Stahd

Grüaß enk - mal wieder ein bairisches Anliegen:
Soweit ich sehe/höre, ist das Adjektiv „stahd/staht“ [hellstes „a“ zu sprechen!] im Sinn von „leise, freundlich-ruhig“ nur im Bairischen bekannt.
GRIMM BD. 17 (aus dem Jahr 1960) verzeichnet es als oberdeutsch, aber die Belegstellen stammen alle aus der bairischen Literatur.
Die Frage: Ist dieses Wort auch in anderen oberdeutschen Dialekten gebräuchlich?
Ich habe dieses Wort sehr gern; denn entgegen der landläufigen Meinung gehört zum bairischen Volkscharakter nicht nur das derb Auftrumpfende („Mir san mir“), der Musikantenstadel schon gar nicht, sondern - viel mehr noch - eben das „Stahde“.
Schöne Grüße!
Hannes

das Adjektiv „stahd/staht“ […] im Sinn von „leise, freundlich-ruhig“

ist im Österreichischen ebenso gebräuchlich („sei stad!“ = „sei still!“)
es leitet sich von dem gleichbedeutenden mhd. stade her.

Gruß, Michl

Hallo,
das schöne Wort ist nicht in ganz Bayern geläufig. Meine Mutter stammt aus Oberbayern und benutzt es häufig (sei endlich mal staad!), ich bin also damit groß geworden. Mein Umfeld in der Oberpfalz tut sich damit aber schwer, und können es meist nicht zuordnen, bzw nur aus dem Kontext verstehen. Ebenso wie „greinen“ für weinen, oder „Stempen“ für Pfahl.
Gruß
Kay

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Hallo Hannes,

eine wienerische Variante zu (stad = still) ist schmähstad sein.

schmähstad sprachlos. Jemand ist schmähstad, wenn er keine schlagfertige Antwort parat hat

Gruß
ReMa

off topic…
Hi Kay,

das schöne Wort ist nicht in ganz Bayern geläufig. Meine
Mutter stammt aus Oberbayern und benutzt es häufig (sei
endlich mal staad!), ich bin also damit groß geworden. Mein
Umfeld in der Oberpfalz tut sich damit aber schwer, und können
es meist nicht zuordnen, bzw nur aus dem Kontext verstehen.
Ebenso wie „greinen“ für weinen, oder „Stempen“ für Pfahl.

Das interessiert mich nun näher. Ich selbst bin in der Oberpfalz geboren und bin dort sowohl mit „staad“ als auch mit „Stempen“ aufgewachsen. „Greinen“ habe ich erst in Österreich kennengelernt, in Oberbayern - wo ich seit 20 Jahren lebe - habe ich es nur sehr selten gehört.

Wo in der Oberpfalz ist „staad“ nicht geläufig?

Fragt interessiert
Horst

Zu stad:

aufgewachsen in Oberbayern nahe der Tiroler Grenze kenne ich "stad " auch als still - ruhig - leise. Allerdings sagt mir das mhd Adjektiv STADE garnix. Da
kenne ich nur die norddeutsche Stadt : Stade.
Etwas weiter zurück geht`s leichter:
ahd: stati später auch stare bzw. status für feststehen, in der Bedeutung auch von still sein.

Aufklärung vielleicht von Kreszenz?

Zu Stempen :

greisliche Arbeit : Zaunstempen spitzen.

Dagegen habe ich greinen für heulen oder weinen noch nie gehört.

Bei ins dahoam hot des trenzen g’hoaß´n.

Schena Gruaß Nastaly

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Griaß enk!
Das „stahd“ hat bei uns (sgb.-tirol.Grenze)neben der von dir genannten noch eine Bedeutung:
Schö(n) stahd weascht’s Herest - Allmählich wird es Herbst.
Er geht schö stahd - Er geht langsam, gemächlich.

Servus!
Helene

Hallo,

schmähstad sprachlos. Jemand ist schmähstad, wenn er keine
schlagfertige Antwort parat hat

Außerdem „hocknstad“ = arbeitslos

Gruß
Barney

Hallo, Nastaly,

Aufklärung vielleicht von Kreszenz?

so recht durchschaue ich die Etymologie auch nicht.

Grimm erwähnt die Bedeutung „still“ sowohl unter STAD,STAT…

adj. und adv., still, leise, im oberdeutschen sich nur vereinzelt findend, …;
dafür auch
gestad, leise, sachte, stille, ruhig.
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

…als auch unter STET

…ahd. state, mhd. stæte, stæt
[…]
C. ruhig
2) ‚langsam, still‘, mundartlich, ohne besondere anknüpfung an eine der historisch bezeugten anwendungen…
– die heute in den mundarten lebendige bedeutung scheint in einigen alten zeugnissen vorzuliegen, ‚ruhig, still‘.

http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Bei Adelung finde ich

„stät
Langsam, ingleichen still, ruhig, eine im Hochdeutschen unbekannte, aber in der Österreichischen Mundart gangbare Bedeutung…
http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/adelung/gramma…

Und bei Schmeller

stæt (stád)
a) stille, sachte, leise …
Halt stad, heb di stad,

Die Stæt, Stille. …

http://www.literature.at/webinterface/library/ALO-BO…

Gruß
Kreszenz

Wo in der Oberpfalz ist „staad“ nicht geläufig?

Dieser Frage schließe ich mich an. Ich kenn das Wort schon auch aus der Oberpfalz.
Hannes

Ebenso wie „greinen“ für weinen, oder „Stempen“ für Pfahl.

Hallo,
„greinen“ kenne ich aus dem altbayerischen Bereich nicht, erhalten hat sich aber die „Grä(nmess“: der Leichenschmaus (als Greinmesse); zumindest rechts der Donau etwa von Isar bis Vils gebräuchlich.
Hannes

trenzn / rearn
servus miteinander,

hier mein chiemgauer senf:
‚trenzn‘ kenne ich für weinen - allerdings mit einer eher abschätzigen bedeutung.
mein gewöhnlicher begriff für weinen ist ‚rearn‘, das, wie ich glaube tatsächlich von ‚greinen‘ abstammt.

wer es besser weiß (kreszenz vielleicht?), korrigiere mich :smile:

schönen tag!
a.

Wo in der Oberpfalz ist „staad“ nicht geläufig?

Dieser Frage schließe ich mich an. Ich kenn das Wort schon
auch aus der Oberpfalz.
Hannes

Hallo ihr beiden,

im nördlichsten Norden!! Also nördlich von Regensburg. Die Regensburger sprechen ja schon oberbayerisch angehauchtes Oberpfälzisch. Aber wir wohnen schon hart an der Franken-Grenze (Nördlicher Oberpfälzer Wald, Lkr. Neustadt/Waldnaab). Da hatte ich schon etliche Nachfragen oder wurde komisch angeschaut.gruß

Kay

Hallo Kay,

aha. Danke für die Info, wußte ich nicht.

im nördlichsten Norden!! Also nördlich von Regensburg. Die
Regensburger sprechen ja schon oberbayerisch angehauchtes
Oberpfälzisch.

Wobei die Grenzen überhaupt jeweils nur wenige Kilometer betragen. Ich komme aus dem Norden von Regensburg (Städtedreieck im südlichsten Landkreis Schwandorf), keine 25km von der Regensburger Stadtgrenze entfernt. Meine oberbayerische Freundin braucht mich dort bereits als Dolmetscher. Weitere zwanzig Kilometer Richtung Nordosten, also auf der B85 von Schwandworf nach Cham, auf der Höhe von Kötzting, verstehe bereits ich selbst nichts mehr.

Viele Grüße
Horst

Hallo,

… ‚rearn‘, das, wie ich
glaube tatsächlich von ‚greinen‘ abstammt.

eine winzige Korrektur: „rearn“ und „greinen“ haben nicht denselben Ursprung.

„Rearn“ (auch re[h]ren, röhren) aus ahd. rêrên, mhd. rêren = brüllen, schreien, blöken (Vieh) - wie auch engl. to roar.

Zum Gebrauch schreibt Schmeller:

„reren
a) schreyen wie das Rind…
b) verächtlich auch vom Menschen
c) laut weinen, weinen überhaupt“
http://www.literature.at/webinterface/library/ALO-BO…

„Greinen“ entstand aus ahd. grînan, mhd. grînen, ursprüngliche Bedeutung: den Mund verziehen zum Knurren, Winseln, Heulen, Lachen.
http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…

Zu „trensen, trenzen“ steht bei Schmeller übrigens:

„(…Rind) traurige Töne von sich geben, aus Sehnsucht nach dem Stalle, der Herde, dem entrissenen Jungen u.s.w.; (…Hirsch) schwach und abgesetzt schreyen…“
http://www.literature.at/webinterface/library/ALO-BO…

Gruß
Kreszenz

hallo kreszenz,

ich wußte doch, daß du es wieder besser weißt :smile:

kennst du den „Rearbeidl“?

viele grüße,
agnes

Hallo, Agnes,

ich wußte doch, daß du es wieder besser weißt :smile:

da konnt ich Dich doch nicht enttäuschen :wink:)

kennst du den „Rearbeidl“?

Ich kann mir vorstellen, was damit gemeint ist - hier in Franken würde man wohl „Greinmaichala“ dazu sagen.
Außer „greinen“ (mit Part. Perf. „griiienə“) verwenden die (Mittel-)Franken übrigens auch „§flietschen“.

Gruß
Kreszenz

Hallo Barney,

und ich hatte heute eine Kollegin neben mir, die war bei einem
Prüfungsthema richtiggehend stadschauert.

stadschauert = begriffstutzig

Gruß
ReMa

schmähstad sprachlos. Jemand ist schmähstad, wenn er keine
schlagfertige Antwort parat hat

Außerdem „hocknstad“ = arbeitslos

Gruß
Barney

Rearbeidl:

Hallo Agnes,

eigentlich ( ich mag dieses ATT. nicht) ) ist es immer ein Bub, welcher so bezeichnet werden kann, wenn er oft weint. Ich bleibe dabei: Chiemgauer Dialekt:
Trenzt a scho wida, dea Rearbeidl.

schönen Preissengruß

Nastaly

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hier bei uns in Ösiland …
… das ja sprachlich auch zum bayrischen Gebiet gehört (und bitte nix mit der Ostmark zu tun hat in diesem Zusammenhang), meint es auch „still“ usw. „Sei stahd!“ hört man in ländlichen Schulen, wenn es in der Klasse zu laut ist.

Gruß, Artefakt