Sprachregelung "Flüchtlinge" anhand der Fakten immer absurder?

Hallo,


Grund für den Schritt ist die steigende Zahl der Flüchtlinge, die versuchen mit kleinen Booten von Frankreich nach Großbritannien zu gelangen. „Es geht darum, Menschenleben zu schützen, aber auch um den Schutz unserer Grenzen“, sagte Javid. Im Jahr 2018 haben dem britischen Innenministerium zufolge 539 Menschen probiert, die Meeresenge in kleinen Booten zu überqueren, 434 davon allein seit Anfang Oktober. 227 Migranten seien noch von den französischen Behörden gestoppt worden.Am Silvesterabend wurden erneut Bootsflüchtlinge an der nordfranzösischen Küste aufgegriffen.
ist es noch angebracht, Personen, die quer über mehrere Gewässer, mehrere Kontinente, eine Vielzahl von sicheren Transferländern kommen, immer noch als „Flüchtlinge“ zu bezeichnen?

Gruß
rakete

[Beitrag editiert vom www Team]

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Nabend,

ja klar sind das Flüchtlinge. Sie fliehen vor der Diktatur der EU in das bald endlich wieder freie Großbritannien.

Grüße
Pierre

Sprachlich ist das wohl kaum korrekt. Es sei denn, die Personen fliehen aus Frankreich (weil es dort in welcher Beziehung auch immer „schrecklich“ ist).
Gemeint sind vermutlich ehemals nach Frankreich geflüchtete Personen. In der zitierten Meldung ist allerdings auch von Migranten die Rede. Diese Begriff ist viel umfassender als die Bezeichnung Bootsflüchtling, die ebenfalls zur Bezeichnung der gleichen Personengruppe gebraucht wird.
Es scheint also bei der Berichterstattung eine Art Sprachlosigkeit vorgelegen zu haben. Was gegen die Formulierung „ehemalige Flüchtlinge“ sprach, ist nicht erkennbar.
LG
Amokoma1

Und ich hab heute gelesen, daß Irland immer mehr Flüchtlinge aus GB aufnimmt…

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Sprachlich ist das völlig korrekt. Der Flüchtlingsstatus bleibt solange bestehen, bis der Flüchtling entweder in sein Herkunftsland zurückkehren kann oder die Staatsangehörigkeit des Aufnahmelands erhält.

Was den Versuch, nach Großbritannien zu gelangen, angeht: Die betreffenden Personen sind in der Regel anglophon, können sich also in einem englischsprachigen Land besser zurechtfinden als in Frankreich, und viele haben auch bereits Verwandte und Familienangehörige in dem Land. Zumindest menschlich nachvollziehbar ist die Sache deshalb, zumal die Lebensbedingungen für Flüchtlinge in Frankreich teilweise unter aller Sau sind.

Und dein Vergleich ist lächerlich.

[Beitrag editiert vom www Team]

Doch, das ist völlig korrekt: Ein Flüchtling ist solange ein Flüchtling, bis er in seine Heimat zurückkehrt oder eine neue Staatsangehörigkeit erhält. Außerdem sind Flüchtlinge eine Teilmenge aller Migranten und nicht etwa etwas Gegensätzliches.

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Es soll Menschen geben, die Diktaturen richtig toll finden. Aber vielleicht stößt ihnen auch nur die Monarchie übel auf. wer weiß das schon?!

Grüße

Es gibt offensichtlich auch innerhalb der Berichterstattung über die in Booten von Frankreich nach England migrierenden Personen keinen einheitlich verwendeten Begriff. „Flüchtling“ hältst Du für korrekt. Ich nicht, weil es eine Vorgeschichte gibt. Über spezifische individuelle Vorlieben der Personen ( wie z. B. anglophon) den Status gerecht zu definieren, halte ich für unmöglich.
Es ging bei der Frage letztendlich um Findung einer akzeptierten srachlichen Bezeichnung, die eben nicht „Flüchtling“ heißt,
Tut mir leid, aber ich sag es: Wir müssen differenzieren können. Das fängt mit Sprache an.
LG
Amokoma1

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Frei von was?

Glaubst Du ernsthaft, GB wäre damit alle Probleme los?
Die fangen dann erst an…

„Flüchtling“ ist nun einmal der offizielle Begriff, und ein Flüchtling hört nicht auf, ein Flüchtling zu sein, nur weil er sich in einem anderen als seinem Heimatland befindet - ganz im Gegenteil:

Auf Basis der Genfer Flüchtlingskonvention gelten Menschen als Flüchtlinge, die sich aus begründeter Furcht vor Verfolgung von staatlichen oder nichtstaatlichen Akteuren aufgrund ihrer

Rasse (der Begriff „Rasse“ wird in Anlehnung an den Vertragstext der Genfer Flüchtlingskonvention verwendet),
Nationalität,
politischen Überzeugung,
religiösen Grundentscheidung oder
Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe (als bestimmte soziale Gruppe kann auch eine Gruppe gelten, die sich auf das gemeinsame Merkmal der sexuellen Orientierung gründet)

außerhalb ihres Herkunftslands befinden und sie den Schutz ihres Herkunftslands nicht in Anspruch nehmen können oder aufgrund der begründeten Furcht nicht in Anspruch nehmen wollen.

Quelle: http://www.bamf.de/DE/Fluechtlingsschutz/AblaufAsylv/Schutzformen/Fluechtlingsschutz/fluechtlingsschutz-node.html

Dass in Artikeln über Flüchtlinge auch der Begriff „Migranten“ benutzt wird, ist kein Widerspruch, da es sich, wie gesagt, bei Flüchtlingen um eine Teilmenge aller Migranten handelt.

Und der Hinweis auf die Sprache und eventuelle familiäre Beziehungen sollte auch nur mögliche persönliche Beweggründe der Menschen beleuchten, die versuchen, über den Ärmelkanal zu gelangen.

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Warum dann nicht der weit umfassendere Begriff Migranten? Was daran wäre falsch? Menschen aus der EU angehörigen Ländern, die hierher ziehen, um zu arbeiten oder sich ein neues Leben aufzubauen, werden auch nicht als Flüchtlinge bezeichnet. Sie sind nicht zufrieden mit den Bedingungen im aktuellen Land des Aufenthaltes. Warum sollte diese zugegebenermaßen unpräzise Bezeichnung für Personen, de innerhalb der EU " geflüchtet" sind, falsch sein?
LG
Amokoma1

Ja, das ist der Fall. Es ist jedoch logisch nicht nachvollziehbar. Es ist wie bei „1984“, z.B. „Wahrheitsministerium“,„Gedankenverbrechen“. Die Personen sind eigentlich „safe“, wenn sie erstmals ein Land betreten, wo kein Grund zur weiterer Flucht besteht.

In der Kognitionswissenschaft wird experimentell erforscht, wie tief verwurzelte sprachlich-metaphorische Frames weitgehend unbewusst die politische Wahrnehmung, die semantische Einordnung und, davon abhängig, das politische Handeln bestimmen.
Diese sprachpolitischen Maßnahmen haben das Ziel, über die Kommunikations- und Ausdrucksmöglichkeiten der Individuen die Gedankenfreiheit und damit die persönliche Identität, den Ausdruck der persönlichen Meinung und letztlich den freien Willen einzuschränken und zu steuern. In der individuellen Freiheit sieht die staatliche Führung eine Gefährdung der angeblich dem gesellschaftlichen Wohl dienenden Ideologie (Ingsoc), der inneren Sicherheit und der Abwehr des möglicherweise fiktiven außenpolitischen Gegners und damit der Machtstellung der Regierung von Big Brother und der Partei. Abweichende Sprachformen werden sanktioniert und kriminalisiert, etwa als Gedankenverbrechen.[3][4][5] Die den „falschen Worten“ entsprechenden „falschen“ Gedanken sollen durch Verhinderung ihrer Ausdrucksmöglichkeiten psychologisch unmöglich gemacht werden. Durch die Sprachregelung soll die Bevölkerung so manipuliert werden, dass sie nicht einmal an Aufstand denken kann, weil ihr die Wörter dazu fehlen. Damit zeigt das Regime seinen totalitären Anspruch, nicht nur das Verhalten von Menschen äußerlich durch Gesetze einzuschränken (autoritär), sondern einen neuen Menschen in einer neuen Gesellschaft zu erschaffen, der glaubt, selbst denken und tun zu wollen, was er denken und tun soll.

Richtiger wäre Wirtschaftsflüchtling, da dies den eigentlichen Migrationsgrund auf diese weiten Distanzen erklärt.

Das mag zwar stimmen, jedoch ist das Leben keine Waldorfschule. Nur weil man irgendwo Kumpels hat, besteht kein logischer Anspruch auf „Weiterflucht“, wenn man ansonsten bereits „safe“ war.

Wenn es keine der o.a. vermuteten Gründe sind, sind es höchstens semantische Gründe. Es klingt halt „nicht schön“, wennin einem Artikel für eine Sache nur eine Bezeichnung zur Verfügung steht, die Satz für Satz verwendet werden muss. So wird in einem Satz von „Boris Becker“ gesprochen und im nächsten Satz vom „Leimener“ evtl. mit Altersangabe.

Beste Grüße
rakete

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Entschuldige bitte, mein Beitrag war sarkastisch gemeint. Ich hatte gehofft, dass das mehr als deutlich erkennbar wäre.

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Weil „Migrant“ einen Menschen darstellt, der sein bisheriges Heimatland verlässt, ohne dass es dort einen Grund gibt, durch den er sich gezwungen sieht, das Land zu verlassen.

Er würde wieder in sein Heimatland zurückkehren würde, falls die Gründe, die ihn zum Verlassen veranlasst haben, nicht mehr exitieren.

Ein Migrant ist jemand, der sich freiwillig in ein anderes Land begibt, weil es ihm aus irgendwelchen Gründen dort besser gefällt als in seinem bisherigen Heimatland.

Ich zum Beispiel lebe seit Jahren auf Teneriffa, weil mir das Klima hier besser gefällt. Mich hat nichts aus Deutschland fortgezwungen. Ich bin also in Spanien ein Migrant.

Kürzer gesagt:

Ein Flüchtling denkt: Ich will hier eigentlich nicht weg, aber ich muss.
En Migrant denkt: Ich muss hier eigentlich nicht weg, aber ich will dahin.

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Hupps!
Da ist mir beim Kopieren meines Textes aus der Textverarbeitung nach hier ins Forum und einer gleichzeitig vorgenommenen Kürzung ein Fehler unterlaufen. Der erste Abatz meines Textes muss natürlich heißen:

Ein"Flüchtling"ist ein Mensch, der sein bisheriges Heimatland verlässt, weil es dort einen Grund gibt, durch den er sich gezwungen sieht, das zu tun.

Weil im derzeitigen Diskurs von rechter Seite der Begriff „Migrant“ fälschlicherweise ausschließlich für Menschen verwendet wird, die freiwillig migrieren, und beim Auftauchen bzw. der ausschließlichen Verwendung dieses Begriffs dies als Beweis angesehen wird, dass diese Menschen keine legitimen Fluchtgründe haben.

Dabei spielen auch unterschwelliger Rassismus und galoppierende Wissenslücken eine Rolle, wie leicht daran zu erkennen ist, dass insbesondere afrikanischen Flüchtlingen unterstellt wird, lediglich wirtschaftliche Gründe für ihre Flucht zu haben bzw. bloß ein besseres Leben zu suchen.

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Nein, es sind schlicht illegale Einwanderer.

Btw ist das UK nur bedingt Teil des Schengenraumes und hält seine Grenzkontrollen aufrecht.

Der „Flüchtlingsstatus“ ist in keiner Weise etwas, was die Person sich erteilt, sondern etwas was ein Staat zuteilt. Sobald der Status zugeteilt ist, gilt für den betreffenden Staat in der Behandlung der Person die GFK.

Ein Flüchtling ist bereits dann ein Flüchtling, wenn die genannten Fluchtgründe auf ihn zutreffen, und nicht erst dann, wenn ihm sonstwer diese Eigenschaft zugesprochen hat.

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Waren dann die jüdischen Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich, die nicht in die Schweiz oder die Niederlande, sondern in die USA oder nach Schanghai flohen, deiner Ansicht nach auch Wirtschaftsflüchtlinge?

Es ging mir nicht um einen rechtlichen Anspruch, sondern darum, dass es menschlich nachvollziehbar ist. Es ist hilfreich, sich gelegentlich vorzustellen, was man wohl selbst in einer solchen Lage täte, wenn also beispielsweise in Deutschland ein Bürgerkrieg ausbräche und du kein Französisch sprichst, aber Englisch und du einen Bruder hast, der bereits in Großbritannien lebt.

Genauso ist es.

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