hörbar. Statt „Es sind drei grad draußen“ heißt es bei uns dann: „'S sinn trei krad trausn“, :„blau“ sprechen wir als „plau“ aus, „grau“ als „krau“ und „Drachen“ als „Trachng“. Das liegt wiederum an der :sächsischen Phonologie und ist kein Aussprachefehler… außer natürlich, wenn wir uns bemühen Hochdeutsch zu :sprechen. :wink:
Das würde aber keine Aussprachen wie „Punteskanzlerin“ erklären.

Ich habe zugegebenerweise mein Beispiel etwas plu…äh blumig ausgeführt :wink:

Ich hoffe, ich habe nicht eher mehr Verwirrung gestiftet…

nein, Du hast meine Frage wirklich sehr gut beantwortet. Dafür danke ich Dir, weil das mittlerweile äußerst selten in diesen Foren der Fall ist.
Ich hätte nicht gedacht, dass es sich dabei um Dialekte bzw. deren Reste handelt, muss jedoch gestehen, dass es mir bei meiner Verwandschaft im Südwesten schon öfters aufgefallen ist…

Grüße.

ja, teilweise - André hatte das bereits erklärt:

Ne, hatte er nicht. Ich habe vor ihm gepostet. :wink:

Hallo,

uuuiii, ich wusste gar nicht, dass ich einen Sprachfehler habe. Hat mir in den vergangenen 60 Jahren noch keiner gesagt. Wobei, zugegeben, manche Leute, die meiner fränkischen Herkunftssprache nicht mächtig sind, oftmals schon ins Schmunzeln kommen.

Hierzu jetzt aus Langenscheidt „Lilliput Fränkisch“, wenn man die hochdeutschte Bedeutung von fränkischen Wörtern sucht und dabei auf „T“ geht: Man findet dort keine Wörter, nur folgende Erklärung: „Dees homme´doch aa scho gschrim, dass me´dees ned homm. Schaue’S hald ban D noch!“

Die Übersetzung: Das haben wir doch auch schon geschrieben, dass wir das nicht haben; sehen Sie eben unter D nach!.

Auch den Buchstaben P sucht man im Langenscheidt vergeblich:
P … gidds aa ned im Frängischn; schaue’S ban B nooch, sinn’S sou goud!

Hier erspare ich mir die Übersetzung :smile:

Mal ehrlich: natürlich kann ich P und D un K genausogut aussprechen wie das Hochdeutsche. Ich will aber nicht immer. :wink:

Gruß aus dem „Drei-Franken-Eck“
Ingrid

Hallo.

das ist völlig verkehrt. Keine der vielen Spielarten des
Pälzischen kennt harte Konsonanten.

Im westpfälzischen Raum jedenfalls, in dem ich schon verkehrt bin, sind das P und das K völlig geläufig, nur das T wird meistens durch ein D ersetzt.
Ein stimmloses S im Anlaut ist dort ganz unüblich.

Gruß,
Der Seewolf

Servus,

wie in Lauterecken zu Lauterecken sagt, hast Du aber schon vernommen, denke ich? Und wie dort eine Papiertüte heißt?

Das stimmhafte S im Anlaut kann man sich antrainieren, wenn man pesonters „Hochdoitsch“ klingen möchte. Daheim ist es aber nirgendwo im Fränkischen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Servus,

wie in Lauterecken zu Lauterecken sagt, hast Du aber schon
vernommen, denke ich? Und wie dort eine Papiertüte heißt?

Ja, trotzdem sind die Laute dort im sprachgebrauch geläufig. Keiner dort sagte etwa er spreche bälzisch oder esse Gerscheguche (was das ist, wirst du wahrscheinlich wissen?).

Das stimmhafte S im Anlaut kann man sich antrainieren, wenn
man pesonters „Hochdoitsch“ klingen möchte. Daheim ist es aber
nirgendwo im Fränkischen.

Soweit ich es mitbekommen habe, hat dort niemand das stimmlose S am Wortanfang verwendet. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, daß sich die Einwohner das alle angeeignet haben sollten, ich müßte mich sehr täuschen. Gegenüber anderen Einheimischen wäre es ja eine unsinnige Maßnahme. Ich werde jedenfalls darauf achten, wenn ich mich wieder in der Gegend aufhalte.

Gruß,
Der Seewolf

Hallo!

viele Menschen haben offensichtlich Probleme einige weiche
Konsonanten wie B oder D korrekt auszusprechen.

Wie unten schon geschrieben wurde, handelt es sich um den Einfluss lokaler Mundarten.

Das klingt dann gerne mal so:

„Punteskanzlerin Ankela Merkel hat pei Perlin mit tem
rekierenten Pürkermeister Fofereit ten lange keplanten Pau tes
Kroßflukhafens PPI eröffnet.“

oder umgekehrt so, wie in einem Interview über den letzten Nürnberger Christkindlesmarkt ein Verkäufer sagte: „Wenn’s rengt, dann griengma a Mango.“

Beste Grüße!
H.

Hallo,

wie in Lauterecken zu Lauterecken sagt, hast Du aber schon
vernommen, denke ich? Und wie dort eine Papiertüte heißt?

Ja, trotzdem sind die Laute dort im sprachgebrauch geläufig.
Keiner dort sagte etwa er spreche bälzisch oder esse
Gerscheguche (was das ist, wirst du wahrscheinlich wissen?).

Im Pfälzischen kenn ich mich gar nicht aus, aber man sagt selbiges auch dem Sächsischen nach. Nämlich, dass wir keine „P, T, K“ hätten. Das stimmt aber nicht. Während eine Umschreibung von „Kirsche“ und „Kirche“ als „Görrsche“ und „Göhrsche“ ganz anschaulich sein mag (die Anlaute sind bei uns trotzdem nicht stimmhaft), sagt man trotzdem nicht „geener“ oder „goofm“, sondern „keener“ und „koofm“ (keiner, kaufen). Und wer „klein“ als „gleen“ ausspricht, statt korrekt als „kleen“, würde beim Sächsischtest auch durch- oder wenigstens auffallen. Ich weiß leider nicht, wie die Unterschiede von Stimmhaftigkeit und Aspiration verteilt sind, aber eins ist sicher: es gibt einen Unterschied im Sächsischen. Aber selbst einige Muttersprachler behaupten felsenfest, dass das Sächsische keine „harten“ Konsonanten hätte.

Und ich nehme an, dass es sich auch im Pfälzischen so verhalten könnte. Ich denke, bei solchen Aussagen sollte man unbedingt vorsichtig sein.

Grüße,

  • André

Das stimmhafte S im Anlaut kann man sich antrainieren, wenn
man pesonters „Hochdoitsch“ klingen möchte. Daheim ist es aber
nirgendwo im Fränkischen.

Soweit ich es mitbekommen habe, hat dort niemand das stimmlose
S am Wortanfang verwendet. Ich kann mir aber auch nicht
vorstellen, daß sich die Einwohner das alle angeeignet haben
sollten, ich müßte mich sehr täuschen. Gegenüber anderen
Einheimischen wäre es ja eine unsinnige Maßnahme. Ich werde
jedenfalls darauf achten, wenn ich mich wieder in der Gegend
aufhalte.

Gruß,
Der Seewolf

ja, teilweise - André hatte das bereits erklärt:

Ne, hatte er nicht. Ich habe vor ihm gepostet. :wink:

Naja, du hattest das Wort „Dialekte“ so in den Raum hineingeworfen. Aber erklärt hab ich’s dann. :wink:

Liebe Kriese,

  • André

Mal ehrlich: natürlich kann ich P und D un K genausogut aussprechen wie das Hochdeutsche. Ich will aber nicht immer.

Sagen wir mal so: Ihr glaubt es hart auszusprechen.
Als Norddeutscher hört man das aber nicht :wink:

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Hallo,

Sagen wir mal so: Ihr glaubt es hart auszusprechen.
Als Norddeutscher hört man das aber nicht :wink:

doooooch, man hört es. Ich habe hierzu einen Experten im Haus. Mein GöGa ist aus der Nähe von Hannover. Er hat mit mir geübt. :smile:

Mein Ergebnis ist viel besser als seines. Er kann nach etwa 35 Jahren leben und wohnen in Franken, immer noch kein fränkisch sprechen, und nur minimal verstehen. :smile:

Grüßle
Ingrid

Frankenkonsonant
Wenn also eine vor vielen Jahren nach Niedersachsen umgesiedelte Fränkin bzw. Fränggin wiederholt auf das völlig fehlplatzierte „d“ in einem männlichen Vornamen hingewiesen wird, und jedesmal schier verzweifelt „Aber ich sage doch Dhomas!!!“ erwidert, kann das nur böser Wille sein? :wink:

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