Steine auf Grabsteinen... wer weiß warum?

Hallo ihr,

schon öfter ist mir aufgefallen, das auf Friedhöfen auf den Grabsteinen Steine liegen. Mal sind es einfache Feldsteine, aber auch geschliffene oder glänzende habe ich schon gesehen.

Ich kann hiermit nichts anfangen, wer kann mir die Bedeutung erklären? Denn interessant ist es doch sicher.

Ganz liebe Grüße
Uta67

Dieser Brauch findet sich vor allem in jüdischen Friedhöfen. Jeder Besucher legt als Zeichen seines Besuches oder der Erinnerung einen Stein auf den Grabstein. Im Internet habe ich dazu folgendes gefunden:

Auch vor Ort findet man auf den Grabsteinen kleine Steine. Dieser Brauch deutet auf einen Besucher des Grabes hin. Eine Interpretation von vielen besagt, dass der Stein als Erinnerung an die Wüstenzeit Israels dient, als man die Gräber zum Schutz vor Tieren mit Steinen bedeckte.

Gruß
Moni

Hallo Moni,

und dankeschön!

Das ist doch eine schöne Erklärung für einen schönen Brauch!

Vielen Dank und einen schönen Abend noch!
uta

FAQ:1670

MfG,
Ralf

FAQ:1670

Upps, leider übersehen! Wußte aber auch nicht, dass sich hier ein jüdischer Brauch darstellt.

Tut mir leid und viele Grüße
Uta

Hallo Uta,
es war absolut kein Vorwurf beabsichtigt - ich habe nur auf die FAQ verwiesen, weil da noch einige zusätzliche Informationen zu Monikas Auskunft stehen.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Moni,

Auch vor Ort findet man auf den Grabsteinen kleine Steine.
Dieser Brauch deutet auf einen Besucher des Grabes hin. Eine
Interpretation von vielen besagt, dass der Stein als
Erinnerung an die Wüstenzeit Israels dient, als man die Gräber
zum Schutz vor Tieren mit Steinen bedeckte.

Das wird zwar unendlich oft behauptet, aber davon wird es auch nicht richtiger.

Was stimmt: Der Brauch hat mit der Wüstenzeit Israels zu tun

Was nicht stimmt: Die Steine stellten einen Schut vor Tieren dar.
Man weiß aus der biblischen Zoologie, daß es in der Region, in der die Wüstenwanderung der Israeliten stattfand, keine aasfressenden Vierbeiner gab. Und Vögel buddeln nichts aus aufgrund ihrer Anatomie.

Man hat die Gräber mit Steinen bedeckt um sie als Gräber kenntlich zu machen. Das war u.a. aufgrund der Reinheitsgebote wichtig, denn Priester durften sich, weil sie als Priester besonderen Reinheitsregeln untwerworfen sind,Toten nur bis zu einer bestimmten Entfernung nähern. Die Steine waren also eine Art Warnblinkanlage.

Da die Wüstenwanderung spirituell wichtig war, weist man auf diese Zeit und damit auf die Zugehörigkeit zum jüdischen Kollektiv durch das Ablegen eines Steines hin.

Inzwischen sieht man den Brauch auch gelegentlich auf nicht-jüdischen Gräbern, weil er den Leuten gefällt.

Viele Grüsse

Iris

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Hi

Was nicht stimmt: Die Steine stellten einen Schut vor Tieren
dar.

Ich vermute, daß das einfach so angenommen wird, weil vermutlich Grabsteine ÜBERHAUPT ihren Ursprung im Schutz des Leichnams haben. Allerdings eher weniger im Wüstenklima als in den gemäßigten Breiten…

Gruß
d.

1 Like

Hallo Iris,
danke für Infos. Wieder was gelernt.
Guten Start in die Woche!

Moni

Hallo datafox,

Ich vermute, daß das einfach so angenommen wird, weil
vermutlich Grabsteine ÜBERHAUPT ihren Ursprung im Schutz des
Leichnams haben. Allerdings eher weniger im Wüstenklima als in
den gemäßigten Breiten…

danke für den Hinweis. Das wußte ich nicht.

Viele Grüsse

Iris

Moin, Iris,

Vögel buddeln nichts aus aufgrund ihrer Anatomie.

alle Hühnervögel scharren mit Begeisterung. Ob sie Leichen ausgraben, weiß ich gerade nicht, aber auch Geier können scharren. Und tun es.

Die Steine waren also eine Art Warnblinkanlage.

Das mag für Rabbiner gelten, erkärt aber nicht, warum fast beinahe überall auf Gräbern Steine aufgeschichtet wurden.

Gruß Ralf

Servus,

Das mag für Rabbiner gelten, erkärt aber nicht, warum fast
beinahe überall auf Gräbern Steine aufgeschichtet wurden.

Inwiefern nicht? Koheniten gibt es weltweit.

Unabhängig davon werden Rituale durch ihren Ursprung erklärt, auch wenn dieser als originärer Träger des Rituals später weniger wichtig oder weggefallen ist.

Parallel:

Welchen Anlass gäbe es denn heute noch für Christen, eine sehr große Zahl (gegendweise so gut wie alle) ihrer Gräber mit einem blutigen Symbol der Unversöhnlichkeit zu schmücken (Vgl. Theodor Storm, „Crucifixus“)? Wenn man die Metapher Wort für Wort deuten wollte, käme doch für die Hoffnung auf die Erlösung die leere Grabkammer (gleich Auferstehung) eher in Frage, und nicht die permanente Erinnerung an einen grausig zu Tode Gequälten?

Auch hier überdauert, und das ist normal, das Ritual seinen ursprünglichen Anlass.

Schöne Grüße

MM

Na, Martin,
ein Kreuz ist halt einfacher gemalt als ein leeres Grab :smile:
Aber prinzipiell hast Du schon recht, es macht wenig Sinn sich über Symbole den Kopf zu zerbrechen, wenn sie so eingeschliffen sind, dass sich ihre Herkunft im Dunkel der Historie verliert.

Und Ralf hat natürlich auch recht, ein hungriger Geir scharrt auch ein paar Steine weg.

Grüße
Eckard

Moin, MM,

Das mag für Rabbiner gelten, erkärt aber nicht, warum fast
beinahe überall auf Gräbern Steine aufgeschichtet wurden.

Inwiefern nicht? Koheniten gibt es weltweit.

ich meinte eigentlich nicht die Steinchen auf dem Grabstein.

Unabhängig davon werden Rituale durch ihren Ursprung erklärt,
auch wenn dieser als originärer Träger des Rituals später
weniger wichtig oder weggefallen ist.

Das ist richtig, setzt aber voraus, dass der Ursprung sich noch finden lässt. Und möglichst belegen :smile:

Gruß Ralf