Hallo Uwi,
Religöser Glaube verlangt ja auch das Gegenteil,
nämlich das Glaubensbekenntnis, ohne Gründe und
Wahrheitsgehalt zu hinterfragen.
Hübsche Fehlleistung, die Dir da unterlaufen ist : )
Wie meinen? Das Komma hat nur gefehlt, oder?
Jetzt hab ich’s, verzeih - ich hab immer nur gelesen „Religiöser Glaube verlangt, das Glaubensbekenntnis zu hinterfragen“ und dachte, Dir sei das falsche Verb hineingerutscht. (Und fand den Satz sehr hübsch.)
Ja, wenn Du „naturwissenschaftlich“ ergänzt, wird es sicher klarer - aber ich meine ja auch gerade, dass der Glaube keine naturwissenschaftlichen Aussagen macht, sondern es um Weltdeutung und Lebenseinstellung geht. Er ist der Geisteswissenschaft und der Kunst näher als der Naturwissenschaft.
Ich glaube, es geht mir darum, dass religiöser Glaube das Hinterfragen nicht ausschaltet.
Was ist denn dann ,wenn das Ergebnis des Hinterfragens mal
negativ ausfällt und man feststellt:„Gott gibt es doch nicht“?
Das kommt vor… für manche endgültig, für manche vorübergehend. Und diese Möglichkeit, dass der Glaube aufhört, lässt der Glaube zu (meiner jedenfalls). Natürlich ist dann, wenn das Ergebnis „Es gibt Gott nicht“ feststeht, der Glaube vorbei. Aber umgekehrt schließt der Glaube meiner Meinung nach nicht das Hinterfragen aus, das dann zu einem solchen Ergebnis führen kann.
Das ist ähnlich wie z.B. in der Literaturwissenschaft.
Ob mich ein bestimmter Text „packt“, lässt sich nie ganz :wissenschaftlich herleiten.
Naja, da ist dann aber auch der Inhalt der wissenschaftlichen
Betrachtungen ein anderer, als nur subjektives Gefallen.
Warum ein Text packt, kann man IMHO analysieren.
Warum mich dieser und Dich jener - nur bis zu einem bestimmten Grad, denke ich. Es bleibt eine subjektive Komponente.
Ich kann auch religionspsychologisch analysieren, warum mir ein bestimmtes Gottesbild wichtig ist. Und ich kann systematisch-theologische Denkzusammenhänge überprüfen, und da kommt es auf (geisteswissenschaftliche) Logik an.
Glaube hat aber auch immer eine subjektive Seite, wie jede Überzeugung, das ist klar.
Trotzdem sollte man über Geschmack nicht streiten.
Kunst ist eben keine Naturwissenschaft.
Ja, eben, und Religion auch nicht.
Ich habe keine Schwierigkeiten, die Erschaffung der Welt durch Gott mit naturwissenschaftlichen Theorien dazu - soweit ich sie überhaupt verstehe - zu verbinden. Auch hier im Thread wurde irgendwo schon drauf hingewiesen, dass die Entstehung von Zeit und Materie (?) sehr nah ist am Glaubenssatz der „Creatio ex nihilo“, der Schöpfung aus dem Nichts.
Ich habe leider keine rechte Vorstellung davon, was Hawkings n-branes genau sind, aber warum sollten die dem Glauben widersprechen? Vereinfacht gesagt: Vielleicht lässt sich damit besser verstehen, wie er’s angestellt hat.
Theologisch gesprochen ist der Geist Gottes Kraft, Dynamik, Bewegung (nicht als strenge naturwissenschaftliche Definition). Wenn man naturwissenschaftlich von großer Energie (nagel mich bitte nicht auf den Begriff fest) bei der Entstehung des Universums spricht, finde ich es höchst reizvoll, über die Nähe der beiden Begriffe nachzudenken. Vielleicht sind das zwei unterschiedliche Sprachen oder Denkweisen, sich dem gleichen Geschehen anzunähern?
Zwischen „religösem Glaube“ und „wissenschaftl. Hypothesen“
gibt es aber paar deutliche Unterschiede:
Auch hier richtiger „naturwissenschaftl. Hypothesen“
- Hypothesen werden nicht als wissenschaftliche Tatsache
dargestellt. Das es des öfteren anders kommt, liegt an den
Medien und an Geldgeilheit von manchen Publizisten, die
mit mystischem Kram mehr Umsatz machen als mit nackter
Wissenschaft, die kaum keiner real versteht.
Aber da liegt der Hase im Pfeffer!
Religiöser Glaube wird nicht als wissenschaftliche Tatsache
dargestellt.
Nein natürlich nicht.
Das habe ich doch auch nicht behauptet, oder?
Ich verstand Dich so, weil Du mit den Unterschieden zwischen Glaube und (natur)wissenschaftlichen Hypothesen eingeleitet hast. Und es wird so oft missverstanden, gerade bei der Schöpfung, dass die erste biblische Schöpfungserzählung ein naturwissenschaftlicher Bericht sei und als ob sich der Glaube an die Erschaffung der Welt durch Gott und die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse dazu ausschließen.
- Es basiert auf streng logischen Überlegungen und läßt
bekannte wissenschaftliche Erkenntnisse /Naturgesetze)
nicht einfach fallen.
Und auch hier muß ich korrekt NW schreiben.
Und die Theologie als Wissenschaft, die dem religiösen Glauben
zugeordnet ist, basiert auf einer Grundannahme und arbeitet
dann mit streng logischen Überlegungen und lässt bekannte
wissenschaftliche Erkenntnisse (Naturgesetze, archäologische
Erkenntnisse, literaturwissenschaftliche Methoden,
Geistesgeschichte) nicht einfach fallen.
Ja, auch da hast du recht.
Allerdings sehe ich diese Problem der Grundannahme
eben als prinzipielles Problem.
Darauf kann man zwar mit wissenschaftlicher Methodik eine
komplette Lehre aufbauen, aber da die Basis Dogmen sind,
steht das Ganze für meinen Geschmack auf sehr tönernen Füßen.
Ich würde es anders nennen: Die Basis ist eine Überzeugung. Ja, das ist sicher anders als in der Naturwissenschaft - auch wenn immer wieder angemerkt wird, dass auch die Naturwissenschaft von Voraussetzungen ausgeht, die letztlich nicht überprüfbar sind. Trotzdem - ja, klar, das ist ein Unterschied.
Viele Grüße,
Jule