Hi,
- das finde ich auch nicht grundsätzlich unrealistisch, denn
wenn z.B. eine Familie feststellt, dass ihr Familieneinkommen
um 200 Euro höher wäre, wenn künftig Frau Vollzeit arbeitet,
Mann nur noch Teilzeit und Kinder/Haushalt versorgt, nicht wie
bisher umgekehrt, dann würden sich das sicher einige
überlegen.
Natürlich würden sich das dann viele überlegen. Die Männer
würden vom Staat geradezu in eine Rolle gedrängt (die Frauen
übrigens auch). Das Geschlecht macht’s aus - eben so soll es
aber ja gerade nicht mehr sein.
das ist den Vertreterinnen des Vorschlages auch bewusst:
„Lieber eine positive Diskriminierung als eine negative.“
Wir können uns darauf einigen, dass dieser Vorschlag „staatliche Intervention“ vorsieht, um es mal analytisch distanziert auszudrücken;
ich würde aber eher sagen, dass er Männer und Frauen aus der Rolle drängen will, nicht in die Rolle;
die Attackierung der traditionalen Rollenverteilung ist ja gerade das ursprüngliche Ziel des Vorschlages.
Dass das natürlich dennoch staatlicher Zwang ist, und als solcher auch durchaus ablehnenswert, ist mir bewusst (nicht zuletzt, weil ich es selbst ablehne).
Man muss sicherstellen, dass sich niemand wegen seines
Geschlechts zu einer bestimmten Aufgabe verpflichtet fühlt.
That’s it. Frauen oder Männer in bestimmte Positionen zu
drängen, ist nicht in Ordnung.
Es ist ein Faktum, dass es heute noch immer massiven gesellschaftlichen Zwang in die Geschlechterrolle gibt; der Zwang, „sein“ Geschlecht zu sein, deshalb „seine“ Aufgaben zu erfüllen, ist unübersehbar; er besteht also.
Die Frage aus dieser Perspektive ist doch, ob der hier diskutierte Vorschlag, der unzweifelhaft natürlich staatlichen Zwang in Anspruch nimmt, die Geschlechterrolle bzw. das System der geschlechtlichen Arbeitsteilung lockert, als diesen bestehenden Zwang zurückdrängen will, oder nicht.
Der Anspruch des Vorschlags ist jedenfalls die Lockerung; ob das tatsächlich so wäre, ist eine empirische Frage, über dessen Antwort ich mir vorab nicht sicher bin.
Ich habe schon befürchtet, dass es Menschen gibt, die solche
Argumente auch noch verteidigen, aber begreifen kann ich es
dennoch nicht.
lass Dich doch erst mal auf die Argumente ein, und lehne sie dann ab, aber erfasse sie doch erst mal korrekt!
Abgesehen davon fand ich es recht langweilig, wenn alle einfach nur gegen den Vorschlag sind
Wieso um alles in der Welt sollte man für
gleiche Arbeit (!) unterschied viel verdienen?
Wenn ich mir
vorstelle zu arbeiten und dafür weniger Geld zu bekommen, nur
weil ich ein Mann bin… das ist einfach unfassbar.
Ja, sehe ich auch so;
genauso sehen es aber halt auch die Vertreterinnen dieses Vorschlags: unfassbar, dass Frauen statistisch weniger verdienen, nur weil sie Frauen sind … das muss kompensiert werden …
Klar muss man dann Argumente austauschen zu:
was besagt diese „statistische Ebene“ denn überhaupt?,
umfasst „gleiche Arbeit“ auch so Fälle wie den Reinigungsmann und die Putzfrau, die ich weiter unten als Beispiel gebracht habe?,
wie soll der „Staat“ mit den faktisch bestehenden ungleichen Entlohnungen für gleiche Arbeit, die der Arbeitsmarkt erzeugt, umgehen?,
etc.
Sowas muss doch immerhin diskutierbar sein, ohne dass gleich die Emotionen hochkochen.
Aber ich bezweifle sowieso, dass dem so ist. Frauen
verdienen zwar weniger als Männer - aber nicht für dieselbe
Tätigkeit.
zwei Punkte finde ich ziemlich evident:
-
Die unausrottbare Erzählung der direkten Geringerentlohnung von Frauen für gleiche Tätigkeiten ist heute eher eine urban legend als Realtität.
-
die Tatsache, dass Frauen statistisch-durchschnittlich weniger verdienen als Männer ist Realität;
eine Begründung dafür: weil sie aus allen möglichen Gründen nicht so leicht zu den Tätigkeiten gelangen, mit denen man genauso gut verdient; anders ausgedrückt: die „Diskriminierung“ findet nicht statt auf der Ebene der Entlohnung für eine Tätigkeit, sondern auf der Ebene des Zugangs zu den Tätigkeiten, die sich aber dennoch natürlich letzten Endes auf die Entlohnung auswirkt.
Meines Erachtens kann man nicht sagen: weil 1) der Fall ist, will ich über 2) gar nicht mehr sprechen.
Die Frage ist halt, was man aus 2) folgern und fordern kann, und der Vorschlag fordert ziemlich radikal direkte finanzielle Kompensation - was ich persönlich ablehne, aber nicht völlig absurd und unlogisch finde.
Weil es ungerecht ist. Ganz einfach! Als Mann möchte ich die
gleiche Chance haben eingestellt zu werden wie eine Frau.
Ja, aber so einfach ist es halt nicht:
Die Vertreterinnen dieses Vorschlag zitieren Dich quasi:
„Als Frau möchte ich die gleiche Chance haben eingestellt zu werden wie ein Mann“, da diese heute auf dem Arbeitsmarkt nicht gegeben ist, muss es ein entsprechendes Regulativ geben, hier: die unterschiedliche Besteuerung, die durch niedrigeren Bruttolohn für Frauen die Bereitschaft der Unternehmen, Frauen einzustellen, erhöht.
Wenn man es akzeptiert, dass Frauen heute empirisch tatsächlich geringere Chancen, eingestellt zu werden, haben als Männer (und es gibts Forschungsmaterial en masse dazu mit den unterschiedlichsten Aussagen), dann ist diese Schlussfolgerung doch auf jeden Fall nicht vollkommen absurd.
Ich
will nicht bevorzugt werden, aber auch nicht benachteiligt.
Auch hierzu Zitate aus dem Link, die Deiner Aussage gar nicht fern sind:
„Seien Frauen benachteiligt, dürften sie solange bevorzugt werden, bis die Benachteiligung ausgeglichen ist“.
„Eine solche Reform würde die Gehaltsunterschiede ausgleichen“
Ob die dabei vorausgesetzte heutige „Benachteiligung“ tatsächlich besteht, oder nicht, bzw. was Benachteilung auf statistisch-aggregierter Ebene denn überhaupt besagt, ist halt der zentrale Streitpunkt dabei; aber den muss man m.E. diskutieren können.
Schon gar nicht um einer abstrakten, rein statistischen
Gerechtigkeit wegen.
Das ist richtig, aber sooo abstrakt ist diese Ebene nun auch nicht; man muss sich im Klaren sein, dass da durchaus viele empirisch nachweisbare „kleine Diskriminierungen“ hineinspielen, also Faktoren, die als einzelne keine Lohnungerechtigkeit erzeugen, die aber im Zusammenspiel durchaus einen Teil davon erklären;
das sind z.B. solche Erwägungen in Personalabteilungen wie, dass statt Frau A nun doch Herr B auf Fortbildung geschickt wird, „weil die B ja bestimmt in den nächsten Jahren ein Kind kriegen wird, und dann drei Jahre weg ist“, etc.;
lauter ziemlich triviale Sachen, die aber in Summe durchaus wirksam sind, denn irgendwo muss die statische Ungleichheit ja herkommen, da wäre es zu leicht, alles auf die „freiwillige Entscheidung“ der oder des Einzelnen zu reduzieren.
Wenn man Frauen wegen ihrer niedrigeren
Besteuerung weniger brutto zahlen muss, ist das für einen
Arbeitgeber natürlich ein Argument, sie einzustellen. Und der
Mann bekommt die Tätigkeit wegen seines Geschlechts nicht.
Haaaaallo, dass muss doch bei dir klingeln! Das kann doch
nicht richtig sein!
Ja, klar, das klingelt bei mir;
aber es klingelte bei mir halt auch, als mir meine Schwiegermutter erzählte, dass man ihr beim Einstellungsgespäch die Frage stellte: „Sie sind alleinerziehend, was machen Sie, wenn Ihre Kinder mal krank sind?“ - sie bekam den Job nicht. Hätte man einem Mann eine solche Frage überhaupt gestellt?
Das soll jetzt die andere Ungerechtigkeit nicht legitimieren, aber bestimmte Formen von Diskrimierung von Frauen bei Einstellungen (gerade wegen Mutterschaft) sind empirisch gut gesicherte Befunde, das gilt es schon zu bedenken.
Nein, aber als grob ungerecht und ganz typisch für ein Land,
das in einem feministischen Klima lebt.
Sagen wir mal so: Ich lache heute jede „Feministin“ einfach nur aus (das betrifft auch die feministische Literatur, die ich lese und lesen muss), die mir irgendwas von „universalem Patriarchat“ und „allumfassender Unterdrückung der Frau durch den Mann“ erzählt; diese Ideologeme langweilen mich zutiefst, aber umgekehrt zu sagen, dass wir heute in einem „feministischen Klima“ leben würden, finde ich auch nicht viel besser.
Fassungslos:
kann ich wiederum nicht nachvollziehen.
Gefasste Grüße
Franz