Nix Neues - Sensibilisierung für Sprache
Hallo Herbert,
ich finde so eine Sprachfibel äußerst interessant und nützlich. Denn sie deckt Wort-Bedeutungen auf, an die wir so nicht immer denken. Wenn das ein Verband dann empfiehlt, ist das nicht viel mehr als eine Empfehlung. Wem tut es also weh, wenn sich Sprachwissenschaftler Gedanken darüber machen, was bestimmte Begriffe und Wörter für Assoziationen auslösen?
Ich mache solche Übungen regelmäßig in meinen Medientrainings mit Journalisten.
Dabei geht es mir nicht darum bestimmte Wörter „zu verbieten“ (wie auch?), sondern sensibel zu machen dafür, dass man mit Worten natürlich Wahrheiten verschleiern kann - aber eben auch Stellung beziehen kann - eigentlich imer Stellung bezieht. Dazu muss ich aber erstmal wissen, was bestimmte Worte auslösen.
Beispiele
Kernenergie statt Atomenergie
Reststoffe statt Müll
Pflanzenschutzmittel statt Unkrautvernichtungsmittel
Vertrieben, Flüchtlinge statt Asylbewerber
„ethnische Säuberung“ statt Völkermord
uswusf.
Das letzte war im übrigen (imho zurecht) vor einigen Jahrne Unwort des Jahres. Und mit dem Wettbewerb „Unwort des Jahres“ ist es ja ganz genauso. Man denkt nach, was Worte aulösen können. Nicht immer bin ich mit der Interpretation der Sprachexperten einverstanden (ich fand z.B. den Begriff „Humankapital“ keineswegs so schlimm - war letztes oder vorletztesJahr Unwort.)
Die Aufgeregtheit der rechten Postille fällt für mich daher eher unter Beissreflex. Aber ist ja ok, wenn die sich grämen. Ich will erstmal lesen, was nachher wirklich in der Sprachfibel stehen wird. Ich kenne im übrigen keinen Journalisten, der sich Wörter „verbieten“ lässt.
Wir leben ja GottseiDank weder in der DDR noch in schlimmeren Diktaturen.
barbara
ps + btw: ein bedenklich langes Zitat im Sinne des Urheberrechts bringst du da.