Steuersenkung für Frauen

Hallo,

gerade bei Spiegel Online gelesen: Es wird als Nachteilsausgleich wegen des durchschnittlich geringeren Lohns vorgeschlagen, die Einkommenssteuer nur für Frauen zu senken: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,487…

Diese Maßnahme soll das Arbeiten für Frauen attraktiver machen (da sonst nach Abzug der Kinderbetreuungskosten häufig kaum mehr etwas übrig bleibt) und langfristig zu einer veränderten Aufgabenteilung innerhalb der Familien führen. Für die Volkswirtschaft solle das von Nutzen sein.

Was haltet ihr davon?

Viele Grüße,
Anja

Hi Anja,

nicht sonderlich viel.

Erstens wird lediglich behauptet, dass Frauen Kinder bekämen, wenn sie mehr Geld hätten. Tatsächlich ist das nicht ganz so einfach. Mag vereinzelt stimmen, aber Paris Hilton ist keine 20fache Mutter, weil sie finanziell besonders unabhängig ist.
Zweitens ist es nicht verwunderlich, wenn die gut verdienende Frauen, die in diesem Artikel befragt werden, sich für eine niedrigere Einkommenssteuer aussprechen. Davon haben sie ja selbst was, auch wenn sie jetzt schon gut leben können.
Drittens werden Arbeitgeber die Löhne bei Frauen mit eben dem Argument, dass sie ja mehr rausbekommen, entsprechend runterhandeln. Dann bekommen sie halt künftig weniger brutto und genauso viel netto. Die Tatsache mehr Chancen auf Jobs zu haben sagt indes nichts über die Art der Anstellung und das Gehalt aus. Diese Harvard Studie ist ausgesprochen dünn und in diesem Kontext irrelevant. (Subpunkt: George W. Bush studierte in Harvard.)
Viertens die Umstellung zu diesem Rattenfänger System kostet erstmal nur Geld.
Fünftens der Spiegel ist ganz schön schlecht geworden.

Viele Grüße,

Hilmar

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Gar nichts. Überhaupt gar nichts. Mir ist sogar völlig unbegreiflich, wie man über so was auch noch ernsthaft diskutieren kann. Meistens ist es ja so, dass dort, wo eine Übervorteilung von Frauen angestrebt wird, man dies noch als Versuch verkauft, Gleichberechtigung herzustellen. Nun wird das zwar auch hier versucht - aber ich finde, dass trotzdem jeder sehen können müsste, dass es darum nicht geht. Ich habe noch nie auf Grund meines Geschlechts nur einen Cent mehr verdient als meine weiblichen Kollegen. Warum um alles in der Welt sollten die am Ende netto mehr haben als ich? Zu Recht sagen Frauen, sie wollen nicht weniger verdienen. Nur: Wieso sollten Männer weniger verdienen?

Es ist wirklich ungeuherlich. Und auch, wenn es keine offizielle Position der Grünen ist, die Grünen bereiten den Nährboden für solche Auswüchse. Für mich ist seit heute klar, dass ich sie nicht mehr wählen werde. Schweine wählen ja auch nicht die Metzgerpartei. Es geht einfach nicht, ich kann denen meine Stimme nicht mehr geben. Leider!

Levay

Hi,

Diese Maßnahme soll das Arbeiten für Frauen attraktiver machen
(da sonst nach Abzug der Kinderbetreuungskosten häufig kaum
mehr etwas übrig bleibt) und langfristig zu einer veränderten
Aufgabenteilung innerhalb der Familien führen. Für die
Volkswirtschaft solle das von Nutzen sein.

wenn Frauen irgendwo aufgrund ihres Geschlechts weniger verdienen
als Männer mit derselben Qualifikation, dann ist das ein Mißstand und
sollte behoben werden. Allerdings glaube ich nicht, dass es noch allzu
viele Firmen gibt, in denen das so ist.

Ich halte es für absoluten Unfug und reine Propaganda, da _Frauen_
ohne Differenzierung etwas zu schenken, stattdessen sollte man sich
lieber darum bemühen, _Familien_ zu unterstützen, indem man eben
die Kinderbetreuungsangebote verbessert - mehr davon, zu niedrigeren
Kosten.

Dann braucht es so einen Quatsch auch nicht mehr.

.m

Der Staat hat den Eindruck überall einzugreifen.
Das ist schlecht, kommunistisch.
Wenn er das tut werden die Unternehmen die Löhne der Frauen weiter
senken und der Staat bezahlt dafür.
Und wie will man erkennen warum jemand weniger verdient. Also gilt es
auch für Frauen, die mehr verdienen, als ein Mann. Damit ist dann die
Diskriminierung des Mannes gegeben. Wie so oft mittlerweile.
Im Prinzip basiert der Staat mehr und mehr auf Männer. Armee, Steuer,
was noch?
Das kann nicht im Sinne der Emanzipation sein, aber vielleicht ja im
Sinne der Emanzen.

Kay

Hallo Anja,

gerade bei Spiegel Online gelesen: Es wird als
Nachteilsausgleich wegen des durchschnittlich geringeren Lohns
vorgeschlagen, die Einkommenssteuer nur für Frauen zu senken:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,487…

ichhabe mir erlaubt, das jetzt nicht zu lesen.

Diese Maßnahme soll das Arbeiten für Frauen attraktiver machen
(da sonst nach Abzug der Kinderbetreuungskosten häufig kaum
mehr etwas übrig bleibt) und langfristig zu einer veränderten
Aufgabenteilung innerhalb der Familien führen. Für die
Volkswirtschaft solle das von Nutzen sein.

Nach Abzug der Kinderbetreuungskosten bleibt dann vom Einkommen einer Ehefrau nicht genug übrig, wenn die Ehegatten die III/V Steerklassen wählen und der Ehemann hiermit weniger Steuern zahlt.

Was haltet ihr davon?

Ich halte es daher für sehr viel sinnvoller, die Kinderbetreuung bezahlbar auszubauen und das Ehegattensplitting in ein Familiensplitting zu überführen, so dass nicht die Ehe steuerlich gefördert wird, sondern wirklich die Familie.

Gruß, Karin

Hallo,

ich halte das nicht für besonders sinnvoll. Es gibt durchaus Bereiche, in denen keine Diskriminierung bezgl. der Bezahlung bestehen (öffentlicher Dienst, Kirchen).

Außerdem fürchte ich, dass der Steuervorteil umgerechnet wird. Frauen also weniger brutto bekommen, mit dem Hinweis, sie erhalten es ja über den Steuervorteil zurück.

Dass dadurch mehr Frauen in Jobs streben, glaube ich auch nicht. Ich kenne viele, die das gerne täten, wenn es denn Jobs gäbe.

Ein Unrecht wird nicht dadurch besser, dass man ein anderes dagegensetzt. Schließlich sollen Männer dagegen mehr Steuern zahlen müssen. Ich fürchte, was dem Mann auf der einen Seite aus der Tasche gezogen wird, kommt nicht auf der anderen Seite rein, so dass Familien ggf. schlechter dastehen.

Ich finde, dass dies kein guter Weg ist.

LG

Sarah

Worin unterscheidet sich die vorgeschlagene Massnahme, die angeblich der Wahrung der Rechte der Frauen dienen soll, von der Diskriminierung der Männer?

Gar nichts. Überhaupt gar nichts. Mir ist sogar völlig
unbegreiflich, wie man über so was auch noch ernsthaft
diskutieren kann.

Es ist reiner Schwachsinn und dient zu nichts anderem als der Spaltung der Gesellschaft zwischen Mann und Frau.

Meistens ist es ja so, dass dort, wo eine
Übervorteilung von Frauen angestrebt wird, man dies noch als
Versuch verkauft, Gleichberechtigung herzustellen.

Es gibt und kann keine Gleichberechtigung geben, weil beide Parteien (Mann und Frau) weder die gleiche Arbeit leisten noch an sich nicht gleich sind. Obwohl dieser Punkt eher in die Kategorie Philosophie gehört.

Ich habe
noch nie auf Grund meines Geschlechts nur einen Cent mehr
verdient als meine weiblichen Kollegen.

Das Gegenteil kann ich zum Beispiel bestätigen :wink:
Es ist einfach nur Schmarrn! Da gibt es unzählige Branchen wo das eine Geschlecht mehr als das andere verdient. Diese zu vereinheitlichen wäre paradox und unrealistisch.

Es ist wirklich ungeuherlich. Und auch, wenn es keine
offizielle Position der Grünen ist, die Grünen bereiten den
Nährboden für solche Auswüchse.

Wie die FDP! Immer das Fähnchen dem Winde nach wehen lassen.
Die Grünen orientieren sich nach den vernachlässigten alternativen Wählern, die FDP nach denen die zwar nichts sind, sich aber für Gottes besondere Schöpfung halten.

Für mich ist seit heute klar,
dass ich sie nicht mehr wählen werde.

Derweil habe ich noch nie eine dieser Parteien gewählt. Bisher hat nur eine einzige Partei meine Stimme bekommen und das war die APPD (anarchistische Pogo Partei Deutschland) :wink:)) Deren Programm war einfach nur SPITZE! Ansonsten nutze ich meinen Wahlzettel nur für Karikaturen. Und mit Verlaub: Die sind wirklich nicht ohne!

Krümel

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Hai Anja,

es ist gerade mal knapp 18 Jahre her, als wir gesehen haben, daß eine künstliche Gleichmacherei nicht allzuviel nützt. Manche Leute scheinen grob lernresistent zu sein. Ausserdem, die Logik dieser Leute erschliesst sich mir höchstens nach 7-8 Pils, wahlweise 5 Viertele. Das Sommerloch ist halt schon recht nahe.

Ralph

Zudem ohnehin nicht möglich…
…da verfassungsrechtlich nicht ansatzweise durchzubringen. haben die im sächsischen Landtag keine juristischen Berater?

Gruß
Dea

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Anja,

hier steht doch, was davon zu halten ist:
http://www.spiegel.de/spam/0,1518,487771,00.html
Das wäre wahrscheinlich eher etwas für das Plauderbrett gewesen, genauso interessant wie die dortige Diskussion über Paris Hilton und den Knast.

Gruß
Torsten

Tja, mein Lieber,

ich sehe das ja so wie du - aber ein Berliner Professor für Verfassungsrecht hat bereits erklärt, das sei verfassungsrechtlich völlig unproblematisch. Leider wird das Recht, sobald es um die Bevorzugung von Frauen geht, auch gern mal verbogen, wie du sicherlich weißt. Man muss einfach nur auf Statistiken verweisen, dann zählen nicht mehr die Grundrechte der einzelnen Menschen, sondern die Geschlechter bekommen Grundrechte quasi als Kollektiv. Wenn Frauen dann im Kollektiv schlechter abschneiden, darf der einzelne Mann ruhig diskriminiert werden.

Levay

Hi,

also ehrlich gesagt, nachdem ich nun selbst mehrere Jahre in der Forschung gearbeitet habe, weiß ich, dass es immer wieder Aussagen von Professoren gibt, die dogmatisch völlig unhaltbar und juristisch einfach schlecht sind. Das sind dann meistes solche, die sonst keinen Namen haben, und dann mal eine Möglichkeit sehen, sich einzubringen. Da ich, selbst lange am verfassungsrechtlichen Lehrstuhl tätig gewesen, diesen Namen noch nie gehört habe, sehe ich das ähnlich.

Ich denke da auch an die juristisch völlig hirnverbrannten Veröffentlichungen eines Prof. Brugger zur Zulässigkeit von Folter trotz Art. 1 GG. Selbst wenn man das politisch vertreten würde, waren die Ausführungen juristischer Schwachsinn. Aber, er hatte plötzlich einen Namen.

Es gibt Professoren, und das sind die überwiegenden, die sind geniale Juristen vor denen Mann durchaus den Hut ziehen kann. Aber es gibt auch welche, das kann man an den Veröffentlichungen sehen, da sollte man besser nicht zuhören.

Hinzu kommt schließlich, das weiß ich inwischen auch durch meine Tätigkeit bei „der“ deutschen Professorin für Gleichheitsrecht, dass gerade im Rahmen des Art. 3 GG die allerwenigsten Verfassungsrechtler Ahnung haben. Da wird schnell mal etwas behauptet, ohne die Materie wirlich zu verstehen. Art. 3 GG ist aber tatsächlich recht schwierig zu handhaben und funktioniert nun einmal ganz anders als die „normalen“ Grundrechte. Und im vorliegenden Fall sehe ich wirklich gar keine Chance für eine geschlechtsspezifische Besteuerung.

Gruß
Dea

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

So viele Reaktionen und ausnahmsweise mal sind alle der gleichen Meinung. :wink:

Sowohl rechtlich als auch moralisch ist mir diese Forderung ebenfalls schleierhaft. Im Sinne einer Umverteilung von häuslichen Aufgaben hätte es zwar evtl. eine Auswirkung, aber der Staat hat sich imho in solche Dinge nicht einzumischen. Außerdem wäre dieser Sinn ja auch nur gegeben, falls dann nicht einfach die brutto-Löhne für Frauen gesenkt werden würden.

Das Problem, dass sich Arbeit für Mütter häufig nicht lohnt, ist ja nicht neu (ich kenne es aus meinem Bekanntenkreis, darüber gab’s aber auch letztens einen Artikel im Spiegel). Aber da sollte es andere, geschlechtsunabhängige Wege geben. Sonst ist das ja genauso wie die meiner Meinung nach völlig sinnlose Bevorzugung von Frauen als Arbeitnehmer(innen) in öffentlichen Einrichtungen: Eingestellt werden sollte der, der etwas kann und nicht der, der das richtige Geschlecht hat!

Der Tenor ist in diesem Thread ja eindeutig und ich schließe mich ihm an. Bin aber dennoch gespannt, ob sich hier nicht mal jemand zu Wort meldet, der das eine oder andere Pro-Argument parat hat, würde mich wirklich interessieren!

Viele Grüße,
Anja

warum nicht möglich?
Hi,

Und im vorliegenden Fall sehe ich
wirklich gar keine Chance für eine geschlechtsspezifische
Besteuerung.

magst Du, oder Levay, das für jemanden wie mich, der von den Sonderbarkeiten des Verfassungsrechts wenig Ahnung hat, mal näher ausführen?

Mein Problem ist: warum sollte eine solche geschlechtsspezifische Besteuerung grundsätzlich verfassungrechtlich bedenklicher sein, als z.B. die relative Quotenregelung im Gleichstellungsgesetz für den öffentlichen Dienst oder die Wehr- und Dienstpflicht, etc.?

Das kann ich als Laie nicht nachvollziehen.

Danke und Grüße
Franz

viereinhalb Pros
Hi,

Der Tenor ist in diesem Thread ja eindeutig und ich schließe
mich ihm an. Bin aber dennoch gespannt, ob sich hier nicht mal
jemand zu Wort meldet, der das eine oder andere Pro-Argument
parat hat, würde mich wirklich interessieren!

Naja, die Pros stehen ja im Link, neue weiß ich auch nicht, aber wenn ich schon dabei bin, führe ich die Pros halt mal aus.

Das Pro-Argument wird ja im Link selbst genannt:
eine solche Maßnahme könnte (oder auch nicht, das würde sicher stark von der Höhe der steuerlichen Maßnahme abhängen) auf die gesellschaftliche geschlechtsspezische Arbeitsteilung einwirken;

  1. das finde ich auch nicht grundsätzlich unrealistisch, denn wenn z.B. eine Familie feststellt, dass ihr Familieneinkommen um 200 Euro höher wäre, wenn künftig Frau Vollzeit arbeitet, Mann nur noch Teilzeit und Kinder/Haushalt versorgt, nicht wie bisher umgekehrt, dann würden sich das sicher einige überlegen.

Persönlich fände ich eine Attacke auf die traditionale geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung auf jeden Fall sinnvoll, den Weg über unterschiedliche Besteuerung von Mann und Frau aber eher bedenklich.

  1. auch im Link genannt wird ja, dass dadurch die faktisch bestehende geschlechtsspezifische Ungleichheit der Löhne „kompensiert“ werden würde;
    dieses Argument halte ich grundsätzlich für nicht ganz falsch, denn auf statistisch-aggregierter Ebene, also über alle Einzelfälle hinweg, besteht diese Ungleichheit ja faktisch durchaus, und steuerliche Maßnahmen haben ja bekanntlich ebenfalls mit Einzelfällen nichts zu tun;
    z.B. steuerliche Vergünstigung für Familien, wie unten genannt, ist/wäre ja nicht weniger pauschal und weniger undifferenziert als Vergünstigung pauschal für Frauen; insofern m.E. kein berechtigter Einwand.

Schwachpunkt bei diesem Argument ist wohl, dass diese geschlechtsspezifische Lohnungleichheit sich kaum als direkte Benachteiligung interpretieren lässt, eher als eine sehr latente Form von gesellschaftlich/kultureller Diskriminierung, in die auch und heute vielleicht sogar größtenteils „freiwillige“ Bildungs- und Arbeitsentscheidungen von Frauen reinspielen;
insofern kann m.E. von „Gleichberechtigung durch Ungleichbehandlung“ nur mit einer sehr verbogenen Logik die Rede sein; ich kann mir kaum vorstellen, dass auch die meisten Nutznießer dieser Maßnahme, vulgo: Frauen, so etwas als „gerecht“ empfinden könnten.

  1. Warum die Maßnahme, wie im Link genannt, der Volkswirtschaft nutzen soll, ist mir persönlich schleierhaft, wenn die Berechnungen von Alesina und Ichino aber korrekt sind, dann wäre das tatsächlich ein Pro, weil die beiden davon ausgehen, dass die Steuersenkung für Frauen weit höher ausfallen könnte als die dafür erforderliche Steuererhöhung für die Männer - allgemein also ein Steuersenkungsmaßnahme bei insgesamt gleichem Steueraufkommen
    http://www.zeit.de/2007/23/Gleichberechtigung

Das müsste man sich mal näher anschauen, klingt irgendwie sonderbar, weil ja dadurch Männer aus dem Arbeitsmarkt fallen würden, deshalb in dem Maße die Steuererhöhung für Männer größer werden müsste, …;
das kann ich aber spontan nicht einschätzen.

  1. Die Grundidee der beiden, eine ökonomisch bedingte Ungleichheit mit ökonomischen Anreizmustern für Firmen zur Einstellung von Frauen zu attackieren, also die „Sprache“ der Firmen zu sprechen, nicht (nur) mit irgendwelchen moralischen Appellen oder gesetzlichen Vorgaben zu operieren, finde ich grundsätzlich sehr überzeugend;
    und diese Einsicht setzt sich ja z.B. in der Umweltpolitik allmählich auch durch (etwa mit Zertifikaten statt Verboten operieren, etc.), warum nicht auch in der Frauenpolitik?

  2. Naja, dann noch das Argument, dadurch würden sich mehr Frauen für Kinder entscheiden, was ich allerdings erst mal für problematisch halte, aber man müsste es genauer durchdenken:
    ich sehe es eigentlich so, dass, wenn die Rechnung so laufen würde wie oben gezeigt mit dem erhöhten Familieneinkommen durch Erwerbsarbeit der Frau statt dem Mann, die „Opportunitätskosten“ des Kinderkriegens eher höher würden.

Kontras wüsste ich natürlich auch ein paar, aber man sollte solche Ideen nicht gleich als Spinnerei oder als den Untergang des Abendlands abtun; Steuerpolitik ist nie „gerecht“ und sie ist immer ein Cui bono, insofern ist mein maskuliner Reflex hier gar nicht so ausgeprägt.

Viele Grüße
Franz

So könnte sich immerhin meine Geschlechtumwandlung nach ein paar Jahren amortisieren … weniger Penis, mehr netto :wink:

Hi Franz,

nur ungern, aber jetzt muss ich Dir doch mal aufs heftigste widersprechen.

M.E. kann es nicht sinnvoll sein, dass der Staat Familien ein Rollenbild aufzwängt, wenn auch jetzt umgekehrt. Wenn, dann sollte es doch so sein, dass die Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Familie das wirklich freiwillig und individuell wählt.

Sicherlich würden wesentlich mehr Frauen vollzeit arbeiten, wenn es denn Jobs gäbe.
Außerdem sehe ich die Gefahr, dass ein noch niedrigeres Brutto angeboten würde, mit dem Hinweis, dass frau das ja über den Steuervorteil wieder wett machte.

Ich fürchte, dass sich das dann genau so entwickelt, dass die Verdienstunterschiede im Laufe der Zeit immer weiter auseinander klaffen. Schließlich holt frau das ja über den Steuervorteil wieder auf.

Desweiteren… was ist mit Familien, die es nicht nutzen können, weil die Frau auf Grund von Behinderung/Krankheit z.B. Rentenbezieherin ist? Nur der Nachteil des höher besteuerten Ehemannes, aber keine Steuervorteile, da nicht vorhanden.

Schließendlich werden Frauen, die vielleicht lieber die Kindererziehung übernehmen würden gezwungen, da sonst die Finanzen nicht mehr passen.

Und als letztes… Unternehmen wälzen doch dann die Lohn/Gehaltsfragen auf die Allgemeinheit um (über die Steuern eben)

Wenn, dann sollte es wirklich das Ziel sein, dass Frauen für die gleiche Arbeit auch gleich entlohnt werden. Aber nciht über die Steuern kompensieren. Da sind doch Ungerechtigkeiten geradezu vorprogrammiert.

Es geht ja auch nicht ausschließlich um die Kindererziehungsfrauen, sondern Frauen im allg.
Ich finde, ungerechter könnte ein System gar nciht mehr werden. Schließendlich profitieren Frauen, die gar nciht benachteiligt sind (Beamte, Minister, Kirchenangestellte und sicherlich auch einige Firmen)

Ich kann doch nicht Deinen linken Fuss in Eiswasser stellen, Deinen rechten in kochendes Wasser und dann sagen „Gell, jetzt ist aber angenehm warm“

wenn die Berechnungen von Alesina und Ichino aber korrekt
sind, dann wäre das tatsächlich ein Pro, weil die beiden davon
ausgehen, dass die Steuersenkung für Frauen weit höher
ausfallen könnte als die dafür erforderliche Steuererhöhung
für die Männer - allgemein also ein Steuersenkungsmaßnahme bei
insgesamt gleichem Steueraufkommen

Sicherlich mag das in Einzelfällen auch so sein. Individuell gucken dann aber viele in die Röhre.

Würde es nicht dazu führen, dass z.B. eine Mutter von mehreren Kindern Hauptverdiener sein MUSS obwohl sie es gar nicht möchte?
Ich finde, dass nicht so erzwungen werden sollte.
Schließendlich gibt es auch Konstellationen, wo die Frau „das gar nicht reinholen könnte“. Ich denke jetzt mal an Familien, wo Er eine hochwertige Ausbildung hat, Sie aber nur jobbte.

Nein, m.E. muss es das Ziel bleiben, die Lohn- Gehaltsdifferenz möglichst zu eleminieren. Zumindest bei gleicher Ausbildung und gleichen Voraussetzungen.

Frauen verdienen ja häufig weniger als Männer. Dennoch sind sie nicht unbedingt bevorzugt bei Stellenbesetzung. Das scheint also nicht wirklich zu funktionieren, denn sonst würden Frauen Männern ja heute schon den Rang ablaufen.

operieren, etc.), warum nicht auch in der Frauenpolitik?

Weil nur besonders bedrohte Arten einen eigenen Schutz erhalten.

  1. Naja, dann noch das Argument, dadurch würden sich mehr
    Frauen für Kinder entscheiden, was ich allerdings erst mal für
    problematisch halte, aber man müsste es genauer durchdenken:
    ich sehe es eigentlich so, dass, wenn die Rechnung so laufen
    würde wie oben gezeigt mit dem erhöhten Familieneinkommen
    durch Erwerbsarbeit der Frau statt dem Mann, die
    „Opportunitätskosten“ des Kinderkriegens eher höher würden.

Vielleicht bin ich da etwas altmodisch…
Kinder schafft man sich ja nicht als Lebensunterhaltungsposten an, sondern weil man Kinder möchte. Natürlich macht es mir leichter, wenn ich Unterbringungsmöglichkeiten habe. Aber auch einige 100 euro netto mehr, lassen mich doch nicht zu einem Kind bringen, wenn ich keine will?

Viele fühlen sich halt mit einem Kind genug belastet.
Auch die Erhöhung des Kindergeldes hat doch nicht den Kinderboom gebracht. Eben, weil Kindererziehung kein Einkommensposten ist, sondern ein Lebensziel.

Von daher fände ich es wünschenswert, wenn man die Betreuungsmöglichkeiten fördert. Schließendlich arbeiten aber ja viele Frauen Teilzeit, weil mit anderen Aufgaben noch viel zu tun ist.

Ich weiß nicht, ob die Politikerinnen, die sich das ausgebrütet haben, nicht ganz einfach an ihre eigene Abrechnung dachten :smile:
Oder werden Politiker ungleich bezahlt? Ich bezweifle das mal.

So könnte sich immerhin meine Geschlechtumwandlung nach ein
paar Jahren amortisieren … weniger Penis, mehr netto :wink:

Na, ich seh schon die ersten Verfassungsklagen :smile:

Grüße

Sarah

2 Like

Benachteilig, weil nicht benachteiligt?

Hallo,

gerade bei Spiegel Online gelesen: Es wird als
Nachteilsausgleich wegen des durchschnittlich geringeren Lohns
vorgeschlagen, die Einkommenssteuer nur für Frauen zu senken:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,487…

Moin moin,

naja, es wurden ja schon einige Punkte genannt. Aber wenn ich mir in dem Zusammenhang anschaue, dass in den momentanen Bildungs- und Ausbildungsgenerationen die Mädchen und Frauen schon die Nase vorn haben, erwarte ich schon, dass sich das Problem Gleichbezahlung innnerhalb der nächsten 10 (±4 Jahre) erledigt hat und eher die männliche Generation gefördert werden muss, zumindest wenn es heute um die schulische Bildung geht.

Dass sich Frauen heute bei den Dax- Vorständen kaum wieder finden, ist traurig, aber bei einer Anzahl im Promillebereich der Arbeitnehmer (soweit man Vorstände überhaupt dazu zählen will) ist diese auch nicht repräsentativ, allerdings erwarte ich auch hier, z. B. ähnlich wie in den Offizierslaufbahnen der Bundeswehr, eine steigende Anzahl.

Langsam glaube ich sowieso, dass ich, allein aus dem Grund, dass ich keiner benachteiligten Minderheit angehöre, eigentlich immer benachteiligt werde. Ich kriege kein Kindergeld, weil ich keine Frau habe, die mir welche gebähren will. Ich kriege keine Rabatte beim Eintritt, da ich weder Schüler noch Rentner bin; keine Hilfe bei der Wohnungssuche, weil ich keinen WBS bekomme; keine Hilfe bei der Jobsuche, weil ich ja einen Job habe, keine Steuererleichterung, weil ich in die Nähe meines Arbeitgebers gezogen bin, weg von der Heimat; keine Steuererleichterung, weil ich mir aufgrund meiner geografischen Flexibilität kein Haus kaufen kann und will.

Ja klar, ich jammere, ich bin Bauerssohn, das liegt mir im Blut. Ich hab nur einfach Angst, dass ich irgendwann Abgaben in exorbitanter Höhe habe, nur weil ich zu dumm war, nicht einen Nachteil zu haben, der vom Staat ausgeglichen wird. Da dieser Nachteil irgendwie finanziert werden muss, finanziere ich ihn im Zweifel über Steuern, die ich, weil ich ja kein Härtefall bin, anstandslos zahle.

Ich verzieh mich ja schon ins Innenpolitikbrett, wobei meine Jammerei wahrscheinlich gerade mal fürs Plaudereibrett genügt. Aber kann es sein, dass momentan sehr viel auf kleinere Minderheiten geachtet wird und weniger auf die große Masse? Der jobhabende, alleinstehende, einigermaßen verdienende Mann in der Mitte seines Lebens fragt sich doch, warum er eigentlich der Buhmann in der ganzen Geschichte ist. Wobei es rein steuerlich den Frauen in einer ähnlichen Situation nicht anders geht.

Spart euch die Postings „Heul Doch“, ich weiss, dass ich das quasi getan hab, aber bin ich allein damit?

Gruß

ALex

Hi Sarah,

nur ungern, aber jetzt muss ich Dir doch mal aufs heftigste
widersprechen

ooch, warum denn ungern? :wink:

aber vorweg: ich habe die Pros nur dargestellt, nicht unbedingt in vollem Umfang meine eigene Meinung gebracht.

Wenn, dann
sollte es doch so sein, dass die Voraussetzungen geschaffen
werden, dass die Familie das wirklich freiwillig und
individuell wählt.

ja, klar, sehe ich grundsätzlich auch so;
aber die Vertreter(!) und Vertreterinnen dieses Vorstoßes würden ja gerade sagen, dass durch eine solche Maßnahme erst die Möglichkeit einer wirklichen „individuellen Wahl“ entsteht;
Beispiel: wenn bisher Unternehmen Frauen tendenziell geringer beschäfigen, „weil sie ja mal schwanger werden könnten“, etc., dann aber durch die Verbilligung weiblicher Arbeitskraft durch die vorgeschlagene Maßnahme dann doch eher Frauen einstellen, dann ist das erst die Grundlage von „individueller Entscheidung“.

Sicherlich würden wesentlich mehr Frauen vollzeit arbeiten,
wenn es denn Jobs gäbe.
Außerdem sehe ich die Gefahr, dass ein noch niedrigeres Brutto
angeboten würde, mit dem Hinweis, dass frau das ja über den
Steuervorteil wieder wett machte.

hmm, weiß ich nicht;
der Punkt des Modells ist ja gerade, dass der Bruttolohn von Frauen geringer werden soll als der von Männern, damit Frauen vermehrt eingestellt werden;
ich glaube nicht, dass er deshalb nun noch niedriger werden würde, aber vielleicht verstehe ich Dich auch falsch.

Ich fürchte, dass sich das dann genau so entwickelt, dass die
Verdienstunterschiede im Laufe der Zeit immer weiter
auseinander klaffen. Schließlich holt frau das ja über den
Steuervorteil wieder auf.

Es ist richtig, dass die Brutto löhne von Frauen und Männern nach diesem Modell weiter auseinanderklaffen sollen als heute, damit die Unternehmen Anreiz haben, mehr Frauen einzustellen als heute, und weniger Männer; netto soll das dann angeblich eben ein geringerer Unterschied sein als heute …

Wäre interessant, wie die Gewerkschaften, die ja doch ganz schön männderdominiert sind, auf so ein Modell reagieren würden …

Desweiteren… was ist mit Familien, die es nicht nutzen
können, weil die Frau auf Grund von Behinderung/Krankheit z.B.
Rentenbezieherin ist? Nur der Nachteil des höher besteuerten
Ehemannes, aber keine Steuervorteile, da nicht vorhanden.

Richtig, keine Frage, die Profiteure dieses Modells wären in erster Linie wohl gut ausgebildete Single-Frauen und Dinkies.

Schließendlich werden Frauen, die vielleicht lieber die
Kindererziehung übernehmen würden gezwungen, da sonst die
Finanzen nicht mehr passen.

ja klar, auch richtig!

Wenn, dann sollte es wirklich das Ziel sein, dass Frauen für
die gleiche Arbeit auch gleich entlohnt werden.

Das ist meines Erachtens heute auf individueller Ebene weitgehend der Fall; man möge mich mit einem Link korrigieren, würde mich interessieren.

die Frage ist halt immer: was ist „gleiche Arbeit“?
Ist es „gleiche Arbeit“, wenn die öfter männliche Reinigungskraft mit irgendwelchen Gerätschaften irgendwelche Firmenhallen reinigt, und mehr Geld verdient, als wenn die meist weibliche Putzfrau das Büro nebenan mit dem Wischmob putzt?

Aber, das ist ein seeehhrr weites Feld :wink:

Würde es nicht dazu führen, dass z.B. eine Mutter von mehreren
Kindern Hauptverdiener sein MUSS obwohl sie es gar nicht
möchte?

Ja, das ist von denen so gewollt, zumindest tendenziell; das ist halt die herrschenden neoliberale Ideologie;

andererseits, wenn Du mir schon die Vorlage gibst:
MUSS denn ein Familienvater Hauptverdiener sein, obwohl er gar nicht will? :wink:

Für mich wäre wohl tatsächlich der Vorteil, wenn so ein Modell durchgesetzt werden würde (was sowieso nicht passieren wird), dass ich meine Freundin leichter „überreden“ könnte, in die Arbeit zu gehen, statt dass ich muss :wink:

So muss man es auch sehen!

Schließendlich gibt es auch Konstellationen, wo die Frau „das
gar nicht reinholen könnte“. Ich denke jetzt mal an Familien,
wo Er eine hochwertige Ausbildung hat, Sie aber nur jobbte.

ja, bei denen wäre aber der Niveau-Unterschied der Ausbildung und damit auch der Entlohnung so groß, dass dieses Modell da nicht dran rütteln würde;
wenn, dann wäre die vorgeschlagene steuerliche Ungleichbehandlung ja in einer Größenordnung, die nur wirkt bei Paaren mit einigermaßen gleichem Ausbildungsniveau.

Ich weiß nicht, ob die Politikerinnen, die sich das
ausgebrütet haben, nicht ganz einfach an ihre eigene
Abrechnung dachten :smile:

Doch, haben sie, eine (logischerweise keine Politikerin) hat das unverschämterweise ja auch noch ganz offen zugegeben :wink:

Im Ernst: Es ist klar, dass solche Modelle nicht für alle Frauen bzw. Lebensmodelle hilfreich sind;
insofern muss man ihnen halt den Anspruch, mit dem Vorschlag die „Belange der Frau“ zu vertreten, abstreitig machen, denn das tun sie gewiss nicht.

So könnte sich immerhin meine Geschlechtumwandlung nach ein
paar Jahren amortisieren … weniger Penis, mehr netto :wink:

Na, ich seh schon die ersten Verfassungsklagen :smile:

Wegen meiner Geschlechtsumwandlung, oder was? Na dann lass ichs halt :wink:

Viele Grüße
Franz

Hi Malte,

wenn Frauen irgendwo aufgrund ihres Geschlechts weniger
verdienen
als Männer mit derselben Qualifikation, dann ist das ein
Mißstand und
sollte behoben werden. Allerdings glaube ich nicht, dass es
noch allzu
viele Firmen gibt, in denen das so ist.

Das scheint leider doch der Fall zu sein, und gerade bei dir Malte, wundert es mich, dass du das anzweifelst. Bist du doch immer sehr umfangreich informiert.
http://www.bmfsfj.de/Politikbereiche/gleichstellung,…
[…]Je höher das Ausbildungsniveau, umso größer fällt der geschlechtsspezifische Einkommensabstand aus. Zwar steigt mit zunehmender Qualifikation das Einkommen bei Frauen und bei Männern an, aber wie der Geschlechtervergleich zeigt, führt eine hohe Ausbildung bei Frauen nicht automatisch auch zu einem gleich hohen Einkommen wie bei Männern. So verdienen Frauen ohne Ausbildung im Westen 82 Prozent des Einkommens der Männer, Frauen mit Fachhochschulabschluss nur 69 Prozent. Zudem gilt, je älter die Frauen sind, desto größer ist der Abstand zum durchschnittlichen Einkommen der gleichaltrigen Männer.[…]…

Allerdings ist das icht nur in D so:
http://www.bmfsfj.de/Publikationen/genderreport/3-Er…

Ich halte es für absoluten Unfug und reine Propaganda, da
_Frauen_
ohne Differenzierung etwas zu schenken, stattdessen sollte man
sich
lieber darum bemühen, _Familien_ zu unterstützen, indem man
eben
die Kinderbetreuungsangebote verbessert - mehr davon, zu
niedrigeren
Kosten.

Finde ich auch, und auch was Kuhmax sagte, dass das Ehegattensplitting zum Familiensplitting umgewandelt gehört, ist längst überfällig.

Marion